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Veröffentlicht am 15.06.2021

Herzerwärmende Geschichte

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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“Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte” von TJ Klune ist eine wunderschöne herzerwärmende Geschichte mit liebevollen Charakteren, die wir einfach ins Herz schließen müssen. Da bleibt uns gar keine andere ...

“Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte” von TJ Klune ist eine wunderschöne herzerwärmende Geschichte mit liebevollen Charakteren, die wir einfach ins Herz schließen müssen. Da bleibt uns gar keine andere Wahl! Lieben Dank an @lovelybooks für das Rezensionsexemplar!

⚠️ [CN: Anxiety, Bodyshaming, Fettfeindlichkeit (internalisiert), Gewalt, Homofeindlichkeit, Kindesmisshandlung, Mobbing]

Zuallererst: Es gibt Kritik zu Klunes Buch. Er hat in einem Interview den Sixties Scoop in Kanada und in den USA als eine seiner Inspirationen genannt. Die konkrete Kritik: Klune, weißer Autor, nutzt das Trauma von indigenen Menschen für seine Fantasy-Geschichte. Das hört sich erstmal schlimm an, aber es gibt auch indigene Menschen, die dem nicht zustimmen. Kelsey @redlionliterature ist eine indigene Bookstagrammerin, die ein IGTV dazu gemacht hat. Es sind keine Untertitel vorhanden, aber ich habe das Video transkribiert und auch übersetzt. Den Link zum Transkript und zu der Übersetzung findet ihr in meiner Bio. Das heißt nicht, dass es keine indigene Menschen gibt, die Kritik üben. Kelsey ist nur ein Mensch einer Community, aber wir sollte darauf achten keine white saviours zu sein.

So, worum geht’s denn eigentlich in dem Buch? Unser Protagonist Linus ist ein perfekter Beamter, der in der Sonderabteilung des Jugendamtes arbeitet. Er überprüft Waisenhäuser, wo magisch begabte Kinder und Jugendliche untergebracht sind, um sicherzugehen, dass es denen gut geht. Eines Tages wird er auf eine geheime Mission geschickt. Und zwar soll er das Waisenhaus von Mr. Parnassus unter die Lupe nehmen. Denn dort sind die Kinder nochmal einen Tick spezieller. Also macht er sich auf den Weg auf die Insel, wo er mehrere Wochen verbringen wird.

Das Buch trifft einfach genau meinen Humor und ich musste häufiger sogar laut auflachen. Wie bei Unterhaltungen zwischen Linus und anderen Figuren, aber auch einzelnen Gedanken von Linus, die nur so vor trockenem Humor strotzen. Es ist so schön mitzuerleben, wie Linus aus seiner grauen Monotonie herausgerissen wird, sich seinen eigenen Vorurteilen den Kindern gegenüber stellen muss und so langsam lockerer wird.

Die Geschichte findet an einem wunderschönen Setting statt! Blaues Meer, grüner Wald und ein Waisenhaus, das zu einem Heim geworden ist. Dann die Figuren, die in diesem Heim wohnen! Arthur Parnassus ist einfach wundervoll! Wie er mit den Kindern umgeht, auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht und sie versteht. Er sieht die Kinder für das, was sie sind und nicht, was sie sein könnten, was in diesem Kontext sehr wichtig ist.

Alles war einfach so süß, das ich regelrecht geschmolzen bin und vor Freude geweint habe oder so schrecklich, dass ich… auch einfach geweint habe. Macht euch also darauf gefasst, dass diese Geschichte euer Herz erobern wird! Das Ende hatte mich etwas gestört, weil ich mir eine systematische Veränderung gewünscht habe und auch die Verwendung des Wortes “menschlicher” ist mir etwas sauer aufgestoßen, weil die Kinder ja keine Menschen sind. Wieso sollten sie dann menschlicher werden? Wieso wird “menschlich” positiv konnotiert? Das sind aber auch schon die einzigen Kritikpunkte, die ich habe

Dann gibt es außerdem einiges an toller Repräsentation: dick_fette Charaktere, schwuler Protagonist, schwule Beziehung und lesbische Beziehung. Große Leseempfehlung von meiner Seite aus!

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Tolles Kinderbuch

So viele liebe Lachgesichter
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Heute stelle ich ein Buch vor, das bestimmt einige verwundern wird. Schließlich habe ich keine Kinder. Wieso ist hier also das Kinderbuch “So viele liebe Lachgesichter” von Dawn McNiff und Zoe Waring? ...

Heute stelle ich ein Buch vor, das bestimmt einige verwundern wird. Schließlich habe ich keine Kinder. Wieso ist hier also das Kinderbuch “So viele liebe Lachgesichter” von Dawn McNiff und Zoe Waring? Ich habe eine Nichte (5) und einen Neffen (2) in spe! Außerdem finde ich die Idee des Buchs richtig gut! Danke an @bloggerportal und @penguinjunior_verlag für das Rezensionsexemplar!

Dieses Kinderbuch ist ein Pappbilderbuch mit vielen Klappen und einer Spiegelfolie am Ende. Es lädt zum Entdecken und Mitmachen für Kinder ab 2 Jahren ein. Die Masken der Figuren können aufgeklappt werden, sodass dahinter die Lachgesichter zu erkennen sind!

Besonders cool finde ich, dass nicht alle Figuren weiß codiert sind, sondern auch ein Schwarzer Arzt und weitere PoC codierte Figuren vorkommen. Noch besser wäre es gewesen, wenn auch sichtbare Behinderung Repräsentation gefunden hätte. So, wie hat es aber den Kindern gefallen? Ich habe das Buch den beiden vorgelesen und sie hatten großen Spaß mit den Masken-Klappen. Dem Zweijährigen schien die Spiegelfolie besonders zu gefallen. Sogar am nächsten Tag hat das Mädchen explizit nochmal nach dem Buch verlangt, um darin zu blättern, sich die Texte vorlesen zu lassen und mit den Masken-Klappen zu spielen.

Von den Kindern kriegt das Buch ein Daumen hoch. (Auch wenn ich mir unsicher bin, ob der Zweijährige schon versteht, was ein Daumen nach oben bedeutet.)

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Toller High Fantasy-Roman

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
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Was für ein Brocken doch das Buch “Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin” von Samantha Shannon ist! Für mich war das aber ein grandioses Lesevergnügen! Nochmal danke an Mascha für dein Gewinnspiel, ...

Was für ein Brocken doch das Buch “Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin” von Samantha Shannon ist! Für mich war das aber ein grandioses Lesevergnügen! Nochmal danke an Mascha für dein Gewinnspiel, bei dem ich dieses Prachtstück gewonnen habe.
⚠️ [CN: Alkoholismus, Blut, Depression, Fehlgeburt, Folter, Gewalt, Krieg, Mord, Suizidalität, Tod, Unfruchtbarkeit]

Anfangs habe ich mir etwas schwergetan, weil es High Fantasy ist und es einfach eine vollkommen neue Welt ist. Außerdem habe ich solche Probleme mit Links und Rechts, und West und Ost, sodass ich mir einfach nicht merken konnte, ob nun die Menschen im Osten Drachen vergöttern oder hassen… Irgendwann habe ich es mir einfach aufgeschrieben und konnte mit nur einem Blick mir ins Gedächtnis rufen, “Aha! Osten: Drachen sind gut. Westen: Drachen sind böse.” Es kommen auch einige Charaktere vor und wir bekommen die Geschichte aus vier Perspektiven erzählt. Jetzt denken einige vielleicht, nachdem sie meine letzte Rezension gelesen haben, “Hat die Yvonne wieder einen Stammbaum gezeichnet?” Die Antwort: Nope! Ich habe ganz ohne Stammbaum oder Figurenkonstellation mir alle Menschen merken können. Ok. Hinten gibt’s ein Glossar. Da habe ich eventuell hin und wieder einen Blick (oder auch mehrere Blicke) darauf geworfen.

Ich finde die Charaktere einfach so gut ausgearbeitet und ich bin so begeistert von den Frauen! Selbst Sabran, die Königin von Inys, die mir am Anfang eher… “meh” und extrem distanziert vorkam, hat mir am Ende richtig gut gefallen! Am liebsten hat mir die Erzählperspektive von Ead, die offiziell nur die Kammerzofe von Sabran ist, aber eigentlich vom Orden des geheimen Baumes beauftragt wurde über die Königin zu wachen. Über sie will ich noch viel mehr erfahren und wissen, wie es mit ihr weitergeht.

Es ist mega spannend mehr über die Welt und deren politische Geschehnisse zu erfahren. Für mich lag der Fokus des Buches stark auf den Westen, wo Inys liegt, weshalb ich ganz gerne auch mehr über Tané, die Drachenreiterin werden möchte, und generell den Osten mehr erfahren hätte.

Die Geschichte ist gefüllt von interessanten Charakteren, Intrigen und Meuchelmördern! Ich hätte mir nur noch mehr Drachen und mehr Magie gewünscht. Wenn ihr High Fantasy und/oder Bücher mit homosexueller Repräsentation (sowohl lesbisch als auch schwul) mögt, greift zu!

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Veröffentlicht am 18.05.2021

Mutige Debüt

99 Nächte in Logar
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Jamil Jan Kochai hat mit “99 Nächte in Logar” ein mutiges Debüt hingelegt. Das Buch strotzt regelrecht vor Liebe für Menschen, die Bezug zu Afghanistan haben. Mich hat es berührt und gleichzeitig sehr ...

Jamil Jan Kochai hat mit “99 Nächte in Logar” ein mutiges Debüt hingelegt. Das Buch strotzt regelrecht vor Liebe für Menschen, die Bezug zu Afghanistan haben. Mich hat es berührt und gleichzeitig sehr verwirrt.
⚠️ [CN: Blut, Gewalt, Krieg, Tierquälerei]

In “99 Nächte für Logar” wird der Alltag in Logar, Afghanistan, aus der Sicht des 12-jährigen Marwand geschildert. Vordergründig lässt sich der Plot auch so zusammenfassen: Marwand, aus den USA, besucht seine Familie in Afghanistan, wo ihm der Familienhund seinen Finger abbeißt, weshalb er Rache haben will. Doch der Hund büxt aus und so macht sich Marwand mithilfe seiner Cousins und der restlichen Familie auf den Weg, um den Hund wiederzufinden.

Das ist aber nicht alles, denn während wir diesem Hauptplot verfolgen, lernen wir die Geschichte Afghanistans kennen, lernen, wie die Familienbeziehungen funktionieren, wie Freundschaften gepflegt und auch Ehen arrangiert werden. Dabei werden immer wieder Geschichten von Legenden und Familienüberlieferungen hineingeflochten. Marwands Familie hat unzählige Menschen in den endlosen Kriegen verloren und werden noch mehr verlieren, weshalb sie untereinander immer wieder die Geschichten ihrer liebsten verstorbenen Menschen erzählen, sodass sie nicht nur eine bloße Erinnerung sind.

Verwirrt hat mich das Buch, weil es so so so viele Charaktere gibt. Nun, die Familie ist groß und es war gar nicht so einfach durchzublicken, wer nun wie mit wem verwandt ist. Deshalb habe ich für mich auch einen Familienstammbaum gemacht, sodass ich den Überblick behalte, aber ehrlich gesagt, hätte ich es mir gewünscht, dass es so etwas bereits im Buch gegeben hätte. In dem Buch wird auch viel Farsi und Paschto verwendet, was ich selbst ziemlich cool finde, weil es zeigt, dass es nicht durch einen “weißen Blick” (white gaze) geschrieben wurde. Am Ende des Buches gibt es auch ein Glossar, das die meisten Begriffe erklärt, aber nicht alle, was ich mir aber gewünscht hätte.

Es gibt auch ein Kapitel, das komplett auf Paschto geschrieben ist, sodass alle, die kein Paschto lesen können… logischerweise auch dieses Kapitel nicht lesen können. Ich selbst finde das nicht schlimm, denn es ist die Geschichte eines verstorbenen Verwandten und ich habe das Gefühl, dass dies ein besonderes Geschenk für die Menschen sind, die Paschto können und sich dadurch auch mehr mit dem Autor verbunden fühlen. Zumindest stelle ich mir das so vor mit Chinesisch.

Am Ende wurde mir der magische Realismus aber zu viel und ich habe mich damit ziemlich schwergetan 😅

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Große Leseempfehlung

Die Nickel Boys
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Colson Whitehead schafft es mit “Die Nickel Boys” so viel Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung zu vermitteln und hervorzurufen. Die ganze Zeit über war ich beim Lesen angespannt gewesen, denn uff. Was ...

Colson Whitehead schafft es mit “Die Nickel Boys” so viel Wut, Fassungslosigkeit und Verzweiflung zu vermitteln und hervorzurufen. Die ganze Zeit über war ich beim Lesen angespannt gewesen, denn uff. Was für ein heftiges Buch.
⚠️ [CN: anti-Schwarzer Rassismus, Blut, Folter, Gewalt, N-Wort, Mord, Sexismus, sexualisierte Gewalt]
Der Großteil von “Die Nickel Boys” spielt in Florida in den sechziger Jahren, als Menschen noch nach ihrer “Rasse” getrennt wurden. Der 16-jährige Elwood ist ein großer Fan von M.L. King und freut sich darauf aufs College zu gehen, insbesondere da die Chancen für ihn als Schwarzen Jungen schlecht stehen. Doch so kommt es leider nicht, denn Elwood hat sich per Anhalter auf dem Weg zum College gemacht, ohne zu wissen, dass er sich in einem gestohlenen Wagen befindet. Anstatt aufs College zu gehen, kommt er also in die Besserungsanstalt Nickel Academy.
Durch Elwood erleben wir mit, wie grausam es an der Nickel Academy zuging und wie viel besser die weißen Jungs behandelt wurden. Bessere Kleidung, bessere Bildung, besseres Essen. An solch einem rassistischen Ort, der die Jungs gar nicht wirklich “bessert”, haben es die Schwarzen Jungs noch schwerer.
Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich erstmal nur vor mich hingestarrt und musste tief ein- und ausatmen. Ich war einfach so sprachlos und wütend. Gleichzeitig wusste ich gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Das Schlimmste ist, dass es nicht einfach nur Fiktion war, denn die Geschichte wurde von wahren Begebenheiten inspiriert. Whitehead erzeugt ein unangenehmes Ohnmachtsgefühl durch das Porträtieren solch großer Ungerechtigkeit. Dabei ist der Schreibstil schon fast... distanziert und kühl? Doch genau das fand ich gut, weil ich nicht das Gefühl hatte, als ob die Traumata der Jungs glorifiziert oder romantisiert werden.
Es wird auch hin und wieder impliziert bzw. erwähnt, dass die Jungs sexualisierte Gewalt erleben, aber es wird nicht näher darauf eingegangen. Das ist aber auch nicht notwendig, denn die körperlichen Bestrafungen sind erschütternd genug.
Von meiner Seite aus: große Leseempfehlung an alle, die mehr zur Schwarzen Geschichte in den USA lesen und/oder generell sich mit Rassismus beschäftigen möchten. Das Einzige, was mich an der deutschen Übersetzung gestört hat, war, dass “Schwarz” kleingeschrieben wurde. Ja, die Selbstbezeichnung ist relativ neu, aber die Großschreibung hätte gezeigt, dass es sich nicht lediglich um die Hautfarbe handelt, sondern um die soziale Positionierung und wie andere Schwarze Menschen wahrnehmen.

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