Cover-Bild Die Nickel Boys
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 14.12.2020
  • ISBN: 9783442770427
Colson Whitehead

Die Nickel Boys

Roman
Henning Ahrens (Übersetzer)

Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im Schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

Colson Whitehead wurde bereits mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2025

Das leben eines schwarzen Jugendlichen in den 1960er Jahren

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Was für ein ergreifendes Buch, ich bin fassungslos, ob der Lebensbedingungen der Schwarzen in den 1960er Jahren in den Südstaaten von Amerika

Der sechzehnjährige Elwood wächst in einem Schwarzen Viertel ...

Was für ein ergreifendes Buch, ich bin fassungslos, ob der Lebensbedingungen der Schwarzen in den 1960er Jahren in den Südstaaten von Amerika

Der sechzehnjährige Elwood wächst in einem Schwarzen Viertel von Talahassee in Florida auf. Als sein Traum vom College zum Greifen nah ist, fährt er per Anhalter in einem geklauten Auto mit, dieses wird von der Polizei aufgehalten und sofort ist er der Schuldige und wird ohne fairen Prozess in die Besserungsanstalt: Nickel School gesteckt. Dort werden, vor allem die farbigen Jungs, ungerecht und schlecht behandelt, gepeinigt und bis zum Tod gefoltert.

Ein so wichtiges Buch, basierend auf einer wahren Begebenheit, dass uns mal wieder die Ungerechtigkeit, mit der Farbige in den USA behandelt wurden und zum Teil immer noch werden, vor Augen führt. Schier unglaublich, das Menschen ins Gefängnis gesteckt wurden, nur weil sie einer weißen Person auf dem Gehweg nicht ausgewichen sind und dort zu Tode gekommen sind.

Das Buch lässt einen mit Demut zurück, wie unwichtig erscheinen einem die Probleme, über die man sich so aufregt, wenn man das gelesen hat.

Die Nickelboys wurden mit dem Pulitzer Prize und dem National Book Award ausgezeichnet. Colton Whitehead wurde bereits mit ‚Underground Railroad‘ mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet, ist einer der wenigen, die diesen Preis zweimal erhalten haben.

Lest dieses so wichtige Buch, auch wenn es kein Wohlfühlbuch ist.

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Veröffentlicht am 08.02.2025

Schmerzhaft, berührend, hervorragend!

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Die Nickel Boys habe ich nur gefunden, weil ich die Reading Challenge bei Goodreads erfüllen möchte - und ich bin soooo dankbar dafür!
Colson Whitehead, 2facher Pulitzerpreis-Träger, beschreibt auf klare, ...

Die Nickel Boys habe ich nur gefunden, weil ich die Reading Challenge bei Goodreads erfüllen möchte - und ich bin soooo dankbar dafür!
Colson Whitehead, 2facher Pulitzerpreis-Träger, beschreibt auf klare, nüchterne Weise ein schreckliches Kapitel in der jüngeren amerikanischen Geschichte.
Anfang der 1960er Jahre gerät der junge Elwood Curtis unverschuldet in die Besserungsanstalt Nickel Academy. Aus dem Prolog wissen wir bereits, dass viele, viele Jahre später, nachdem die Anstalt geschlossen wurde, auf dem Gelände Knochen gefunden werden sollen von Jungen, die hier zu Tode kamen und verscharrt wurden. Umso schlimmer ist es zu lesen, dass der junge Elwood hier landet und zwar gerade dann, als es endlich so aussieht, als könne er sich der Spirale entziehen, die seine Familie immer ganz unten in der Gesellschaftsschicht gehalten hat. Einer seiner Lehrer hat in ihm Potenzial gesehen, ihn motiviert, bei den Protesten gegen die unfassbare Behandlung der schwarzen Bevölkerung und Rassentrennungsgesetzen teilzunehmen und ihm die Teilnahme an gratis Kursen im College vermittelt. An diesem wirklich wichtigen und guten Punkt seines gerade mal 16jährigen Lebens gerät Elwood unverschuldet - Trampen in einem gestohlenen Wagen - ins Konflikt mit dem Gesetz und wird in die Besserungsanstalt Nickel Academy gebracht.
Sein duldsames Wesen hilft ihm hier nur bedingt und er wird wie alle Bewohner drangsaliert, schikaniert und aufs Brutalste verprügelt. Es gibt wie überall im Land auch hier Rassentrennung - und die schwarzen Jungen werden noch viel schlechter behandelt als die weißen. Ihre Lebensmittelrationen werden schwarz weiter verkauft, ihre Kleidung ist noch verschlissener als die der weißen Jungs, ihre Aufseher scheinen brutaler zu sein und die Arbeiten, die sie ausüben müssen, härter.
Dennoch bleibt Elwood hoffnungsvoll auf eine bessere Zukunft und klammert sich immer wieder an die Worte Martin Luther King Jrs, die er auf einer alten Schallplatte als Kind wieder und wieder gehört hat.
Im dritten Teil der Geschichte wechselt die Perspektive und wir lesen, wie ein Mann namens Elwood Curtis in New York lebt, wie er sein Leben meistert und aufsteigen wird, sogar ein eigenes Geschäft, ein Umzugsunternehmen, gründet, sogar heiratet.
Parallel dazu lesen wir, wie es in der Nickel Akademie für Elwood weiter ging, bis sich die beiden Stränge schließlich verbinden und es einen wirklich überraschenden Twist gibt.
Ich gebe von Herzen die bestmögliche Bewertung für dieses besondere und absolut tief erschütternde Buch. Der Stil des Autoren ist wirklich hervorragend - und die Sätze treffen tief ins Herz, wie z.B. "man hatte ihnen sogar die schlichte Freude geraubt, ganz gewöhnlich zu sein.".
Und trotz all der schrecklichen Dinge, über die wir lesen, gibt es am Ende eine kleine Art der Hoffnung, vermischt mit dem bedrückenden Wissen, dass auch heute noch, Rassismus überall vorhanden ist in Form von, wie Colson Whitehead es bezeichnet "alltäglichen Demütigungen, die man sofort zu vergessen gelernt hat". Das ist für mich wirklich hart zu wissen und auf keinen Fall zu akzeptieren. Und eine Möglichkeit, diese Akzeptanz zu vermeiden, ist, darüber zu lesen und zu sprechen! Also - lest dieses Buch!

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Hinter den unsichtbaren Mauern einer Besserungsanstalt

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Der unfassbar und unverhältnismäßig harte Umgang der US-Behörden mit minderjährigen "Straftätern" ist mir seit dem Film Sleepers (1996) im Gedächtnis geblieben. Der Film hat mich seinerzeit schwer erschüttert.

Colson ...

Der unfassbar und unverhältnismäßig harte Umgang der US-Behörden mit minderjährigen "Straftätern" ist mir seit dem Film Sleepers (1996) im Gedächtnis geblieben. Der Film hat mich seinerzeit schwer erschüttert.

Colson Whiteheads Pulitzerpreis-Roman hat mich sofort daran erinnert. Auch dieser Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, einmal in den 1960er Jahren (der Zeit im Nickel) und dann Jahrzehnte später. Elwood Curtis ist 16 Jahre alt, als er in der Besserungsanstalt Nickel Academy landet. Der Grund für seine Einweisung ist bezeichnend für den Umgang mit Schwarzen und entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Es gibt im Nickel keine Zäune und von außen sieht alles nach einem gepflegten Anwesen aus; einer Schule, die aus den Jungs etwas machen will. Elwood lernt jedoch schnell, dass der äußere Schein mehr als trügt.

Whiteheads in drei Teile gegliederter Roman ist schwere Kost. Jedoch versteht er es, die Brutalität nicht reißerische auszuwalzen, vieles bleibt unerzählt. Wenn sich aber die Türen hinter den Jungs schließen, spielt sich ein Kopfkino sondergleichen ab. Whiteheads ruhige Sprache, die auch dem Charakter von Elwood entspricht, steht in verstörendem Gegensatz zu den Ereignissen. Das Perfide an dem System der "Schule" sind die dort herrschenden geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, gepaart mit absoluter Unberechenbarkeit und Willkür. Die Jungs müssen schmerzlich erfahren, dass es kein "richtiges" Verhalten gibt, um diesem Haus unbeschadet zu entkommen. Gewalt, Rassismus und Korruption herrschen in diesem Mikrokosmos.

Der Roman hat mir sehr, sehr gut gefallen: Die treffende Sprache des Autors, die Dialoge und die Story an sich, die auf wahren Ereignissen beruht (siehe das Nachwort) und in hohem Maße geschickt aufgebaut ist, bis zur letzten Szene. Zudem erkennt man hier schon Spuren des späteren Werks Harlem Shuffle: der Charakter des Schwarzen Unternehmers und Kleinkriminellen Ray Carney blitzt im letzten Drittel auf.

Wie in Sleepers gibt es auch hier Jungs, die an ihren Erlebnissen zerbrochen sind und andere, die einen Weg gefunden haben, weiterzumachen.

Große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Leseempfehlung

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Die Nickel Boys versetzt den Leser ins Florida der 1960er Jahre, also in die Zeit der Jim-Crow-Gesetze, der Rassentrennung und der Bürgerrechtsbewegung. Elwood Curtis wächst bei seiner Großmutter auf, ...

Die Nickel Boys versetzt den Leser ins Florida der 1960er Jahre, also in die Zeit der Jim-Crow-Gesetze, der Rassentrennung und der Bürgerrechtsbewegung. Elwood Curtis wächst bei seiner Großmutter auf, hört sich Reden von Martin Luther King an und liest so ziemlich alles, was ihm unter die Finger kommt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der über Hautfarbe und Rassenzugehörigkeit hinausgeht und träumt von einer Welt ohne Rassentrennung. Die Chance, an einem College Kurse belegen zu können, lässt ihn voll Tatendrang in die Zukunft blicken. Doch noch bevor er den ersten Kurs überhaupt besuchen kann, wird er für ein Verbrechen bestraft, das er nicht begangen hat und wird zu einem Aufenthalt in der Nickel Academy verurteilt.

Die Nickel Academy, auch Florida Industrial School for Boys genannt, steht im Roman stellvertretend für die Ungerechtigkeit und die Verbrechen an der Menschlichkeit, unter denen die schwarze Bevölkerung Amerikas über Jahrhunderte hinweg zu leiden hatte und immer noch zu leiden hat. Von den Jungen wird Unterwürfigkeit und Fügsamkeit verlangt, sie werden für schwere Arbeiten ausgenutzt, erfahren extreme körperliche Gewalt und werden im schlimmsten Fall ihres Lebens beraubt. Tatsächlich ist die Gefahr durch die Brutalität der Aufseher zu sterben allgegenwärtig. Verstorbene Jungen werden auf einem inoffiziellen Friedhof begraben und ihren Familien wird erklärt, sie seien ausgerissen.

Colson Whitehead erzählt von Chancenlosigkeit, von versperrten Wegen, von extremer Fremdbestimmung und Fremdeinwirkung, von “vergeudeten Genies” und von geraubten Leben. Gleichzeitig entblößt der Roman die Lächerlichkeit der “irrsinnig hohen und breiten Barrikade der Rassentrennung”. Eine Szene bleibt in diesem Zusammenhang besonders im Gedächtnis, denn einer der Nickel Jungs ist Halb-Mexikaner und die Aufseher können sich nicht entscheiden, ob sie ihn den weißen oder den schwarzen Jungs zuordnen sollen. Deshalb muss er alle paar Wochen von einem Wohnheim ins andere wechseln.

Dieser Roman ist eine absolut gelungene und starke Auseinandersetzung mit dem tief in der Gesellschaft verankerten Rassismus und daher eine große Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Amerikanische Geschichte der anderen Art

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4.5 Sterne

Wenn ich an die im Buch beschriebene Anstalt denke, erinnert sie mich an einen stolzen, wunderschönen Menschen, der von innen aufgefressen wird. Aufgefressen von Gewalt, Hass und Rassismus.

Im ...

4.5 Sterne

Wenn ich an die im Buch beschriebene Anstalt denke, erinnert sie mich an einen stolzen, wunderschönen Menschen, der von innen aufgefressen wird. Aufgefressen von Gewalt, Hass und Rassismus.

Im Buch wird die Geschichte des schwarzen Jungen Elwood beschrieben, der aus einem dummen Zufall heraus vor Gericht kommt und darüber in die Besserungsanstalt "Nickel Akademie" eingewiesen wird. Dort erlebt er das Grauen.
Man kommt gemeinsam mit Elwood in dieser Anstalt an, und hat erst hat kein besonders schlechtes Gefühl. Gut, das Essen ist schlecht und man schläft zu 10 in Stockbetten in einem Raum, aber das könnte man so auch in jeder schlechten Jugendherberge erleben, oder zumindest ähnlich.
Was zuerst kommt als Leser ist das schleichende, ungute Gefühl. Man weiss, es muss noch mehr passieren, ist sich aber nicht klar was...und dann, aus einer nichtigen Situation heraus, in der Elwood sogar Zivilcourage besitzt, ist alles anders. Man erlebt das Grauen mit den Jungs mit. Man erlebt mit, wie die abgebrütesten Jungs weinen und schreien...


Was so absolut schockierend und traurig ist, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht. Den Jungen Elwood gab es nicht...aber es hat solche Anstalten gegeben und es gab Jungs, die in diesen Anstalten gequält wurden...

Colson Whitehead hat hier einen großartigen "Roman" geschaffen, der ein dunkles Kapitel in der Geschichte Amerikas anspricht....und das ist nicht allzu lange her!
Man leidet mit, man ist entsetzt und wütend, was die Wärter absichtlich mit den Jungs machen. Willkürlich ausgewählt die Jungen und deren Strafmaß, nur weil sie nicht weiss sind...

Einen halben Stern ziehe ich ab, weil manche Passagen für mich nicht so notwendig gewesen wären, ausserhalb der Anstalt, aber das ist nur meine Meinung.

Fazit: Wichtiges Buch, dass immer aktuell bleiben wird, solange manche Menschen meinen, sie wären besser als andere.

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