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Veröffentlicht am 01.10.2023

Schuld und Sühne

Helle Tage, dunkle Schuld
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Mit ihren historischen Romanen hat Eva Völler die Bestseller-Listen gestürmt. Nun wagt sie sich an ein neues literarisches Genre. Mit ihrem Buch "Helle Tage, dunkle Schuld" legt sie ihren ersten historischen ...

Mit ihren historischen Romanen hat Eva Völler die Bestseller-Listen gestürmt. Nun wagt sie sich an ein neues literarisches Genre. Mit ihrem Buch "Helle Tage, dunkle Schuld" legt sie ihren ersten historischen Krimi vor, welcher den ersten Band der Reihe "Kriminalinspektor Carl Bruns" bildet.

Das dezente Cover ist in hellen und dunklen Farbtönen gehalten. Im Fokus steht eine Frauengestalt, die - im Gehen begriffen - einen forschenden Blick über ihre Schulter blickt. Unwillkürlich fragt man sich, ob sie sich von einer anderen (nicht sichtbaren) Personen verfolgt und beobachtet fühlt. Perfekt darauf abgestimmt ist der Titel "Helle Tage, dunkle Schuld", welcher das zentrale Motiv des Romans wieder aufgreift.

Zeitlich gesehen, lässt sich dieser historische Krimi 1948, kurz vor der Währungsreform, verorten. Er spielt weitgehend in Essen, einer vom Bergbau geprägten Stadt mitten im Ruhrgebiet, die durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt worden ist.

Eva Völler thematisiert die (Nicht-) Aufarbeitung von NS-Verbrechen, am Beispiel eines Massakers an Zwangsarbeitern, begangen in den letzten Tagen des Dritten Reiches. Viele Polizisten sind in die Massenmorde verstrickt und haben eine schwere Schuld auf sich geladen; dennoch werden sie nicht zur Verantwortung gezogen, sondern größtenteils von ihren Taten entlastet und wieder auf ihren alten Posten installiert. Lästige Mitwisser*innen sind unerwünscht, sie müssen zum Schweigen gebracht werden, wenn sie gefährlich werden können. Gleichzeitig zeigt Eva Völler das verzweifelte Streben der Überlebenden nach einem Neubeginn. In den Wirren des Krieges haben sie alles verloren, nun sehnen sie sich nach einem Hauch von Normalität, während die Welt um sie herum noch in Trümmern liegt. Durch den Wiederaufbau mischen sich helle Strahlen der Hoffnung in das Schwarz der Ruinen. Mit ihren (Un-) Taten in der Vergangenheit möchten sie sich nicht auseinandersetzen; für sie zählt einzig und allein das Hier und Jetzt.

Mich hat das atmosphärisch dichte, vielschichtige Werk von Eva Völler begeistert. Es ist eine mitreißende, spannende Mischung aus historischem Krim und Roman, spiegelt die Zeitgeschichte und lässt eine längst vergangene Epoche mit Hilfe von authentisch wirkenden Protagonisten lebendig werden. Sie sind interessante, gebrochene Charaktere, die selbst dunkle Geheimnisse hüten, nicht immer frei von eigener Schuld. Hell und Dunkel vermischen sich in den literarischen Figuren, wie man es schon aus dem vielsagenden Titel des Buches erahnen kann. Aus diesem Grunde gibt es von mir eine ausdrückliche Lese-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Liebe ist alles...

Elizabeth Taylor (Ikonen ihrer Zeit 11)
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Nachdem ich die biographischen Romane Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne" und "Josephine Baker und der Tanz des Lebens" von Juliana Weinberg geradezu inhaliert habe, zählt die deutsche Schriftstellerin ...

Nachdem ich die biographischen Romane Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne" und "Josephine Baker und der Tanz des Lebens" von Juliana Weinberg geradezu inhaliert habe, zählt die deutsche Schriftstellerin Juliana Weinberg zu meinen Lieblingsautorinnen. Sie versteht es, ihre berühmten Protagonistinnen zum Leben zu erwecken. Aus diesem Grunde habe ich dieser neuen Publikation entgegengefiebert.



Wer erinnert sich nicht an Elizabeth Taylor, die mit zwei Oscars für ihre schauspielerischen Leistungen ausgezeichnete gebürtige Engländerin, die zu den größten weiblichen Ikonen in Hollywood zählt? Berühmt-berüchtigt wurde sie nicht nur durch ihre erfolgreichen Filme wie "Vater der Braut", "Giganten", "Butterfield 8", "Cleopatra" oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", welche die ganze Bandbreite ihres Könnens spiegeln, sondern auch durch ihr unkonventionelles Liebesleben, das eine scharfen Kontrast zu den puristanischen Vorstellungen ihrer amerikanischen Wahl-Heimat bildete. Diese kapriziöse, temperamentvolle Diva steht im Mittelpunkt des biographischen Romans "Elizabeth Taylor" von Juliana Weinberg, der den 11. Band aus der Reihe "Ikonen ihrer Zeit" bildet.

Das wunderschöne Cover zeigt eine liebreizende, zerbrechlich wirkende dunkelhaarige Schönheit in einem weißen Kleid, die selbstbewusst und sinnlich auf einer mit Palmen geschmückten Terrasse vor den Hügeln von Hollywood posiert. Die Ähnlichkeit mit der jungen Schauspielerin Elizabeth Taylor ist frappierend. Der aussagekräftige Titel "Elizabeth Taylor - Die größte Liebende Hollywood" rekurriert auf ihr turbulentes Privatleben. In der LIebe war Elizabeth Taylor kein Glück beschieden, ihre acht Vermählungen endeten entweder durch Scheidung oder Tod.

Der biographische Roman von Juliana Weinberg ist eine klare Hommage an eine glamouröse Ikone, die unvergessen bleiben wird. Sie erzählt den Werdegang einer außergewöhnlichen Frau. die sich von einem süßen Kinderstar zu einer beeindruckenden Charakter-Darstellerin entwickelte. Es ist ein eindrucksvolles, feinfühlig geschriebenes Portrait, das alle Leser
innen tief berühren wird.

In ihrer Kindheit und Jugend fremdbestimmt durch ihre ehrgeizige Mutter, die ihre eigenen Träume durch ihre Tochter leben wollte, indem sie sie zu einer Karriere in Hollywood drängte, suchte die achtzehnjährige Elizabeht Taylor ihren Weg in die Freiheit durch eine übereilte erste Ehe mit Conrad Hilton, dem vermögenden, zügellosen Erben der Hilton-Kette.

Ihr weiterer Lebensweg war geprägt von vielen Höhen und Tiefen, die in den einschlägigen Zeitschriften ausgeschlachtet wurden. Gleichgültig, ob es sich um Liebesaffären, Eheschließungen, Gewichtsprobleme, Krankheiten, Missbrauch von Medikamenten und Alkohol oder andere Skandale handelte... Elizabeth Taylor war immer für eine Schlagzeile gut. Sie war eine emotionale, impulsiv agierende Frau; nach ihrer eigenen Aussage wurde ihr Leben durch ihre Leidenschaften bestimmt. Wenn man so will, handelte sie mehr aus dem Bauch heraus als mit dem Verstand.

Dabei verliert man völlig aus dem Blick, dass sie nicht nur eine großzügige, tolerante Mutter war, die ihren (eigenen und adoptieren) Kinder den Freiraum zur persönlichen Entfaltung zugestand, der ihr selbst verwehrt worden waren, sondern auch eine einfühlsame, loyale Freundin war, die ihren (homosexuellen) männlichen Kollegen wie Montgomery Clift, James Dean oder Rock Hudson in guten und schweren Zeiten treu zur Seite stand und sie in dem knallharten Show-Business tatkräftig unterstützte.

Später sollte sie sich zu einer engagierten Aktivistin weiterentwickeln, die keine Angst vor dem Bruch von Tabus hatte und ihren Weltruhm für den Kampf gegen AIDS einsetzte. Für ihren großen Mut und ihr soziales Engagement hat Elizabeth Taylor unsere Bewunderung verdient!

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Lost...

The Castaways
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Hi!

In diesem Sommer habe ich den packenden Psychothriller "One of the girls" von Lucy Clarke gelesen, welcher die britische Schriftstellerin in die deutschen Bestseller-Listen katapultiert hat. Nachdem ...

Hi!

In diesem Sommer habe ich den packenden Psychothriller "One of the girls" von Lucy Clarke gelesen, welcher die britische Schriftstellerin in die deutschen Bestseller-Listen katapultiert hat. Nachdem ich spannende Stunden in der Sonne verbracht hatte, habe ich ihrem neuen Buch "The Castaways" geradezu entgegengefiebert, das unter dem Titel "Der Ozean unserer Erinnerung" bereits erschienen ist.

Der Plot ist nicht neu, fast schon ausgereizt. Dafür war ich von der brillanten Umsetzung begeistert. Wie in ihrem Roman "One of the girls" rückt Lucy Clarke zwei Frauen in den Fokus. Es handelt sich um Erin und Lori, zwei (psychisch labile) Schwestern, die einige harte Schicksalsschläge in ihrem Leben ertragen mussten. Eine gemeinsame Reise auf die Fidschi-Inseln soll ein positives Zeichen der Veränderung setzen - und wird zum Ausgangspunkt von dramatischen Ereignissen.

Das Setting auf den Fidschi-Inseln ist sehr exotisch. Mir war nicht klar, dass sich dieses Archipel aus mehr als 300 (teilweise unbewohnten) Inseln besteht. Dieses nahezu unbekannte Südsee-Paradies mit seinen schneeweißen Stränden und bunten Korallenriffen kann schnell zur tödlichen Falle werden, wie in diesem Roman. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Lori und Erin vermittelt und spielt auf verschiedenen Ebenen, einerseits vor dem spurlosen Verschwinden des Flugzeuges, mit Lori an Bord ("Davor" ) und zwei Jahre danach, als Erin , die nicht mit der Tragödie abschließen und an den Tod ihrer Schwester glauben will, aus London zurück auf die Fidschi-Inseln macht, um weitere Recherchen auf eigene Faust durchzuführen.

Lucy Clarke ist ein dramatisches, emotionales, spannendes Werk gelungen, das einen perfekten Mix aus Thriller und Roman bildet. Man taucht ein in einen wilden Strudel aus Emotionen, man spürt die Angst, Hoffnung, Frustration, Verzweiflung und Zerrissenheit der Protagonistinnen. Meinen persönlichen Geschmack hat Lucy Clarke genau getroffen. Sie bietet die perfekte Lektüre für den Sommer, ideal für eine Reise an exotische Schauplätze.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Meerweh...

Sandmuscheln und Salzwasserküsse
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Hej!

Mit ihrer erfolgreichen Reihe "Fördeliebe" hat Jane Hell sich in das Herz vieler Leser*innen geschrieben. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman "Sandmuscheln und Salzwasserküsse", der den Auftakt ...

Hej!

Mit ihrer erfolgreichen Reihe "Fördeliebe" hat Jane Hell sich in das Herz vieler Leser*innen geschrieben. Nun präsentiert sie ihren neuen Roman "Sandmuscheln und Salzwasserküsse", der den Auftakt zur Reihe "Herzklopfen in Dänemark" bildet:

Das hübsche Cover hilft gegen akute Meeressehnsucht. Ein rotgestrichenes Holzhäuschen am Strand, versehen mit der Flagge Dänemarks, im Hintergrund das glitzernde Meer- und schon kann man sich an den Schauplatz des neuen Romans träumen. Auch der gefällige Titel versprüht nordischen, herben Charme.

Die Romane von Jane Hell spielen meistens an der Ostsee, und sie bleibt ihrem Setting treu. Entschieden hat sie sich für Dänemark, der Schauplatz der Handlung ist in der Hauptstadt Kopenhagen und dem (fiktiven) Ort Hareby, genauer gesagt: einem idyllisch gelegenen, familiengeführten Campingplatz in Jütland, direkt am Meer. Ihre Protagonisten Alma und Magnus sind dort aufgewachsen; während Alma ihre Heimat verlassen hat, ist Magnus ihr treu geblieben. Er spielt die Rolle eines "Wikingers" in einem (von ihm entwickelten) Wikinger-Dorf, Alma hingegen hat sich auf ihre Karriere in der Wirtschaft konzentriert.

Der leicht und locker geschriebene Roman von Jane Hell fokussiert sich auf die Entwicklung einer Freundschaft zur großen Liebe. Leider hat er mich nicht ganz überzeugen können. Magnus und Alma sind mir etwas fremd geblieben. Ihre Geschichte ist zu weich gespült, alles läuft nach einem (aus gängigen Liebesromanen vertrauten) Schema, ohne große Überraschungen. Für mich ist noch Luft nach oben...

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Die verbrannte Braut

Sisis Schwester
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Am 10. September 2023 jährt sich der Todestag der schönen, exzentrischen, ruhelosen österreichische Kaiserin Sisi zum 125. Mal. Sie ist in aller Munde, im Gegensatz zu ihren sieben attraktiven Geschwistern, ...

Am 10. September 2023 jährt sich der Todestag der schönen, exzentrischen, ruhelosen österreichische Kaiserin Sisi zum 125. Mal. Sie ist in aller Munde, im Gegensatz zu ihren sieben attraktiven Geschwistern, die gleichfalls außergewöhnliche Lebenswege eingeschlagen haben. Eine besondere Stellung nimmt Sophie Charlotte Auguste (1847 - 1897) Herzogin in Bayern, verheiratete Herzogin von Alencon, Sisis jüngste Schwester. Sie steht im Mittelpunkt der historischen Romanbiografie "Sisis Schwester" von Eva-Maria Bast, welcher den 17. Band in der Reihe "Bedeutende Frauen, die die Welt verändern" bildet.

Ebenso wie ihre große Schwester war Sophie Charlotte Auguste Herzogin in Bayern ein rebellischer Freigeist, der sich über die starren Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzen wollte. Sie war eine emotional veranlagte, zu starken Depressionen neigende schöne Frau, für die ihr persönliches Glück an erster Stelle stand. Ihrem zwei Jahre älteren (homosexuellen) Cousin Ludwig II, von Bayern stand sie sehr nahe; sie liebten ihre Heimat, teilten die Liebe zur Natur und schwärmten für die Musik von Richard Wagner. Folgerichtig schien sie ihm eine passende Gefährtin zu sein, nach der (von den Eltern mehr oder weniger erzwungenen) Verlobung konnte er sich aber nicht zu einer Vermählung durchringen und ließ die angesetzten Termine wiederholt verschieben. In dieser Zeit hatte Sophie eine kurze Affäre mit dem bürgerlichen Fotografen Edgar Hanfstaengel, welcher ihre Verlobungsbilder in Szene gesetzt hatte. Nach der (skandalösen) Auflösung der Verlobung mit König Ludwig II. fügte sie sich den Wünschen ihrer Eltern, indem sie in eine arrangierte Vermählung mit Ferdinand Herzog von Alencon, einem (aus seiner Heimat vertriebenen) französischen Adligen, einwilligte. Aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor; ihre Ehe verlief mehr oder weniger glücklich, bis sie sich nach einer (durch den Tod von Ludwig II. im Jahre 1886 ausgelösten) schweren Erkrankung in ihren behandelnden (verheirateten) bürgerlichen Arzt Dr. Glaser verliebte und die Scheidung von ihrem Mann verlangte. Auf Betreiben ihrer Familie wurde sie für geisteskrank erklärt und in das berüchtigte Sanatorium Maria Grün bei Graz eingewiesen, das sich auf die Behandlung von sexuellen Abartigkeiten spezialisiert hatte. Mit grausamen Behandlungen (Übergießen mit Eiswasser usw.) wollte der Nervenarzt Richard von Krafft-Ebbing ihren Willen brechen. Als man sie nach mehreren Monaten als "geheilt" aus dem Sanatorium entließ, war sie ein Schatten ihrer selbst. Sie kehrte in ihre Familie zurück, rettete sich in die Religion, trat dem Dritten Orden der Dominikanerinnen bei und starb bei einem Brand im Bazar de la Charité in der Rue Jean Goujon in Paris, als ein als Attraktion errichteter Kinematograph der Gebrüder Lumiere Feuer fing.

Eva-Maria Bast hat ein mitreißendes Portrait von Sisis jüngster Schwester geschaffen, das mich sehr beeindruckt hat. In ihrer Romanbiographie zeichnet sie wichtige Phasen im Leben ihrer Protagonistin nach und lässt eine längst vergessene Epoche lebendig werden, Ihre Lebensgeschichte ist mir unter die Haut gegangen. Sophie Charlotte Auguste Herzogin in Bayern war eine unglückliche Frau, die nicht nach ihren eigenen Vorstellungen leben durfte, sondern sich stets den Wünschen von Männern fügen musste. Ihr tragisches Ende hat mich zutiefst erschüttert. Unbedingt lesenswert!

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