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Veröffentlicht am 14.11.2023

Leckere, abwechslungsreiche Ofengerichte

Kochen mit Christina
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MEINE MEINUNG
Die sympathische österreichische Bäuerin, leidenschaftliche Foodbloggerin und erfolgreiche Backbuch-Autorin Christina Bauer hat im Löwenzahn Verlag ein neues Buch herausgebracht.
In „KOCHEN ...

MEINE MEINUNG
Die sympathische österreichische Bäuerin, leidenschaftliche Foodbloggerin und erfolgreiche Backbuch-Autorin Christina Bauer hat im Löwenzahn Verlag ein neues Buch herausgebracht.
In „KOCHEN MIT CHRISTINA - 70 Rezepte für den Backofen, die immer gelingen“ dreht sich wieder alles um ihren liebsten Küchenhelfer - den Backofen, doch geht es diesmal nicht um Brot, Kuchen & Co. sondern um leckere, vielseitige Ofengerichte, die garantiert gelingen und schnell zubereitet sind.
Die Autorin hat für uns über 70 unterschiedlichste Rezepte für jeden Geschmack und Anlass zusammengestellt und natürlich auch viele Tipps und Tricks rund um das Kochen im Ofen.
Ganz nach ihrer Küchenphilosophie „Gutes ganz einfach“ zeigt uns Christina, dass leckeres, bodenständiges Essen auch ohne außergewöhnlichen Zutaten, lange Vor- und Zubereitungszeiten oder komplizierte Zubereitungsschritte auskommen kann. Sehr praktisch ist bei den Ofengerichten ja, dass sich gleich größere Mengen zubereiten lassen und man zudem die Zeit anderweitig nutzen kann, während das Essen im Ofen ist. Darüber hinaus präsentiert uns Christina verschiedene Möglichkeiten, wie sich aus einem Grundrezept ganz unkompliziert verschiedene ofenwarmen Köstlichkeiten zubereiten lassen.
Von pikanten Cannelloni über knusprige Flammkuchen, herzhaft gefüllte Paprika, klassische Spätzle bis hin zu flaumig-warmen Mehlspeisen wie Apfelstrudel oder Dampfnudeln – die Auswahl an schmackhaften, alltagstauglichen Rezepten ist so vielfältig, dass jeder etwas Passendes finden wird, das hervorragend schmeckt und ohne großen Aufwand zuzubereiten ist.
Für alle, die gerne ganz auf Fleisch verzichten möchten, gibt es vielseitige und abwechslungsreiche vegetarische Gerichte aus dem Backofen wie gefüllte Zucchini, würziges Gemüsegratin oder knusprige Pizzataschen. Und für den süßen Heißhunger noch den guten alten Milchreis, der sich auch problemlos im Ofen zubereiten lässt!
Großes Know-how ist für die Zubereitung der Gerichte übrigens nicht erforderlich. Insgesamt richtet sich das Buch daher weniger an Kochprofis, die die vorgestellten Rezepte sicher schon in ihrem Repertoire haben.
Unter den köstlichen Rezepten findet man trotzdem jede Menge Anregungen für leckere, unkomplizierte Mahlzeiten und spannende Ofenrezept-Variationen bis hin zu etwas anspruchsvolleren Gerichten, die sicher auch eingeladene Gäste begeistern können. So finden sich schließlich auch Rezepte für die ganz große Runde, vom klassischen Schopfbraten oder deftigen Rindsgulasch für kalte Herbst- oder Wintertage über Moussaka bis hin zu überbackenem Lachsfilet mit Kräuterkruste!
Das rund 180 Seiten starke Buch umfasst neben übersichtlich gestaltetem Inhaltsverzeichnis und einer kurzen Einleitung der Autorin, einen vorangestellten allgemeinen Teil, den eigentlichen Rezeptenteil zu verschiedenen Themenbereichen, eine kleine „Pannenhilfe“ sowie ein alphabetisches Rezeptregister.
Da ein bisschen Grundwissen nie schaden kann, hat Christina uns einige Basics und hilfreiche Tipps rund ums Kochen mit dem Backofen zusammengestellt.
So erläutert Christina gut verständlich, was man so alles wissen sollte und gibt zahlreiche Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Einstellungen am Ofen, Vorheizen und den richtigen Temperaturen beispielsweise bis hin zu Erste-Hilfe-Lösungen, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant. Zudem widmet sie sich in einem sehr informativen Extrakapitel auch den Vorbereitungen im Alltag, die dabei helfen viel Zeit und Nerven zu sparen. Hierin erfahren wir jede Menge nützliche Antworten auf häufige Fragen sowie praktische Tipps rund um Vorratshaltung und Lebensmittellagerung sowie zu Einkauf und Wochenplanung.
Der eigentliche Rezeptteil ist in verschiedene Themenbereiche untergliedert.
Ob es nun schnell gehen muss, man eher mal Lust auf Süßes als Hauptgericht oder Dessert hat, sich Besuch angekündigt hat, die besten Beilagen wie Pasta, Gemüse und Co. sucht, lieber den Ofen statt den Herd benutzen oder nur Reste verwerten möchte oder etwas Vegetarisches angesagt ist – in all den Abschnitten findet man zu den jeweiligen Anlässen etliche ansprechende und sehr schmackhafte Ofengerichte. Bei dieser Vielfalt ist es gar nicht so einfach sich zu entscheiden, was man als erstes ausprobieren möchte.
Die meist für 4 Personen konzipierten Rezepte sind sehr übersichtlich gestaltet und jeweils auf einer Doppelseite abgedruckt, so dass alle wichtigen Informationen zu dem ausgewählten Gericht auf einem Blick ersichtlich sind. Neben einem appetitanregenden Farbfoto des Gerichts finden sich eine Auflistung der benötigten Zutaten, Zubereitungs-, Rast- und Backzeit sowie Angaben zur Backtemperatur. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind verständlich und nachvollziehbar beschrieben. Zudem gibt es unter der farblich abgesetzten Rubrik Tipp hilfreiche Hinweise zur Zubereitung und zusätzliche Vorschläge für Abwandlungen und Variationsmöglichkeiten.
Alle von mir ausprobierten Ofengerichte wie die Topfenstrudel-Lasagne oder der Ofenkürbis ließen sich problemlos zubereiten, waren äußerst lecker und haben mich sehr überzeugt.
Das äußerst gelungene Buch ist wieder sehr hochwertig und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Insbesondere die vielen appetitanregenden und sehr natürlich wirkenden Fotos von Nadja Hudovernik sind echte Blickfänger, so dass man das Buch auch gerne einfach nur zum Stöbern und sich Inspirierenlassen in die Hand nimmt.

FAZIT
Ein empfehlenswertes Kochbuch rund um Ofengerichte für alle Lebens- und Stimmungslagen - mit leckeren, abwechslungsreichen Rezeptideen für easy-peasy Gerichte aus dem Ofen und vielen hilfreichen Tipps und Tricks!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2023

Berührende Familiengeschichte

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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MEINE MEINUNG
Nach ihrem bemerkenswerten Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ hat die deutschen Autorin Alena Schröder mit „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ einen ...

MEINE MEINUNG
Nach ihrem bemerkenswerten Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ hat die deutschen Autorin Alena Schröder mit „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ einen überzeugenden Fortsetzungsroman vorgelegt, in dem wir erneut einigen Protagonisten des ersten Bandes begegnen und diese unter einem neuen Blickwinkel kennenlernen.
Da es hierbei eher um ein Prequel handelt, lässt sich der Roman problemlos auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Es ist eine großartig konzipierte, einfühlsam erzählte und berührende Familiengeschichte, in der wir mehr über die familiären Hintergründe und komplexen Verwicklungen rund um die Familie Borowski erfahren sowie deren sorgsam gehütete Geheimnisse.
Im Mittelpunkt der auf drei Zeitebenen angelegten Geschichte stehen zwei faszinierende Frauen der Familie Evelyn und Silvia und deren Lebensgeschichten.
Neben der im Jahre 1989 angesiedelten Rahmenhandlung wechselt die Geschichte zwischen den 1950er Jahren direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs und den 1970er Jahren in der Schwäbischen Provinz.
Die sich abwechselnden, auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelten Erzählstränge haben mich bald in ihren Bann gezogen. Äußerst spannend ist es, in die unterschiedlichen Zeiten einzutauchen und aus den verschiedenen Perspektiven mehr über das Leben der Protagonistinnen zu erfahren.
Einfühlsam und mit angenehmer Leichtigkeit zeichnet die Autorin in den Rückblicken bedeutsame Lebensstationen ihrer Figuren aus der Vergangenheit nach und zeigt zugleich die vielfältigen Hintergründe für die schwierige Beziehung zwischen Mutter und Tochter auf. So lernen wir sie mit ihren Hoffnungen, Sehnsüchten und Träumen kennen, erfahren aber auch von ihren Ängsten, folgenschweren Entscheidungen und dunklen Geheimnissen, die bis in die Gegenwart nachwirken und ihre Persönlichkeiten nachhaltig prägten. Gekonnt arbeitet die Autorin heraus, wie nachhaltig die emotionale Kälte der Mutter, das Nichtansprechen von Problemen und die fatale Sprachlosigkeit innerhalb der Familie das Verhältnis zur Tochter beschädigt haben und schließlich zur völligen Entfremdung führten.
Zudem beleuchtet sie Themen wie traditionelle Rollenbilder, Selbstverwirklichung, Mutterschaft und Mutterrolle sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Lichte der jeweiligen gesellschaftlichen Leitbilder. Einfühlsam setzt sich sie auch mit dem fragilen Verhältnis zwischen Mutter und Tochter auseinander und fängt äußerst stimmig die komplexen Dynamiken ihrer subtilen Kommunikation und ihre schrittweisen Annäherungsbemühungen ein.
Alena Schröder hat mit den Hauptfiguren Evelyn und Silvia sehr beeindruckende, vielschichtige Frauen-Figuren geschaffen, die mit ihren Eigenheiten, Stärken und Verletzlichkeiten sehr lebensnah und lebendig wirken. Sie versteht es, uns im Laufe der Handlung ihr Innenleben, ihre schwierigen Persönlichkeiten und charakterliche Entwicklungen glaubhaft und psychologisch stimmig näherzubringen, so dass ich mich recht gut in sie hineinversetzen konnte.
Geschickt verdichtet die Autorin die fesselnden Erzählstränge mit vielen berührenden Momenten immer weiter und versteht es, uns mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und äußerst schockierenden Enthüllungen völlig zu überraschen.

ZUM HÖRBUCH
Mit Schauspielerin und Sprecherin Elisabeth Günther wurde eine gute Besetzung für das Hörbuch gefunden. Sie liest den Roman sehr abwechslungsreich und lebendig, so dass man schnell ins Geschehen eintauchen kann. Mit ihrer angenehmen, ausdrucksvollen Stimme nimmt uns sie mit auf eine mitreißende und bewegende Zeitreise. Überzeugend schlüpft sie in die Rollen der einzelnen Charaktere und versteht es hervorragend, sie mit ihrer einfühlsamen, variantenreichen Stimme zum Leben zu erwecken und ihnen besondere Tiefe zu verleihen.

FAZIT
Ein fesselnder und einfühlsam erzählter Roman mit einer berührenden Familiengeschichte und wundervoll komplexen Charakteren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2023

Gelungene Fortsetzung der faszinierenden Wintergarten-Trilogie

Die Wintergarten-Frauen. Die Sehnsucht brennt
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MEINE MEINUNG
„Die Wintergarten-Frauen – Die Sehnsucht brennt“ von der deutschen Erfolgsautorin Charlotte Roth ist bereits der zweite Teil ihrer neuen historischen Roman-Trilogie um das berühmte Berliner ...

MEINE MEINUNG
„Die Wintergarten-Frauen – Die Sehnsucht brennt“ von der deutschen Erfolgsautorin Charlotte Roth ist bereits der zweite Teil ihrer neuen historischen Roman-Trilogie um das berühmte Berliner Varietétheater Wintergarten. Die in der pulsierenden Metropole Berlin angesiedelte Saga nimmt uns erneut mit auf eine fesselnde Zeitreise in die 1920er Jahre. Nachdem mich der Auftakt mit seiner ausführlichen Vorgeschichte nicht völlig überzeugt hatte, bin ich froh, der Fortsetzung dieser vielschichtigen Reihe eine Chance gegeben zu haben, denn diese konnte mich bestens unterhalten und richtig packen.
Gekonnt setzt die Autorin ihre abwechslungsreiche Geschichte um die drei faszinierenden Wintergarten-Frauen Nina Veltheim als Intendantin und Dramaturgin ihrer Wunderweiber, die mysteriöse Schlangenfrau Jenny Alomis und das scheue Multitalent Sonia fort. Als Hauptattraktion des Varietétheaters Wintergarten scheint Nina mit ihren Wunderweibern und der unwiderstehlichen Jenny als Zuschauermagnet ihre hochfliegenden Träume verwirklicht zu haben und ganz oben angekommen zu sein. Doch auch für sie scheinen die erfolgsverwöhnten Zeiten schwieriger zu werden.
Dank Roths sehr lebendigen Erzählstils werden wir rasch in die mitreißende, aus unterschiedlichen Perspektiven geschilderte Geschichte hineingezogen, die so manche Überraschung, aber auch einige ziemlich dramatische Entwicklungen für uns bereit hält. Neben hoffnungsvollen Erwartungen und grandiosen durchfeierten Nächten mit reichlich Champagner durchleben wir an der Seite der Wintergartenfrauen auch eine krisenreiche Zeit mit großen Enttäuschungen, herben Niederlagen, herzzerreißenden Tragödien und Abstürzen ins Bodenlose und dies nicht nur im beruflichen sondern auch privaten Umfeld. Ohne es zu ahnen, muss Nina gegen einen mächtigen Widersacher im Hintergrund ankämpfen, der von blankem Hass und beispielloser Skrupellosigkeit getrieben ist.
Gekonnt zeichnet die Autorin ein facettenreiches Portrait jener bewegten Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche und versteht es, das pulsierende Lebensgefühl im Berlin der faszinierenden 1920er Jahre ausdrucksvoll einzufangen. Neben all dem glamourösen Glanz der Goldenen Zwanziger mit seinen Vergnügungen und seiner blühenden Unterhaltungsindustrie erhalten wir auch interessante Einblicke in die Schattenseiten dieser genuss- und vergnügungssüchtigen Stadt. Anschaulich zeigt Roth auf, wie das nationalsozialistische Gedankengut allmählich in alle Lebensbereich einsickert und die sich wandelnde politische Stimmungslage die Charaktere in ihrem Alltag zunehmend beeinträchtigt.
Hervorragend ist auch das einzigartige Flair des berühmten Berliner Varietés Wintergarten eingefangen. In einigen ausgewählten Episoden dürfen wir die aufregende, farbenprächtige Welt aus Kabarett, Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren und Akrobatik miterleben und einen kleinen Einblick in das vielfältige Repertoire erhaschen.
Die verschiedenen, sehr vielschichtig angelegten Charaktere wurden von der Autorin mit ihren Eigenheiten, faszinierenden Hintergrundgeschichten und Geheimnissen lebendig und lebensnah ausgearbeitet, so dass ich mich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen konnte.
Ob nun Ninas sympathischer Zwillingsbruder Carlo, die geheimnisvolle Sonia, die sich nie unterkriegen lässt, Ninas Freund, der berühmte Schauspieler Anton Wendland, oder weitere Figuren aus dem illustren Freundeskreis des Varietes– sie alle sind faszinierende Charaktere, die gemäß ihrer Rolle vielschichtig und glaubhaft ausgearbeitet sind, und für Abwechslung in der Geschichte sorgen.
Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin diesmal die mysteriöse Schlangenfrau und Tänzerin Jenny mit ihrem kleinen Sohn Viktor mit ihrer tragischen Vergangenheit in den Mittelpunkt gerückt hat. Allmählich erfahren wir mehr über ihre traumatischen Erlebnisse während des Kriegs, ihre Flucht aus Riga und die Hintergründe für ihre Ängste und Geheimniskrämerei. Roth versteht es, die schillernde Persönlichkeit dieser wandlungsfähigen, verletzlichen Frau voller Willensstärke, Leidenschaft aber auch ihre Schwächen und Abgründe glaubhaft einzufangen, so dass man mit ihr mitfiebert und hofft, dass auch sie schließlich ihren Frieden und ihr Glück findet.
Sehr viel besser als im ersten Teil hat mir auch Ninas Figur zugesagt, deren recht schwierige Persönlichkeit neue Facetten hinzu erlangt hat und weniger arrogant und deutlich gereifter wirkt. Dank ihres bewundernswerten Ehrgeizes, und ihrer großen Begeisterungsfähigkeit kann die bemerkenswert ehrgeizige und selbstbewusste Protagonistin sich als talentierte Intendantin zwar beachtliche Erfolge feiern und doch muss sie weiterhin verbissen gegen viele Widrigkeiten meistern und für ihre Wunderweiber im Wintergarten kämpfen muss. Selbst als sie in eine tiefe private Krise stürzt, trifft sie einige fragwürdige Entscheidungen, doch ist aufgeben keine Option für sie.
Die Handlung nimmt einige unerwartete und dramatische Wendungen, die den Spannungsbogen immer weiter anziehen lassen, und gipfelt in einem fulminanten Finale.
Ich bin gespannt auf den nächsten Band dieser farbenprächtigen historischen Saga und freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den Wintergartenfrauen.

FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der historischen Trilogie, die uns auf eine faszinierende Zeitreise in die Goldenen Zwanziger und in die aufregende Welt des Berliner Varietés Wintergarten mitnimmt!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2023

Interessante Fortsetzung der historischen Eifel-Trilogie

Perlenbach
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MEINE MEINUNG
Nachdem die deutsche Autorin Anna-Maria Caspari mit dem gelungenen Auftakt ihrer historischen Eifeltrilogie „Ginsterhöhe“ dem Eifeldorf Wollseifen ein literarisches Denkmal gesetzt hat, liegt ...

MEINE MEINUNG
Nachdem die deutsche Autorin Anna-Maria Caspari mit dem gelungenen Auftakt ihrer historischen Eifeltrilogie „Ginsterhöhe“ dem Eifeldorf Wollseifen ein literarisches Denkmal gesetzt hat, liegt nun mit ihrem neuen Roman „Perlenbach“ der zweite Band vor, der diesmal im ausgehenden 19. Jahrhundert spielt.
Dieser stellt somit nicht die direkte Fortsetzung des ersten Bands dar, sondern erzählt eine zeitlich vorgelagerte Vorgeschichte, die ebenfalls in dem Bauerndorf Wollseifen sowie in dem kleinen Tuchmacher-Städtchen Montjoie, dem heutigen Monschau, angesiedelt ist. Daher kann man die beiden Teile der Trilogie problemlos unabhängig voneinander lesen.
Der in drei Abschnitte unterteilte historische Roman spielt zwischen den Jahren 1865 bis 1905 und deckt eine Zeitspanne von 40 Jahren ab. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, sorgsam recherchierte historische Hintergrundinformationen mit ihrer fiktiven Handlung zu verweben und zeichnet ein stimmiges Bild des damaligen Lebensalltags und der gesellschaftlichen Zustände in jener Zeit der Widersprüche. Sehr anschaulich führt sie uns die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten in der kargen, ländlich geprägten Eifel zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts am Beispiel ihrer Hauptfiguren und Familien vor Augen.
Mühelos tauchen wir in die aus abwechselnden Perspektiven geschilderten Geschehnisse der Vergangenheit ein. So lernen wir nicht nur den jungen Bauernsohn Wilhelm aus Wollseifen kennen, der Jacob - dem kränklichen Sohn des Tuchfabrikanten in Montjoie - im Winter Gesellschaft leisten darf, sondern auch die clevere und recht eigensinnige Arzt- und Nachbartochter Luise kennen und nehmen Anteil an der unbeschwerten engen freundschaftlichen Bindung zwischen den Kindern, deren sozialer Status kaum unterschiedlicher sein könnte.
In der abwechslungsreichen Handlung erzählt Caspari die bewegende Geschichte der drei Kindheitsfreunde, deren ungewöhnliche Freundschaft schließlich auf eine harte Probe gestellt wird. Zwischen den Kapiteln sind kurze in Kursivschrift verfasste, fragmentarische Tagebucheinträge von Luises Gouvernante Friederike eingefügt, die aus einer gewissen Distanz das Geschehen kommentieren. Zudem dokumentieren sie nebenbei das gesellschaftliche und politische Weltgeschehen in Kurzfassung und geben uns mit der genauen Datierung einen groben historischen Überblick.
Schrittweise folgen wir den ereignisreichen Lebensgeschichten von Wilhelm, Jacob und Luise im Wandel der Zeiten. Wir erfahren von ihren Träumen von einer besseren, selbst bestimmten Zukunft und ihrer Hoffnung den gesellschaftlichen Zwängen der damaligen Zeit und ihrem vorbestimmten Lebensweg entrinnen zu können. Eindrücklich zeigt die Autorin jedoch auch auf, wie sehr ein jeder von ihnen gefangen ist in den rigiden Standeshierarchien, überkommene Konventionen und tradierten Rollenbildern und für sein Glück gegen vielfältige Widerstände ankämpfen muss.
Geschickt hat die Autorin auch viele geschichtlich interessante Informationen zu zur Arbeit im Bleibergwerk, dem Bau der Erfttalsperre oder dem Niedergang der Tuchherstellung in ihre Handlung eingewoben. Ausführlich geht sie auch auf die Rolle der Frau in jener Zeit ein und thematisiert die den beginnenden Kampf der Frauen um Gleichberechtigung und Frauenrechte.
Die einfühlsame, vielschichtige Zeichnung der verschiedenen Charaktere bis hin zu den verschiedenen Nebenfiguren ist der Autorin gut gelungen. Sie werden recht lebensecht mit all ihren Charaktereigenschaften beschrieben und auch ihre Entwicklung wirkt weitgehend glaubhaft und wirklichkeitsnah, so dass man sich gut in ihre Lage und Gefühlsleben hineinversetzen kann. Ab einem Punkt konnte ich allerdings Wilhelms unbesonnenes Verhalten wenig nachvollziehen, was ihn mir im weiteren Verlauf leider wenig sympathisch machte.
Schade auch, dass die wir die bewegenden Schicksale der Hauptfiguren im Ausklang nur noch in einer Art Kurzabriss erleben und viele interessante Aspekte weitgehend ausgeblendet bleiben, gerne hätte ich vor allem Luise noch weiter begleitet. Ich bin sehr gespannt, zu welcher Zeit der Abschlussband der Eifeltrilogie angesiedelt ist und welchen Nachkommen bekannter Figuren wir dort begegnen werden.
In ihrem Nachwort „Die gute alte Zeit …“ erläutert die Autorin schließlich noch eingehender die historischen Hintergründe ihres Romans. In ihrer Danksagung fasst sie zudem ihr Quellenmaterial zusammen und gibt einen kurzen Einblick in ihre Recherchen.
FAZIT
Ein abwechslungsreich und einfühlsam erzählter historischer Roman über das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert und die bewegende Geschichte dreier Kindheitsfreunde auf der Suche nach ihrem Lebensglück.
Ein interessantes, gut recherchiertes Zeitdokument über das Armenhaus Eifel!

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Fräulein Alma ermittelt wieder

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits ...

MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits den dritten Band ihrer tollen historischen Roman-Serie vorgelegt, die uns in die spannenden, turbulenten 1920er-Jahre eintauchen lässt. Angesiedelt ist die Geschichte aber nicht in Berlin sondern in der mondänen, international populären Kurstadt Baden-Baden. Im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Handlung, die diesmal im Jahre 1925 spielt, stehen wieder die sympathische Alma Täuber als auf eigene Faust ermittelndes Fräulein vom Amt und ihre quirlige Freundin Emmi Wolke. Ein internationales Schachturnier lockt neben vielen Touristen auch einige Ganoven nach Baden-Baden und natürlich sind auch die beiden Freundinnen Alma und Emmi vom Schachfieber erfasst.
Der gelungene Mix aus aufschlussreichen Einblicken in das damalige Zeitgeschehen, ausgiebigen Exkursen in das private und berufliche Leben der sympathischen Hauptfiguren sowie spannendem Kriminalfall, bei dem man nach Herzenslust Mitermitteln und Spekulieren kann, hat mir wieder hervorragend gefallen. Toll eingefangenes Lokalkolorit, interessante zeitgeschichtliche Informationen und nette humorvolle Episoden sorgen für ein sehr unterhaltsames und zugleich lehrreiches Lesevergnügen.
Schon der unheilvolle Prolog mit der darin geschilderten ergreifenden Szene von der in einer Wäschetrommel gefangenen, dem qualvollen Erstickungstod geweihten jungen Wäscherin Gertrude in einer Waschdampfanstalt lässt sofort Spannung aufkommen. Da die Polizei von Unfall oder Selbsttötung ausgeht, kann die junge Telefonistin Alma mit ihrem untrüglichen kriminalistischen Spürsinn gar nicht anders, als erneut auf eigene Faust zu ermitteln - sehr zum Verdruss ihres Freundes Kriminalkommissar Ludwig Schiller. So dauert es auch gar nicht lange, bis sie bei den Nachforschungen zu dem verzwickten Fall nicht nur in zwielichtige Kreise in sondern auch in große Gefahr gerät. Dank des lebendigen Erzählstils werden wir rasch in das spannende Geschehen hinein gezogen und folgen gebannt Almas Ermittlungen.
Viele sorgsam recherchierte und geschickt eingewobene Details führen uns das damalige Alltagsleben sowie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sehr anschaulich vor Augen. Insbesondere das faszinierende zeitgeschichtliche Flair Mitte der 1920er-Jahre ist von den Autorinnen sehr lebendig und authentisch eingefangen. Trotz des rasanten Fortschritts und der opulenten gesellschaftlichen Amüsements werden im Alltag gesellschaftliche Spannungen und die unheilvolle Vorboten des populärer werdenden nationalsozialistischen Gedankenguts immer spürbarer.
Wie im Nachwort erläutert haben die Autorinnen wieder viele spannende historische Details - vom modischen und technologischen Wandel bis hin zu politischen und kulturellen Hintergründen - sehr ansprechend in ihre Geschichte eingearbeitet. Obendrein lassen sich viele Hintergrundinformationen im angehängten Glossar nachlesen.
Der Roman lebt aber vor allem von seinen, äußerst lebensnah gezeichneten Protagonistinnen Alma und Emmi, die sehr lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet sind.
Die Autorinnen haben wundervolle Charaktere geschaffen, in die man sich hervorragend hinein versetzen und an deren Privatleben man gerne Anteil hat. Die überaus clevere, selbstbewusste Hauptfigur Alma, die sich aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate vermehrt um ihre Stelle in der Telefonvermittlung des Postamts Sorgen macht und mit dem Gedanken spielt eine Detektei zu gründen, ist nach wie vor ihre Unabhängigkeit äußerst wichtig. Diese möchte sie auch für ihre Liebe Kriminalkommissar Ludwig Schiller nicht aufgeben. Mit ihrer charmanten, frischen Art sorgt auch ihre quirlige, lebensfrohe Freundin Emmi, die inzwischen Filialleiterin eines Blumenladens geworden ist, wieder für amüsante Szenen und viel Abwechslung.
Mir hat es mit viel Spaß bereitet, mich an Almas Seite in die verzwickten Nachforschungen zu stürzen, die so manche unerwartete Wendung nehmen. Dank ihrer Gewitztheit und Kombinationsgabe gelingt es ihr schließlich die Hintergründe für den tragischen Tod der jungen Wäscherin auf eigene Faust aufzudecken und zugleich noch weitere Vorkommnisse aufzuklären. Die Auflösung kommt zwar höchst überraschend, ist aber dennoch in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Abenteuer und Herausforderungen auf Alma im 4. Band zukommen werden, und freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Reihe.

FAZIT
Eine sehr kurzweilige Fortsetzung der historischen Reihe rund um das ermittelnde Fräulein vom Amt Alma Täuber -mit viel Zwanziger Jahre-Zeitkolorit, liebenswerten Charakteren und netten humorvollen Episoden!

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