Keine angenehme Lektüre, dennoch lesenswert!
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Der jungen Kayleigh gelingt es, einen Job bei dem Subunternehmen Hexa zu ergattern. Ihre Aufgabe ist es nun, für eine große Internetplattform Beiträge von Nutzern auszuwerten und zu entscheiden, welche bleiben dürfen und welche gelöscht werden müssen. Die Arbeitsbedingungen sind hart: kaum Pausen, der ständige Leistungsdruck und vor allem verstörende Inhalte in Texten, Bildern und Videos, mit denen Kayleigh und die anderen Mitarbeiter stets konfrontiert werden. Schon bald fällt Kayleigh auf, dass sich einige ihre Arbeitskollegen nach und nach verändern und merkwürdig verhalten. Sie selbst glaubt, gut klarzukommen und konzentriert sich auf die Liebesbeziehung zu Sigrid, die ebenfalls bei Hexa eingestellt ist. Als sich diese von ihr zu distanzieren beginnt, kann Kayleigh das nicht nachvollziehen. Doch: Ist sie wirklich die Einzige, die mit dem Job problemlos fertig wird, während alle anderen um sie langsam durchdrehen? Oder hat diese Arbeit auch sie bereits gefährlich verändert und sie selbst merkt es nur nicht?
Es ist ein brisantes Thema, mit dem sich die niederländische Autorin Hanna Bervoets in ihrem Roman beschäftigt. Die rasante Entwicklung von Internet und sozialen Medien bietet uns heutzutage unzählige Möglichkeiten, uns unseren Mitmenschen mitzuteilen. Doch was macht diese Flut an Informationen, Bildern und Filmmaterial mit uns? Wie verändert sie unseren Blick auf uns selbst und auf unsere Welt? Und: Wer oder was darf bestimmen, was uns im Netz tagtäglich präsentiert wird? Wie kommt es, dass unsere Sicht der Dinge manchmal so manipuliert wird, dass wir uns in Verschwörungstheorien stürzen, gewalttätig werden oder Ängste entwickeln?
Die Protagonistin des Romans (der Autorin gelingt mit ihr eine einfühlsame und schockierende psychologische Studie) glaubt, dass sie in der Lage ist, den verstörenden, von Gewalt geprägten Beiträgen mit professioneller Distanz zu begegnen und Kontrolle zu behalten. Doch tut sie das wirklich? Ich glaube nicht und ich fürchte, so geht es zahlreichen Menschen. Das Schlimme ist, dass wir vermutlich nicht mal merken, wann wir aufhören, der Herr der Lage zu sein...
„Dieser Beitrag wurde entfernt“ ist keine angenehme Urlaubslektüre. Es ist ein düsterer und aufwühlender Roman, der uns schonungslos in die Abgründe der sozialen Medien blicken und uns unangenehme Fragen stellen lässt. Es sind aber wichtige Fragen, die wir uns stellen sollen, ja müssen, wenn wir nicht wollen, dass unser Leben fremdbestimmt wird.
Fazit: Schwere Kost, dennoch lesenswert. Ein wichtiges Buch, das hoffentlich viele Leser zum Nach- bzw. sogar Umdenken anregen wird.