Profilbild von brauchnix

brauchnix

Lesejury Star
offline

brauchnix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit brauchnix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2017

Hörvergnügen

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
0

Ich bin seit dem ersten Henkersroman ein Fan von Kuisl und seiner Familie. Die Familie meiner Frau kommt aus der Schongauer Ecke. Ich kenne mich da also ein bisserl aus. Und ich war auch schon auf Lesungen ...

Ich bin seit dem ersten Henkersroman ein Fan von Kuisl und seiner Familie. Die Familie meiner Frau kommt aus der Schongauer Ecke. Ich kenne mich da also ein bisserl aus. Und ich war auch schon auf Lesungen mit Oliver Pötzsch, der farbenprächtig vom Henkersdasein erzählt. Deshalb habe ich mir auch das neue Hörbuch wieder gegönnt und wurde nicht enttäuscht, nein im Gegenteil.

Hocherfreut habe ich festgestellt, dass der Jakob diesmal nach München, also in meine Heimatstadt, reist und dort bei einem großen Henkerstreffen dabei ist.
Wie ich spätestens seit den Lesungen weiß, haben die Henkersfamilien meist untereinander heiraten müssen, da andere Berufsstände sie scheel angeschaut haben. Deshalb hat der Jakob auch seine Tochter Barbara dabei, um zu schauen, wer denn da in Frage käme. Aber diese Idee gerät bald ins Hintertreffen, denn es geschehen einige Morde und die Henkersleute selber geraten unter Verdacht. Kuisl und seine Töchter ermitteln.

Das Hörbuch war sehr unterhaltsam und hatte keine Längen. Man kann, glaube ich, auch als Quereinsteiger daran Vergnügen haben. Johannes Steck liest gewohnt routiniert und mit einem angenehmen nur angedeuteten Bayrisch in den Dialogen. Ein Hörvergnügen für Histofans.

Veröffentlicht am 09.08.2017

volle Punktzahl

Die Runen der Freiheit
0

Eadric ist der uneheliche Sohn eines kleinen Landadligen. Er verliert seine Mutter früh und lebt ungeliebt im Haushalt der väterlichen Burg. Schließlich stirbt der Vater nach einem Jagdunfall und der eheliche ...

Eadric ist der uneheliche Sohn eines kleinen Landadligen. Er verliert seine Mutter früh und lebt ungeliebt im Haushalt der väterlichen Burg. Schließlich stirbt der Vater nach einem Jagdunfall und der eheliche Sohn Gerald behält den verhassten Halbbruder nur ungern in seiner Gefolgschaft. Als sich die Möglichkeit ergibt, schickt er Eadric, der inzwischen ein ausgezeichneter Bogenschütze geworden ist, mit einem Geheimauftrag nach Schottland. Er soll den Rebellenführer William Wallace erschießen und so den Aufstand der Schotten niederschlagen.

Durch den Film „Braveheart“ dürfte so manchem der Aufstand der Schotten gegen die englische Herrschaft noch im Gedächtnis sein. Diesmal werden die Geschehnisse aus der Sicht eines englischen Bogenschützen geschildert, der zwar eine schottische Mutter hatte, aber eigentlich gegen die Rebellen agieren soll. Aber nachdem ein kleiner schottischer Clan ihm das Leben rettet, er sich in die Tochter des Clanführers verliebt, und dann auch noch William Wallace sich als charismatischer und sympathischer Führer entpuppt und so gar nicht dem dämonischen Feindbild entspricht, welches die Engländer verbreiten, da sitzt er zwischen allen Stühlen und gerät in schwere Gewissenskonflikte, zu welcher Seite er nun stehen soll.

Von der ersten Seite an war die Geschichte spannend und farbenprächtig erzählt. Eadric und die Schotten wachsen einem schnell ans Herz und man hofft, dass er die richtigen Entscheidungen treffen wird. Auch wenn man natürlich weiß, wie der Konflikt der Schotten gegen die Briten ausgeht, so fiebert man dennoch mit und fühlt sich auch geschichtlich durchaus angesprochen von Peinkofers Roman. Sicherlich nimmt er sich ein paar erzählerische Freiheiten. Aber ich bin auch nicht mit dem Geschichtsbuch dagesessen, um alles zu kontrollieren.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und da es mein erstes Buch von Michael Peinkofer ist werde ich mich jetzt gleich auf die Suche nach vorhergehenden Werken machen. Volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 26.07.2017

gutes Buch

Weil du mein Leben bist
0

Im Zentrum des Romans „Weil du mein Leben bist“ steht die Liebe einer Stiefmutter zu ihrem Adoptivkind. Diese Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als der Vater überraschend stirbt und die richtige ...

Im Zentrum des Romans „Weil du mein Leben bist“ steht die Liebe einer Stiefmutter zu ihrem Adoptivkind. Diese Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als der Vater überraschend stirbt und die richtige Mutter versucht, die Tochter wieder für sich zu gewinnen. Ich denke, man muss offen an die Geschichte herangehen, denn so manche der Handlungen der Protagonisten ist nicht immer mit Logik nachvollziehbar und es wird natürlich auch kräftig versucht, die Gefühle des Lesers zu treffen. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, denn es gibt ein paar schöne Wahrheiten in diesem Roman, die ich im eigenen Leben schon so kennengelernt habe.

Z.B. die, dass man sich seine leiblichen Eltern (hier die Mutter), eben nicht aussuchen kann und manchmal andere Menschen viel wichtiger und liebevoller sind. Mutterliebe ist eben nicht ein unverrückbares Gut, welches jeder Mensch erfährt und welches jede Frau empfindet, wenn sie Kinder bekommt. Und manchmal muss man um seine Familie kämpfen und darf nicht weichen, auch wenn der Kampf aussichtslos scheint.

Mir hat das Buch gut gefallen. Es liest sich flüssig. Wirkliche Überraschungen hat es nicht parat aber die Charaktere werden lebensnah geschildert und wecken – je nachdem - Sympathien und Antipathien.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Russische Geschichte

Die Stadt des Zaren
1

Von Martina Sahler habe ich bereits eine Russlandsage gelesen in der deutsche Auswanderer ihr Glück im Osten suchen und eine Kolonie aufbauen. Und wieder ist es ein russisches Thema, worauf freilich schon ...

Von Martina Sahler habe ich bereits eine Russlandsage gelesen in der deutsche Auswanderer ihr Glück im Osten suchen und eine Kolonie aufbauen. Und wieder ist es ein russisches Thema, worauf freilich schon der Titel „Die Stadt des Zaren“ hindeutet.

Zar Peter lässt Anfang des 18.ten Jahrhunderts Sankt Petersburg entstehen. Er ist ein Visionär. Nicht nur, was den schwierigen Bau dieser großen Stadt betrifft, sondern auch die Zukunft Russlands als Großmacht zu Land und zu Wasser hat er stets im Blick. Es ist ungemein spannend, was Martina Sahler hier Geschichtliches ausgegraben und für den Leser aufbereitet hat. Um sämtliche Facetten der Geschehnisse beleuchten zu können gibt es eine Vielzahl an Charakteren aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, die das Buch bevölkern. Ein deutscher Arzt und ein italienischer Architekt ebenso wie ein schwedischer Kriegsgefangener, der sich in eine junge Deutsche verliebt. Der Erzählstil der Autorin ist eine Mischung aus Roman und Geschichtsbuch. Mehr als vielleicht in anderen Büchern merkt man dem Text diese Symbiose an. Dies ist keineswegs von Nachteil aber man darf sich nicht wundern, dass den Protagonisten so einiges zumutet wird, da sie ja stellvertretend für all die Menschen stehen, deren Schicksal Martina Sahler erzählen wollte. Naturkatastrophen und Kriege, politische Ränke und persönliche Schicksalschläge, Tod und Liebe; das Buch ist prall gefüllt und die Seiten fliegen nur so dahin.

Mir hat der neue Roman von Martina Sahler ausgesprochen gut gefallen. Ich kann es rundherum empfehlen.

Veröffentlicht am 15.07.2017

empfehlenswerter Thriller

Die Lieferantin
0

Ein Thriller der mehr als up to date daherkommt, denn er spielt in der nahen Zukunft in London nach dem Ausstieg aus der EU.

Die Drogenhändlerin Elliot vertreibt ihre Ware vor allem über das Darknet, ...

Ein Thriller der mehr als up to date daherkommt, denn er spielt in der nahen Zukunft in London nach dem Ausstieg aus der EU.

Die Drogenhändlerin Elliot vertreibt ihre Ware vor allem über das Darknet, was ja tatsächlich inzwischen der moderne Umschlagsplatz ist, wie ich erst letzthin in einem Fernsehbericht gelernt habe. Die Methoden und die Struktur der Drogendealer ist sehr realistisch geschildert. Immer wieder musste ich an die alten Methoden denken, die mir in Büchern, wie das Kartell erklärt wurden und dass das heute alles noch viel effektiver und beängstigend einfach klappt. Aber es gibt natürlich auch Dinge, die sich nicht geändert haben. Der Konkurrenzkampf unter den Verbrechern, Mord und Erpressung, die in der Szene gang und gäbe sind. Und die Entdeckung durch die Polizei ist noch die kleinste Sorge, die Elliot hat.

Schon das Cover besticht durch Raffinesse und bekommt von mir die volle Punktzahl für seine Einmaligkeit im großen Krimibücherwald. Der Erzählstil hat mir ausnehmend gut gefallen. Zoe Beck hat einen ironischen Unterton gewählt und lässt die Probleme der Protagonisten so normal erscheinen, wie andernorts das Leben eines einfachen Bäckers oder Blumenverkäufers. Dabei versteht sie es, die Spannung stetig aufzubauen und bis zum Schluss zu halten. Ein sehr vergnüglicher Thriller und von mir eine Empfehlung für diese interessante Autorin.