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Veröffentlicht am 26.04.2022

Fehlersuche

Der große Fehler
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Der Schwarze Cornelius William ermordet an einem Freitag dem 13., am helllichten Tag, mit fünf Schüssen, Andrew Haswell Green vor seinem Haus. Warum musste der große, alte Mann sterben? Er hatte sich ...



Der Schwarze Cornelius William ermordet an einem Freitag dem 13., am helllichten Tag, mit fünf Schüssen, Andrew Haswell Green vor seinem Haus. Warum musste der große, alte Mann sterben? Er hatte sich beträchtliche Verdienste um die Stadtentwicklung New Yorks erworben hat ein faires öffentliches Schulsystem einführte. Ihm verdankt New York unter anderem den Central Park und die New York Public Library. Er war der Vater von Greater New York. Er vereinte die beiden Städte New York und Brooklyn. Liegt hier ein Motiv?

Oder muss Inspekto McClusky seine Ermittlungen ganz wo anders ansetzen? Andrews Mörder Cornelius William, wollte die Adresse einer gewissen Bessie Davis. Hatte er diese Dame gekannt und was verband ihn mit ihr? Inspektor McClusky macht sich Sorgen, dass die Ermordung Greens mit dessen Lebensführung zu tun hatte. Das gäbe einen Skandal, ein großer amerikanischer Bürger und Held, der sich mit mörderischen Schwarzen und dessen Frauen abgab.

In Rückblicken, erleben wir den jungen Andrew. Er kommt aus einfachen Verhältnissen. Er erhält vom Vater keinerlei Anerkennung, so sehr er sich auch darum bemüht. In seiner Jugendzeit gierte er nach Bewegung. Das machte ihn mir schon mal sympathisch. Seine Neigung zum eigenen Geschlecht erschwert ihm das Leben. Andrew lernt den sechs Jahre älteren Samuel Tilden, einen angehenden Anwalt, der auf dem Weg zu Höherem ist kennen. Er verehrt den Gentleman, der es gewohnt ist, sich durch die wohlhabende Welt zu bewegen. Er ist ein besessener Büchersammler. Andrew spürte schon bei ihrem ersten Treffen, dass Samuel im Grunde ein einsamer Mann ist und das verband sie. Er nahm ihn als Vorbild, strebte danach zu sein, wie sein Freund. Er beobachtet Gentlemen, wie sie sich ausdrückten und gestikulierten und er ahmte sie nach. „Er strebte nach Freiheit, die man sich für Geld kaufen konnte, der Freiheit, keiner Anweisung zu folgen“, hieß es an einer Stelle.

Eine interessante Figur ist auch seine Haushälterin. Von ihr heißt es: „Sie besaß ein Auge für die kleinen Dinge.“ Seinen Freund Samuel Tilden empfand ich sehr oft als Snob, große Sympathien konnte ich für ihn nicht entwickeln. Doch diese Bessie Davis, sie hat mir echte Bewunderung abgerungen. Sie war eine erfolgreiche Schwarze. Sie wusste, was sie wollte. Auch wenn sie in einem anrüchigen Gewerbe tätig war. So hat sie ihre Chancen erkannt und genutzt.

Ich habe mich mit diesem Buch sehr schwergetan. Anfangs war ich hellauf begeistert von diesem ungewöhnlichen Schreibstil. Leider verlor sich mit der Zeit die Begeisterung und machte eine Ungeduld Platz. Mich nervte, dass ewige um den Brei herumreden, sich in Nebensächlichkeiten verlieren. Aber es gab auch humorvolle Stellen. Schmunzeln musste ich z. B. über Andrews Beschreibung der Krankheit von Frau Hingsdale. Sie selber sagt immer, sie seit 1822 an der Ehe erkrankt und leide seitdem an den Symptomen.

Einer meiner Lieblingssätze war: Eine Stimme, die Ausdruck einer lächelnden Selbstsicherheit ist, nach der manch einer sein Leben lang strebt, während sie anderen in die Wiege gelegt wurde. Oder auch: Man muss die Dinge ausprobieren, bevor man sie verwerfen kann.

Große Fehler gab es viele in Andrews Leben, wie auch in unser aller Leben. Das sein Tod hätte nicht sein müssen, war verhängnisvoll und beruhte auf einem Missverständnis. Wie es dazukam, wird nicht verraten.

Fazit: Ein faszinierender, aber doch sehr anstrengender Schreibstil.


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Veröffentlicht am 25.04.2022

Was kommt danach?

Boy meets Girl
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Eigentlich …. Ja, eigentlich ist Nora in Sachen Beziehungen eine Expertin. Sie ist nicht nur Therapeutin, sie schreibt auch an einem Buch mit dem Titel „Erfolgreich Beziehungen beenden“. Trotzdem erkennt ...


Eigentlich …. Ja, eigentlich ist Nora in Sachen Beziehungen eine Expertin. Sie ist nicht nur Therapeutin, sie schreibt auch an einem Buch mit dem Titel „Erfolgreich Beziehungen beenden“. Trotzdem erkennt sie lange Zeit nicht, wie es um ihre eigene Ehe steht. Sie hatte die Zeichen komplett ignoriert. Schlussendlich gab den Auslöser für das Beenden ihrer Beziehung ein fast klassisches Beweisstück, nämlich eine schwarze Damenunterhose in der Wäsche ihres Mannes. Nach über 30 Jahren Ehe fällt ihr der Schritt nicht leicht. Pro- und Contra-Listen helfen, rät ihr ihre beste Freundin Lou, um sich und seine Situation besser einschätzen zu können. Allmählich macht sich in Nora die Erkenntnis breit: Sie war viel zu lange Besucherin in ihrem eigenen Leben. Sie merkt zum ersten Mal, das in ihrem Leben was fehlt.

Die Ehe ihrer Eltern war ebenfalls ein Desaster. Im Laufe der Jahre haben sie sich die Beiden jedoch arrangiert. Jetzt leben sie nebeneinander her, haben kein nettes Wort mehr für einander übrig. Nora sorgt sich um ihren Vater, der zusehends hilfloser wird.

Bald lernt Nora den netten jungen Englischlehrer Gregory aus Neuseeland kennen. Ein Joghurtglas im Supermarkt bringt die beiden durch ein Missgeschick zusammen. Nora beginnt mit ihm eine unverbindliche Affäre. Dann trifft sie durch Zufall am Käsestand auf dem Markt Yann wieder, ihren Jugendfreund aus Unizeiten. Er war einst ihre große Liebe. Doch Yann ist mit der Ärztin Sophie liiert.
Was für ein tolles Buch. „Boy meets girl“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Der Schreibstil der Autorin Julia Holbe ist schnörkellos und klar, und doch spürt man die Atmosphäre, fühlt sich nach Paris versetzt. Ich konnte die Zweifel, die Zerrissenheit und auch Gefühle der Protagonistin nachvollziehen, konnte in ihre Rolle schlüpfen. Das ist mir schon lange nicht mehr so gut bei einem Roman gelungen. Die Dialoge klingen authentisch und haben mir sehr gefallen. Noras Leben wird umgekrempelt. Den Zwiespalt hat die Autorin sehr gelungen herausgearbeitet. Nur langsam spürt Nora, dass das Leben noch einiges für sie in petto hat.

Ich mochte die sympathische Protagonistin. Ich mochte auch ihre Freundin Lou. Und ja klar, Yann ist ein Mann zum Verlieben. Aber auch an Gregory gab es nichts auszusetzten. Noras Eltern haben mir oft ein Schmunzeln entlockt. Sie sind schon sehr speziell. Und doch hängen sie aneinander. Die schnodderige Art ihrer Mutter gefällt mir irgendwie. In ihr erkenne ich eine Bekannte Sehr schön fand ich auch die Geschichte mit Hugo und Monsieur Rene. Die beiden lassen mich an die Liebe glauben. „Verliert euch nicht aus den Augen“ hatte Monsieur Hugo einst zum Abschied gesagt.
Es gab wunderschöne Sätze, wie z. B. auf Seite 137: „Man kann nicht immer nur das Richtige tun, man kann nicht immer nur gut gelaunt sein und jede Minute ausschöpfen. Das ist zwar schön in der Vorstellung, aber so funktioniert das Leben nicht. Man sollte das Gefühl haben, richtig viel Zeit zu haben. Und es gar nicht schlimm finden, so viel Zeit wie möglich zu verschwenden.“ Gänsehaut bekam ich bei: „Ich wünsche mir manchmal jemanden, der mir nachts mit der Hand durch die Haare streicht …“ Das klingt so poetisch. Sehr gut gefiel mir auch der Satz ihres Vaters, als es um sein Zittern ging und Nora meinte, es sei egal, was die Leute denken. Er sagte, es sei ihm nicht egal. „Es geht mir darum, sich einen Rest Würde zu bewahren. Das ist wichtig, wenn man alt ist.“ Und Lou sagt irgendwo: „Wir sind zwar alt, aber schön.“ Was für herrliche Sätze.

Der Titel „Boy meets Girl“, ist wirklich sehr irreführend. Er deutet auf eine leichte Unterhaltungskost hin. Doch damit liegt man als Leser definitiv falsch. Der Roman ist zwar sehr gefühlvoll, aber auch sehr gedankenvoll, weit entfernt von seicht.

Fazit: Ein wunder-, wunderschönes Buch. Ich bin begeistert und kann es nur uneingeschränkt weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Radio in seinen Anfängen

Die Radioschwestern
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„Die Radioschwestern“ bilden den Auftakt einer Trilogie, in der uns die Autorin Eva Wagendorfer in das Jahr 1927 nach Frankfurt führt. Es ist die Ära der Geburtsstunde des Rundfunks. Gesa, das Mädchen ...

„Die Radioschwestern“ bilden den Auftakt einer Trilogie, in der uns die Autorin Eva Wagendorfer in das Jahr 1927 nach Frankfurt führt. Es ist die Ära der Geburtsstunde des Rundfunks. Gesa, das Mädchen aus gutem Haus, aus einem kleinen Dorf im Teutoburger Wald träumt davon beim Sender eine Anstellung als Hörspielsprecherin zu bekommen. Sie macht sich auf in die pulsierende Stadt Frankfurt und schafft es tatsächlich mit viel Glück beim Sender zu landen. In Inge und Margot findet sie bald Freundinnen. Inge, die Sekretärin des Intendanten, bastelt in ihrer Freizeit an ihrer Karriere als Sängerin und Margot muss sich als Cellistin im männerdominierten Rundfunkorchester einen Platz erobern. Allen drei Frauen wird es nicht leicht gemacht, sich zu behaupten. Allgemein herrschte die Meinung, Frauen sollten sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Doch die Freundinnen beschreiten mutig ihren Weg in die Unabhängigkeit. In Intendant Albert Bronnen, haben die drei jungen Frauen einen starken Fürsprecher. Er erkennt ihre Fähigkeiten und Talente.

Mir hat vor allem das Setting gefallen. Man wird als Leser*in in die Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts versetzt. Das Flair fühlt sich wunderbar authentisch an. Männer spielen in diesem Buch allerdings zum größten Teil eine unrühmliche Rolle. Willi, der Schriftsteller, ist der Oberhammer. Er hat Gesa nur benutzt. Spielt ihr die große Liebe vor, borgt sich Geld von Gesa, um die Miete bezahlen zu können und plötzlich hat er eine Verlobte. Schlimm, das frauenfeindliche Verhalten des Orchesterleiter Bienefeldt, der Margot unbegreiflicherweise auf den Kieker hat, und auch ihre Kollegen nehmen sich unglaubliche Frechheiten heraus. Inge, die dritte im Bunde, geht dem Aufreißertypen Carl Schäfer auf den Leim. Seite 275 beschreibt Albert Curt Schafer sehr treffend, als Egomanen und Raubtier, der seine weibliche Beute zum Amüsement benutzt und der ohne Skrupel von ihr ablässt, wenn er mit ihr fertig war. Aber auch die alternde Diva Simonetti kommt nicht gut weg, sie macht Gesa das Leben schwer.

Der Aufbau des Buches ist gut durchdacht. Besonders der Einstieg in die einzelnen Kapitel gefällt mir gut. Hier wird in Form einer Nachrichtenmeldung jeweils eine starke Frau vorgestellt, die Bemerkenswertes in ihrem Leben erreicht hat. Die eine oder andere Frau war mir bekannt, von anderen hatte ich bisher noch nichts gehört. Aber ich habe nach ihnen gegoogelt und noch näheres über sie erfahren. Der Schreibstil ist gut und flüssig lesbar. Die Story leider in bisschen vorhersehbar, dennoch konnte mich das Buch bis zum Ende fesseln.

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der uns eine längst vergangene Zeit erleben lässt.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Unfassbar

Versteckt vor aller Augen
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Der Bericht einer Überlebenden des Holocaust wurde von Pieter van Os, einem niederländischen Autor und Journalist, akribisch recherchiert. Dafür wurde er für das beste journalistische Buch in niederländischer ...

Der Bericht einer Überlebenden des Holocaust wurde von Pieter van Os, einem niederländischen Autor und Journalist, akribisch recherchiert. Dafür wurde er für das beste journalistische Buch in niederländischer Sprache in im Jahr 2020 mit dem Brusse-Preis ausgezeichnet, außerdem gewann ‚Versteckt vor aller Augen‘ den Libris-Geschiedenis-Preis.

In „Versteckt vor aller Augen“ geht es hauptsächlich um das Schicksal der Holocaustüberlebenden Mala Rivka Kizel. Das jüdisch-orthodoxe Mädchen wurde 1926 in Warschau geboren und wuchs auch dort auf. Mich haben die geschilderten Vorkommnisse und Gräueltaten emotional sehr mitgenommen. Bereits der Einstieg in das Buch war bestürzend. Mir tat das Herz weh, als ich von dem Schicksal der Familie unter dem Schweinestall las und vom dem der Bauernfamilie. Malas Schicksal und das ihrer Angehörigen kann niemanden kalt lassen. Mala ist ein willensstarkes Mädchen, intelligent und clever, dennoch hat sie aber auch oft nur Glück, sie findet immer wieder Menschen, die ihr weiterhelfen.

Der Autor Pieter van Os hat penibel recherchiert. In dem Buch finden sich neben der Geschichte von Mala viele Berichte von Zeitzeugen. Er hat unzählige Quellen ausfindig gemacht und Puzzlestück um Puzzlestück zusammengetragen. Dennoch liest sich das Buch flüssig. Man muss es lediglich hin und wieder aus der Hand legen, um dieses schlimme, von Menschen gemachten Ereignisse, zu verkraften.

Ein immens wichtiges Buch. Jeder sollte wissen, was damals geschah, damit solche Verbrechen nicht mehr wieder geschehen können. Denn leider haben die Menschen nicht dazugelernt, wie man am Ukraine-Krieg sieht.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Leider nicht mein Fall …

Die Erfüllung wartet in dir
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Das Cover macht tatsächlich was her. Gold auf schwarzem Grund, sieht sehr edel aus.

Mit dem Inhalt bin ich weniger klar gekommen. Der persönliche Weg des Autors konnte mich nicht auf das Buch einstimmen. ...


Das Cover macht tatsächlich was her. Gold auf schwarzem Grund, sieht sehr edel aus.

Mit dem Inhalt bin ich weniger klar gekommen. Der persönliche Weg des Autors konnte mich nicht auf das Buch einstimmen. Ich empfand die Krisen, die der Autor durchlebte mitnichten als Krisen, eher als das ganz normale Leben eines Heranwachsenden, wobei der Heranwachsende wohl schon die dreißig überschritten hatte.

Der Schreibstil ist zwar flüssig, trotzdem verlor ich oft die Lust daran weiterzulesen, da sich der Autor in spirituell anderen Gefilden bewegte wie ich. Ich bin ein bodenständiger Mensch, und fand auch wohl deshalb keinen Zugang. Ich war dann gespannt auf den Praxisteil, der leider nur ca. 20 Seiten umfasst, aber auch für mich nicht der Burner war. Die Methode hat ein bisschen Ähnlichkeit mit Stefanie Stahls „Das Kind in mir muss Heimat finden“, dass ich sehr geliebt habe.

Fazit: Leider nicht mein Fall …Vielleicht bin ich auch zu glücklich für dieses Buch.

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