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Veröffentlicht am 11.04.2021

Jin Yong ist ein Geschichtenerzähler wie kein anderer.

Die Legende der Adlerkrieger
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Jin Yong ist ein Geschichtenerzähler wie kein anderer. 547 Seiten habe ich lange nicht mehr so schnell runtergelesen wie bei diesem Buch. „Die Legende der Adlerkrieger“ hat alles, was man von einem Heldenepos ...

Jin Yong ist ein Geschichtenerzähler wie kein anderer. 547 Seiten habe ich lange nicht mehr so schnell runtergelesen wie bei diesem Buch. „Die Legende der Adlerkrieger“ hat alles, was man von einem Heldenepos erwartet. Neben einer spannenden Geschichte, die unterlegt ist mit historischen Fakten und echter Kampfkunst bietet Jin Yong noch vielseitige Charaktere. Der Held der Geschichte Guo Jing ist nicht makellos und perfekt, wie sie oft in Heldengeschichten dargestellt werden, sondern hat Ecken und Kanten. Oftmals muss man sogar über seine Eigenarten lachen, aber genau das macht ihn so authentisch und nahbar. Auch seine Meister, von denen er in die Künste des Kung Fu eingeführt wird, sind weit davon entfernt, perfekt zu sein. Manchmal schüttelt man sogar verzweifelt den Kopf über so viel geballten Unsinn, den sie von sich geben. Aber das lockert die Atmosphäre des ansonsten sehr auf Kampfszenen bedachten Buchs. Denn diese kommen gewiss nicht zu kurz. Sie werden ausführlich beschrieben und man lernt viele Kung Fu Techniken beim Namen. Aber nicht, dass jetzt einige von euch denken, dass es zu „kämpferisch“ wäre. Ach wo! Nein, auch die Liebe und Freundschaft sind zentrale Themen. Jin Yong schafft es Humor, Spannung, Gefühl und Informationen in einem zu vereinen und lässt einen als Leser*in nicht los. Ständig möchte man weiterlesen und sobald das Buch auch nur kurz zur Seite gelegt wurde, packt einem die Neugier. Die Figuren gewinnt man nach und nach lieb und möchte keinen von ihnen missen. Auch wenn man langsam denkt, den Verlauf der Geschichte folgen zu können und meint vorauszusehen, was geschieht, hat Jin Yong noch ein Ass im Ärmel und präsentiert eine neue Wendung. Seine Erzähltechnik ist wirklich einzigartig und nach diesem Band kann ich zu 100 % nachvollziehen, warum er in China ein gefeierter Autor war. Nur eins kann ich nicht nachvollziehen… Warum hat es so lange gedauert, bis eine deutsche Übersetzung erschien? Doch zum Glück ist das nun geschehen und wenn ihr noch nicht in den Genuss dieses Meisterwerks gekommen seid, dann solltet ihr es unbedingt nachholen! Es war überragend. Und für alle, die bereits den ersten Teil kennen und sich nach mehr sehnen. Der zweite Teil erscheint schon dieses Jahr!

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Wie geht das Leben nach einem Amoklauf für die Überlebenden weiter?

Jene Nacht ist unser Schatten
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In „Jene Nacht ist unser Schatten“ erzählt Amy Giles die Geschichte zweier Jugendlicher, die nach einem Amoklauf in einem Kino überlebten, aber jeweils ihre Brüder verloren haben. Der Fokus der Geschichte ...

In „Jene Nacht ist unser Schatten“ erzählt Amy Giles die Geschichte zweier Jugendlicher, die nach einem Amoklauf in einem Kino überlebten, aber jeweils ihre Brüder verloren haben. Der Fokus der Geschichte richtet sich jedoch nicht auf die Schießerei, sondern auf das Leben danach. Wie lebt es sich nach dem Verlust und der Angst? Was passiert, wenn die meistens Menschen ihren ganz normalen Alltag wieder aufnehmen und nur noch die Hinterbliebenen mit ihren Schrecken kämpfen müssen? Das alles wird im Roman auf einer sehr emotionalen Ebene thematisiert. Amy Giles zeigt die oftmals vergessene Seite von schrecklichen Massenmorden. Indem sie den Blick auf die Überlebenden richtet und ihren Umgang mit ihrer Trauer lässt sie, den/die Leser*in eine neue Sichtweise auf die Dinge erkennen. Die Schäden von Amokläufen enden nicht mit den Toten. Diejenigen, die weiterleben, müssen sich mit Fragen auseinandersetzen. Warum das geschehen ist? Warum haben gerade sie überlebt? Und wie soll das Leben jemals weitergehen? All das geschieht im Verborgenen und mit dem Buch „Jene Nacht ist unser Schatten“ holt Amy Giles diese Gedanken und Leben ins Licht. Es ist keine leicht verdauliche Geschichte. Amy Giles berührt mit ihren Schreibstil tief die Herzen der Leserschaft. Und gerade mit dem Wissen, dass andauernd Schießereien auf der Welt geschehen, die nicht nur Menschen grausam das Leben rauben, sondern auch das Leben der Überlebenden und Mitmenschen der Ermordeten für immer verändert, macht dieses Buch so emotional. Es ist zwar eine fiktive Geschichte, aber eine, die immer wieder in der Realität geschieht.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Ein Roman voller Magie, Liebe und Verständnis

Das Flüstern der Bienen
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In „Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia geht es um einen kleinen Jungen namens Simonopio. Als Neugeborenes wurde er damals ausgesetzt. Der Grund wird nicht explizit genannt, dennoch stellt man anhand ...

In „Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia geht es um einen kleinen Jungen namens Simonopio. Als Neugeborenes wurde er damals ausgesetzt. Der Grund wird nicht explizit genannt, dennoch stellt man anhand der Reaktionen der Menschen Vermutungen an. Denn Simonopio hatte eine Gaumenspalte, die die Menschen aus dem Dorf erschrecken ließ. Nicht jedoch seine Nana Reja, die ihn fand und somit rettete. Und auch sein späterer Patenvater Francicso Morales gewöhnte sich daran und hatte keinerlei Bedenken, den Jungen aufzunehmen. Weiterhin besonders war, dass um Simonopio herum seit seinem Fund Bienen herumschwirren. Sie haben eine besondere Bindung zum Jungen und beschützen ihn seit Beginn an. Die Verbindung wird im Buch immer wieder thematisiert und verdeutlicht die magische Gabe, die Simonopio hatte. Er war ein Kind der Natur und konnte dadurch mehr von seiner Umgebung verstehen und wahrnehmen, als es den anderen Personen möglich war. Durch dieses tiefe Verständnis für die Natur und die Zusammenhänge von Handlungen, die oftmals auch als Vorhersage verstanden werden können, ist Simonopio in der Lage, einige Situationen zu einem guten Ende zu verhelfen. Doch trotz seiner Erfolge und dem glücklichen Leben auf dem Land von der Familie Morales, die ihn tief in ihr Herz geschlossen hat, lauert stets etwas Dunkles hinter dem Jungen. Er weiß zunächst nicht, wann oder wo das Aufeinandertreffen passieren wird, doch das es geschieht, ist unausweichlich. Es wirkt wie ein Showdown, der die anfängliche Harmonie der Handlung in zunehmende Spannung versetzt.

Ich habe sofort in die Geschichte hineingefunden. Es gibt immer wieder verschiedene Zeitsprünge und unterschiedliche Perspektiven, aber irgendwie hat sich das für mich alles perfekt ineinander erschlossen, dass ich den Überblick immer behielt. Der Schreibstil der Autorin hat mich in seinen Zauber eingeführt und mich von Seite 1 gefesselt. Ich empfand zu keinem Zeitpunkt Gefühle von Langeweile, sondern wollte stets weiterlesen. Gerade in der Mitte der Handlung nehmen die Ereignisse enorm Fahrt auf und lassen die Spannung ordentlich steigen. Es wirkte für mich gar wie ein kurzer Schwung in ein Krimi. Vielleicht können wir bald auch ein Krimi der Autorin lesen? Potenzial hat sie auf jeden Fall.

Die Figuren waren zu Beginn etwas flach, was ich aber gar nicht so schlimm fand, weil es zum Stil des Romans gepasst hatte. Doch im weiteren Verlauf bekommen die Protagonisten mehr Tiefe und wir lernen unterschiedliche Gefühle, Regungen und Gedanken der Personen kennen. Neben Simonopio, den ich wirklich sehr mochte, habe ich auch Beatriz Morales als besonders starke Person kennengelernt, die für ihre Familie alles tun würde und deren Liebe tiefer als die Wurzeln der Orangenbäume sind. Aber ich glaube, meine liebste Figur war dann doch der kleine Francicso. Trotz der Tatsache, dass Simonopio von den Menschen um ihn herum geliebt und geschätzt wurde, war der kleine Francicso die Person, die Simonopio bedingungslos sein Vertrauen und seine Liebe schenkte. Ihre Bindung zueinander war sehr besonders. Francicsos Liebe zu Simonopio bestand aus einem tiefen Verständnis zueinander, das sich auch manchmal auf magische Weise äußerte. Und auch wenn sie keine wirklichen Geschwister waren, war ihre Bruderliebe wahr und für mich der Kern der gesamten Geschichte.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Provokant, direkt, ehrlich und sehr wichtig.

Identitti
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Mithu M. Sanyal liefert einen Roman, der in dieser Weise noch nie dagewesen ist. Sie lässt sich inspirieren von aktuellen Themen und spricht direkt und offen die Probleme der Gegenwart an. Rassismus, Identität, ...

Mithu M. Sanyal liefert einen Roman, der in dieser Weise noch nie dagewesen ist. Sie lässt sich inspirieren von aktuellen Themen und spricht direkt und offen die Probleme der Gegenwart an. Rassismus, Identität, Zugehörigkeit, Kultur, gender, race und vieles mehr sind in diesem Buch thematisiert worden. Ach ja - und Sex. Überall und ständig kommen Einschübe, die sich mit Gedanken über Sex beschäftigen. Ob die Frage nach dem Sex mit einer gewissen Person, der ersten sexuellen Erfahrung oder der Ermächtigung von Vibratoren. Puh. Das war mir doch eine Spur zu viel des Guten. Und ich habe nicht mal die merkwürdigsten Momente dazu aufgezählt. Inwieweit das alles nun mit den oben genannten Themen zu tun hatte, wurde mir selbst nicht ganz klar.

Aber nachdem ich die ersten 200 Seiten (sie lesen sich wirklich gut, nur sind sie für meine prüden Verhältnisse etwas offen gewesen) geschafft hatte, war ich eher zwiegespalten. Doch dann ging es erst richtig für mich los. ENDLICH beschäftigte sich das Buch mit den Themen, die mich daran reizten. Identität! Wer bin ich? Was macht mich aus? Und warum darf Saraswati als Weiße sein, wer sie will ODER eben nicht sein, wer sie sein will. Antworten auf all die aufgeworfenen Fragen werden so langsam geliefert, auch wenn nicht alles offenbart wird. Identität ist nun mal kein einfaches Thema.

Letztlich stehe ich dennoch eher zwiegespalten zu dem Buch. Es ist anders, aktuell, aufregend und provokant. Ja, aber irgendwie auch verwirrend, merkwürdig und unklar. Ich habe viele offene Fragen, die mir nicht klar geworden sind. Aber eins hat es definitiv geschafft und zwar, dass ich nachdenken musste (und es immer noch tue).

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Hoffnung und Gefühl in ruhigen Worten

Juno und die Reise zu den Wundern
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Judith Hoersch hat mich mit ihrem Roman direkt im Herzen berührt. Wenn ich die Geschichte in meinen Gedanken reflektiere, kommen mir Tränen in den Augen. Es ist ein ruhiges und kurzes Buch, aber es hat ...

Judith Hoersch hat mich mit ihrem Roman direkt im Herzen berührt. Wenn ich die Geschichte in meinen Gedanken reflektiere, kommen mir Tränen in den Augen. Es ist ein ruhiges und kurzes Buch, aber es hat viel Gefühl und Tiefe. Wir dürfen Juno auf eine Reise um die Welt begleiten, die sie und ihr Leben nachhaltig prägen wird. Sie ist anders als die anderen Menschen und musste sich das seit ihrer frühsten Kindheit anhören. Juno glaubt an Wunder und träumt gerne. Das ist in der heutigen Gesellschaft kaum möglich. Heute geht es nur noch um Arbeit, Ergebnisse und vor allem minimaler Zeitaufwand für die maximale Gewinnsumme. Juno sieht die Welt anders. Kurz bevor sie jedoch von der Leistungsgesellschaft verschlungen wird, bricht sie aus. Auf ihrer Reise begegnet sie unterschiedliche Menschen in den verschiedensten Ländern und lernt von ihnen Lektionen, die sie mitnimmt. So sammelt sie nach und nach zehn Lektionen, die durch die Geschichten, mit denen sie einhergehen, bedeutend wirken. Lektionen fürs Leben, die vielleicht schon bekannt sind, die aber einen vor Augen führen, wie selbstverständlich Dinge werden. Und dass es manchmal auch schön ist, wenn man sich wieder klar wird, was wirklich wichtig im Leben ist. Junos Geschichte schenkt Hoffnung und Zuversicht, dass die Welt immer auch schöne Seiten hat. Man muss nur bereit sein, sie auch in sein Leben zu lassen. Judith Hoerschs Roman ist eine kurzweilige Geschichte zum Träumen, die langweilig im Herzen bleibt.

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