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Veröffentlicht am 08.07.2019

Grausamkeit, nüchtern erzählt

Die Nickel Boys
1

Begeistert von seinem Vorgängerroman „Underground Railroad“ freute ich mich sehr auf die „Nickel Boys“. Auch diesmal hat er sich wieder einer wahren Geschichte aus der Geschichte der USA angenähert, die ...

Begeistert von seinem Vorgängerroman „Underground Railroad“ freute ich mich sehr auf die „Nickel Boys“. Auch diesmal hat er sich wieder einer wahren Geschichte aus der Geschichte der USA angenähert, die zeigt wie brutal mit Menschen schwarzer Hautfarbe umgegangen ist und wird.
Die Haupterzählung des Romans spielt in Florida der 60er Jahre. Protagonist Elwood Curtis, der durch einen dummen Zufall in einem geklauten Auto erwischt wird und deshalb des Autordiebstahls angezeigt wird. Schnell wird er verurteilt und kommt in die Besserungsanstalt Nickel. Dort sind nicht nur Jungs schwarzer Hautfarbe, sondern auch weißer Hautfarbe. Dennoch Elwood und die anderen schwarzen Jungs sind in der Hackordnung ganz unten und werden noch schlimmer behandelt. Es folgen Jahre des physischen und psychischen Terrors.
Ich hatte etwas Angst davor, dass Buch zu lesen, weil schon von Anfang an klar ist, was die Nickelboys aushalten müssen. Aber dank des sehr nüchternen Schreibstils, war es gut für mich zu ertragen und hat mich dennoch berührt. Wie auch in „Underground Railroad“ konnte ich mich nur langsam den Protagonisten annähern, ich konnte sie nur schwer fassen. Der Charakter und die Gefühle zeigten sich erst nach und nach. Die Vielzahl an Nebencharaktere blieben dagegen ein wenig blass und ich hatte auch Probleme sie auseinanderzuhalten.
Ein wenig schwierig, gerade beim Hörbuch, empfand ich die verschiedenen Zeit- und Handlungssprünge. Sie wirkten zum Teil sehr abrupt. Am spannendsten und emotionalsten waren die Zeit in der Nickelanstalt. Die Atmosphäre hat der Autor sehr gut getroffen. Der spätere Wechsel in das neue Leben von Elwood war auch interessant, hat für mich aber sehr an Spannung verloren. Insgesamt hat sich der Autor wieder an einem sehr spannenden Fall aus der Geschichte der USA bedient, der erst vor kurzem bekannt wurde und deren Aufklärung bis heute nicht abgeschlossen ist. Man kennt ähnliche Vorfälle aus katholischen Anstalten auch hier in Europa. Im Fall von den Nickelboys spielt der Rassismus Aspekt eine wichtige Rolle. Um auf die Ungerechtigkeit und Grausamkeit dieser Anstalten hinzuweisen, ist ein Roman nicht die schlechteste Möglichkeit. Colson Whitehead hält damit der amerikanischen Gesellschaft wieder den Spiegel vor das Gesicht. Ich bin sehr gespannt, welcher Ungerechtigkeit der Geschichte sich Whitehead als nächstes widmet.
Noch kurz zum Hörbuchsprecher Torben Kessler, der sich scheinbar auf anspruchsvolle Romane konzentriert hat. Ich mochte ihn bereits als Sprecher von „Ein wenig Leben“. Wie auch die Sprache des Romans eher nüchtern ist, hält sich auch die Stimme von Kessler zurück. Er betont die verschiedenen Charaktere sehr gut, aber übertreibt nicht und passt sich der sachlichen Art des Autors sehr gut an.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Sehr einfache Geschichte

LEGO® Disney Prinzessin™ Schatzsuche im Märchenland
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Bei diesem Buch dachte ich sofort an meine Tochter, die perfekt zur Zielgruppe passt. Sie ist 6 Jahre und liebt Lego. Da sie noch nicht selbst liest, habe ich ihr vorgelesen.
Das Buch wirkt hochwertig, ...

Bei diesem Buch dachte ich sofort an meine Tochter, die perfekt zur Zielgruppe passt. Sie ist 6 Jahre und liebt Lego. Da sie noch nicht selbst liest, habe ich ihr vorgelesen.
Das Buch wirkt hochwertig, vor allem durch den harten Einband und die leichten Erhebungen auf dem Cover. Meine Tochter strich liebevoll darüber. Das Buch ist in kurze Abschnitte eingeteilt, die auf den ersten Blick wie kleine Kurzgeschichten wirken, die aber eigentlich eine Geschichte sind. Zu Beginn werden die einzelnen mitspielenden Prinzessinnen kurz mit Bild vorgestellt. Die Illustrationen sind immer ganzseitig und sehr bunt. Die Figuren erkennt man sofort als Legofiguren und auch das Schloss ist im typischen Lego Baustil.
Die Schrift ist groß und deutlich, perfekt für Leseanfängerinnen. Auch die Sätze sind sehr einfach und knapp. Ich könnte mir vorstellen, dass es gerade für Leseanfängerinnen sehr schnell zum Erfolg führt. Ich habe das Buch vorgelesen und da fand meine Tochter es zu „babyhaft“. Die Geschichte ist eben sehr einfach und auch kitschig, alle haben sich lieb und es gibt kaum einen Spannungsaufbau. Da ist bei den traditionellen Märchen mehr los.
Ich finde das Buch zum Vorlesen für 5-7 jährige nicht geeignet, denn meine Tochter fand es einfach etwas langweilig, da lesen wir schon spannendere und anspruchsvollere Geschichten. Zum selber Lesen ist es wahrscheinlich besser, da es wirklich einfach geschrieben ist. Wenn meine Tochter dieses Jahr in die Schule geht, werden wir es sicher nochmal ausprobieren. Also als Vorlesebuch nur für die ganz Kleinen und ansonsten wirklich nur um seine ersten Lesekenntnisse auszuprobieren. Optik und Haptik dagegen haben mir sehr gut gefallen und es hat einfach ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Ganz nett

Solo: A Star Wars Story
1

Als ein Mensch, der alle Star Wars Filme kennt und in seiner Jugend versucht hat, alle Star Wars Bücher in die Finger zubekommen, die es gibt, habe ich mich gefreut, dass es zu der Verfilmung auch ein ...

Als ein Mensch, der alle Star Wars Filme kennt und in seiner Jugend versucht hat, alle Star Wars Bücher in die Finger zubekommen, die es gibt, habe ich mich gefreut, dass es zu der Verfilmung auch ein Hörbuch gibt. Das Cover, welches Filmszenen zeigt, macht deutlich, dass das Hörbuch auf dem Film und nicht auf den Büchern basiert. Was für mich leider nicht deutlich ersichtlich war, ist der Hinweis „für Kinder erzählt“, was ich erst auf der Rückseite las. Das führte erst einmal zu Bedenken, dass es zu kindlich wird, aber dem war im Endeffekt aber nicht so.
Erzählt wird die Geschichte eigentlich 1 zu 1 wie im Film. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, ich höre einfach den Film, anstatt ihn zu sehen. Dank des Films, konnte ich mir die Schauplätze sehr gut vorstellen, denn nur anhand der sehr kurz gehaltenen Beschreibungen im Hörbuch, wäre mir das nicht so gut gelungen. Das Hörbuch ist wahrscheinlich auch wegen der jungen Zielgruppe sehr kurz und kompakt gehalten. Es gibt wenig detaillierte Beschreibungen und auch für die Charakterentwicklung wird sich nur wenig Zeit gelassen.
Von einem Buch, auch einem Hörbuch erwarte ich eigentlich etwas tiefgründigere Informationen als von einem Film. Aus diesem Grund war ich etwas enttäuscht. Aber es ist unterhaltsam und hat mir den Film, den ich ganz gut fand, nochmal präsent gemacht. Was mich wirklich verwirrt hat, war die Stimme von Chewbacca. Normalerweise grölt er nur und aus dem Kontext von Han´s Antworten weiß man, was er so ungefähr gesagt hat. Hier bekommt Chewbacca eine Stimme, die meiner Meinung überhaupt nicht zu ihm passt und für mich einfach auch etwas den Charme von Chewbacca nimmt. Wahrscheinlich traut man den Kindern nicht zu aus dem Kontext die Unterhaltung zwischen Chewbacca und Han zu verstehen, anders kann ich mir diesen Eingriff ins Star Wars Universum nicht erklären.
Insgesamt war es ein kurzweiliges und unterhaltsames Hörbuch. Gut für zwischendurch, aber wirklich keine neuen Erkenntnisse für den Star Wars Fan. Mich hat überrascht, dass es trotz, das es für Kinder ausgewiesen ist, auch gut Erwachsene hören können. Bis auf die Passagen von Chewbacca macht auch der Sprecher seinen Job gut. Er spricht die verschiedenen Charaktere unterschiedlich, so dass man gut mitkommt.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Leider etwas oberflächlich

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Auch wenn die Romane der Autorin einzeln abgeschlossen sind, findet man hier einige Charaktere aus dem Vorgängerband „Wenn's einfach wär, würd's jeder machen“ wieder. Der Vorgängerband mit der Lehrerin ...

Auch wenn die Romane der Autorin einzeln abgeschlossen sind, findet man hier einige Charaktere aus dem Vorgängerband „Wenn's einfach wär, würd's jeder machen“ wieder. Der Vorgängerband mit der Lehrerin Annika war mein erster Roman von Frau Hülsmann und ich war sehr begeistert, was überraschend ist, da ich sehr selten diese Art von Liebesromanen lese, da sie mir einfach zu kitschig sind. Aber der Roman gefiel mir, weil er so erfrischend war und vor allem humorvoll. Aus diesem Grund freut ich mich sehr auf den neuen Band ihrer Hamburgreihe.
Diesmal steht die Mitbewohnerin von Anika im Blickpunkt: Nele. Sie fängt einen neuen Job in einer Marketingfirma an und hat sich vor kurzem von ihrem angeberischen Freund getrennt. Kaum in der neuen Firma angefangen knistert es zwischen ihr und ihrem Chef Claas. Die Nebenhandlungen bestehen im Wesentlichen aus der Arbeit von Nele, ihre Agentur muss einen etwas verstaubten Politiker zu besseren Ergebnissen verhelfen und der Geschichte im Neles Bruder Lenny, der Trisomie 21 hat und versucht selbstständiger zu werden. Lennys Geschichte ist wirklich ein Highlight des Romans. Mit viel Gefühl erzählt die Autorin mit welchen Vorurteilen Lenny kämpfen muss und wie er sich mit seiner selbstbewussten Art dagegen ankämpft. Dagegen fand ich die Liebegeschichte zwischen Nele und ihrem Chef etwas langweilig. Beide Charaktere werden nur oberflächlich beleuchtet. Ihre Vergangenheit und ihre Beziehungswunden werden nur kurz angesprochen. Claas ist einfach perfekt und Nele war für mich, oft einfach naiv. Sie sind beide einfach nett.
Schmunzeln musste ich auch bei diesem Buch oft, aber es war für mich nicht so humorvoll wie die Schulgeschichten bei Anika. Hier hat mir aber gefallen, dass einer der Hauptcharaktere mit Behinderung gab, das ist wirklich selten. Und die Autorin hat seine Probleme in der Gesellschaft sehr gut umschrieben, ohne mit dem Zeigefinger alles aufzuzeigen. Dadurch wird schnell klar Lenny ist nicht behindert, er wird behindert.
Insgesamt ist es aber ein sehr kurzweiliger Roman, der gerade bei den Charakteren würde ich mir mehr Tiefe wünschen und auch die Liebesgeschichte war für mich wenig leidenschaftlich. Sehr intensiv dagegen waren die Beschreibungen von Hamburg, da merkt man sehr, dass Petra Hülsmann die Stadt liebt. Ich habe richtig Lust, meinen nächsten Sommerurlaub in Hamburg zu verbringen.
Zum Ende noch etwas über die Sprecherin des Hörbuches. Nana Spiers Stimme passt sehr gut zum Hörbuch, jung und freundlich. Es war angenehm ihr zuzuhören. Ihre Betonungen waren gut und auch Lenny konnte sie die passende Stimmfärbung geben.

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Veröffentlicht am 24.05.2019

Potential verschenkt

Mord am Mandela Square
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Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg ...

Das schön gestaltete Cover und der Handlungsort des Romans haben mich neugierig gemacht. Auch wenn der Autor schon ein paar Bücher veröffentlicht hat, ist dies mein erstes von Matthias Boll. Der Einstieg in den Roman hat mir gut gefallen. Ein Toter in einer Badewanne in Johannesburg, Südafrika. Szenenwechsel: Frank Sattler, Naturwissenschaftler muss vor Gericht ein Wassergutachten verteidigen. Ein typischer Krimieinstieg also, der mit einem Mord beginnt und sich in mehreren Handlungssträngen öffnet, wobei man als Leser die ganze Zeit Vermutungen anstellt, wie diese wohl zusammenhängen.
Frank Sattler stellt sich schließlich als Protagonist raus, der auf Wunsch seines Freundes, nach Johannesburg reist, um die Tochter seines Freundes vor einer unbekannten Gefahr zu schützen. Sattlers Entscheidung konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut jeder Mensch tickt anders. Leider konnte ich Sattlers Verhalten im ganzen Roman nicht verstehen. Er wurde vom Autor als bekannter gefestigter Wissenschaftler aufgebaut, verhält sich aber wie ein pubertierender Naivling. Die Idee von Hausbesetzung, Korruption in Johannesburg fand ich wirklich gut gemacht, leider verliert sich die Geschichte aber immer mehr in weiteren, für mich, etwas abstrusen Handlungssträngen unter anderem über eine verlorene gegangene Superwaffe.
Am Ende des Buches war ich verwirrt und enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass der Autor viele interessante Ideen hatte, leider hatte er versucht sie in einem Buch unterzubringen. Mich hat es an die Aufgaben in der Schule erinnert, wo man bestimmte Begriffe in einer Geschichte unterbringen musste, obwohl sie nicht zusammenpassen. Leider leidet darunter auch der Spannungsbogen, obwohl natürlich der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen schon eine Grundspannung aufbaut. Gut gelungen fand ich die Beschreibungen Südafrikas, da habe ich wirklich gemerkt, dass der Autor dort oft war. Die Stimmung und die Landschaften konnte er gut einfangen. Die Südafrikaner selber sind leider nur Randfiguren, Protagonisten bleiben die Deutschen.
Insgesamt ist der Krimi leider nicht rund. Die Charaktere und die Handlung wirkte auf mich manchmal sehr abstrus. Der Roman startete sehr gut, leider verliert sich der Autor in zu vielen Handlungssträngen. Die guten Anfangsideen werden nicht wirklich zu Ende geführt. Die Charaktere bleiben eindimensional und ihre Handlungen für mich nachvollziehbar. Es ist wirklich schade, denn die Romanidee mit dem besetzten Hotel und den Morden darum hat für mich wirklich Potential.