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Veröffentlicht am 12.06.2021

Schmerzhaft

28 Tage lang
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Die sechszehnjährige Mira ist als Jüdin zusammen mit ihren beiden Geschwistern und den Eltern ins Warschauer Ghetto gesperrt worden. Nachdem ihr Vater sich umgebracht und der Bruder sich abgewandt hat, ...

Die sechszehnjährige Mira ist als Jüdin zusammen mit ihren beiden Geschwistern und den Eltern ins Warschauer Ghetto gesperrt worden. Nachdem ihr Vater sich umgebracht und der Bruder sich abgewandt hat, muss sie sich nun um ihre Mutter und Schwester kümmern. Dazu muss sie Lebensmittel von der polnischen Seite schmuggeln und läuft ständig Gefahr, entdeckt und getötet zu werden. Doch schon bald ist die Gefahr allgegenwärtig, egal ob Mira schmuggelt oder nicht. Die Herrschaft der SS wird im Ghetto immer willkürlicher. Und dann beginnt die „Umsiedlung“…

Dieses Buch war wahnsinnig intensiv und schmerzhaft. Ich habe wahrscheinlich noch nie ein Buch so dringend kurz zur Seite legen müssen, damit ich durchatmen kann. Einmal wurde mir schlecht beim Lesen. Vor allem trafen mich all die Szenen hart, in denen es um Babys und (kleine) Kinder ging.
Es war grausam zu lesen, was die Menschen alles erleiden mussten. Jede Seite las ich in dem Wissen, dass alles so passiert ist. Jede neue Bekanntmachung, jede Entscheidung, jeder Schuss – sie alle katapultierten mich gedanklich in die Realität von 1942.

Die Mira, wie sie im Buch vorkommt, gab es nicht. Doch es gab hunderte, tausende Miras, deren Leben genau so aussah, wie David Safier es beschrieb.
Doch ihr Leben war nicht nur schwarz. Es gab auch lustige Momente, hoffnungsvolle Momente, liebevolle Momente. Der Autor fand eine sehr schöne und angenehme Mischung und malte so auch den düstersten Szenen einen hellen Rand um all das Schwarz.

Es gab ziemlich viele Personen in dem Buch und sie alle waren sofort total greifbar und nah, auch wenn sie eine kleine Rolle spielten. Das war wirklich gut umgesetzt.
Mira als Hauptfigur war toll gewählt und erzählt. Dabei war ihr eigenes Schicksal mir ab und zu aber gar nicht so „wichtig“. Ich behielt immer auch den Blick für das große Ganze. Von daher fand ich es absolut legitim, dass Mira häufig Glück hatte und in der ein oder anderen Situation ziemlich gut durchgerutscht ist.
Nichtsdestotrotz blieb die Spannung für mich kontant hoch. Keine der liebgewonnen Figuren war je sicher. Mit jeder neuen Seite konnte die SS wieder etwas Neues erlassen haben. Jedes Mal wurde das Leben im Ghetto noch schwerer, noch unerbittlicher, noch unmöglicher. Da der Autor mit den Figuren absolut nicht zimperlich umging – wie es die Realität ja vorgibt – konnte ich nicht absehen, was noch alles auf Mira, ihre Familie und der Widerstandsbewegung bevorsteht.

Safier sagt im angehängten Interview, dass er die Sprache bewusst modern gewählt hat, damit die Geschichte für die heutige Generation wieder lebendig wird. Mir hat diese Übertragung sehr gut gefallen und ich flog nur so durch die Seiten – wenn ich nicht gerade durchatmen musste.
Ich hatte mich bisher noch nie tiefer mit dem Warschauer Ghetto, seinen (bekannten) Einwohnern und besonderen Momenten befasst. Ich konnte durch das Buch nun wirklich einiges mitnehmen und lernen.
Ständig wird man zum Denken angeregt. Auch durch die wiederkehrende Frage: „Was für ein Mensch willst du sein?“. Ich bin dankbar und froh, dass ich nicht zu jener Zeit gelebt habe und damit so viele Entscheidungen nicht treffen musste.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Wer das Datum seines Todes kennt, hat mit dem Sterben schon begonnen…

Der Heimweg
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Der 30.11. bricht an und Klara weiß, heute wird sie sterben. Das hat der Kalender-Killer ihr prophezeit. Doch Klara will sich ihm nicht ausliefern. Hilflos ausgeliefert war sie in ihrem Leben schon oft ...

Der 30.11. bricht an und Klara weiß, heute wird sie sterben. Das hat der Kalender-Killer ihr prophezeit. Doch Klara will sich ihm nicht ausliefern. Hilflos ausgeliefert war sie in ihrem Leben schon oft genug. In ihrer Tasche wählt ihr Handy von allein das Begleittelefon an und plötzlich stolpert Klara nicht mehr allein durch die Nacht, sondern sie hat Jules am Telefon. Und der kennt sich als ehemaliger Notrufmitarbeiter aus mit brenzligen Situationen, die er allein mit seiner Stimme begleiten kann. Zusammen versuchen sie einen Weg zu finden… am besten heil nach Hause.

Sehr viel Zeit verbringt man nur mit Jules und Klara, die miteinander telefonieren. Jules in seiner Wohnung und Klara irgendwo in Berlin. Daher wäre es lesetechnisch mehr als ungünstig, wenn man die beiden nicht mögen würde. Doch ich mochte sie sehr. Beide haben ihre Geschichte, die sich nach und nach vor dem Leser entblättert und ich saugte begierig jedes schmerzhafte Detail ein. Dabei gingen mir beide ans Herz.
Doch da war nicht nur diese persönliche Komponente, sondern auch die allgegenwärtige Gefahr des Kalender-Killers, der Klara bedroht und den heutigen Tag als ihren Todestag festgelegt hat. Hinter jeder Ecke scheint die nächste Gefahr zu lauern.
Die Mischung fand ich wahnsinnig spannend und wenn ich den beiden so zuhörte, welche schweren Schicksale sie schon erlebt hatten, vergaß ich fast, dass Klara das Schlimmste noch bevorsteht.

In meinem Umfeld wurde vor allem zu den letzten Fitzeks – die ich bisher noch nicht gelesen habe – Kritik laut, dass die Bücher zu konstruiert seien. Und natürlich ist naiv betrachtet auch hier alles konstruiert. Es ist halt Fiktion. Eine ausgedachte Geschichte mit falschen Fährten, Verwicklungen, Zufällen, die keine Zufälle sind… Doch es fühlte sich für mich einfach nicht danach an. Es schien sich organisch zu entwickeln. Jede neue Enthüllung kam überraschend. Nichts sah ich kommen.

Neben der Story bestach auch wieder die Atmosphäre. Es ist dunkel, es ist kalt, es passieren unheimliche Dinge. Es ist perfekt, um es abends in eine Decke gewickelt zu lesen und den beiden kaputten Figuren zu folgen.

Ich fand das Buch wirklich speziell. Vor allem dieser anfänglich Dialog, zwischen dem Mann am Begleittelefon und der Frau mit Todesangst fühlte sich ganz intim und vertraut an. Es gab nur die zwei und ich konnte die aktuellen Gefahren gut ausblenden. Durch Fitzeks Schreibart flog ich eh durch die Seiten und konnte mich kaum wappnen für das, was da noch kommen wird.

Doch es war nicht perfekt. Vor allem anfangs blätterte ich auch oft zurück aus dem Gefühl heraus, ein Detail schon wieder vergessen zu haben. Dem Autoren ging es scheinbar auch so, denn Schlüssel, die auf die Kommode gelegt wurden, waren einige Seiten später wie von Zauberhand in Hosentaschen. Und irgendwie habe ich auch beim Ende das Gefühl, dass alles zwar logisch aufgelöst war, aber so lupenrein waren alle Beweggründe und Entwicklungen nicht erklärt, finde ich. Insgesamt war es am Ende dann auch viel. Und in der Menge der Enthüllungen auch manchmal etwas holprig.

Nichtsdestotrotz gefiel mir das Buch wirklich sehr, sehr gut. Ich bin mal wieder tief in einen Psychothriller eingetaucht und konnte mich dort so richtig schön verlieren.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Drei Winter-Wunder-Geschichten

Tage wie diese
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Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für mich: Es lag zehn Jahre auf dem SuB. Es war mein erstes Buch von John Green, ohne es wirklich zu wissen, denn als ich es kaufte, war mir der Name ...

Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes für mich: Es lag zehn Jahre auf dem SuB. Es war mein erstes Buch von John Green, ohne es wirklich zu wissen, denn als ich es kaufte, war mir der Name gänzlich unbekannt. Es ist eines der mehr als seltenen Winterbücher, das ich bewusst zur Jahreszeit lese.

Das Buch besteht aus drei eigenständigen Kurzgeschichten, die aber durch die Figuren miteinander verflochten sind. Wer in der einen Geschichte eine Hauptrolle spielt, kann in einer anderen eine Nebenrolle sein – und umgekehrt. Denn alle drei Geschichten spielen in dem kleinen Örtchen Gracetown, in dem quasi jeder jeden kennt.

Jubilee bleibt in der ersten Geschichte mit dem Zug in einem Schneegestöber stecken und rettet sich in das warme Waffelhaus, wo sie auf verschiedene Personen trifft. Und von einer Person wird sie dort gleich auf mehrere Arten gerettet.
Tobin, der Herzog und JP sind in der zweiten Geschichte auf einem sehr abenteuerlichen Weg in das Waffelhaus, denn ihr Freund Keun, der an dem Abend Dienst am Tresen hat, will seine Freunde unbedingt in den Genuss der Cheerleader-Bande, die ebenfalls im Zug saß und es Jubilee gleichgetan hat, kommen lassen. Doch auch andere Grüppchen sind auf dem Weg in das Haus mit den Waffeln. Und es können nicht alle hinein…
Und die dritte Geschichte? Die dreht sich um Addie – wie Abbie selber auch. Schmerzhaft muss sie lernen, sich auch endlich mal um andere zu kümmern. Diese Geschichte ist der rote Faden durch die beiden anderen.

Die Geschichten drehen sich alle um Jugendliche, die siebzehn, achtzehn Jahre alt sind. Die Probleme sind dementsprechend jung. Doch die zarte Liebe, die sich durch alle Storys zog, rührte mich sehr. Es war so zuckersüß, sie alle durch den Schnee stapfen zu sehen und sich dabei an ihrem Gegenüber zu wärmen – wenn auch häufig unbewusst.
Vor allem bei den ersten beiden Geschichten musste ich häufig laut lachen. So richtig laut. Und das passiert mir quasi nie. Die letzte Geschichte hatte mich dann auf ganz andere Weise und ich musste am Ende tatsächlich weinen. Was für eine Achterbahn der Gefühle.

Zwischen 100 und 150 Seiten sind die Geschichten – durch die wirklich große Schrift eigentlich eher noch kürzer. Damit liegt der Fokus schon sehr deutlich auf den kleinen Begebenheiten zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag. Hier sind alle drei Geschichten angesiedelt.
Es gibt nicht viel Tiefgründigkeit, aber dafür sehr viel Zuckerguss.

Ich hatte eine wirklich tolle Lesezeit mit den drei Geschichten. Ich habe gelacht, ich habe geweint und ich habe unter meiner Decke beim Lesen nicht so gefroren, wie die Personen in den Geschichten. Es sind alle mehr oder weniger seichte Liebesgeschichten mit viel Witz und dem ein oder anderen Kniff. Ganz, ganz zauberhaft.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Wundervolle Wunderländer

Wonderlands
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Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich “Wonderlands” als Rezensionsexemplar erhalten möchte, konnte ich gar nicht schnell genug zusagen.
Ich liebe Bücher und Geschichten, doch so richtig verlieren kann ...

Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich “Wonderlands” als Rezensionsexemplar erhalten möchte, konnte ich gar nicht schnell genug zusagen.
Ich liebe Bücher und Geschichten, doch so richtig verlieren kann ich mich erst, wenn die Autoren neue Welten erschaffen haben. Einmal mit Alice durchs Wunderland laufen. Einmal in Hogwarts unterrichtet werden. Einmal neben Pipin und Merry auf Baumbart, dem Ent, reisen. Einmal durch die Tintenwelt streifen. Wie schön wäre all das?

Man merkt es vielleicht, ich bin eher in den neueren Welten zuhause. In den jüngeren Büchern, den modernen Geschichten. Doch „Wonderlands“ setzt ganz woanders an und beginnt mit dem Gilgamesch-Epos, der um 1750 vor Christus geschrieben wurde. Wir reisen also über 3500 Jahre zurück.
Insgesamt ist das Buch in fünf Zeitalter unterteilt: Alte Mythen & Legenden (Geschichten von 1750 v. Chr. bis 1666), Wissenschaft & Romantik (1726 bis 1900), Das goldene Zeitalter der Fantasy (1906 bis 1945), Neue Weltordnung (1946 bis 1979) und das Computerzeitalter (1982 bis heute).
Sie alle enthalten verschiedenste Geschichten, die in ganz besonderen Welten spielen.

Die einzelnen Essays sind nicht nur sehr informativ und interessant geschrieben, sondern sie sind auch noch gespickt mit vielerlei Bildern. Es gibt Cover, Autorenfotos, Zeichnungen, Landkarten oder Filmfotos – alles ist dabei. Sie beschreiben die Geschichte und verbinden sie mit Hintergrundfakten, Interpretationen und Querverweisen zu anderen Kunstwerken. Egal wie gut man die jeweilige Geschichte kennt, man lernt hier noch etwas Neues dazu.
Natürlich sind vor allem die großen, bekannten Geschichten abgedruckt. Von Homer („Die Odysee“) über L. Frank Baum (“Der Zauberer von Oz”) bis George R. R. Martin (“Game of Thrones: Der Winter naht”) ist alles vorhanden, was das literarische Herz begehrt. Aber auch eher unbekanntere Werke wie „Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887“ von Edward Bellamy, „The Faerie Queene“ von Edmund Spenser oder „Blaubarts Zimmer“ von Angela Carter sind dabei.

Man kann es drehen und wenden wie man will: „Wonderlands“ ist ein Wunderwerk. Voller Informationen und doch so wunderschön aufbereitet und gestaltet, dass allein das Durchblättern schon Spaß macht.


Veröffentlicht am 01.10.2020

Die Sache mit dem Mutterwerden

Unter dem Herzen
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Wenn man mich im Kindergarten fragte, was ich mal werden will, sagte ich: „Mutter!“. Ich kümmerte mich immer rührend um die, die jünger waren als ich.
Seit ich volljährig war, fühlte sich mein Leben an, ...

Wenn man mich im Kindergarten fragte, was ich mal werden will, sagte ich: „Mutter!“. Ich kümmerte mich immer rührend um die, die jünger waren als ich.
Seit ich volljährig war, fühlte sich mein Leben an, als wäre es in einer Warteposition. Als wäre ich in einer Warteposition. Ich wartete, dass ich endlich schwanger werden konnte. Dass der Zeitpunkt endlich stimmt. Dass mein Leben endlich so richtig beginnt.
Jede Schwangere in meinem Umfeld bedeutete erst mal Herzschmerz für mich.
Ich war seit jeher die geborene Mutter.
Ende Mai 2018 war es endlich soweit und ich hielt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Und damit kam die Angst. Die ersten Tage machte ich immer morgens einen Schwangerschaftstest und verschickte panisch Vergleichsbilder mit der Frage: „Ist die Linie heute schwächer? Sinkt das HCG?“ Doch alles ging gut, seit einem Jahr bin ich nun Mutter einer unfassbar tollen Tochter.

Seit ich von „Unter dem Herzen“ hörte, wusste ich, dass ich es lesen muss. Ildikó von Kürthy gehört zu meinen liebsten Autorinnen und ich wollte dringend wissen, wie sie diese besondere Zeit in ihrem Leben empfand.

Es beginnt mit ihrem positiven Test. Man wird mitgenommen von dem Moment an, in dem sich das Leben der Autorin vollkommen auf den Kopf stellte. Aus der kinderlosen, aber kinderwünschigen Ildikó wurde eine Schwangere. Und das zu lesen ist unfassbar erheiternd. Man bekommt keinen wöchentlichen oder monatlichen Bericht, sondern wird immer wieder in wichtige Situationen hineingenommen. Erster Frauenarztbesuch, Schwangerschaftsverkündung, Geschlechtsbekanntgabe – bei allen wichtigen Dingen ist man dabei. Doch es geht gar nicht so sehr um die großen Punkte, sondern die kleinen. Die Ängste und Sorgen, die neuen Erkenntnisse und schockierenden Wahrheiten, die man so im Laufe von 40 Wochen erfährt. Und auch wenn uns so viel unterscheidet, ich erkannte mich so oft in den Beschreibungen wieder, nickte, lachte, schwelgte in Erinnerungen.

Ebenso abgeholt war ich bei den Beschreibungen des ersten Jahres. Das Geschlecht unserer Kinder unterscheidet sich, das Verhalten und Aussehen auch – und trotzdem, auch hier lachte und hachte ich ständig.
Zusätzlich gibt es auch wieder so schöne Illustrationen, die das Geschriebene visualisieren. Stefan Werthmüller hat hier tolle Zeichnungen beigesteuert.

In ihrer Schwangerschaft besprach Ildikó von Kürthy schon viele Gedanken und einige Ängste, doch nach der Geburt ging es erst so richtig in die Tiefe.
Was macht eine gute Mutter aus? Wie viel schlechtes Gewissen ist normal? Fühlen sich andere auch so schuldig, wenn sie ihr Kind in die Kita geben? Haben andere auch Angst, wie es für sie im Job weitergeht? Wälzen sich andere auch nachts, wenn sie daran denken, dass sie erst einmal nur ein Halbtagsgehalt bekommen? So viele Fragen, die ich mir seit der Geburt meiner Tochter stelle – und alle bewegen auch die Autorin. Sie versucht sie so gut es geht und mit ganz viel persönlicher Meinung zu beantworten.

Ich sehe das Buch nicht als Ratgeber. Das ist es nicht und will es auch nicht sein. Trotzdem freute ich mich darüber, dass aus Ratgebern und Zeitschriftenartikeln über Kindeserziehung zitiert wurde. Charlotte Roche und Judith Holofernes kommen ebenso zu Wort wie Remo Largo und Jesper Juul. Manches gab mir ein besseres Gefühl und ließ mich wissen, dass ich vollkommen normal bin. Auch wenn ich mich manchmal mit meinem so heißgeliebten Kind zuhause langweile.

Ich bin Ildikó von Kürthy wirklich dankbar für dieses Buch, das mir ein paar tolle Lesestunden bereitete, in denen ich lachen konnte und mich verstanden fühlte. Am liebsten hätte ich meinen Mütterfreundinnen, schwangeren Freundinnen und kinderlosen Freundinnen – mit und ohne Kinderwunsch – ständig Zitate aus dem Buch geschickt. Damit die Mütter sehen, sie sind nicht allein. Und damit die Kinderlosen für die ein oder andere seltsame Anwandlung Verständnis bekommen.
Aber das habe ich nicht getan. Niemand will ungefragt Ratschläge bekommen. Schon gar nicht in Bezug auf Kinder.

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