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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Eine Übersicht über bereits bekannte und auch überraschende Risiken

Das kleine Buch der großen Risiken
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Jakob Thomä, Risikoforscher, Gründer von Denkfabriken und Finanzexperte mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, hat nach dem vielbeachteten Buch 'Der Kill Score – Auf den Spuren unseres ökologischen und ...

Jakob Thomä, Risikoforscher, Gründer von Denkfabriken und Finanzexperte mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, hat nach dem vielbeachteten Buch 'Der Kill Score – Auf den Spuren unseres ökologischen und sozialen Fußabdrucks' nun 'Das kleine Buch der großen Risiken' geschrieben.
In 26 gleich aufgebauten Kapiteln analysiert er Risiken für unsere Zivilisation von A wie Atombombe bis Z wie Zombies. Der Autor beschreibt Fakten kurz und knapp, dennoch verständlich und anschaulich erklärt. Er betrachtet die verschiedenen Risiken und ihre Nebenwirkungen von allen Seiten und lockert die Kapitel mit popkulturellen Anspielungen und mit Anekdoten auf, seinen Humor muss ich wohl als Galgenhumor bezeichnen.
Jakob Thomä kommt zu dem Schluss, dass es nur wenige wirklich existentielle Risiken für die Menschheit gibt, denen wir nichts entgegenzusetzen haben und er betont, dass jeder zu einem guten Zusammenleben unserer globalen Gemeinschaft beitragen kann, indem wir die Untätigkeit hinter uns lassen und handeln.
Dem Buch mit seinem aussagekräftigen Cover merkt man an, dass der Autor Spaß bei den Recherchen hatte und auch mich hat es gut unterhalten. Darüber hinaus habe ich Neues gelernt und bin mir einiger Risiken überhaupt erst bewusst geworden.
Ich empfehle 'Das kleine Buch der großen Risiken' jedem Leser, der sich einen Überblick über drohende Gefahren verschaffen will und offen ist für eine eher unkonventionelle Herangehensweise.

Veröffentlicht am 10.03.2024

Mut machende, einfühlsam geschriebene Geschichte

Vom Mut des ersten Fisches, der das Wasser verlässt
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Der 16jährige Felix übernimmt viel Verantwortung für seine kleine Schwester. Seine eigenen Wünsche sind in den Hintergrund gerückt, aber die Sehnsucht, Freunde zu finden, wird immer stärker. Zufälligerweise ...

Der 16jährige Felix übernimmt viel Verantwortung für seine kleine Schwester. Seine eigenen Wünsche sind in den Hintergrund gerückt, aber die Sehnsucht, Freunde zu finden, wird immer stärker. Zufälligerweise trifft er die gleichaltrige Lina, die stark und furchtlos auftritt und sich eine Hexe nennt. Die beiden erkunden zusammen eine verlassene Villa, in der es spuken soll. Obwohl sie so gegensätzlich sind, finden sie in ihren Gesprächen nicht nur viel über den anderen heraus, sondern auch über sich selbst, über Beziehungen und Freundschaft.

Das Layout des schönen Covers mit seiner düsteren Atmosphäre ist sehr gelungen, ich sehe im außergewöhnlichen Titel eine Entwicklungsspirale und einen Anhänger und meine Neugier war sofort geweckt.
Die Autorin ist ihren Figuren sehr nah und es gelingt ihr von Beginn an, authentische Protagonisten entstehen zu lassen, die nicht nur emotional berühren, sondern mich auch gedanklich beschäftigen, um so mehr, da die Geschichte aus Felix' Ich-Perspektive erzählt wird.
Anne Hoffmanns Schreibstil ist klar, lebendig und sehr unterhaltsam, da Felix über Selbstironie verfügt und Dialoge nicht nur ernst, sondern auch witzig sein können.

Nicht nur Felix' und Linas Entwicklung zu verfolgen, ist spannend, sondern auch die Spukgeschichte um die alte Villa. Ich konnte mir diesen gruseligen Lost Place durch die gelungene Beschreibung bildlich vorstellen.

Anne Hoffmann schreibt einfühlsam, warmherzig und Mut machend über die Aufarbeitung von Verletzungen und das Erkennen und Aussprechen von Gefühlen. Mich hat das Buch begeistert und ich kann 'Vom Mut des ersten Fisches, der das Wasser verlässt' uneingeschränkt empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Glück kommt und geht

Die Halbwertszeit von Glück
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Die bekannte Kinder- und Drehbuchautorin Lucy Astner hat unter dem Pseudonym Louise Pelt einen Roman für Erwachsene geschrieben, in dem es um das Glück geht. Das Leben von drei Frauen aus verschiedenen ...

Die bekannte Kinder- und Drehbuchautorin Lucy Astner hat unter dem Pseudonym Louise Pelt einen Roman für Erwachsene geschrieben, in dem es um das Glück geht. Das Leben von drei Frauen aus verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen Jahrzehnten gerät auf einmal aus den Fugen und Glück scheint verloren, unmöglich und undenkbar.
Das auch haptisch ansprechende farbenfrohe Cover mit seinem vielschichtigen, eher vage gehaltenen Motiv passt gut zum Buch, da auch der Zusammenhang zwischen den Protagonistinnen lange ungewiss bleibt.
Louise Pelt schreibt anschaulich und bildhaft, auch poetisch, und den jeweiligen Situationen ihrer Figuren atmosphärisch angepasst, die Charaktere werden schnell lebendig.
Obwohl mir der einnehmende Schreibstil sehr gefällt, finde ich die Figurenzeichnung größtenteils wenig gelungen, zwei der Frauen reagieren für mich übertrieben dramatisch und nicht nachvollziehbar auf ihre Situation. Sympathie, Nähe und Verständnis entwickelte sich bei mir nur für die dritte Frau, Johanna. Auch einige der Nebenfiguren sind nicht glaubwürdig gezeichnet, vieles erscheint konstruiert, um die Handlung voran zu treiben, es gibt irritierende, da wenig glaubhafte Details und offensichtlich wurden die Lebensbedingungen in der DDR nicht ausreichend recherchiert.
Da abwechselnd aus den Perspektiven der drei Frauen erzählt wird, bleibt die Geschichte insgesamt unterhaltsam und die Frage, wie es für die jeweilige Protagonistin weitergeht und wie genau die unterschiedlichen Erzählstränge zusammenhängen, hat mein Interesse und meine Neugier wach gehalten. Gelungen finde ich die unerwartete Überraschung gegen Ende.
Der zusammenfassende Rückblick auf das Leben von zwei der Frauen führt fast zu schnell zum Ende und lässt mich mit Fragen zurück, die ich gern noch beantwortet gehabt hätte.
Letztendlich bringt mich die Autorin dazu, über das Glück nachzudenken. Es kann abrupt verschwinden, aber auch überraschend und ganz anders als erhofft, zurückkommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 24.02.2024

... und was daraus werden kann

Eine ganz dumme Idee
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Am Tag vor Silvester wird eine Gruppe von Menschen, die gerade eine Wohnung besichtigen, überraschend zu Geiseln. Der Geiselnehmer hat vorher erfolglos versucht, eine Bank zu überfallen und landet auf ...

Am Tag vor Silvester wird eine Gruppe von Menschen, die gerade eine Wohnung besichtigen, überraschend zu Geiseln. Der Geiselnehmer hat vorher erfolglos versucht, eine Bank zu überfallen und landet auf der Flucht in eben dieser Wohnung, da die Tür offen steht.
Im Verlauf dieses Tages lernt der Leser die potentiellen Wohnungskäufer kennen, ebenso die beiden ermittelnden Polizisten. Es gibt Rückblenden in die Vergangenheit und langsam wird klar, dass all diese Menschen miteinander verbunden sind. Es sind ganz normale Menschen mit ganz normalen Problemen, die jeder kennt. Es ist normal, auch mal überfordert, ahnungslos und ängstlich zu sein. Die Geschichte mit ihren Wendungen und Enthüllungen ist ausgesprochen unterhaltsam, zugleich witzig wie auch tiefgründig, voller kleiner Weisheiten.
Fredrik Backman schreibt warmherzig und verständnisvoll, in den komischsten Sätzen kann er grundlegende Fragen des Menschseins aufgreifen. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, bildhaft und sehr lebendig: wenn jemand schreit, wechselt das Schriftbild schon mal zu Großbuchstaben. Der Leser wird direkt angesprochen und so von Anfang an in die Geschichte einbezogen und er erkennt: jeder Protagonist ist nicht nur ein normaler, sondern auch ein ganz besonderer Mensch. Das Buch bietet neben bester Unterhaltung auch Inspiration, Trost und Zuversicht und ich kann es jedem Leser empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.02.2024

Zukunftsaussichten

Wir werden jung sein
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Bei den Teilnehmern einer Medikamentenstudie zeigt sich eine überraschende Nebenwirkung – sie erleben eine biologische Verjüngung. Welche weitreichenden und komplexen Konsequenzen das nicht nur für die ...

Bei den Teilnehmern einer Medikamentenstudie zeigt sich eine überraschende Nebenwirkung – sie erleben eine biologische Verjüngung. Welche weitreichenden und komplexen Konsequenzen das nicht nur für die Probanden hat, erzählt Maxim Leo in seinem neuen Roman 'Wir werden jung sein'.

Das farbenfrohe Cover mit der witzig verfremdeten Sanduhr macht neugierig und deutet an, dass es im Roman um die Zeit geht. Mir gefällt es sehr.
Abwechseln wird aus der Perspektive der beteiligten Probanden und des Projektleiters erzählt, die Emotionen und Überlegungen der Charaktere, unterschiedlich alt und in ganz verschiedenen Lebenssituationen, werden sehr nachvollziehbar vermittelt, durch Informationen aus ihrer Vergangenheit werden die Protagonisten lebendig und nahbar, sie erscheinen authentisch. Das gilt auch für die später hinzu kommende Medizinethikerin. Sie formuliert auf der offiziellen, politischen Ebene moralische, ethische und gesellschaftliche Fragen in Zusammenhang mit einem Verjüngungsmedikament. In der Realität sind diesbezügliche Forschungserfolge tatsächlich in der Zukunft zu erwarten.
Auch die Studienteilnehmer und der Projektleiter müssen sich mit Vor- und Nachteilen der Verjüngung auseinandersetzen, erleben sie am eigenen Leib, sehen sich mit neu entstehenden Problemen konfrontiert und ziehen ihre Konsequenzen, ganz individuell.

Maxim Leos Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht Spaß, er schreibt lebendig, mit Humor, subtiler Komik, scharfsinnig und auf den Punkt. Er vermittelt glaubwürdig, verständlich und offensichtlich gut recherchiert die Hintergründe der verschiedensten Themen wie Leistungssport, Kinderwunschtherapien, Molekularbiologie, Zell-Reprogrammierung. Dem Autor ist eine sehr lesenswerte, spannende und runde Geschichte gelungen.
'Wir werden jung sein' hat mich nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch eine mögliche Zukunftsperspektive gezeigt, die bei mir mehr Bedenken als freudige Erwartung auslöst.

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