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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2024

die Zeit läuft

White Zero
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Der Thriller hat einen sehr lebendigen Schreibstil, der locker und einfach gehalten ist und sogleich mitreißt. Durch die Einschübe in Form von Zeitungsartikeln, Mitteilungen und Nachrichten und auch durch ...

Der Thriller hat einen sehr lebendigen Schreibstil, der locker und einfach gehalten ist und sogleich mitreißt. Durch die Einschübe in Form von Zeitungsartikeln, Mitteilungen und Nachrichten und auch durch das Hüpfen in unterschiedliche Städte, Zeitzonen und zu unterschiedlichen Menschen liest man sich sehr schnell durch das Buch. Zuerst habe ich mir die Frage gestellt, was manche Situationen mit der Eiszeit in Deutschland zu tun haben sollen, aber am Ende werden alle Fäden und Handlungsstränge zusammengefügt und es bleiben keine Fragen offen.
Als Charakter finde ich Jana mutig und engagiert, auch wenn sie mit ihren Theorien zuerst ziemlich alleine dasteht und als Frau auch nicht für voll genommen wird. Die Expertinnen-Kommission ist ein einziger Witz, bis auf ein paar wenige Ausnahmen wollen sich die Vertreterinnen nur profilieren und im Rampenlicht stehen, konkrete Vorschläge zur schnellen Verbesserung der Situation werden wenige eingebracht. Durch die Besprechungen und den komplizierten organisatorischen Aufwand läuft die Zeit davon, Menschen sterben, erfrieren und Vorschläge werden gar nicht angehört oder abgeschmettert, aber so ist es leider in der aktuellen Tagespolitik auch häufig der Fall.
Durch die Einschübe der aktuellen Ereignisse wurde der Thriller zwar kurzweilig, aber manche Zitate und vor allem die Grußkarten-Sprüche hätte man auch gerne einsparen können, die waren für mich too much.

Veröffentlicht am 23.03.2024

schnelllebige, wandelnde Beziehungen

Paare
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Der Roman ist zum Großteil in Form von Paarreimen verfasst, die sprachlich einfach verständlich und schlicht gehalten werden, sodass man durch die Lebensgeschichte hindurchrauscht. Teilweise waren oberflächliche ...

Der Roman ist zum Großteil in Form von Paarreimen verfasst, die sprachlich einfach verständlich und schlicht gehalten werden, sodass man durch die Lebensgeschichte hindurchrauscht. Teilweise waren oberflächliche Beobachtungen, aber dann wieder tiefgründige Sichtweisen im Vordergrund. Es passt sehr gut zu unserer schnelllebigen Zeit und zu den sich wandelnden Beziehungen. Die Ich-Erzählerin ist auf der Suche nach der „wahren Beziehung“, die sie glücklich macht, lebendig bleibt und ihr trotzdem ihre Freiheiten lässt. Zuerst erlebt sie dies mit Mann und Katze, dann mit einer Frau als eine von mehreren Freundinnen und dann alleine. Was ihr in der vorigen Beziehung stört, vermisst sie in der nächsten und was sie zuerst fordert, stört sie bald darauf. Man bekommt als Leser*in sehr gut das Gefühl für die innere Unzufriedenheit und die emotionalen Wandlungen mit.
Für meinen Geschmack hätte die Geschichte noch weiter in die Tiefe gehen können und uns die Ich-Erzählerin an manchen Stellen noch intensiver in ihre Gedanken und Gefühle einbeziehen können.

Veröffentlicht am 12.03.2024

gute Hintergrundgeschichte

Waiseninsel
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Der vierte Teil der Serie spielt sich Großteils auf einer entlegenen Insel zwischen Finnland und Schweden ab. Da Jessica nach einer Aktion, bei der sie gefilmt wurde, wie sie einen Mann tritt und auch ...

Der vierte Teil der Serie spielt sich Großteils auf einer entlegenen Insel zwischen Finnland und Schweden ab. Da Jessica nach einer Aktion, bei der sie gefilmt wurde, wie sie einen Mann tritt und auch nicht aufhört, als dieser schon am Boden liegt, vom Dienst suspendiert wird, muss sie sich auf Zwangsurlaub begeben. Aber auch in ihrem Urlaub kann Jessica die Arbeit nicht sein lassen und schon bald taucht die erste tote Person auf.
Gut gefallen hat mir, dass sich Jessica als Charakter weiterentwickelt hat. Sie hat in diesem Teil auch ihre sensible, menschliche Seite zeigen können. Aber auch auf ihr berufliches Gespür und Bauchgefühl kann sie sich noch immer verlassen. Schade finde ich, dass ihre Kolleg*innen diesmal nicht so stark eingebunden werden konnten.
Die Hintergrundgeschichte rund um das stillgelegte Waisenhaus und die mysteriösen Todesfälle hat mir sehr gut gefallen und dies nimmt auch einen entsprechenden Raum ein. Auch die Beschreibung der Insel und das einsame, abgeschiedene Leben der Menschen wird realistisch und gut verständlich dargestellt. Von einigen Charakteren wurde ich auch überrascht, da sie vielschichtig und interessant dargestellt werden.

Veröffentlicht am 05.03.2024

eisige

Schneesturm
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Die Geschichte ist an sich nicht neu erfunden, Freundinnen aus der Jugendzeit treffen wieder aufeinander, nachdem sie sich längere Zeit nicht gesehen haben, sind durch einen Schneesturm und Stromausfall ...

Die Geschichte ist an sich nicht neu erfunden, Freundinnen aus der Jugendzeit treffen wieder aufeinander, nachdem sie sich längere Zeit nicht gesehen haben, sind durch einen Schneesturm und Stromausfall komplett von der Außenwelt abgeschottet und schon passiert das erste Unglück. In diesem Fall ein Mordfall. Der oder die Täterin muss sich somit auf der kleinen Insel befinden und vermutlich aus dem Freundeskreis stammen, denn weitere Personen sind nicht präsent. Verständlich, dass jeder jeden verdächtigt und sich die Situation zuspitzt, je länger der Ausnahmezustand anhält.
Als Leserin ist es spannend, dass die ehemaligen Freundinnen die Zeit zusammen in einem lange Zeit unbewohntem Haus verbringen, dies bietet einen Gruselfaktor und zugleich können sie durch das Unwetter nicht woanders hin. Somit erfährt man häppchenweise Geschichten aus ihrer Jugendzeit, aber auch wie sich das Verhältnis zueinander entwickelt hat und sich der Freundeskreis durch das damalige Unglück entfremdet hat.
Verwirrend finde ich, dass zeitgleich eine Filmcrew vor Ort ist und die Lebensgeschichte drehen möchte, beauftragt durch Seamus, aber die restlichen Beteiligten wurden nicht einmal informiert und so bekannt ist die Geschichte nun auch nicht.
Caras Ermittlungsansätze finde ich auch mehr als fragwürdig. Es müsste für Notfallsituationen, die anscheinend häufiger auftreten, einen Notfallplan geben. Zwischenzeitlich hatte sie auch Handyempfang oder zumindest Funkkontakt. Hier hätte sie Verstärkung anfordern müssen. Für die Leiche gibt es auch keinen passenden Ort der Lagerung und ihrem besten Freund gegenüber gibt sie Interna weiter.
Trotz dieser Schwächen haben mir die Hintergrundgeschichte und die Verknüpfung mit der Vergangenheit und dem Unwetter sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.03.2024

interessant ist, was nicht ausgesprochen wird

Ein falsches Wort
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Der Titel des Romanes gefällt mir nicht so gut, er ist irreführend – falsch war nicht ein Wort, sondern eine Tat in der Vergangenheit und um diese Tat dreht sich die gesamte Familiengeschichte. Der Roman ...

Der Titel des Romanes gefällt mir nicht so gut, er ist irreführend – falsch war nicht ein Wort, sondern eine Tat in der Vergangenheit und um diese Tat dreht sich die gesamte Familiengeschichte. Der Roman wird aus Sicht von Bergljot erzählt, die durch den Missbrauch durch ihren Vater in der Kindheit traumatisiert ist, und sich von ihrer Familie zumindest gewünscht hätte, dass ihr geglaubt wird. Nach dem Tod des Vaters entsteht ein Erbstreit um die beiden Ferienhütten, doch der wahre Hintergrund der Auseinandersetzungen liegt viel tiefer begraben. Durch den Tod des Vaters bekommt die Familie eine neue Dynamik, wer kann mit wem und wer steht auf welcher Seite? Die Karten werden wieder neu gemischt, auch die Enkelinder und Urenkelkinder werden involviert. Sich nicht zu positionieren ist gar nicht möglich. Interessant sind die nächtlichen E-Mails, in denen gesagt wird, was man sich nicht öffentlich ins Gesicht zu sagen oder wozu der Mut dann fehlt. Noch interessanter als die geschriebenen Worte sind aber jene, die zwischen den Zeilen stehen. Das Ungausgesprochene, die Vorwürfe und die jahrelangen Verdrängungen, die zu viel Unmut geführt haben, bewirken dass die Familie sich immer mehr entzweit und auseinander driftet.
Der Roman ist sehr emotional geschrieben, teilweise wiederholend, teilweise sprunghaft von einem Thema zum anderen – wie im echten Leben.