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Veröffentlicht am 28.11.2017

Tortääää gut, alles gut!

Die Muskeltiere
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Es ist Nacht und der mutige Mäuserich Picandou erwacht von einem kratzenden Geräusch am Kellerfenster. Die Rattenbande kommt während eines Zwischenstopps ihres Kreuzfahrtschiffes im Hamburger Hafen zu ...

Es ist Nacht und der mutige Mäuserich Picandou erwacht von einem kratzenden Geräusch am Kellerfenster. Die Rattenbande kommt während eines Zwischenstopps ihres Kreuzfahrtschiffes im Hamburger Hafen zu Besuch und stellen ihren Jüngsten, den kleinen Rattibor vor. Er ist winzig, zahnlos und kann nicht viel mehr als Mama, Papa und Tortääää sagen. Letzteres kann er sogar brüllen, wenn er nicht seinen Willen bekommt und wenn das immer noch nicht hilft, hält er die Luft an, bis er blau anläuft. Picandou ist ziemlich genervt von dem Kleinen, auch wenn der ihn besonders ins Herz geschlossen zu haben scheint. Die liebliche Rattendame seines Herzens, Gruyère Joséphine, findet ihn dennoch total süß. Nach der wilden Party erwachen die vier getreuen Freunde Picandou, Gruyère, Pomme de Terre und Hamster Bertram von Backenbart in ihrer Höhle im Keller unter dem Feinkostladen und stellen fest, daß Rattibor bei ihnen geblieben ist. Schnell machen sie sich auf den Weg, um den Kleinen in den Hafen zu bringen, ehe das Schiff gegen Mittag in den See sticht. Doch Rattibor will einfach nicht hören und so wird es eine Reise voller Abenteuer, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellt.
Ute Krause ist nicht nur eine preisgekrönte Kinder- und Jugendbuchautorin, sondern auch eine begnadete Illustratorin. Bei dieser Reihe hat sie die Illustrationen alle selbst gefertigt und sie passen einfach hervorragend. Damit die Hörer dieser Reihe nicht völlig diesen Genuss entbehren müssen, sind auch die Tonträger mit diesen bedruckt und das Booklet enthält eine kleine Einführung in die Reihe mit einer Illustration des Feinkostladens, und der vier Muskeltiere mit Kurzvorstellung.
Andreas Fröhlich liest auch diesen Band wieder richtig großartig. Er schafft es nicht nur den hanseatischen Ton genau zu treffen, sondern trifft genau den Humor der Reihe. Gerade dieser feine Humor zwischen den Zeilen, macht diese Reihe auch für die Eltern zum Genuss. Mit dem kleinen Tortääää-Schreihals schafft er es auch dem neuen Charakter eine unvergleichliche Stimme zu verleihen.
Auch wenn dieser Band deutlich kürzer ist als die Vorgänger, so ist er wieder richtig spannend und witzig. Picandou als Vater wider Willen, ist schon sehr witzig, ebenso die Sicht der Nager auf unsere Zweibeinerwelt (immer diese weißen Schränke in den Küchen, in denen es so dunkel und kalt ist!). Trotz der veränderten Zielgruppe, blitzt der Schalk der Autorin durch, wenn sie die Tricks und Macken des kleinen ungezogenen Rattibor beschreibt und die Reaktion der Erwachsenen. Gruyère schmilzt dahin, während Picandou eigentlich nur genervt ist und alles tut, um den Kleinen wieder loszuwerden. Aber nein, dieses Buch zeigt Kindern nicht, was sie für eine Qual sind, aber es macht schon deutlich, welche Gefahren aus Ungehorsam entstehen können. Aber vor allem ist es wieder ein echtes tierisches Abenteuer, in dem nur bestehen kann, wer zusammen hält: Einer für alle, alle für einen!
Natürlich gibt es ein glückliches Ende für alle Beteiligten, nur nicht für die Tortääää!
Bei dieser Reihe ist es wirklich sehr schwierig sich zwischen dem Buch und dem Hörbuch zu entscheiden.
Meine Töchter lieben auch mit 8 und 10 Jahren die Geschichten noch, waren aber etwas traurig, daß es diesmal so kurz war. Ein längeres Abenteuer hätten Picandous und Bertrams Nerven wohl auch nicht ausgehalten!
Ein Hoch auf die Muske(l)tiere! Wie stets zauberhafte 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Ein mörderischer Badespaß

Ein Einhorn taucht unter (Badebuch)
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Stefan liegt in der Wanne und leert angenervt die angeblich letzte Flasche Einhorn-Duschgel, mit „Glücksklee-Extrakt“, mehr farbigem Glitter und regenbogenfarbigen Schaum. Die Krönung ist natürlich der ...

Stefan liegt in der Wanne und leert angenervt die angeblich letzte Flasche Einhorn-Duschgel, mit „Glücksklee-Extrakt“, mehr farbigem Glitter und regenbogenfarbigen Schaum. Die Krönung ist natürlich der Bonbon-Geruch - widerlich! Der Einhornfimmel seiner Angetrauten Julia geht ihm auf dem Keks! Ein letztes Mal macht er gute Miene zum bösen Spiel und pfeift Mickie Krauses Einhorn-Song.
Julia steht angewidert vor der Badezimmertür. Ihr Mann ist ein ekelhaftes Riesenbaby, wie er so in der Wanne plantscht und mit den Schaummassen spielt. Schnell die Gesichtsmuskeln zurechtrücken, ehe sie ein letztes Mal das Bad betreten will, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen und dann…
Dieser Krimi für die Wanne ist echt böse und trieft vor schwarzem Humor. Unter alldem Einhornkitsch schlummert das Böse. Die Bücher der Edition Wannenbuch versprechen, daß sie in 15 Minuten gelesen sind und absolut wasserfest! Dieses Versprechen hält dieses Buch auf jeden Fall! Das schöne ist, daß Claudia Puhlfürst, die erfolgreiche Krimiautorin es versteht, den Spaß in die Sprache zu packen. Bei diesem Krimi gibt es zwar am Ende eine echte Pointe, aber sie packt so viel schwarzen Humor in ihre Sätze, daß es auch in Kenntnis der Pointe durchaus Spaß macht, den Krimi bei einem erneuten Badegang nochmal zu lesen.
Herrlich wird der aktuelle Einhorntrend auf den Arm genommen, bei dem Einhörner auf dem Toilettenpapier, dem Duschgel, dem Sekt, den Keksen u.ä. einfach nicht fehlen dürfen.
Da es nur ein Kurzkrimi ist, kann der Leser keine komplizierte Ermittlungsarbeit erwarten, aber das ist ja auch gar nicht immer nötig. Mordwille, Mordmotiv und Mordwaffe sind auf jeden Fall da und garantieren einen Mordsspaß.
Wer also noch dringend zu Weihnachten, einen Krankenbesuch oder zum Wichteln eine Kleinigkeit benötigt, ist mit diesem Krimi für die Wanne bestens bedient – einzige Bedingung, es darf kein Schrottwichteln sein. Dafür wäre das Buch einfach zu schade. Die Geschichte ist originell, das Buch gewohnt solide und haptisch wirklich angenehm. Mit 5,- € Kaufpreis liegt das Buch auch definitiv im Wichtel-Preisrahmen und es wird sich positiv von all dem anderen Quatsch der üblicherweise absetzen. Da braucht man sich als Schenker weder zu verstecken, noch unter zu tauchen.
Prima Mitbringsel, Wichtelgeschenk oder „nur so“ Spaß! 5 von 5 Sternen für diesen kurzweiligen Wannenspaß!

Veröffentlicht am 22.11.2017

Ein herrlich verrücktes und doch auch nachdenkliches Weihnachtsabenteuer!

Doktor Proktor und das beinahe letzte Weihnachtsfest
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In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da ...

In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da wird im Radio folgende Durchsage gesendet: Der König von Norwegen hat Weihnachten an den ehemaligen Nachbarn Herrn Thrane verkauft! Nur wer für mindestens 100.000 Kronen in Herrn Thranes Kaufhaus zu Weihnachten einkauft ist Mitglied im Weihnachtsclub und hat die Erlaubnis Weihnachten zu feiern, Weihnachtslieder zu singen oder selbst „Frohe Weihnachten!“ zu wünschen! Oh je, Doktor Proktor, Juliette und Bulle können sich das nicht leisten! Wie kann der König von Norwegen überhaupt Weihnachten verkaufen, gehört es ihm denn überhaupt? Warum hat er das getan und wie können sie dieses herrliche Fest retten? Bulle besorgt schnell eine Audienz beim König, um das ganze Ausmaß der Katastrophe festzustellen und Doktor Proktor kennt zum Glück den Weihnachtsmann persönlich! (Wie gut, das Norwegen so weit im Norden liegt!) Doch auch der Besuch beim Weihnachtsmann rettet das Fest nicht, da müssen die Freunde die Rettung halt selbst in die Hand nehmen!
Meine Tochter fand die Geschichte von Anfang an urkomisch und erzählte mir immer ganz aufgeregt die witzigsten Szenen! Ich fürchtete es wäre klamaukig, aber dem war zum Glück nicht so. Stattdessen bekam ich ein wirklich spannendes, aber auch gesellschaftskritisches Abenteuer zu hören. O.k. einiges ist echt absurd, wie z.B. Australier die auf alles was fliegt ballern, oder Vampirgiraffen, die New York unsicher machen, doch es geht letztendlich um Weihnachten, daß vom Fest der netten Aufmerksamkeiten für die Lieben zu einer hoffnungslosen Konsumschlacht verkommen ist. Alles Schöne, was bislang noch umsonst ist, als allgemeines Kulturgut, wie das Singen von Weihnachtsliedern, muß nun erkauft werden! Ein schrecklicher Gedanke, so schrecklich, daß man echt mitfiebert, wie die ungleichen Freunde das wohl verhindern mögen.
Mich brauchte zudem sehr zum Schmunzeln, wie denn der König zum Verkauf des Festes gebracht wurde. Dieses Schurkenstück erinnerte mich schon sehr an Andersens „Des Kaisers neue Kleider“. Es bedarf halt oft des vorbehaltlosen Blickes eines Kindes, um die Wahrheit zu sehen.
Natürlich wird auch wieder auf altbewährtes zurückgegriffen und so benötigen die Freunde zur Rettung des Weihnachtsfestes die letzten Reste Zeitseife und das spezielle Pupspulver, um die Geschenke noch rechtzeitig auszuliefern. Teilweise geht es so übertrieben hart zur Sache, daß auch Kinder die Übertreibung merken. Selbst der fiese Bösewicht kommt nicht zu Schaden, auch wenn er leider nicht bekehrt wird, aber so können wir auf weitere Doktor Proktor Abenteuer gespannt sein.
Sehr unangenehm ist mir im Film die Figur von Bulles Mutter aufgestoßen, die selbstsüchtig und faul ist. Bei ihr hat Bulle echt nichts zu lachen, weswegen er sich zu Hause auch äußerst rar macht. Auch zu Beginn dieser Weihnachtsgeschichte ist dies so, doch dank der Rettung des Weihnachtsfest ändert sich so einiges. Das hat mir als weihnachtliche Botschaft sehr gut gefallen. Bei allem Spaß und aller Action, schaffen es die Freunde nicht nur Weihnachten zu retten, sondern auch ihren Geist der Weihnacht und der Liebe weiterzugeben. Das ist aber nicht der einzige Grund sich über ein rundum fröhliches Ende zu freuen.
Dies ist die erste Doktor Proktor Geschichte, die Philipp Schepmann liest, da der bisherige Sprecher Andreas Schmidt dieses Jahr leider viel zu früh verstorben ist. Es ist natürlich immer schwierig, eine bewährte Stimme abzulösen, aber das Problem haben wir nicht, da es unser erstes Doktor Proktor Hörbuch ist. Auch meine Sorge, daß ich ständig den kleinen Drachen Kokosnuss vor meinem inneren Auge sehen würde, war unbegründet. Philipp Schepmann verleiht Bulle, Lise, Doktor Proktor und Juliette eigene Stimmen, die nicht weniger lebendig und lebensfroh sind.
Jo Nesbo, Jahrgang 1960, arbeitete lange Jahre als Broker, wurde als Sänger von Norwegens populärer Band „Di Derre“ (kenne ich die? ) berühmt, aber Weltruhm erreichte er als Krimiautor und ist inzwischen Norwegens erfolgreichster Autor, dessen Krimi „Der Schneemann“ von Martin Scorsese verfilmt wird und auch von Doktor Proktor, seiner Kinderbuchserie, gibt es bereits zwei Kinoabenteuer, allerdings von einem anderen Regisseur. Wer nach dieser CD noch nicht genug hat, der findet im CD-Booklet nicht nur die vollständige Tracklist und alle Infos zu Buch und CD sondern auch noch eine Abbildung sämtlicher Doktor Proktor Hörbücher aus dem Programm des Hörverlags.
Anders als meine Tochter hatte ich sehr niedrige Erwartungen und bin total positiv überrascht worden! Diese Geschichte ist witzig, spannend und tatsächlich weihnachtlich, im eigentlichen Sinne. Bei Weihnachten geht es um kleine Freuden und nicht den großen Kommerz!
Wirklich begeisterte 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 22.11.2017

Überambitioniert

Besuch Aus Tralien
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Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder ...

Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder schätzen lernen kann, scheint die perfekte Lösung. Dafür kommt mit dem Flug 0815 Dave aus Australien in die Familie. Dave hat eine komische grüne Haut und 72 spitze Zähne. Er liegt am liebsten im Teich, spricht nur ein Wort „Koi“ und hat ein verwesendes Huhn im Koffer, das er runterschlingt. Irgendwie scheint er nicht so recht zu passen. Das Baby liebt ihn jedoch und nennt ihn fröhlich „Bokodil“. Die Erwachsenen macht das dennoch nicht stutzig. Stattdessen geben sie ihr Bestes, damit er sich einlebt. Dabei lernt er auch den merkwürdigen Nachbarn kennen, ein Treffen mit Folgen.
Bereits das Cover läßt vermuten, daß es sich bei Dave nicht um einen gewöhnlichen Austauschschüler handelt, aber daß man ein Krokodil für einen Jungen hält, ist schon ziemlich abwegig. Darüber hätten wir jedoch hinsehen können, aber schon der Einstieg war für die Kinder sehr befremdlich. Die Eltern haben keine Namen, heißen durchweg nun Mutter und Vater und sind von ihrem Sohn nur genervt. Als er endlich weg ist, beschäftigen sie sich nur mit ihren Handys und machen erstmal Wellness im Hotel. Die Eltern sind sehr distanziert und so baut auch der Leser keine richtige Bindung zu ihnen auf, zu Dave aber auch nicht. Seine Gedanken werden in krokogrün gedruckt, so daß sie deutlich als seine Gedanken gekennzeichnet sind. Beim Vorlesen führt dies allerdings zu Verwirrung. Ebenso verwirrend ist, daß relativ viel Englisch in diesem Buch für 6 - 8 Jährige abgedruckt ist. Teilweise mit der Übersetzung in den Fußnoten, teilweise aber auch als längere Passage in den Illustrationen ohne Übersetzung. Der Einstieg ist etwas abrupt und weckt wenig Neugier bei den Kindern. Als es dann auch noch etwas distanziert und seltsam weiterging, verloren sie schnell das Interesse. Für 6 Jährige ist die Schrift meines Erachtens zu klein und das Text/Bildverhältnis trotz der oft einseitigen Illustrationen ungünstig. Meine 8 Jährige Tochter konnte die recht ungewöhnlichen Fremdwörter für das Alter wie Zimmerservice, Cocktail und Massage lesen, aber für Leseanfänger doch eher ungeeignet. Dennoch fand ich das Buch stilistisch nicht ansprechend. Irgendwie fanden wir überhaupt nicht in die Geschichte hinein. Wahrscheinlich liegt es an der distanzierten Art die Geschichte zu erzählen, aber auch daran, daß das Buch nicht so recht zu wissen scheint, was es denn sein will. Groteske, Satire oder Abenteuergeschichte? Für Kinder sind die vielen sozialkritischen Themen aber dennoch zu abstrakt selbst am Beispiel von Dave kommt es einfach nicht kindgerecht rüber. Der Unsinn deutscher Bürokratie ist z.B. kein Thema für 6 – 8 Jährige, das interessiert sie einfach nicht.
Schön an dem Buch sind die zahlreichen farbigen Illustrationen, bei denen ich aber bisweilen den Eindruck hatte, daß einige logische Lücken und eine unausgegorene Story von den bunten Bildern kaschiert werden sollen.
Mit diesem Buch wurden wir leider überhaupt nicht war. Für uns ist es einfach an der Zielgruppe vorbei geschrieben, es will zu viel und verzettelt sich dabei. Ambitioniert aber leider das Ziel verfehlt. Auch wenn einige wirklich aktuelle Themen angesprochen wurden, konnte ich auch bei den Übertreibungen oder Persiflagen nicht grinsen, weil ich mich einfach zu sehr über die Schwächen geärgert habe und gleichzeitig gelangweilt, ich war echt froh, daß es doch recht kurz ist.
Leider konnte uns das Buch überhaupt nicht überzeugen, aufgrund der amüsanten Illustrationen noch 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Zum Teil irre witzig, z.T. aber nur fürs Saalpublikum

Wie soll ich sagen …
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Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. ...

Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. Das Ganze wird dann noch aufgelockert durch ein paar Partyspiele mit Mitspielern aus dem Publikum und einige Lieder die zum Teil auch Parodien auf bekannte deutsche Schlagergrößen oder Liedermacher sind. Ich schätze ihn eigentlich für intelligenten Spaß und besonders seine Deutschlehrer-Scherze wie z.B. über Heidi Klums rheinische Grammatik, haben mir großen Spaß gemacht, auch als selbst Betroffene (rein grammatikalisch natürlich). Auch wenn er andere Promiente durch die Kakao zieht, so macht er das meist nicht, um sie bloß zu stellen. In einem Fall, der zugegebener Weise ausgesprochen lustig war, überdehnte er den Bogen jedoch, so dass mir eine kürze Nummer über das Liebesleben dieses Boxers durchaus mehr Spaß bereitet hätte. Die Spitzen gegen die Kirche gefallen mir allerdings weniger.
Ich habe einige Male wirklich ganz laut im Auto gelacht und auf in der Wiederholung fand ich es noch lustig. Aber, ein paar Mal waren mir die Witze zu flach und einfach nicht familientauglich. Sobald die Kinder ins Auto stiegen, habe ich auf das Radio umgeschaltet. Einige Fäkalspäße entsprachen nicht meiner Erwartung an ihn, das kenne ich gerade auch von ihm anders.
Die Partyspiele sind zwar witzig, und bieten sich sicherlich auch für Sylvester oder ähnliche Anlässe an, aber das ist für mich keine wirklich eigenständige Comedyleistung.
Gut gefiel mir wiederum die Mischung. Die humorvollen Gedanken über Sprache oder das Leben, Männer und Frauen, unterbrochen durch Lieder oder die Bühnenspiele. Am Showaufbau merkt man bereits, daß man es mit einem Profi zu tun hat!
Sehr gut gefiel mir der Ton. Obwohl es eine Live-Übertragung ist, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme. Jede Silbe kam an, alles war gut verständlich und prima ausbalanciert. Das Problem war ein anderes: Einige Witze zünden einfach nur live. Gerade wenn Jürgen von der Lippe sich über unnötige Gesten mockiert, die begleitend zum gesprochenen Wort nicht erforderlich sind oder über Gebärdensprache, so war dies für das Saalpublikum offensichtlich erheiternd, aber für den reinen Zuhörer, etwas frustrierend. Dies kommt leider so häufig vor, daß es echt eines dicken Punktabzuges bedarf, für diejenigen, die ihn nicht live gesehen haben. Für die Besucher der Show ist es sicher dennoch urkomisch, aber ich hatte leider nicht das Vergnügen ihn live zu sehen.
Ich habe wie gesagt mehrmals richtig laut und spontan losgelacht, aber es zünden natürlich nicht alle Gags bei jedem gleich. Ich bereue es auch auf keinen Fall diese Doppel-CD gehört zu haben, denn ich hatte meinen Spaß. Dennoch komme ich wegen der vielen Gags die nicht zünden, wenn man Gestik und Mimik nicht sieht, nicht über mittelmäßige 3 Sterne hinaus. Er ist immer noch einer meiner Lieblingskomiker, aber ich würde mich künftig nicht für einen Live-Mitschnitt entscheiden, oder ihn mir stattdessen lieber selbst live ansehen.