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Veröffentlicht am 22.11.2017

Ein herrlich verrücktes und doch auch nachdenkliches Weihnachtsabenteuer!

Doktor Proktor und das beinahe letzte Weihnachtsfest
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In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da ...

In der Kanonenstraße bereiten sich alle auf Weihnachten vor. Lise und Bulle sitzen bei Doktor Proktor dem genialen, aber verkannten Erfinder, in der Küche während Juliette herrlichen Milchreis kocht. Da wird im Radio folgende Durchsage gesendet: Der König von Norwegen hat Weihnachten an den ehemaligen Nachbarn Herrn Thrane verkauft! Nur wer für mindestens 100.000 Kronen in Herrn Thranes Kaufhaus zu Weihnachten einkauft ist Mitglied im Weihnachtsclub und hat die Erlaubnis Weihnachten zu feiern, Weihnachtslieder zu singen oder selbst „Frohe Weihnachten!“ zu wünschen! Oh je, Doktor Proktor, Juliette und Bulle können sich das nicht leisten! Wie kann der König von Norwegen überhaupt Weihnachten verkaufen, gehört es ihm denn überhaupt? Warum hat er das getan und wie können sie dieses herrliche Fest retten? Bulle besorgt schnell eine Audienz beim König, um das ganze Ausmaß der Katastrophe festzustellen und Doktor Proktor kennt zum Glück den Weihnachtsmann persönlich! (Wie gut, das Norwegen so weit im Norden liegt!) Doch auch der Besuch beim Weihnachtsmann rettet das Fest nicht, da müssen die Freunde die Rettung halt selbst in die Hand nehmen!
Meine Tochter fand die Geschichte von Anfang an urkomisch und erzählte mir immer ganz aufgeregt die witzigsten Szenen! Ich fürchtete es wäre klamaukig, aber dem war zum Glück nicht so. Stattdessen bekam ich ein wirklich spannendes, aber auch gesellschaftskritisches Abenteuer zu hören. O.k. einiges ist echt absurd, wie z.B. Australier die auf alles was fliegt ballern, oder Vampirgiraffen, die New York unsicher machen, doch es geht letztendlich um Weihnachten, daß vom Fest der netten Aufmerksamkeiten für die Lieben zu einer hoffnungslosen Konsumschlacht verkommen ist. Alles Schöne, was bislang noch umsonst ist, als allgemeines Kulturgut, wie das Singen von Weihnachtsliedern, muß nun erkauft werden! Ein schrecklicher Gedanke, so schrecklich, daß man echt mitfiebert, wie die ungleichen Freunde das wohl verhindern mögen.
Mich brauchte zudem sehr zum Schmunzeln, wie denn der König zum Verkauf des Festes gebracht wurde. Dieses Schurkenstück erinnerte mich schon sehr an Andersens „Des Kaisers neue Kleider“. Es bedarf halt oft des vorbehaltlosen Blickes eines Kindes, um die Wahrheit zu sehen.
Natürlich wird auch wieder auf altbewährtes zurückgegriffen und so benötigen die Freunde zur Rettung des Weihnachtsfestes die letzten Reste Zeitseife und das spezielle Pupspulver, um die Geschenke noch rechtzeitig auszuliefern. Teilweise geht es so übertrieben hart zur Sache, daß auch Kinder die Übertreibung merken. Selbst der fiese Bösewicht kommt nicht zu Schaden, auch wenn er leider nicht bekehrt wird, aber so können wir auf weitere Doktor Proktor Abenteuer gespannt sein.
Sehr unangenehm ist mir im Film die Figur von Bulles Mutter aufgestoßen, die selbstsüchtig und faul ist. Bei ihr hat Bulle echt nichts zu lachen, weswegen er sich zu Hause auch äußerst rar macht. Auch zu Beginn dieser Weihnachtsgeschichte ist dies so, doch dank der Rettung des Weihnachtsfest ändert sich so einiges. Das hat mir als weihnachtliche Botschaft sehr gut gefallen. Bei allem Spaß und aller Action, schaffen es die Freunde nicht nur Weihnachten zu retten, sondern auch ihren Geist der Weihnacht und der Liebe weiterzugeben. Das ist aber nicht der einzige Grund sich über ein rundum fröhliches Ende zu freuen.
Dies ist die erste Doktor Proktor Geschichte, die Philipp Schepmann liest, da der bisherige Sprecher Andreas Schmidt dieses Jahr leider viel zu früh verstorben ist. Es ist natürlich immer schwierig, eine bewährte Stimme abzulösen, aber das Problem haben wir nicht, da es unser erstes Doktor Proktor Hörbuch ist. Auch meine Sorge, daß ich ständig den kleinen Drachen Kokosnuss vor meinem inneren Auge sehen würde, war unbegründet. Philipp Schepmann verleiht Bulle, Lise, Doktor Proktor und Juliette eigene Stimmen, die nicht weniger lebendig und lebensfroh sind.
Jo Nesbo, Jahrgang 1960, arbeitete lange Jahre als Broker, wurde als Sänger von Norwegens populärer Band „Di Derre“ (kenne ich die? ) berühmt, aber Weltruhm erreichte er als Krimiautor und ist inzwischen Norwegens erfolgreichster Autor, dessen Krimi „Der Schneemann“ von Martin Scorsese verfilmt wird und auch von Doktor Proktor, seiner Kinderbuchserie, gibt es bereits zwei Kinoabenteuer, allerdings von einem anderen Regisseur. Wer nach dieser CD noch nicht genug hat, der findet im CD-Booklet nicht nur die vollständige Tracklist und alle Infos zu Buch und CD sondern auch noch eine Abbildung sämtlicher Doktor Proktor Hörbücher aus dem Programm des Hörverlags.
Anders als meine Tochter hatte ich sehr niedrige Erwartungen und bin total positiv überrascht worden! Diese Geschichte ist witzig, spannend und tatsächlich weihnachtlich, im eigentlichen Sinne. Bei Weihnachten geht es um kleine Freuden und nicht den großen Kommerz!
Wirklich begeisterte 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 22.11.2017

Überambitioniert

Besuch Aus Tralien
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Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder ...

Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder schätzen lernen kann, scheint die perfekte Lösung. Dafür kommt mit dem Flug 0815 Dave aus Australien in die Familie. Dave hat eine komische grüne Haut und 72 spitze Zähne. Er liegt am liebsten im Teich, spricht nur ein Wort „Koi“ und hat ein verwesendes Huhn im Koffer, das er runterschlingt. Irgendwie scheint er nicht so recht zu passen. Das Baby liebt ihn jedoch und nennt ihn fröhlich „Bokodil“. Die Erwachsenen macht das dennoch nicht stutzig. Stattdessen geben sie ihr Bestes, damit er sich einlebt. Dabei lernt er auch den merkwürdigen Nachbarn kennen, ein Treffen mit Folgen.
Bereits das Cover läßt vermuten, daß es sich bei Dave nicht um einen gewöhnlichen Austauschschüler handelt, aber daß man ein Krokodil für einen Jungen hält, ist schon ziemlich abwegig. Darüber hätten wir jedoch hinsehen können, aber schon der Einstieg war für die Kinder sehr befremdlich. Die Eltern haben keine Namen, heißen durchweg nun Mutter und Vater und sind von ihrem Sohn nur genervt. Als er endlich weg ist, beschäftigen sie sich nur mit ihren Handys und machen erstmal Wellness im Hotel. Die Eltern sind sehr distanziert und so baut auch der Leser keine richtige Bindung zu ihnen auf, zu Dave aber auch nicht. Seine Gedanken werden in krokogrün gedruckt, so daß sie deutlich als seine Gedanken gekennzeichnet sind. Beim Vorlesen führt dies allerdings zu Verwirrung. Ebenso verwirrend ist, daß relativ viel Englisch in diesem Buch für 6 - 8 Jährige abgedruckt ist. Teilweise mit der Übersetzung in den Fußnoten, teilweise aber auch als längere Passage in den Illustrationen ohne Übersetzung. Der Einstieg ist etwas abrupt und weckt wenig Neugier bei den Kindern. Als es dann auch noch etwas distanziert und seltsam weiterging, verloren sie schnell das Interesse. Für 6 Jährige ist die Schrift meines Erachtens zu klein und das Text/Bildverhältnis trotz der oft einseitigen Illustrationen ungünstig. Meine 8 Jährige Tochter konnte die recht ungewöhnlichen Fremdwörter für das Alter wie Zimmerservice, Cocktail und Massage lesen, aber für Leseanfänger doch eher ungeeignet. Dennoch fand ich das Buch stilistisch nicht ansprechend. Irgendwie fanden wir überhaupt nicht in die Geschichte hinein. Wahrscheinlich liegt es an der distanzierten Art die Geschichte zu erzählen, aber auch daran, daß das Buch nicht so recht zu wissen scheint, was es denn sein will. Groteske, Satire oder Abenteuergeschichte? Für Kinder sind die vielen sozialkritischen Themen aber dennoch zu abstrakt selbst am Beispiel von Dave kommt es einfach nicht kindgerecht rüber. Der Unsinn deutscher Bürokratie ist z.B. kein Thema für 6 – 8 Jährige, das interessiert sie einfach nicht.
Schön an dem Buch sind die zahlreichen farbigen Illustrationen, bei denen ich aber bisweilen den Eindruck hatte, daß einige logische Lücken und eine unausgegorene Story von den bunten Bildern kaschiert werden sollen.
Mit diesem Buch wurden wir leider überhaupt nicht war. Für uns ist es einfach an der Zielgruppe vorbei geschrieben, es will zu viel und verzettelt sich dabei. Ambitioniert aber leider das Ziel verfehlt. Auch wenn einige wirklich aktuelle Themen angesprochen wurden, konnte ich auch bei den Übertreibungen oder Persiflagen nicht grinsen, weil ich mich einfach zu sehr über die Schwächen geärgert habe und gleichzeitig gelangweilt, ich war echt froh, daß es doch recht kurz ist.
Leider konnte uns das Buch überhaupt nicht überzeugen, aufgrund der amüsanten Illustrationen noch 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Zum Teil irre witzig, z.T. aber nur fürs Saalpublikum

Wie soll ich sagen …
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Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. ...

Der studierte Deutschlehrer Jürgen von der Lippe ist mit seinem Live-Programm auf Tournee. Er spricht so über dies und das, redet sich von der Seele, was ihm so in den Sinn kommt, so scheint es zumindest. Das Ganze wird dann noch aufgelockert durch ein paar Partyspiele mit Mitspielern aus dem Publikum und einige Lieder die zum Teil auch Parodien auf bekannte deutsche Schlagergrößen oder Liedermacher sind. Ich schätze ihn eigentlich für intelligenten Spaß und besonders seine Deutschlehrer-Scherze wie z.B. über Heidi Klums rheinische Grammatik, haben mir großen Spaß gemacht, auch als selbst Betroffene (rein grammatikalisch natürlich). Auch wenn er andere Promiente durch die Kakao zieht, so macht er das meist nicht, um sie bloß zu stellen. In einem Fall, der zugegebener Weise ausgesprochen lustig war, überdehnte er den Bogen jedoch, so dass mir eine kürze Nummer über das Liebesleben dieses Boxers durchaus mehr Spaß bereitet hätte. Die Spitzen gegen die Kirche gefallen mir allerdings weniger.
Ich habe einige Male wirklich ganz laut im Auto gelacht und auf in der Wiederholung fand ich es noch lustig. Aber, ein paar Mal waren mir die Witze zu flach und einfach nicht familientauglich. Sobald die Kinder ins Auto stiegen, habe ich auf das Radio umgeschaltet. Einige Fäkalspäße entsprachen nicht meiner Erwartung an ihn, das kenne ich gerade auch von ihm anders.
Die Partyspiele sind zwar witzig, und bieten sich sicherlich auch für Sylvester oder ähnliche Anlässe an, aber das ist für mich keine wirklich eigenständige Comedyleistung.
Gut gefiel mir wiederum die Mischung. Die humorvollen Gedanken über Sprache oder das Leben, Männer und Frauen, unterbrochen durch Lieder oder die Bühnenspiele. Am Showaufbau merkt man bereits, daß man es mit einem Profi zu tun hat!
Sehr gut gefiel mir der Ton. Obwohl es eine Live-Übertragung ist, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme. Jede Silbe kam an, alles war gut verständlich und prima ausbalanciert. Das Problem war ein anderes: Einige Witze zünden einfach nur live. Gerade wenn Jürgen von der Lippe sich über unnötige Gesten mockiert, die begleitend zum gesprochenen Wort nicht erforderlich sind oder über Gebärdensprache, so war dies für das Saalpublikum offensichtlich erheiternd, aber für den reinen Zuhörer, etwas frustrierend. Dies kommt leider so häufig vor, daß es echt eines dicken Punktabzuges bedarf, für diejenigen, die ihn nicht live gesehen haben. Für die Besucher der Show ist es sicher dennoch urkomisch, aber ich hatte leider nicht das Vergnügen ihn live zu sehen.
Ich habe wie gesagt mehrmals richtig laut und spontan losgelacht, aber es zünden natürlich nicht alle Gags bei jedem gleich. Ich bereue es auch auf keinen Fall diese Doppel-CD gehört zu haben, denn ich hatte meinen Spaß. Dennoch komme ich wegen der vielen Gags die nicht zünden, wenn man Gestik und Mimik nicht sieht, nicht über mittelmäßige 3 Sterne hinaus. Er ist immer noch einer meiner Lieblingskomiker, aber ich würde mich künftig nicht für einen Live-Mitschnitt entscheiden, oder ihn mir stattdessen lieber selbst live ansehen.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Weihnachtliches Wohlfühlhörbuch

Tage wie diese
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Dieses Jugendhörbuch aus der Edition Goya Libre, erzählt 3 romantisch verschneite Liebesgeschichten von ganz normalen Teenagern, die doch was ganz besonderes sind. Alle drei Geschichten spielen um Heilig ...

Dieses Jugendhörbuch aus der Edition Goya Libre, erzählt 3 romantisch verschneite Liebesgeschichten von ganz normalen Teenagern, die doch was ganz besonderes sind. Alle drei Geschichten spielen um Heilig Abend während des größten Schneesturm der Geschichte in dem kleinen Städtchen Gracetown, wo es nicht viel mehr als einen Bahnhof, eine High School, ein Wafflehouse, einen Herzog-Minimarkt und ein Starbucks Café gibt, weshalb sich die Wege der Teenager auch alle früher oder später zu dieser magischen Weihnacht kreuzen, verbinden und somit die jeweiligen Geschichten abrunden. Es lohnt sich also genau zu zuhören, diese kleinen Begegnungen sind einfach wunderbar.
1. Der Jubilee-Express, Maureen Johnson, gelesen von Julia Meier
Die 16 Jährige Jubiliee freut sich schon total auf ihr „einjähriges“ mit ihrem scheinbar perfekten Freund Noah, bei der traditionellen schwedischen Weihnachtsfeier bei Noahs Familie. Jubilees Eltern wollen nur kurz vorher zur Flobie Manufaktur die zu Weihnachten strenglimitierte Keramikhäuschen für das Flobie Deko-Weihnachtsdorf verkaufen. Ihre Eltern sammeln mit voller Leidenschaft und haben sogar ihre Tochter nach Gebäude Nr. 4 der Jubilee-Hall benannt. Da es dieses Jahr nur 10 Exponate gibt, kommt es zu einer Schlägerei und ihre Eltern werden verhaftet. Wegen des Schneesturms soll Julie nun zu ihren Großeltern nach Kalifornien mit dem Zug fahren. Doch der endet in einer Schneewehe in Gracetown. Um den schrecklichen Cheerleaderinnen im Zug zu entkommen, steigt sie aus und strandet vorerst in einem Wafflehouse, wo sich der junge in Tüten gekleidete Stuart ihrer erbarmt und sie zu Weihnachten mit zu sich nach Hause nimmt.
In dieser ersten Geschichte kommen, wenn man genau zuhört alle Personen schon vor, ohne dass es groß auffällt. Sowohl Julie, als auch Stuart sind echt sympathische normale High School Kids. Insofern verstehen sie sich eigentlich auch gleich auf Anhieb, käme es da nicht zu Irrungen und Wirrungen, die alles verkomplizieren, sie aber auch dazu bringen, einander wirklich kennen zu lernen und sich zu öffnen.
Julia Meier liest diese Geschichte wirklich großartig. Durch ihre geschickten Betonungen kommen der trockene Humor und die dezente Ironie richtig zur Geltung. Da besteht keine Gefahr von Kitsch, aber ich habe mich richtig amüsiert, während ich dahin geschmolzen bin. Hinzukommt, daß die geschulte Stimme der Folkwang Absolventin wirklich sehr angenehm und wandlungsfähig ist.
Im Booklet befindet sich nehmen der Tracklist zu allen drei Geschichten auch eine Kurzvita der Sprecher und Autoren
2. Ein cheer unglaubliches Weihnachtswunder, John Green, gelesen von Jakob Weigert
Der 16 jährige Tobin sitzt mit seinen besten Freunden JP und dem Herzog zu Hause und veranstaltet eine lange James Bond Nacht. Seine Eltern sitzen wegen des Schneesturms auf einem Ärztekongress in Boston fest und rufen ständig an, weil sie ein schlechtes Gewissen haben, ihren Sohn über Weihnachten ganz alleine zu lassen. Plötzlich ruft ihr Freund Quinn an, der im Wafflehouse arbeitet: 14 Cheerleaderinnen sind durch die Schneewehe bei ihm im Laden gestrandet, sie müssten unbedingt sofort herkommen, ehe die Freunde seiner zwei Kollegen sich die Cheerleaderinnen schnappen. Die Nerds Tobin und JP sind sofort begeistert und auch die burschikose Angie, wie der Herzog wirklich heißt, zieht mit ihnen los, in die schneeverwehte Nacht, in der ein Durchkommen unmöglich scheint.
Das ist eigentlich eine richtige Jungsgeschichte, die mich an den legendären „Der Volltreffer“ mit John Cusack erinnert, ein Film den auch Mädels lieben, aus gutem Grund. Die Nerds haben nur ein Ziel vor Augen und verkennen völlig, daß Cheerleader nicht ihre Kragenweite sind. Aber es geht ja auch eigentlich um etwas ganz anderes und das worum es geht finden sie und noch viel mehr.
Jakob Weigert liest jugendlich frisch und schafft es für diese etwas verpeilten Nerds richtig Sympathien zu wecken.
3. Der Schutzheilige der Schweine, Lauren Myracle, Leonie Landa
Es ist Heilig Abend und die junge schöne Addie hat nichts Besseres zu tun, als sich selbst zu bemitleiden! Aus reiner Theatralik und Dramabedürfnis hat sie mit ihrem Freund Schluss gemacht und bereut es nun zutiefst. Doch ihr Traumtyp Jep ist vor Weihnachten zu seiner Familie ins Reservat gereist und nicht zu dem von ihr vorgeschlagenen Treffen erschienen. Ihre zwei besten Freundinnen Tegan und Dorrie waschen ihr gehörig den Kopf. Sie solle aufhören nur um sich selbst zu kreisen und auch mal an andere zu denken. Um zu beweisen, das mehr in ihr steckt, bietet sie an, während ihrer Schicht bei Starbucks das für Tegan an die Tierschutzstation nahe Starbucks gelieferte Tee-Tassen-Miniatur-Hausschwein abzuholen. Doch in Addies Leben überschlagen sich die Ereignisse und dieses Mini-Schwein macht es ihr nicht leicht!
Diese Odyssee der jungen Dramaqueen lässt einen beim Zuhören nicht kalt. Man kann ihre Freundinnen verstehen, warum sie Addie zu recht weisen und im Laufe der Geschichte, wird auch klar, weshalb sie beliebt ist, obwohl sie doch ständig im Mittelpunkt stehen will. Dieses Mal ist sie echt gefordert und sie muß zeigen, was in ihr steckt, falls doch etwas mehr in ihr steckt, als nur die süße, leicht egozentrische Hülle.
Am Ende laufen während Addies Schicht bei Starbucks alle Fäden zusammen und als Zuhörerin wird einem weihnachtlich warm ums Herz!
Leonie Landa hat eine sehr passende, junge und sehr weibliche Stimme, die Addie sowohl zerbrechlich und unglücklich, als auch etwas verzogen klingen lässt. Sie spricht lebendig und leicht, wirklich die perfekte Stimme für Addie am Rande der Verzweiflung.
Eine wunderbar weihnachtlich romantische Box, die amüsiert, kurzweilig unterhält und jeden glauben lässt, daß das Glück für jeden ganz nah und möglich ist! Immerhin ist Weihnachten das Fest der Liebe!
So schön, daß man es immer wieder hören kann und das warme Gefühl im Bauch kommt immer wieder!
Für dieses herrliche Weihnachtsglück ab 14 Jahren gebe ich glückliche 5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 17.11.2017

Lasset die Engel zu Euch kommen!

Ein Dings namens Schröder
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Dies ist eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, auch wenn der Titel es nicht vermuten läßt!
Es ist Heiligabend, das Fest der Liebe und der Versöhnung steht vor der Tür. Aber leider nicht bei Lilly! Ihre ...

Dies ist eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, auch wenn der Titel es nicht vermuten läßt!
Es ist Heiligabend, das Fest der Liebe und der Versöhnung steht vor der Tür. Aber leider nicht bei Lilly! Ihre Eltern streiten sich wie die Kesselflicker, über den krummen Baum, das Essen und überhaupt und sowieso. Manchmal brauchen Paare ja keinen Grund zum Streiten. Für die Kinder ist es dennoch entsetzlich und so rettet sich Lilly schnell auf den Hof, denn sie ahnt, daß es mit dem Eintreffen der Omas noch schlimmer werden wird! Auf dem Hof trifft sie ihren muslimischen Freund Karim, der auch so gerne einen Weihnachtsbaum hätte, aber nicht darf. Um sich von ihrem Kummer abzulenken unternehmen sie ein Wettretten. Dummerweise kommt es dabei zu einem Unfall mit einer Rollerfahrerin im weißen Overall und mit wilden blonden Locken, die anschließend ihr Gedächtnis verloren hat. Dieser wie vom Himmel gefallene Engel beschließt einfach Lilly nach Hause zu begleiten, sie hat da so ein Gefühl, so wie sie meint Schröder zu heißen und ein Dings zu sein. Dieser etwas schräge Engel sorgt für das schönste Weihnachtsfest für Lilly und irgendwie auch für Karim.
Dieses Buch ist wirklich sehr ungewöhnlich, denn es beginnt mit Zank und Streit. Aber es behandelt aber viele wirklich aktuelle Themen für Kinder, mit sehr viel Humor und Einfühlungsvermögen! So hätte Karim gerne einen Weihnachtsbaum, einfach weil er ihn so schön findet und das ohne sich von seiner Herkunft und seiner Religion distanzieren zu wollen. Das geht vielen Kinder von Migranten, überall auf der Welt so. Lilly hingegen wünscht sich vor allem, daß ihre Familie endlich mal aufhört zu streiten, auch das ist leider Alltag. Ebenso die die verwirrte Omi und die herrische Oma, die noch zusätzlich die schlechte Stimmung anheizen, obwohl doch alles so schön sein könnte, mit etwas Geduld und Toleranz. Die Hauptsache ist es doch, daß man sich liebt, den Rest bekommt man dann auch schon hin. Eine wichtige Erkenntnis, die im Alltag leider viel zu oft untergeht und in Nichtigkeiten ertrinkt. Manchmal kommt das Glück wie hier unverhofft und unangemeldet, es drängt sich einfach hinein und dann sollten wir es zulassen, uns darüber freuen und mit ihm lachen.
Es ist ein wunderbar warmherziges und lustiges Buch, doch des Familienzanks. Man sollte es selbst lesen oder vorlesen, um es sich besser vorstellen zu können und wird dabei durch viele farbenfrohe, fröhliche Bilder von Marine Ludin noch belohnt.
Diese Weihnachtsgeschichte kommt aus der Tulipan Reihe: Kleiner Roman, der sicheren Leseanfängern mit längeren Geschichten ein Erfolgserlebnis vermittelt, daß sie es schon geschafft haben, einen ganzen Roman alleine zu lesen! Dies ist eine schöne Idee, da jeder kleine Leser anders ist. Einige brauchen ganz kurze Sätze und wenig Text pro Seite, an diese richtet sich die Tulipan ABC Reihe, dass seine Geschichte nach Lesekompetenzstufen, statt nach Alter einteilt und diese Reihe ist eben für die besonders engagierten Jungleser! Dennoch ist das Vorlesen dieses Buches gerade in der Weihnachtszeit nicht verboten!