Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2020

Rasant und mit hintergründigem Humor

Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Skandal im Bohemia (Fall 7)
0

Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des ...

Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des guten Rufes seines Freundes. Während er auf seinem Blog für alle sichtbar überlegt, welchen noch unbekannten Fall er nun vorstellen möchte, schlägt ihm ein Kommentator vor, sich doch des Skandals im Bohemia anzunehmen, des einzigen ungelösten Falls, der Holmes bis zu seinem Tod nicht mehr losließ. Sich wundernd, woher dem Unbekannten dieser delikate Fall bekannt ist, der bislang mit äußerster Diskretion behandelt wurde, erinnert er sich. Eines Abends stand ein Mann vor der Tür der Baker Street: Godfroy Norton, das Idol seiner Kindheit, der im Kinderfernsehen Geschichten erzählte, spielerisch das Rechnen und das Alphabet erklärte. Wegen seiner ausgefallenen sexuellen Präferenzen ist der Märchenonkel der Nation Mitglied in drei Privatclubs, die auf seine Interessen spezialisiert sind. Da sie sehr exklusiv sind und die Prominenz sich dort die Klinke in die Hand gibt, vertraute er auf deren Diskretion, denn die Enthüllung dieser Vorlieben, würde seinen Ruf als Märchenonkel der Nation für immer zerstören. Doch nun wird er erpresst, mit Aufnahmen aus einem dieser Clubs und Holmes soll die Veröffentlichung der Bilder auf jeden Fall verhindern!

Nach 5 Jahren wird das Sherlock & Watson Hörkino, frei nach Motiven des großen Arthur Conan Doyle, endlich mit neuen Fällen fortgesetzt. Wer die alten noch nicht kennt, der hat inzwischen die Möglichkeit, Staffel 1 in einer Box zu erhalten. Diese Produktionsreihe entstaubt den Klassiker, aber völlig anders als die legendäre BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Hier schreibt Dr. James Watson, dargestellt von der Stimme von Florian Lukas, einen Blog, um seine Erlebnisse mit dem Meisterdetektiv zu dokumentieren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aber auf seine Blogeinträge kommen immer wieder unmittelbare Reaktionen, da nicht alle, seine Berichte unkommentiert lassen können, allen voran seine Frau Mary als @marylovesjames oder Mrs Hudson @bakerstreethome, seine Schwester Harry @therealwatson oder eben auch Mycroft Holmes als @Ispy, der auch jetzt noch seine Finger überall drin haben muss. Diese Szenen sind wirklich schnell und rasant geschnitten, entsprechend der Mittel der modernen Kommunikation, die Watson wirklich fordern. Daher hätte ich es mir gewünscht, wenn die Sprecherliste in der Hülle auch die Nicknames angegeben hätte, damit man sicherer durchblickt, da einige Personen aber tatsächlich geheim bleiben sollen, aus gutem Grund, ist das nicht erfolgt. Ich darf aber so viel verraten, dass einige der Kommentatoren fiktive Kollegen sind, die nicht im Jahre 2004 ermitteln, und auch die führenden Köpfe der Tories äußern sich zu Watsons Einträgen. Viel Spaß beim Rätseln! Bisweilen ist es witzig, bisweilen schräg, jede Entdeckung ein Spaß. Mycroft Holmes erkennt man allerdings sofort an seiner stiff upper class voice, Kai Magnus Sting gelingt dieser unnachahmliche Tonfall, als wäre er in einem Gentleman's Club geboren... Gerade für diesen Fall, der in diesem Milieu spielt, absolut perfekt! Ganz zeitgemäß gibt es natürlich auch @sherlockisfakenews und @therealwatson. Denn das ist ja das fundamentale Problem Watsons, die angeblichen „Enthüllungen“ über den Meisterdetektiv und seine abfällige Bezeichnung als #fakenews. Doch sind es nicht Holmes Deduktionskünste durch die es gelingt nachzuweisen, dass das schier Unmögliche doch nur des Rätsels letzter Schluss sein kann und den Verbrecher überführen. Es ist Watson, der hinter das Geheimnis kommt, was ihm neue Energie gibt, um weiter nach dem ultimativen Unschuldsbeweis für seinen alten Freund zu suchen. Auch wenn die neuen Fälle in modernen Zeiten spielen, sind sie durchweht von wahrem Sherlock-Spirit. Die blitzschnellen Überlegungen des Meisters werden als ebenso rasante Geistesblitze durch schnelle, teils etwas überlappende Sätze bzw. Satzfetzen dargestellt, wie ein unmittelbarer Blick in sein Hirn. Dieser Fall endet mit einem echten Knaller! Es folgt die Vorstellung der Sprecher und dann sollte man unbedingt noch weiterhören, denn nach dem üblichen Abspann, gibt es den Ausblick auf das was in Folge 8 passieren wird... Ich hoffe ja sehr, dass die Reihe fortgesetzt wird, ich will ja auch u.a. wissen, ob James Mary jemals ihren Seitensprung wird verzeihen können...

Diese Hörspielreihe ist erstklassig besetzt, bis in die Nebenrollen mit bekannten Schauspielern, deren Namen einem vielleicht nicht auf Anhieb ein Gesicht vor Augen erscheinen lassen, sondern eher so ein Erinnerungssummen auslösen, bei denen man aber die Stimme kennt und wenn man sie googelt, denkt man gleich: „Ach der! Ach die!“. So ging es mir zumindest bei Peter Jordan der Stimme von Inspector Lestrade, der schon in zahlreichen Tatorten, TV- und Kinofilmen mitspielte, aber in seinem Aussehen ebenso wandelbar ist, wie in seiner Stimme. Moriartys Stimme Stefan Kaminski ist eine Hörbuchlegende, Britta Steffenhagen als Mary Watson und Fritzi Haberland als Sherlocks Vermieterin Mrs Hudson sind ebenso begehrt, als Stimmen, wie auch als Darstellerinnen. Doch auch in den noch kleineren Rollen habe ich mit Frauke Poolmann und Udo Schenk echte Hochkaräter entdeckt! Neu im Cast ist Felix von Manteuffel, der die Rolle des Märchenonkels absolut überzeugend einnimmt, dem ich solche Neigungen aber auch niemals zugetraut hätte, klingt er doch so kultiviert, eben wie der geborene Erzähler!

Ein ebenso atemberaubendes wie witzig-vertracktes Hörerlebnis. Temporeiches Hörkino pur, ein echtes Geschenk in Zeiten der Schließung von allem was Spaß macht. Na ja, lesen und hören zu Hause bleiben erlaubt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2020

Kunst bestimmt den Zeitgeist

Eine Reise durch die Kunst
0

Ein Buch, das durch die Kunst und die Geschichte reist, an 30 verschiedene Orte von der Steinzeit bis zum heutigen Tag, Aaron Rosen, 144 Seiten, Midas Verlag

Wie jede gute Reise, sollte man auch diese ...

Ein Buch, das durch die Kunst und die Geschichte reist, an 30 verschiedene Orte von der Steinzeit bis zum heutigen Tag, Aaron Rosen, 144 Seiten, Midas Verlag

Wie jede gute Reise, sollte man auch diese nicht unvorbereitet beginnen, weshalb es natürlich eine Einladung mit Vorwort gibt: „Komm mit auf die Reise“ diese führt über prähistorische & antike Kunst zur mittelalterlichen und der frühen Moderne und endet in der modernen und zeitgenössischen Kunst ab 1800. Für Kinder ist dies allerdings alles andere als modern oder zeitgenössisch, aber bei einer Zeitspanne von rund 3000 Jahren relativiert sich die Zeit. Dabei finde ich die einleitend einladenden Wort sehr schön und respektvoll den Kulturen und Ländern gegenüber, die hier mit ihrer Kunst beispielhaft ausgewählt wurden, um zu zeigen, dass Kunst mehr sein kann, als nur zu gefallen und schön zu sein, sondern tatsächlich Geschichten erzählt, Zeichen setzt oder die Welt verändern kann. Hierfür soll mit Beispielen rund um den Globus Verständnis geschaffen werden.

Um ein Verständnis deutlicher zu schaffen, beginnt jeder neue Reiseabschnitt mit einer Karte, die so auch verdeutlicht, wo überall rund um den Globus so in frühen Zeiten Kulturen Kunst erschaffen haben, die noch neue staunen lassen. Diese Karten bieten einen eindrucksvollen Überblick und sind daher nicht vollständig, um den Blick nicht vom Wesentlichen abzulenken.

Es wird schön dargestellt, wie gesellschaftliche Strömungen und Ansichten das Leben und die Kunst und vis versa prägen. Sehr interessant fand ich z.B. Amsterdam 1650, dessen Glaubensfreiheit und deren Bedeutung mir gar nicht bewusst war, schon gar nicht, dass diese sensationelle Freiheit zum goldenen Zeitalter dieses doch recht kleinen Landes führte, dem es auch noch heute seine Bedeutung verdankt. Da viele Niederländer zum Protestantismus übertraten, wollten sie ihren Glauben frei praktizieren können und wehrten sich gegen die Unterdrückung durch die katholische Kirche. Diese Freiheit wurde aber auch von Juden genutzt, die nach Amsterdam strömten und dort die damals weltweit größte Synagoge bauten. Auch der Handel profitierte von dieser Entwicklung. Ob diese Zusammenhänge, so interessant sie sind, für Kinder ab 8 Jahren bereits schon begreiflich sind, wage ich zu bezweifeln. Meine Kinder sind von 11 Jahren aufwärts und verstehen es, im Grundschulalter wäre dies aber wohl noch zu komplex gewesen. Es ist ein kurzer, knackiger Aufriss, der auf Highlights begrenzt ist, aber sich nicht alleine auf einen Erdteil beschränkt, was ich sehr wertschätzend finde. Die Texte finde ich interessant und informativ, wobei ich mir schon etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht hätte, weil ja gerade bei Kindern zumeist kein Hintergrundwissen vorliegt, auf welches zurückgegriffen werden kann. 144 Seiten sind für ein solches Projekt vielleicht doch etwas sportlich.

Schade finde ich, dass der Anteil an Bildern von Originalkunstwerken gerade aus der jüngeren Zeit so gering ist. Diese Fotografien sind recht kleinformatig. Hier wird vor allem auf großflächige Illustrationen zurückgegriffen, die aber einfach nicht so stark die Gefühle und Eindrücke wieder geben können, die das Original im Betrachter hervorruft. Da dies gerade bei den frühen Kunstwerken nicht der Fall ist, keimte in mir der Eindruck, dass es hier um die teuren Bildrechte geht. Welcher Steinzeitmensch oder dessen Erbe klagt heute noch seine Urheberrechte ein? Bei moderner oder zeitgenössischer Kunst kann dies in der Tat erhebliche Kosten verursachen, weshalb Kunstbände auch so teuer sind.

Architektonische Kunst ist hier aber schon im Bild zu betrachten, was gerade für deutsche Kinder interessant ist, da hier als Beispiel Berlin 1990 gewählt, also die kreative Kraft durch den Mauerfall dargestellt. Ein schöner Anlass um mit den Eltern mal über diese enorme Energie und diesen Ruck zu sprechen, der durch das Land ging, damals, als die Grenzen geöffnet wurden und jahrzehntelang unterdrückte Begegnungen möglich wurden.

In die Zukunft weisen soll Rio de Janeiro 2020 mit einem richtungsweisenden Kunstmuseum, doch mit der Pandemie, die Brasilien besonders stark trifft, wird gerade die Kunst zurückgedrängt, da das Überleben zählt und Kunst dann eher im Kleinen gedeiht.

Sehr motivierend empfinde ich den Schluss! Denn der Leser wird aufgerufen, sich nun selbst auf die Reise zu begeben und Kunst in Zeit und Raum zu suchen. Eine wirklich positive Anregung, nur aktuell in der Pandemie nicht ganz so leicht umsetzbar.

Sehr gut gefällt mir das Glossar zum Ende des Buches, in welchem Fachbegriffe kurz und knapp erklärt werden. Es folgen Bildverzeichnis und eine Danksagung des Autors.

Ein interessanter Einblick, der für meinen Geschmack aber leider etwas zu kurz und punktuell ist, aber wunderbar Zusammenhänge darstellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2020

Spannende geschichtliche Zusammenhänge

Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser: Von der Renaissance bis heute
0

Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!

Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle ...

Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!

Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle Zusammenhänge geknüpft, die der Autor über seine Recherchen herausarbeitet. Natürlich werden hier auch die Blüte der Kunst und Leonardo Da Vinci nicht vergessen. Es folgt der Aufstieg Spaniens mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, dem in seinem Land, die gebotene Anerkennung nicht zuteil wurde, weshalb er von Portugal nach Spanien ging. Da Fortschritt sich nicht aufhalten lässt, betrifft er auch den Glauben mit der Reformation, so dass ein Überblick über die Reformatoren Luther, Zwingli, Calvin und Heinrich VII gegeben wird. Natürlich kann das nicht friedlich verlaufen, weshalb die Glaubenskriege folgen. Trotz dieser Reformation sind die Menschen abergläubischer als je zu vor, was sich an den Hexenprozessen und dem Prozess des Galileo Galilei gezeigt wird. So folgen der Absolutismus Ludwig des 14. in all seiner Herrlichkeit, für mich auch unter einem sehr interessanten Gesichtspunkt. Bonny Prince Charly, der wegen seiner Verstöße gegen die Magna Carta und seine Prunksucht von Oliver Cromwell zum Tode verurteilt wird. Wobei mir die Parallele der Prunksucht Charles I mit Louis XIV sehr gut gefällt, auch mit ihrer unterschiedlichen Wertung und dem starken Kontrast zu Cromwell. Allerdings stellt der Autor den Puritaner Cromwell für meinen Geschmack viel zu gut dar, denn sein Erbe ist es, das die Brexit-Verhandlungen noch heute so schwierig macht. Dass er versuchte die Identität der Schotten, Waliser und Iren auszulöschen, wird leider nicht erwähnt. Plötzlich stehen die Türken vor Wien und Peter der Große gründet St. Petersburg. Auch Katharina die Große, Louis XV, Louis XVI, Maria Theresia, ihre Tochter Marie Antoinette und die Französische Revolution werden ebenso wenig vergessen Danton, Robespierre und die Schreckensherrschaft. Der Aufstieg des armen korsischen Advokatensohnes Napoleon zum Kaiser von Frankreich mit all seinen Kriegszügen durch Europa und darüber hinaus.
Anschließend treten die großen Veränderungen durch die Erfindung der Dampfmaschine ein, die die Gesellschaft in kurzer Zeit auf den Kopf stellt und zu Marx und dem Traum vom Klassenkampf führt. Doch auch China und der Opiumkrieg werden nicht vergessen, ebenso wie der Aufstieg des kleinen, disziplinierten Inselstaates Japan. Gerade diese Aspekte fand ich sehr interessant, da wir uns im Unterricht immer viel zu viel auf Europa konzentriert haben. Es folgt die Zeit, an die der Autor sich durch die Erzählungen seiner Großeltern und eigenes Erlebtes zu erinnern glaubt. Da der Autor etwas jünger war als mein Opa musste ich dabei schmunzeln. Er erzählt über die Ungerechtigkeit der Versailler Verträge und der gebrochenen Versprechen des amerikanischen Präsidenten, die in den Köpfen der Deutschen für Verbitterung und Empörung sorgen und so einen fruchtbaren Boden für den Diktator Hitler boten. So ähnlich schilderte es auch mein Opa, doch als der Autor eigene Nachforschungen anstellte, musste er feststellen, dass dies doch gar nicht so war, sondern viel mehr ein Volksglaube, der sich beharrlich in den Köpfen festgesetzt hat. Sehr sympathisch finde ich, dass er sich mit seinen bis dato unerschütterlichen Ansichten auseinander setzt und diese bereitwillig revidiert. Er muss auch einräumen, dass selbst die Zeiten, an die man sich zu erinnern glaubt, bisweilen in der historischen Betrachtung dann doch anders waren. Geschichte regt zum Nachdenken an und schafft den Grundstein für verantwortungsvolles politisches Handeln. Ansichten, Meinungen und Denkströmungen können sich ändern, das entbindet niemanden von der Pflicht des eigenen Denkens.

Ernst H. Gombrich wurde 1909 in Wien geboren. Er promovierte 1933 in Kunstgeschichte und emigrierte 1936 nach London und arbeitete während des Krieges für die BBC. Er war Direktor des Warburg Institut und Professor für Kunstgeschichte an der University of London bis zu seiner Emeritierung 1976. Er starb 2001 in London.

Christoph Waltz ist nicht nur zweifacher Oscar-Preisträger, sondern wie der Autor selbst in Wien geboren. Da er aber auch vor seinen Hollywood Erfolgen auch in deutschsprachigen Filmen sehr erfolgreich war, ist seine Stimme, mit dem leichten Wiener Einschlag sehr vertraut. Gerade seine unüberhörbare Herkunft empfinde ich als Pluspunkt, da man gerade bei diesem Teil, in dem den Österreichern und Preußen deutlich mehr Gewicht zukommt, den Blick des Österreichers auf die Geschichte merkt. Das finde ich gut, denn als ich als Kind auf die Karte schaute und sah wie klein Österreich ist, wunderte ich mich schon über die historische Bedeutung dieses Landes, mit seinen recht wenigen Einwohnern. Dies wurde mir hier viel deutlicher, als es mir die Schule je vermitteln konnte. Dabei ist seine Stimme angenehm warm und weich, so dass bei all den kriegerischen Konflikten, die geschildert werden, sie nicht so bedrohlich wirken. Durch seine deutliche gut modulierte Aussprache wird es nie langweilig ihm zuzuhören.

Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument und in diesem Band dreht sich viel um die europäischen Kolonialmächte und ihre Vormachtstellung, aber vor allem auch um den amerikanischen Bürgerkrieg und die Sklaverei. Für diese Themen wird der Begriff relativ sparsam verwendet und vor allem um zu verdeutlichen, dass die Südstaatler der Meinung waren, dass sie in dem Klima unmöglich arbeiten könnten und daher zum Erhalt ihres Wohlstandes auf „Neger“sklaven angewiesen seien. Ich finde das der Begriff sehr gut auch die Missachtung der Menschenrechte der Betroffenen verdeutlicht, sowie ihre Machtlosigkeit, die sie der Willkür ihrer Besitzer auslieferte. Ich empfand hier den Einsatz des Begriffes durchaus als klare Missbilligung der Zustände und Ansichten, die tief in den Köpfen eingebrannt waren. Wie im Booklet angemerkt wird, stammt das Buch von 1935, erst in den 60er Jahren in den USA und in den 70er Jahren in Deutschland, wurde dieses Wort als diskriminierend anerkannt. Der Autor hat es aber auch in der Überarbeitung stehen gelassen. Menschen als „Sklaven“ zu halten ist Diskriminierung pur, ebenso wie ihre Bezeichnung.

Das Original wurde 1935 geschrieben, also vor dem 2. Weltkrieg und so hat der Autor sein Werk noch vor seinem Tod um ein paar weitere Kapitel bis zur Gründung der Europäischen Union ergänzt. Es geht also nicht wirklich bis zur heutigen Gegenwart. Aber an viele der fehlenden Jahre sollten sich ja auch Eltern und Großeltern erinnern können, so wie es dem Autor auch ging und der dann einräumen musste, dass die Erinnerung ganz schön täuschen kann!

Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein. Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Das in der haptisch angenehmen Pappbox beiliegende Booklet hilft einen das Gehörte besser zu merken, da man auch einiges noch nachlesen kann. Das finde ich sehr hilfreich. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.
Richtig toll auch für lange Autofahrten mit der Familie

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2020

Magische Reise in fremde Welten

Strangeworlds - Öffne den Koffer und spring hinein! (Band 1)
0

Felicity, genannt Flick (12) ist etwas genervt, als ihre Eltern ihr eröffnen ein kleines Häuschen im irgendwo gefunden zu haben, das sie sich mit ihren bescheidenen Mitteln leisten können und da ziehen ...

Felicity, genannt Flick (12) ist etwas genervt, als ihre Eltern ihr eröffnen ein kleines Häuschen im irgendwo gefunden zu haben, das sie sich mit ihren bescheidenen Mitteln leisten können und da ziehen sie in den Ferien hin! Nun sitzt Flick die ganzen Ferien über in der Pampa und darf auch meistens noch zu Hause auf ihren kleinen Babybruder Freddy aufpassen! Als sie endlich mal Zeit für sich hat, zieht sie los, um den Ort zu erkunden und entdeckt dabei das skurrile Reisebüro „Strangeworlds“. Als sie den Laden betritt, sieht sie der Inhaber Jonathan ebenso misstrauisch an, wie sie ihn. Ist der denn eigentlich schon erwachsen? Doch da geschieht etwas ganz erstaunliches: Durch Jonathans Lupe sieht sie die Magie im Raum schillern und Jonathan wird klar, dass Flick über ungeahntes Potenzial verfügt! Er verrät ihr, dass jeder der vielen Koffer, die sich dort stapeln, in eine andere Welt führt, sobald man in diesen steigt und den Koffer wieder schließt. Damit sie entscheiden kann, ob sie Mitglied in der geheimen Strangeworlds Gesellschaft werden will, nimmt er sie mit auf aufregende Reisen in unbekannte Welten. Doch irgendetwas stimmt hier nicht, beide spüren eine Bedrohung aufziehen.
Die Aufmachung des Buches finde ich hammerstark! Das Cover erinnert an die englischen Reisetruhen von Internatsschülern, oder Reisekoffern aus vergangenen Zeiten. Entsprechend sind auch die Seiten alle ein wenig künstlich ergraut und mit einem Lesebändchen kann man stilecht die jeweilige Stelle im Buch markieren. Wenn man das Buch liest und dann noch mal das Cover genauer betrachtet, wird man feststellen, dass es sich bei den dargestellten Aufklebern samt und sonders um Sticker von den jeweiligen Reisewelten handelt.
Etwas schade finde ich, dass der Klappentext in all seiner Kürze schon so viel verrät! Meine Jüngste wollte daraufhin gar nicht mehr mitlesen, weil sie meinte, dass wir solche Geschichten in der letzten Zeit schon x-mal gelesen hätten. Doch so ganz, wird der Klappentext diesem Abenteuer nicht gerecht und so sollte man diesen besser überspringen und sich nur von der Aufmachung verzaubern lassen. Allerdings habe ich mich schon zu Beginn sehr darüber aufgeregt, dass Flick in so jungen Jahren so viel Verantwortung aufgebürdet bekommt und so wenig Aufmerksamkeit im Gegenzug erhält. Das hat mich richtig traurig gemacht, vor allem, weil sie in Jonathan eine weitere einsame Seele auf der Suche, getroffen zu haben scheint. Jonathan ist auch etwas verschroben, während Flick vor allem neugierig und aufgeschlossen gegenüber jedem Abenteuer als Abwechslung zum Babybrei ist. Dabei erweist sie sich nicht nur als clever, sondern auch richtig mutig. Man kann ja nie wissen, was in fremden Welten so auf einen zukommt! Diese fremde Welten sind zwar aufregend, aber anfangs sind es so viele, in die sie reisen, das man schon etwas das Gefühl bekommt, dass die Geschichte sich ein wenig verzettelt, trotz der originellen Idee. Im letzten Drittel nimmt das Abenteuer deutlich an Fahrt und Fokus auf. Die Geheimnisse und Geschehnisse verdichten sich und nur gemeinsam können Flick und Jonathan sich und alle anderen retten. Doch damit ist erst ein Problem gelöst, das das Jonathan am meisten unter den Nägeln brennt, wartet noch immer auf sie und so können Leser gewiss sein, dass es nicht das letzte Abenteuer, dieser im Geheimnis verbundenen Freunde sein wird.
Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und ich gut verständlich für Kinder von 10 – 12 Jahren. Es ist mir gut gelungen, mich in die Figuren einzufühlen. Ich gehe auch davon aus, dass der nächste Band rasanter starten wird, nachdem Flick nun die wesentlichen Grundzüge der Gesellschaft und ihrer Gabe kennengelernt hat!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Lesejury und dem Baumhaus Verlag für diese coole Lese- und Bastelrunde!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 20.10.2020

Wehmut mischt sich ins Lachen....

Die Ältern
0

Die Pubertiere werden erwachsen, sie werden vernünftiger und reagieren immer seltener irrational. Da muss sich der Autor nach seinem Sinn und Zweck im Leben fragen, wenn sein Erziehungsauftrag erlischt! ...

Die Pubertiere werden erwachsen, sie werden vernünftiger und reagieren immer seltener irrational. Da muss sich der Autor nach seinem Sinn und Zweck im Leben fragen, wenn sein Erziehungsauftrag erlischt! Doch das ist nicht die einzige Veränderung. Nicht nur der Vernunftgrad des Nachwuchses steigt, auch die Lebensform von Land zu Stadt wird angepasst, mit erheblichen familiären Veränderungen. Außerdem hat die Corona-Pandemie auch vor „Die Ältern“ nicht halt gemacht. Diesmal ist es keine Live-Lesung vor Publikum, nein, es wird das komplette Buch eingelesen. Um die Live-Atmosphäre ein wenig zu ersetzen, werden dafür zwischen die Tracks Live-Mitschnitte aus dem Studio mit Jan Weiler und dem Aufnahmeteam eingespielt, um das Gefühl zu vermitteln, man wäre live bei der Aufnahme dabei und könne sogar seinen
Magen knurren hören! Anfangs ist Carla zwar erwachsen, wohnt aber noch zu Hause, dennoch spürt der im Home-Office schreibende Autor, dass sein Erziehungsauftrag schwindet und damit sein jahrelanges Selbstverständnis von seiner Unabkömmlichkeit und sei es auch nur als Taxifahrer. Selbst der erbitterte Kampf um den Lieblingsjoghurt im Kühlschrank könnte demnächst nur noch eine wehmütige Erinnerung sein. Darum muss der letzte gemeinsame Familienurlaub zelebriert und genossen werden, was allen gelingt, nur dem Vater nicht so recht.

In diesem Band heißt es Abschiednehmen, von dem Dasein als Eltern, in der Gewissheit bald überflüssig zu sein und daher zur Generation der Ältern zu mutieren, obwohl man sich selbst doch mind. 10 – 15 Jahre jünger fühlt, als der Ausweis es sagt. Bei uns sind Jan Weilers Pubertiere Teil der Familienurlaubskultur. Sie müssen einfach gemeinsam auf dem Weg in den Urlaub zelebriert werden. Doch nun standen wir vor demselben Problem wie diese Buchaufnahmen. Das neue Hörbuch ist erschienen, die Herbstferien stehen vor der Tür, doch keine Reise ist geplant, aufgrund des Infektionsgeschehens! Also schauten wir auf die Karte, um die Lieblingsverwandten mit dem Wohnort mit dem niedrigsten Infektionsgeschehen zu ermitteln und so zog es uns von der groben Nähe von Manderscheid ins nicht minder aufregende Erlangen, die perfekte Entfernung für dieses Hörbuch! Wir haben viel gemeinsam gelacht, auch wenn ein Pubertier plötzlich von starker Übelkeit befallen wurde und das Lachen nicht half. Dennoch entging ihr nicht, dass einige Pointen, wie die mangelnde Intelligenz von Carlas gut aussehendem Freund bereits im letzten Band ganz ähnlich thematisiert wurden, als auch die Studiomitschnitte leiser sind, als die eigentliche Lesung. Diese Tracks, die man auch überspringen kann, nahmen wir im Auto lediglich als Hintergrundrauschen wahr, mit vereinzelten Worteinspielungen. Hier ist die Balance der Lautstärke zwischen Lesung und Mitschnitt leider nicht geglückt. Die familiären Veränderungen im Hause Weiler beginnen mit Ende des ersten Tonträgers und haben uns mit Unglauben und Fassungslosigkeit getroffen. Das kann doch nicht wahr sein! Nun begleiten wir das Wohl und Wehe dieser Familie schon über viele Jahre und nun so was! Mein Göttergatte hat dies noch immer nicht verwunden und diskutiert mit mir noch immer über die Bedeutung. Wahrscheinlich fürchtet er ähnliche Einschnitte und lacht sich auch immer noch über die Vorstellung kaputt, wie Jan Weiler sich verzweifelt am Bein seines Sohnes Nick festklammert! Das kann ich mir lebhaft vorstellen und da auch bei uns ähnliche Szenen drohen könnten, versprach unsere Jüngste einfach wohnen zu bleiben, um uns den Schmerz zu ersparen. Zu schade, dass wir es nicht aufgenommen haben. Wie immer erzählt Jan Weiler aus seiner Familienerinnerungsschatzkiste mit viel Humor und hohem Wiedererkennungseffekt. Daher haben wir mit ihm gelacht, aber gleichzeitig auch über uns selbst. Dennoch beschleicht uns die Wehmut, wenn wir an den Zerfall dieses von uns so geliebten Familienverbundes denken.

Am Ende werden als Zugabe noch im Buch nicht veröffentliche Lieblingssätze des Autors aus seiner langjährigen Kolumne „Mein Leben als Mensch“ präsentiert. Diese sind zwar witzig, in ihrer Aneinanderreihung verlieren sie leider ein wenig an Glanz.

Jan Weiler hat noch immer seine sympathisch-selbstironische Art und seine angenehme Stimme behalten. Er vermag es, seine Pointen perfekt zu setzen. In seinen Zwischenszenen und seinen Sprachproblemen als Rheinländer finden wir uns selbst wieder und können daher auch kein Problem hören ;) Wir finden: Er kann's einfach! Daher hören wir ihn immer wieder gerne, auch das gleiche Hörbuch nochmal.

Möge die Pandemie hoffentlich bald ihr Ende finden und Live-Mitschnitte wieder möglich werden.

Kann es das nun wirklich gewesen sein, mit den Anekdoten aus dem Leben der Weilers? Wir wären sehr traurig, fürchten es aber schon....

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere