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Veröffentlicht am 30.04.2021

Verlorene Jahre

Was wir sehen, wenn wir lieben
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Nach einem schweren Sturz wacht Teresa im Krankenhaus auf und kann sich plötzlich nicht mehr an die letzten 5 Jahren ihres Lebens erinnern. Warum hat sie ein C auf der Hand gemalt? Was ist mit ihrem Haaren ...

Nach einem schweren Sturz wacht Teresa im Krankenhaus auf und kann sich plötzlich nicht mehr an die letzten 5 Jahren ihres Lebens erinnern. Warum hat sie ein C auf der Hand gemalt? Was ist mit ihrem Haaren passiert? Wieso wohnt sie nicht mehr bei ihrer Schwester? Wer ist der nackte Mann in ihrem Bad? Als Letztes was sie weiß, ist, dass sie ein Date mit dem besten Freund von ihrer Schwester Henry hatte und sie mit Herzklopfen von ihm verabschiedet hat. Und warum kann Henry sie heute nicht mehr leiden? Teresas Leben ist wie ein durcheinandergeratene Puzzle mit Tausenden Teilen. Stück für Stück muss sie ihr Leben wieder zusammenbauen und dabei sich selbst finden...

Es ist mein drittes Buch aus dem Federn von Kristina Moninger und wie erwartet hat sie mich wieder einmal begeistern können. Denn es ist egal, ob sie tragisch/traurige Themen eingrifft, ihr Schreibstil ist immer locker und humorvoll, sodass man beim Lesen nicht Trübsal blasen muss. Auch hier hat sie ein sensibles Thema ausgesucht, nämlich Amnesie. Wie Teresa oder ihre Familie und Bekannte mit ihrem Gedächtnisverlust umgehen ist sehr interessant zu lesen.

Sie ist eine starke Protagonistin, welche die man sofort ans Herz schließt aber nicht nur Teresa, sondern all die Charaktere sind hier liebenswert. Die sind eine von uns, nicht perfekt, haben Ecken und Kanten und eigene Last auf dem Schultern zutragen.

Es ist eine Humorvolle, gleichzeitig berührende Geschichte über Selbstfindung, Familie und Liebe, die zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Abgebrochen!

Was von Dora blieb
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Isa, die von ihrem Mann betrogen wurde, zieht mit einem vollen Karton Hinterlassenschaften von ihrer Oma Dora nach Bodensee. Sie will sich von ihrer eigenen Trübsal ablenken lassen und fängt sie an Doras ...

Isa, die von ihrem Mann betrogen wurde, zieht mit einem vollen Karton Hinterlassenschaften von ihrer Oma Dora nach Bodensee. Sie will sich von ihrer eigenen Trübsal ablenken lassen und fängt sie an Doras Tagebücher zu lesen...

Doch was von Dora blieb, kann ich leider nicht sagen, denn ich habe das Buch nach 116 Seiten und vielen gequälten Lesestunden abgebrochen. Eigentlich ist die Thematik, welche ich gerne lese und wenn ich ehrlich bin, habe ich hier eine Geschichte wie die „Das Roteadressbuch“ erwartet und auf das Buch sehr gefreut. Leider nach Paar gelesenen Seiten baute in mir schon die Enttäuschung. Weder die Charaktere noch der Erzählstil haben mich überzeugt. Die Figuren sind einfach nur da, uninteressant und total blass. Der Schreibstil ist hoppelig, Gefühlslos und die ganzen Schilderungen haben mir das Gefühl gegeben als ob ich ein Sachbuch lese.

Obwohl die Inhaltsangabe sehr berührend klingt, sollte man bitte vor dem Buchkauf erst mal die Leseprobe lesen!

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Bienvenue à Fleury

Die Rosen von Fleury
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Fleury-sur-Azurain im Périgord. Seitdem die berühmte französische Schauspielerin ihre Märchenhochzeit in ihrer Heimat gefeiert hat, boomt das Hochzeitgeschäft in dem verschlafenen Rosenstädtchen und zieht ...

Fleury-sur-Azurain im Périgord. Seitdem die berühmte französische Schauspielerin ihre Märchenhochzeit in ihrer Heimat gefeiert hat, boomt das Hochzeitgeschäft in dem verschlafenen Rosenstädtchen und zieht die Brautpaare aus nah und fern wie ein Magnet an. Auch die Engländerin Emily Bennett landet in Fleury, bedauerlicherweise nicht zum Heiraten, sondern um ihrem Erbe anzutreten, denn die junge Journalistin erbt von ihrer Tante ein total heruntergekommenes Herrenhaus. Als Emily ihre Jugendfreundin Isabel wieder trifft und mit paar Fleury Bewohner Freundschaften schließt, ist für sie eins klar: Sie will in Fleury neu anfangen. Verstärkt von ihrer optimistischen Freundin Isabel möchte Emily aus ihrem Monoir ein kleines Hotel für die Hochzeitgesellschaften umbauen. Doch was sie dabei nicht berechnete, ist, die Adelsfamilie und ihrem Sprössling Jean-Luc...

Ich mag die Geschichten, die mich auf Reisen mitnehmen und ein Stückchen Urlaubsgefühle hervorrufen. Auch Jean Rémy hat mich mitten in der historischen Provinz von Frankreichs Südwesten entführt aber leider hat diese Reise mich nicht so richtig begeistert, wie ich mir erwünscht habe. Fleury ist ein wunderschönes Städtchen mit typischen französischen Bewohner. Es wird viel gegessen, gelacht, getrunken und zusammengehalten, was ich an der Geschichte total herrlich fand. Aber nun ja, das war's dann auch. Denn bis Hälfte des Buches plätschert die Handlung vor sich hin, erst kurz vor dem Ende kommt etwas Spannung, die für meinen Geschmack zu spät kam. Auch mit dem Charaktere bin ich nicht warm geworden. Wie Emily in Fleury aufgekratzt kommt, mit der damaligen Sommerfreundin, mit der sie Jahrzehnte keinen Kontakt mehr hatte, sofort ein Herz und eine Seele wird und noch dazu in kurze Zeit viele neue Freundschaften schließt, die sie mit Tat und Kraft unterstützen, fand ich total unrealistisch.

Es ist ein ruhiger „Wohlfühlroman“, welcher für mich zu Ruhig war. Ich denke die LeserIn, die mit dem französischen Flair aus dem Alltag entfliehen wollen und ein paar ruhige Lesestunden wünschen, sind hier richtig.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Willkommen in Bracken

Über Menschen
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Berlin/Kreuzberg 1. Corona Lockdown im Frühjahr 2020
Die 36-jährige Werbetexterin Dora braucht dringend Abstand von ihrem extrem Klimaschützer, selbsternannte Corona-Experten Freund und von durch Homeoffice ...

Berlin/Kreuzberg 1. Corona Lockdown im Frühjahr 2020
Die 36-jährige Werbetexterin Dora braucht dringend Abstand von ihrem extrem Klimaschützer, selbsternannte Corona-Experten Freund und von durch Homeoffice zu eng gewordene gemeinsame Wohnung. Sie flüchtet mit ihrer Hündin, genannt auch Jochen der Rochen, nach brandenburgischem Bracken, in das altes Haus, das sie vor Monaten heimlich gekauft hat. In 283-Köpfigen Bracken angekommen, versucht sie mit einer stumpfer Sense und Spaten ein Gemüsebeet anzulegen, doch was sie hier erwartete, ist nicht nur der sandige, trockene Boden. Nebenan wohnt der kahlgeschorene Nachbar, der sich als „Ich bin hier der Dorfnazi“ vorstellt, gegenüber wohnt ein andauernd Witze erzählender Rassist und paar Häuser weiter einer linker Künstler mit seinem AFD Wähler Freund. Wo ist die Großstädterin Dora hier überhaupt gelandet?

Nach paar gelesenen Seiten, war ich total skeptisch auf die Geschichte, denn ich kann die Begriffe wie: Corona, Lockdown, Homeoffice/Schooling nicht mehr hören, geschweige den noch lesen! Doch was Juli Zeh hier auf dem Papier gebracht hat, ist es mehr als ein „Coronatagebuch“ Die Autorin greift auf hochaktuellen Themen ein. Von Fridays for Future-Demonstrationen, Coronaleugner, Rechtsradikalismus, Homosexualität, Brexit bis zur berühmt-berüchtigten Ex-Präsidenten ist alles dabei. Langeweile gibt es hier nicht. Doch ich muss ehrlich zugeben, mir ist die Story sehr eilig geschrieben vorgekommen, deshalb ist es mir stellenweise unglaubwürdig gewirkt, denn welche Mutter lässt freiwillig ihre Tochter bei dem Unterbeobachtungsstehenden Nazi-Gewaltiger? Welche Chirurg-Tochter kennt sich mit den Gehirnkrankheiten so gut aus, sodass sie die auf der Stelle prognostizieren kann?
Klischeehaft? Mag sein, man kann über die Story einiges diskutieren, doch gerade diese fast Banalität macht das Buch erst recht lesenswert.

Mit klarer Sprache, ungeschönt, mal humorvoll, mal nüchtern nimmt Juli Zeh ihre LeserIn in einem fiktiven Dorf mit und lässt die „Mauer“ auf ihrer Art und Weise erneuert fallen. Es ist ein hoffnungsvolle Geschichte, welche mich nachdenklich zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Eine lebendige Geschichte

Als wir uns die Welt versprachen
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Edna wächst bis zu ihrem 10. Lebensjahr glücklich in Südtirol auf, bis der Armut an deren Haustür kloppte. Sie überquert gemeinsam mit dem Pfarrer des Dorfes die Alpen, um bei schwäbischen Großbauern zum ...

Edna wächst bis zu ihrem 10. Lebensjahr glücklich in Südtirol auf, bis der Armut an deren Haustür kloppte. Sie überquert gemeinsam mit dem Pfarrer des Dorfes die Alpen, um bei schwäbischen Großbauern zum Arbeiten. Doch was sie dort erwartete, ist nicht nur körperliche und seelische Schmerzen, sondern ein Junge mit traurigen Augen. Jacob, ein Freund. Ihre Mut und Kraft Spende. Bis der Zweite Weltkrieg sie für immer trennte.

Fast 80 Jahre später entdeckt Edna in einer Zeitschrift ein Bericht mit Jacobs Bild. Ab da an konnte keine die liebenswerte Dame bremsen. Mit ihrem Papagei Emil im Gepäck, zu Fuß, mit Bus und Bahn, macht sie sich auf dem Weg aus Castelbello/Italien. Ihr Ziel: Ravensburg/Deutschland.

Mit ihrem klare, einfühlsame, humorvolle und vor allem bildhafte Schreibstil hat mich die Autorin mit ihrem Debütroman auf eine Wanderung mitgenommen, welche ich sehr genossen habe. Eine Reise, die mich gleichzeitig zu tiefst berührt und zum Lachen gebracht hat. Wo ich mit Edna in der Vergangenheit mitgelitten hab, in der Gegenwart wollte ich sie einfach huckepack nehmen und sie durch den Wald tragen.

„Schwabenkinder“... einer der schwer verdaulichste Kapitel in der Deutschgeschichte. Obwohl die Story stellenweise recht unglaubwürdig war, ist es Romina Casagrande mit diesem Werk sehr gut gelungen, einige der damaligen Kinder eine Stimme zugeben.

Eine lebendige, mitreißende Geschichte welche mich mit wunderbaren Lesestunden beschert hat.

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