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Veröffentlicht am 14.11.2020

Willkommen in Scholmerbach

Eine Räuberballade
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In ihrem dritten Westerwald Roman nimmt die ebenfalls im Westerwald geborene Autorin uns ins späte 18. Jahrhundert. Die Anwohner der fiktive Dörfchen Scholmerbach sind hauptsächlich Bauern, jeder hat sein ...

In ihrem dritten Westerwald Roman nimmt die ebenfalls im Westerwald geborene Autorin uns ins späte 18. Jahrhundert. Die Anwohner der fiktive Dörfchen Scholmerbach sind hauptsächlich Bauern, jeder hat sein Päckchen zu tragen und die kämpfen ums Überleben. Einer von deren ist Bauern Wilhelm. Kurz vor der Jahrhundertwende herrscht überall Raub, Überfälle sogar Mord. Die Bevölkerung muss zusehen, wie sie sich schützen können. Außer Hannes, der Sohn von Bauern Wilhelm. Ob der Vater Wilhelm mit verwirrten, bettlägerigen Ehefrau und mit der kleinen Tochter Liesel nicht alle Hände voll zu tun hat, da verschwindet noch dazu seiner rotzfrecher, stinkfauler Sohn aus der Bildfläche. Als dieser Nichtsnutz sich auch noch einer der brutalen Räuberbanden anschließt, steht ganz Scholmerbach kopf...

Mensch! Wie schnell die Jahre vergehen... Ich habe den ersten Band „ Apollonia“ von Westerwald-Trilogie im Jahr 2012 und den zweiten „Armut ist ein brennend Hemd“ im Jahr 2015 gelesen und chronologisch gesehen, geht die Autorin immer ein Stückchen zurück in die Vergangenheit. Mit „Eine Räuberballade“ hat ihr wieder ein wunderbarer Heimat-Roman gelungen. Sie erzählt die Geschichte sehr authentisch, denn sie verwendet in den Dialogen den Westerwälder platt und ich hatte leider meine Probleme damit. Es war für mich ziemlich anstrengend zu lesen. Ein paar Wörter, z.B. wie: Ich=Eysch, Du=Dou, konnte ich Entschlüssen aber bei einigen musste recherchieren. Durch den Dialekt wurde ich mit den Figuren nicht warm. Die Charaktere und deren Gefühls-Gedankenwelt haben mich nicht erreicht. Die sind mir nicht wie die normalen Menschen gewirkt, sondern wie die schlechten Schauspieler.

Die Geschichte ist wie ein Märchen, allerdings durch den schwierigen Dialekt ist nicht jedermanns Sache. Wer in dem Westerwald Gegend lebt, würde sich hier definitiv wohler fühlen als ich.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Klein aber Fein!

Albas Sommer
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1874, Spanien

Alba und ihre keine Schwester Luisa wachsen wohlhabend und gut behütet in Spanien auf. Die Schwestern lieben alles, was mit der Natur verbunden sind und als ins Sommerhaus im Tal von Valdecabriel ...

1874, Spanien

Alba und ihre keine Schwester Luisa wachsen wohlhabend und gut behütet in Spanien auf. Die Schwestern lieben alles, was mit der Natur verbunden sind und als ins Sommerhaus im Tal von Valdecabriel einziehen, genießen sie die wilde Landschaft des Albarracin-Gebirges. Sie streifen stundenlang durch die Natur, sammeln Pflanzen und Schmetterlinge für ihrem eigenen Herbarium. Dabei unterstützt sie ihre Mutter mithilfe der örtlichen Priester. Der neue Priester ist selbst ein Naturverbunde-Mensch und mit Begeisterung unterrichtet er die Mädchen. Als seinem langjährigen Freund, den bekannten deutschen Botaniker Heinrich Willkomm in Valdecabriel zu Besuch kam und Alba ihre neu entdeckte Pflanze zeigte, verändert sich für das junge Mädchen ihr Leben schlagartig...

Nachdem ich das Buch innerhalb in einem Tag beendet habe, frage ich mich, wie man so eine gefühlsvolle und spannende Geschichte in 230 Seiten erzählen kann? Es geht hier um die erste Liebe, Familienleben und die Liebe zur Natur. Es ist eine Historische Coming-of-Age Geschichte von ein mutiges junges Mädchen. Die spanische Autorin nimmt ihre Leser ruhig aber eindringlich nach ihre Heimat mit und erzählt sie sehr bildhaft aus Albas schönste und traurigste Sommer. Mit Alba durch die Natur zu streifen, neue Blumen entdecken mit ihr erstaunen und Lieben erwärmt einen dem Herz. Die Kapitel sind kurz und der Schreibstil ist sehr leicht, sodass man Gefühl hat durch die Seiten fliegen.

Es ist eine wunderbare, kurzweilige, Wohlfühlgeschichte, welche mir schöne Lesestunden beschert hat.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Sehr wichtiges Thema!

Unsere Körper sind euer Schlachtfeld
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„Die Entdeckung des Mannes, daß seine Genitalien als Waffe zu gebrauchen sind, um damit Furcht und Schrecken zu verbreiten, muss neben dem Feuer und der ersten groben Streitaxt als eine der wichtigsten ...

„Die Entdeckung des Mannes, daß seine Genitalien als Waffe zu gebrauchen sind, um damit Furcht und Schrecken zu verbreiten, muss neben dem Feuer und der ersten groben Streitaxt als eine der wichtigsten Entdeckungen in prähistorischer Zeit angesehen werden.“

Wenn es um Krieg geht, liest/hört/sieht man die Berichte nur über die Männer, und zwar warum? Genau diese Frage beschäftigte die Autorin einige Jahrelang. Christina Lamb, mehrfach ausgezeichnete Kriegskorrespondentin, hat mich einfühlsam aber schonungslos in eine Reise mitgenommen, die ich nie mehr vergessen werde! Ich bin in fünfzehn Kapitel von Europa nach Asien, Süd Amerika bis zum Afrika gereist. Ich habe mit schwitzigen, zitternden Händen, wutentbrannt und tränen überströmt viele Frauenschicksale gelesen und deren Fotos angeschaut. Ich bin 37 Jahre Alt, lese ich seit 30 Jahren leidenschaftlich und kaum hat ein einziges Buch mich so dermaßen fertig gemacht, wie das Buch hier! Was die Frauen hier erzählen sind grausam, erschütternd, geht nicht nur unter die Haut, sondern trifft einen mit Wucht ins Mark. Egal ob es in den 40'er, 70'er, 90'er oder ganz frisch mit dem Syrien Krieg, egal welche Hautfarbe, ob Christ, Muslim oder gar keine Religion, beim jedem Krieg leiden die Frauen, Mädchens, Babys darunter. Wenn es um Manns vergnügen ging, sind die Frauen im brennende Mittelpunkt! Was diese Männer aber vergessen, ohne Frauen gibt es keiner Männer!

Frau: Erwachsene Person weiblichen Geschlechts, laut Duden. Nein! Ich bin nicht nur ein weibliches Geschlecht! Ich bin eine Tochter, Enkelin, Schwester, Tante, Freundin, Kollegin... Ich bin eine Mutter von einer Tochter... Bitte schließt eure Augen nicht, macht den Mund auf, denn etwas Feminismus schadet unsere Welt nicht!

Einer der wichtigsten Bücher die ich je gelesen habe. Ich muss immer noch schwer schlucken aber möchte ich das Buch an jedem ans Herz legen. Definitiv mehr als fünf Sterne verdient.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Traurig aber Wahr

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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„Die Welt ist schön, aber die Menschen machen sie hässlich“

„Vor Przemśl war mein Leben voller Hühner“ fängt an eine sechzehnjährige zu erzählen.
Stefania; eine der neun Kinder von Familie Podgórska. ...

„Die Welt ist schön, aber die Menschen machen sie hässlich“

„Vor Przemśl war mein Leben voller Hühner“ fängt an eine sechzehnjährige zu erzählen.
Stefania; eine der neun Kinder von Familie Podgórska. Bis zu ihrem dreizehnten Geburtstag wächst sie auf einem Bauernhof in Polen auf, wo die Schweine stinken und die Hühner lauthals gackern. „Es war eine perfekte Kindheit. Und ich fand es schrecklich.“ erzählt sie aus ihrer Kindheit. Kaum dreizehn, gepackt mit voller Hoffnung verlässt sie ihre alleinerziehende Mutter mitsamt kleine Schwester und zieht sie bei ihren älteren Schwestern in Przemśl ein. Sie findet ein Ausbildungsplatz in einem „Tante-Emma-Laden“, welche die jüdische Familie Diamant gehört, wo sie herzlich wie ein Familienmitglied angenommen wurde. „Ketzele“ nennt die Frau Diamant sie immer liebevoll und wenn sie zwischen den Konservendosen anfängt zum Singen, „Hör jetzt bloß nicht auf. Du bist meine Morgenunterhaltung“ sagt Izio.
Izio Diamant; jüngster Sohn, Medizinstudent und verliebt in Stefania. Die frisch verliebten träumen von einer gemeinsamen Zukunft, doch dann beginnt der Zweite Weltkrieg.
Entsetzt musste die sechzehnjährige miterleben, wie die Diamants und jahrelange liebgewordene jüdische Nachbarn ins Ghetto ziehen müssen.
Das junge Mädchen tut, was sie kann und versorgt die Familie mit aller nötigsten. Doch nur Izios Bruder Max gelingt im letzten Moment die Flucht und Stefania zögert nicht eine Sekunde, Max bei sich zu verstecken.
Eine nach dem andren, von schrecklicher Angst, Trauer und Hungersnot getriebene zwölf weitere Juden finden auf ihrem Dachboden Zuflucht. Bis eines Tages die Nazis vor ihrem Haus stehen...

Was für eine grandiose Geschichte! Mein größtes Dankeschön geht an die Insel Verlag, für das Veröffentlichen des Buches denn ich habe das Buch an meiner Tochter weitergegeben und ich denke, dass es einer der besten Jugendromane, die man Lesen muss, um unsere Geschichte zu verstehen.

Gekonnt hat mich die US-amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin in den erschütternden Zweiten Weltkrieg Jahren mitgenommen und sehr eindringlich, in großartigen Bildern und Szenen mir die finsteren, schmerzhaften Seiten des Krieges präsentierten. Die Verfolgung, Missbraucht und Tötung von Juden geht einem unter die Haut. Deren Leiden sind so bildhaft auf dem Papier gebracht, sodass man das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein.

Der Roman beruht auf die Lebensgeschichte von Stafania Podgórska, die leider kurz vor dem Veröffentlichen starb. Ein sehr mutiges Mädchen, die für immer in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Eis ist eine tief berührende, traurige dennoch hoffnungsvolle Geschichte, welche eine von der besten Bücher die ich dieses Jahr gelesen habe. Absolute Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Was heißt das Normal?

Normale Menschen
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„Ein zukünftiger Klassiker“ schreibt The Guardian über das Buch und wenn dass der zukünftige Klassiker ist, dann würde ich im Zukunft gar keine Bücher mehr lesen! Es ist Meine Meinung.

Ein wohlhabendes ...

„Ein zukünftiger Klassiker“ schreibt The Guardian über das Buch und wenn dass der zukünftige Klassiker ist, dann würde ich im Zukunft gar keine Bücher mehr lesen! Es ist Meine Meinung.

Ein wohlhabendes Mädchen trifft einen armen Jungen. Die Anziehungskraft sei Dank, werden die ein Paar, doch keine darf von deren Beziehung erfahren und warum? Ist das so tragisch, in eine reiche, unbeliebte Mädchen verliebt zu sein? Oder etwa so dramatisch in ein beliebter aber armen Jungen geknallt zu sein? Fünf Jahre lang leben Marianne und Connell eine On/Off Beziehung. Fünf Jahre lang eine Katz und Mausspiel und da zwischen war ich mit meinem viele Fragen. Eine davon muss ich noch loswerden: Hat die Generation Z dem Gehirn so dermaßen weg gedaddelt, die die nicht mehr deren Gefühlen aussprechen können, oder bin ich mit meinem 37 Jahren schon sehr Alt, dass zu verstehen?

Marianne, trotz Wohlhabenheit, die jahrelang unter die häusliche Gewalt gelitten und in der Highschool gar keine Freunde hatte, entpuppt sich auf dem College, innerhalb von zwei Monaten und wundersamer weise, auf eine sehr beliebte Studentin. Die „Schafrolle“, ob Weiße oder Schwarze lasse ich anderen Lesern beurteilen, hat sie richtig gut hinbekommen, bis ein Vorfall kam. Sie war für mich nicht nur unsympathisch, sondern strahlt sie so was Negatives aus, wo ich sie am liebsten aus dem Buch herausschnitten.

Connell, trotz Geldnot, der in einem Haus mit viel Liebe und Zuneigung gewachsen und in der Highschool einer berühmter Fußballspieler war, entpuppt sich auf dem College auf einer Depression gesteuerter junge Mann. Gegensatz zu Marianne hatte ich gegenüber Connell einigermaßen Gefühle aufbauen können aber auch seiner Entscheidungen konnte ich auch nicht nachvollziehen.

Mehr Klischee geht es kaum und dazu kam ein Schreibstil, welcher der total kühl, gefühlsarm und depressiv war. Was mich aber Kapitel zu Kapitel verirrt und mein Lesefluss gestört hat, sind die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede.

Laut Google über ein On/Off Beziehung: „Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass das Hin und Her in einer Partnerschaft sogar der Gesundheit schaden kann“. Die haben recht! Denn was ich hier gelesen habe, ist nur deprimiert und zerstörerisch. Zum Glück lässt sich das Buch schnell lesen, sonst hatte ich abgebrochen.

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