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Veröffentlicht am 07.10.2025

Zwei Frauen im 18. Jahrhundert

Wachs
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MEINUNG:

Wie jedes Jahre lese ich Bücher von der Long- bzw. Short List des Deutschen Buchpreises. In diesem Jahr ist Wachs sogar auf die Short List gekommen und hat die Chance den begehrten Preis zu gewinnen.

Normalerweise ...

MEINUNG:

Wie jedes Jahre lese ich Bücher von der Long- bzw. Short List des Deutschen Buchpreises. In diesem Jahr ist Wachs sogar auf die Short List gekommen und hat die Chance den begehrten Preis zu gewinnen.

Normalerweise bin kein großer Fan von historischen Romanen, die soweit in der Vergangenheit spielen, aber Marie Biheron und Madeleine Basseporte waren reale existierende Persönlichkeiten. Von beiden hatte ich bis dato noch nichts gehört. Umso schöner ist es, dass Christine Wunnicke ihre Geschichte aus der Versenkung hervor geholt hat. Wie immer zu dieser Zeit haben die beiden Frauen es nicht einfach sich zu dieser Zeit zu behaupten. Marie hat bereits in jungem Alter begonnen Leichen zu sezieren, um das Innenleben aus Wachs zu modellieren. Madeleine zeichnete die Anatomie von Blumen aus Papier. Trotz Alterunterschied finden die beiden zueinander, wobei ich ihre Liebesgeschichte relativ unspektakulär beschrieben fand. Die Kapitel springen immer wieder zwischen den Zeiten hin und her, denn Marie ist am Ende allein, da Madeleine bereits friedlich verstorben ist. Es gibt keinen so richtigen roten Faden. Es ist vielmehr der Alltag der beiden Frauen in dem schmalen Buch. Umso verwunderte war ich als auch noch ein Schriftsteller namens Diderot auftaucht, was mich beim Lesen ein bisschen durcheinander gebracht hat allerdings auch einen guten Kontrast zu beiden Frauen bildet. Am besten hat mir die Atmosphäre gefallen, die Christine Wunnicke geschaffen. Ich bin förmlich mit ihr und den beiden Protagonistinnen die französischen Straßen entlang gegangen und war mit beiden Frauen in ihren Atelliers.

FAZIT:

Ich freue mich für Christine Wunnicke und den Berenberg Verlag, dass Wachs für den Deutschen Buchpreis nominiert worden ist. Es ist ungewöhnlich, dass es ein Roman über zwei Frauen aus Frankreich im 18. Jahrhundert schafft. Inhaltlich hat es mich nicht ganz abgeholt, aber die Atmosphäre fand ich ganz fantastisch.

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Veröffentlicht am 07.10.2025

Kurzweilig und amüsant

Alles muss man selber falsch machen
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MEINUNG:

Alena Schröder begeistert mich schon seid ein paar Jahren mit ihren historischen Romanen, wie z.B. Bei euch ist es immer so unheimlich still. Aus diesem Grund habe ich mich gleich gefreut als ...


MEINUNG:

Alena Schröder begeistert mich schon seid ein paar Jahren mit ihren historischen Romanen, wie z.B. Bei euch ist es immer so unheimlich still. Aus diesem Grund habe ich mich gleich gefreut als etwas Neues von ihr erschienen ist. Alles muss man selber falsch machen ist eine Sammlung ihrer besten Kolumnen, die z.B. in der Süddeutschen Zeitung veröffentlich werden.

Mir war nicht bewusst, dass sie Kolumnen schreibt. So habe ich mal eine ganz andere Seite von ihre kennengelernt, denn die Kolumnen drehen sich dieses Mal nicht um fiktiven Personen, sondern um sie selbst. In ihren Kolumnen spricht sie über viel alltägliche Dinge, die sie als Schriftstellerin, Mutter und Frau.  Die Kurzgeschichten sind vier größere Kategorien eingeteilt. Mir gefiel auch das Cover sehr gut, weil es so gut zu den beiden bereits erschienen Geschichten passt. Das Lesen der Kolumnen war kurzweilig, oft auch amüsant z.B. Angst vor einer Brotschneidemaschine und Dialoge mit ihren Kindern, aber vermutlich bleibt da bei mir nicht ganz so viel hängen. Es gibt aber auch Themen in den Kolumnen, da hat sie sehr gute Gedanken und Argumente und die mich auch zum Nachdenken angeregt haben, z.B. Erlebnisse in der Deutschen Bahn und der Stellenwert vom Weihnachtsgottesdienst. Ich würde empfehlen sich die Kolumnen einzuteilen und jeden Tag ein paar zu lesen.

FAZIT:

Alles muss man selber falsch machen ist eine kurzweilige, zuweilen humorvolle und manchmal nachdenklich machenden Sammlung der besten Kolumnen von Alena Schröder. Kann man lesen, muss man nicht. Für mich eine schöne Überbrückung bis ihr nächster Roman erscheint.

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Veröffentlicht am 03.10.2025

Spannung fehlt

Ein Schrei, den niemand hört
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MEINUNG:

Ein Schrei, den niemand hört ist der Auftakt der englischen Thriller Reihe um den Detective Inspector Robert Kett. Dieser zieht aus London weg in das Städtchen Norwich und wird so gleich zu einem ...

MEINUNG:

Ein Schrei, den niemand hört ist der Auftakt der englischen Thriller Reihe um den Detective Inspector Robert Kett. Dieser zieht aus London weg in das Städtchen Norwich und wird so gleich zu einem Fall von zwei vermissten Mädchen gerufen. Er selbst ist auch Opfer, denn seine Frau wurde ebenfalls entführt und es keine Spur. Er zieht mit seinen drei kleinen Töchtern deswegen aus London weg. 

Ich konnte keine wirkliche Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Robert Kett war für mich auch schwierig, da er einerseits für seinen Job brennt, aber eigentlich sich auch um seine drei Töchter kümmern müsste. Es war schon recht anstrengend, dass er die 18-monatige Tochter immer mit zur Arbeit nimmt und teilweise Kollegen überlässt, weil er eben der beste Ermittler hinsichtlich Entführungen ist. Seine Sorge um seine Frau begleitet das Geschehen und wird vermutlich den Rahmen zwischen allen Bänden geben. Insgesamt fehlte es mir an Spannung, denn so richtige Ermittlungsarbeit wird hier nicht durchgeführt, sondern es werden einfach schon bereits auffällig gewordene Personen als Täter präsentiert. Beim Lesen habe ich gemerkt, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt und ich zwischen den Personen (fast alles Männer) nicht mehr durchgesehen habe. Der Autor schaffte es nicht mich beim Lesen bei der Stange zu halten.

FAZIT:

Ein Schrei, den niemand hört hat eine solide Grundidee, aber die Umsetzung hat mir leider weniger zugesagt. Es fiel mir schwer bei den Verdächtigen wirklich durchzusehen. Außerdem fehlte es mir an guter Ermittlerarbeit, bei der ich miträtseln mitfiebern kann und Spannung kam leider auch keine auf. 

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Veröffentlicht am 03.10.2025

Ein typischer von Schirach

Der stille Freund
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MEINUNG:

Die Erzählungen und Romane von Ferdinand von Schirach lese ich schon viele, viele Jahre. Ein bisschen ist die Leidenschaft abgeflacht, aber ich habe eigentlich alles gelesen, was er je veröffentlicht ...

MEINUNG:

Die Erzählungen und Romane von Ferdinand von Schirach lese ich schon viele, viele Jahre. Ein bisschen ist die Leidenschaft abgeflacht, aber ich habe eigentlich alles gelesen, was er je veröffentlicht hat. Auf Der stille Freund war ich wieder sehr gespannt.

Ferdinand von Schirach erzählt die Geschichten von Menschen, die im begegnet sind und deren Leben nicht gradlinig verlaufen ist. Es sind persönliche Bekanntschaften und Freundschaften, mit Menschen, die spannende und aufregende Leben gehabt haben. Es gibt da wie immer ein paar legale Grauzonen und auch Straftaten. Vom Erzählstil erinner es mich an die von mir sehr geschätzten Bände Schuld und Verdacht. Einige Geschichten werden mir hier in Erinnerung bleiben und andere eher nicht. 

In seinen letzten Veröffentlichungen nervte mich oft Atmosphäre von von Schirach, weil es immer die gleiche Art ist und mir oft einen Vibe von alte-weiße-Männer gibt. Er erzählt irgendwelche Geschichten, von irgendwelchen oft sehr reichen, mehr oder weniger berühmten Menschen. Er ist dazu ständig auf Reisen und kennt an allen Orten der Welt scheinbar Personen. Es ist eine Welt, die ich nicht meine ist und die mir auch wie aus einer anderen Zeit wirkt, eher wie 1960er bis 1990er. Oft sind kurze Texte und Anekdoten dabei, wie auch dieses Mal, von Personen, von denen ich noch nie etwas gehört habe und die ich auch sehr schnell wieder vergesse. Trotz allem liebe ich auch seinen klaren, wertfreien Beobachtungen. In diesem Erzählband gab es endlich einmal wieder Texte von Menschen, die mich wirklich gefesselt haben.

FAZIT:

Der stille Freund ist mal wieder ein Erzählband, der mich abgeholt hat und mich andere großartige Erzählbände wie z.B. Schuld erinnert. Er nimmt sich selbst hier wieder ein bisschen raus und erzählt klug und wertfrei Geschichten von Bekannten/ Freunden (für mich die besten) und anderen historischen Persönlichkeiten (für mich weniger spannend). 

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Veröffentlicht am 24.09.2025

Spannung in der Nachwendezeit

Das Schweigen des Wassers
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MEINUNG:

Das Schweigen des Wassers ist der erste Teil der Arno Groth Reihe. Ich lese generell gerne mal Lieratur, die zur Zeit der DDR bzw. nach der Wende spielt. Allerdings bin immer eine kritische Leserin, ...

MEINUNG:

Das Schweigen des Wassers ist der erste Teil der Arno Groth Reihe. Ich lese generell gerne mal Lieratur, die zur Zeit der DDR bzw. nach der Wende spielt. Allerdings bin immer eine kritische Leserin, da ich selbst dort meine familiäre Vergangenheit habe.

Das Erzähltempo ist ziemlich ruhig, aber es passt zur Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Arno Groth kehrt in seine ostdeutsche Heimatstadt nach der Wende zurück. Dort soll er die Polizeikollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Ich mochte seine angenehmen, in sich gekehrten Charakter. Er lässt zu keiner Zeit den typischen "Wessi", der alles besser weiß heraus hängen. Der Tod seiner Tochter macht ihm zu schaffen. Ich fand, dass ihn eine gewisse Einsamkeit umgeben hat. Für ihn ist es zunächst gar nicht so einfach Vertrauen von den Kollegen zu bekommen. Doch dann muss er mit einem Kollegen zusammen ermitteln als ein Mann tot aus dem See gefischt wird, wo schon klar ist, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Der Tote war damals des Mordes an einem jungen Mädchen besichtigt worden. Mir gefiel die Verknüpfung zu diesem Cold Case. Es gibt eine Reihe männlicher Protagonisten, bei denen ich etwas Mühe hatte die immer auseinander zu halten, da auch oft nur der Nachname verwendet worden ist. Trotzdem eine gut konstruierte Geschichte, deren Ende ein wenig offen ist.

FAZIT:

Das Schweigen des Wassers ist ruhiger Krimi, bei dem die Autorin sehr gut die Nachwendezeit eingefangen hat. Besonders gelungen fand ich die Darstellung vom Hauptkommissar Groth. Der zweite Teil - Die Farbe des Schattens ist bereits erschienen und wird auch von mir gelesen.

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