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Veröffentlicht am 13.10.2016

Oma hatte Demenz. Demenz ist scheiße. Und lustig.

Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag
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Im Buch gehts um das (tägliche) Scheitern an den verschiedensten Dingen bzw. bei den verschiedensten Tätigkeiten. Es zeigt, dass Scheitern "normal" ist, dass es auch gut sein kann, wenn vielleicht nicht ...

Im Buch gehts um das (tägliche) Scheitern an den verschiedensten Dingen bzw. bei den verschiedensten Tätigkeiten. Es zeigt, dass Scheitern "normal" ist, dass es auch gut sein kann, wenn vielleicht nicht alles so geplant läuft. Katrin Bauerfeind schreibt, wie sie an manchen Sachen scheitert - und das auf unterhaltsame Art und Weise. (Es ist meiner Ansicht nach kein Ratgeberbuch...)

Ja, ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch. Zu Beginn habe ich erstmal ein bißchen Zeit gebraucht, bis ich mich eingelesen habe, nicht direkt jedes Scheitern hat mich so "gepackt", wobei eben bei vielen Themen ein dauerhaft zustimmendes Nicken während des Lesens vorhanden war... ;)

Vom Schreibstil her hat mir das Buch sehr gefallen, es ist alles verständlich geschrieben, jedoch merkt man, dass die Autorin (Technik)journalismus studiert hat, finde ich. Sie drückt sich sehr gewählt aus, was das Buch sehr lesenswert macht - und man denkt dabei vielleicht auch einmal mehr über manchen Satz, manche Aussage nach. Mir hat das wirklich sehr gut gefallen!

Bei manchen Kapiteln habe ich mich wirklich oft erwischt, wie ich quasi dauerhaft Nickend beim Lesen zustimmen hätte können, eben weil ich genau dies auch so nachvollziehen kann. Gerade das Kapitel "26 Leerstand oder Scheitern an Beziehungen" hat mich sehr amüsiert. "In den Augen der meisten ist Single sein, ähnlich wie arbeitslos sein oder Hunger haben, ein Zustand, der zwar hin und wieder eintritt, den aber jeder von Natur aus so schnell wie möglich wieder ändern will." Vielleicht auch wegen der manchmal fehlenden Toleranz gegenüber Singles? ;) Es ist ja nun mal so, als Single wird man oft mit einem "nicht vermittelbar" abgestempelt - dass man diese Lebensform aber durchaus auch genießen kann, können die wenigsten wohl nachvollziehen...

Und ja, genau hier hat mich das Buch "berührt", die Story war ergreifend. Ergreifend, weil ich eben teilweise mich seeeeehr amüsiert habe, nur noch am Zustimmen war, aber auch weil es sehr lustig geschildert war.
Was wohl ein sehr großer Vorteil ist, ist mein Alter sowie das der Autorin - wir liegen vom Alter her nur drei Jahre auseinander, so dass man dank der gleichen Generation auch recht ähnliche Ansichten hat. (Natürlich lebt sie durch ihren Job und die Großstadt anders als ich, aber dennoch gibt es Ähnlichkeiten.)
Von daher habe ich mich beim Lesen sehr wohlgefühlt, teilweise mal regelrecht verstanden.

Auch wenn mich Aussagen wie "Thomas Gottschalk hätte in seinen Outfits keine Woche in einer Lohnbuchhaltung überlebt." (Seite 86, Scheitern mit Promistatus) doch ein wenig schockieren... ;) Scheinbar ist man in meiner Berufsgruppe automatisch ein bißchen mit dem "Langweiler"-Graue-Maus-Stempel versehen. ;)
Es geht im Buch übrigens nicht komplett ums Scheitern, es geht auch mal um Macken oder z.B. zwölf Dinge die mit 30 anders sind als mit 20. (auch seeehr unterhaltsam!)
Manche Aussagen im Buch sind auch recht übertrieben, man merkt die Ironie, den Sarkasmus durchaus, amüsant finde ich es aber dennoch... (" Deswegen hab ich ja auch nie Erogen genommen. Ich wollte nicht so werden wie die Junkies am Bahnhof. (Wobei natürlich Kinder nicht dasselbe sind wie Drogen. Drogen machen ja eher schlank.)" ) (Seite 159) - man sollte manches im Buch eben auch einfach nicht zu ernst nehmen, für manche Menschen (z.B. junge Paare mit Kind) ist das Buch aber wohl eher ungeeignet. Warum? Lesen. ;)

Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen, ich wurde wunderbar unterhalten, es war nicht nur lustig, sondern manchmal auch ein wenig nachdenklich, keine stupide Lektüre also. Ich fand es interessant und zugleich amüsant manches mal von einer anderen Perspektive aus zu betrachten - dass Scheitern nämlich gar nicht soooo schlimm ist bzw. die andere Variante einfach besser ist...
Von mir gibts für dieses Buch 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung. :)

Veröffentlicht am 13.10.2016

Poesie liegt manchmal in den kleinsten Dingen.

Der Poet der kleinen Dinge
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Alex, eine junge Frau, dreißig Jahre alt, arbeitet auf einer Hühnerfarm. Sie ist eine Herumtreiberin, es hält sie nirgends besonders lange, sie macht einen Job und geht dann in den nächsten Ort, wo es ...

Alex, eine junge Frau, dreißig Jahre alt, arbeitet auf einer Hühnerfarm. Sie ist eine Herumtreiberin, es hält sie nirgends besonders lange, sie macht einen Job und geht dann in den nächsten Ort, wo es sie eben hin treibt. Momentan wohnt sie in einem Zimmer bei Marlene und Bertrand - und bei Gérard, von ihr Roswell genannt. Roswell isst gerne Popcorn, trägt Gedichte vor, die keiner versteht und lacht sich oftmals kaputt - ohne irgendwelchen Hintergrund. Alex schließt ihn ins Herz, sie kümmert sich um das "Monster" - wie andere ihn ansehen. (dabei ist er lediglich behindert). Bald schon schmiedet sie einen Plan. Auf ins Abenteuer...

Ja, ich hatte definitiv schon von diesem Buch gehört. Und ja, es ist ein französisches Buch. Ich finde schon, dass man hier einen Unterschied merkt, französische Bücher sind einfach viel poetischer. Vielleicht auch ein Stück weit gelassener, entspannter. Und so war es zumindest bei dieser Geschichte. Alex lebt so in den Tag hinein, kümmert sich jedoch gerne mal um Gérard, den sie Roswell nennt. Beide sind in etwa gleich alt, jedoch ist Gérard "dämlich", zumindest sieht Marlène das so und drückt das auch immer wieder so aus ("Der Dödel" etc.).

Alex jedoch findet Gefallen an Roswell - menschlichen Gefallen, sie empfindet kein Mitleid, sie möchte ihm einfach ein wenig ihrer Zeit widmen, so dass er ihr immer wieder mal ein Gedicht aufsagt oder eben mal ein "sssssuper!" entgegen schmettert.

Ich fand die Geschichte des Buches richtig schön, denn man schließt Gérard und auch Alex richtig ins Herz, finde ich. Es war toll von ihren Plänen zu hören, wie sie mit Gérard mal in die Natur geht, ihn verteidigt etc. Wenngleich es auch um ihr weiteres Leben geht, so lernt sie zwei junge Männer kennen, mit denen sie sich freundschaftlich gut versteht.

Wer entspannte, dennoch anspruchsvolle Literatur mag, für den ist dieses Buch auf alle Fälle etwas. Die Namen sind toll gewählt, so dass man hier keine Probleme mit französischen Namen hat, was ich äußerst positiv finde.

Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen und vergebe hier 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.10.2016

Chapeau!

Fremdkörper
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Im Buch erzählt bzw. schildert Miriam Pielhau den Verlauf ihrer Brustkrebserkrankung. Sie schreibt über ihr Empfinden, ihren "Kampf", den sie gegen den "Feind" "K...." aufnimmt. Sie mag den Krebs nicht ...

Im Buch erzählt bzw. schildert Miriam Pielhau den Verlauf ihrer Brustkrebserkrankung. Sie schreibt über ihr Empfinden, ihren "Kampf", den sie gegen den "Feind" "K...." aufnimmt. Sie mag den Krebs nicht beim Namen nennen.

meine Eindrücke

Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Ich konnte das Buch quasi nicht mehr zur Seite legen, wollte es aber auch nicht zwischen Tür und Angel lesen, sondern mir beim Lesen richtig schön Zeit geben. Kein schnelles-Lesen so eben mal.

Die Seiten des Buches sind übrigens auch regelrecht ausgefüllt vom Text, ich habe den Eindruck, hier sind die Abstände zum Seitenbeginn und -ende kleiner als in anderen Büchern, die Seitenzahlen stehen oben links bzw. rechts im Eck. Auch ungewöhnlich. In der Mitte des Buches findet man übrigens ein paar Fotos von Miriam Pielhau (mit Mann und einer Freundin, und auch mal alleine) aus dieser Zeit.

Der Schreibstil von Miriam Pielhau liest sich sehr gut, man kann ihr immer gut folgen, sie redet auch nicht um den heißen Brei rum, was mir sehr gefällt. Sie schreibt klar und deutlich, wie sie fühlt. Sie ist so verdammt ehrlich. Dass sie sich lieber die Haare selbst schneidet bzw. abrasiert, statt dem Krebs bzw. der Wirkung der Chemotherapie diese Kraft über sie walten zu lassen. Das ist es, was mich absolut beeindruckt. Diese Frau hat eine solche Stärke und Kraft, sie sagt dem Krebs richtig toll den "Kampf" an, geht selbst während Chemotherapie und Bestrahlung weiterhin Joggen, es ist wohl ihre Methode dies so auch ein Stück weit mit sich auszumachen, den Kopf beim Joggen frei zu kriegen. Natürlich hat sie auch "schwache Momente", sie zweifelt auch mal an sich selbst. Doch auch ihr Mann Thom kümmert sich so wunderbar um sie, gerade wenn ich an manch lustige Szene im Buch denke, die sie auch so toll rüber bringt. Man kann sich hier manche Szenen richtig bildlich vorstellen und schmunzelt mit ihr.

Für mich ist Miriam Pielhau eine der hübschesten prominenten Frauen. Sie wirkt natürlich schön, hat ein wundervolles Lächeln und scheint auch nicht gekünstelt zu Lächeln. Das macht sie so unglaublich sympathisch.

Miriam Pielhau hat mich mit dem Buch sehr beeindruckt. Eigentlich nicht mit dem Buch, sondern mit ihrer Krankengeschichte und der Art und Weise, mit dieser klar zu kommen bzw. dagegen anzukämpfen. Auch wie sie sich dem Krebs "annimmt" bzw. mit den entsprechenden Folgen (Haarausfall, Glatze) arrangiert.

Das Buch selbst hat mir den ein oder anderen Denkanstoß beschert, den ich schon im Jahr 2008 bzw. vielleicht auch noch 2009 gebraucht hätte. Als mein Arm, der ja "nur" kompliziert gebrochen war, nicht so wollte, wie ich es gerne gehabt hätte. Da war ich dem Verzweifeln schon sehr nahe.

Entspechend bewundere ich Miriam Pielhau, wie sie ihre "Krankheit" bewältigt hat und hoffe auch, dass sie nun als "geheilt" gilt, was man wohl erst fünf Jahre nach der Krebserkrankung sagen kann.

Ich kann dieses Buch absolut empfehlen, es hat mich beeindruckt, ist wunderbar geschrieben. Ein menschliches Buch von einer manchmal "übermenschlichen" Frau, denn sie hat solch eine Stärke und Kraft, finde ich.

5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 13.10.2016

Danke, Heinz!

Von der Pampelmuse geküßt
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Von der Pampelmuse geküßt - Heinz Erhardt ist eine kleine, feine Samlung an Geichten, Prosa und Szenen von einem großartigen Menschen, wie ich finde. Für gerade mal 3 Euro habe ich dieses kleine Heft käuflich ...

Von der Pampelmuse geküßt - Heinz Erhardt ist eine kleine, feine Samlung an Geichten, Prosa und Szenen von einem großartigen Menschen, wie ich finde. Für gerade mal 3 Euro habe ich dieses kleine Heft käuflich erworben, man findet es leichter unter der ISBN-13: 978-3-15-018332-8. Herausgegeben wurde es von Heinrich Detering als Reclam-Heft im Jahr 2002. (www.reclam.de) Eingeteilt ist das Heft in verschiedene Kapitel, so unter anderem "Das glückliche Leben", "Familienszenen, Liebesleben", "Die Mitte", usw. Neben solch einem heiteren Reim wie dem des Opas sind auf den 94 Seiten auch noch etwas nachdenklichere Texte bzw. Gedichte, Lebensweisheiten (oft sehr lustig) und Szenen enthalten. Das Lesen der Szenen finde ich persönlich am Schwierigsten, da man sich ja in die einzelnen Rollen denken muss. Vorgetragen ist dies natürlich leichter zu verstehen. Die Reime und Gedichte finde ich sehr schön, zumal man sie immer wieder mal lesen kann, schmunzeln muss, aber auch mal nachdenken kann. Am Ende des Heftchens findet sich eine Zusammenfassung über das Leben von Heinz Erhardt, der 1909 in Riga (Lettland) geboren wurde und 1970 in Hamburg verstarb.

Ein wirklich wunderbares Reclam-Heftlein, das mich schon öfter auf der ein oder anderen Straßenbahnfahrt begleitet hat. Dank der wunderbaren Größe nimmt es nicht viel Platz weg, dadurch dass es keinen festen Einband hat, passt es sich auch jeder Tasche an.

Für läppische drei Euro gabs hier ganz viel Heinz Erhardt, ganz viel klassische Gedichte, typisch für Heinz Erhardt oft sehr lustig. Und dennoch manchmal nachdenklich und nicht nur urkomisch.

Ich finde sogar, dass dies schon kleine Gedichte sind, die man Kindern näher bringen kann - vor allem auch die Zitronen, an die ich so oft denken muss...
( http://www.gedichte.vu/?zitronen.html - wunderbar zum anhören!)

Ich kann hier gut und gerne 5 von 5 Sternen vergeben und spreche eine Kaufempfehlung sowie eine Leseempfehlung aus. Heinz Erhardt war ein wunderbarer Dichter, der im Gegensatz zu manch anderem großen Dichter allerdings auch gut zu verstehen ist.

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Veröffentlicht am 13.10.2016

Ein Fayu-Mädchen mit deutschen Wurzeln.

Dschungelkind
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Für viele ist es unvorstellbar, für Sabine Kuegler und ihre Geschwister war es "normal". Sie wuchsen im Dschungel auf, lernten die Gepflogenheiten dort kennen, orientierten sich an der Natur, konnten ihre ...

Für viele ist es unvorstellbar, für Sabine Kuegler und ihre Geschwister war es "normal". Sie wuchsen im Dschungel auf, lernten die Gepflogenheiten dort kennen, orientierten sich an der Natur, konnten ihre Kindheit und Jugend dort genießen. Als sie dann nach Europa kommt, erlebt sie einen Kulturschock, lebt heute wohl noch zwischen zwei Welten...

Ich hatte schon lange mal von diesem Buch gehört, nun war es wirklich absoluter Zufall, dass mir dieses Buch auf dem Flohmarkt über den Weg gelaufen ist. Das Buch ist so dermaßen gut geschrieben, dass ich immer und immer wieder weiterlesen wollte. Die knapp 350 Seiten lassen sich wirklich gut lesen, zumal im Buch immer auch mal wieder farbige Bilder zu sehen sind - so dass man wirklich einen tollen Einblick bekommt.

Sabine Kuegler schildert ihre Erlebnisse wirklich gut, ausführlich und nachvollziehbar, wie ich finde. So hatte ich nach kurzer Zeit wirklich ein Bild im Kopf, wie es dort wohl ausgesehen hatte - was durch die Bilder im Buch natürlich noch positiv unterstützt wurde. Für uns in der heutigen, modernen Zeit, aufgewachsen in Deutschland, einem doch sehr zivilisierten Land ist der Dschungel "gefährlich und geheimnisvoll", wie ich finde. Ich könnte mir eine Kindheit dort nicht vorstellen, im Buch ist dies jedoch wirklich toll geschildert. Man erfährt über die Sitten und Bräuche der "Fayu" - dem Stamm, bei dem Sabines Familie wohnt. Die Eltern wollen die Sprache der Fayu erforschen, sprechen sie später auch selbst. Manche Bräuche erscheinen kurios, jedoch dennoch nachvollziehbar.

Mich hat dieses Buch absolut gefesselt, ich kann es wirklich nur empfehlen. Es ist so echt, greifbar, authentisch geschrieben, ich fand es unheimlich berührend, man kann regelrecht nachvollziehen, warum sich Sabine Kuegler schließlich in Europa schwer tut - denn hier sind die Gegebenheiten eben einfach absolut anders.

Wer gut unterhalten werden möchte, dem kann ich dieses Buch wirklich nur ans Herz legen. Ich vergebe hier 5 von 5 Sternen und spreche wie gesagt eine Emfpehlung aus.