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Veröffentlicht am 06.09.2022

Gut geschrieben

Der große Fehler
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In seinem Buch „Der große Fehler“ spannt Jonathan Lee einen großen zeitlichen Bogen. Andrew Green ist die Hauptfigur des Buches. Ihm haben die New Yorker den Central Park, die Publik Library und das Metropolitan ...

In seinem Buch „Der große Fehler“ spannt Jonathan Lee einen großen zeitlichen Bogen. Andrew Green ist die Hauptfigur des Buches. Ihm haben die New Yorker den Central Park, die Publik Library und das Metropolitan Museum of Art zu verdanken. Eine Persönlichkeit also, der man gut und gerne ein Buch widmen kann. Nichtsdestotrotz beginnt das Buch direkt mit Greens Tod. Er wird vor seinem Haus erschossen. Doch von wem?

Ein Kriminalfall also – der allerdings schnell in den Hintergrund gerät, wenn Jonathan Lee erzählt. Rückblickend wird nach und nach Andrew Greens Leben erzählt. Auch wenn der Täter bald befasst ist: Warum Green umgebracht wurde, wird tatsächlich erst am Ende des Buches aufgelöst.

Jonathan Lee nimmt sich viel Zeit, die Kindheit Greens zu erzählen, und so taucht man hinein in die Zeit des späten 19. Jahrhunderts (Green lebte von 1820 bis 1903). Das Leben auf der Farm wird ebenso plastisch beschrieben wie die Lehre in einer Gemischtwarenhandlung in New York. Ebenso feinfühlig erzählt Lee von Greens unterdrückter Homosexualität, der unterdrückten Liebesbeziehung zu seinem Mentor, der ihm viele Türen in der New Yorker Gesellschaft öffnet. Gemeinsam arbeiten sie an ihren Projekten wie einer öffentlichen Bibliothek, die für alle zugänglich ist.

Mir hat der Schreibstil des Romans sehr gefallen. Lee schreibt präzise, humorvoll, lebendig.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Auf der Suche nach sich selbst

Außer sich
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Die Zwillingsschwester auf der Suche nach ihrem verschwunden Bruder in Istanbul: Sasha Marianna Salzmanns Debütroman „Außer sich“ dreht sich um eine verwirrende Suche nach Identität, Heimat und der Rolle ...

Die Zwillingsschwester auf der Suche nach ihrem verschwunden Bruder in Istanbul: Sasha Marianna Salzmanns Debütroman „Außer sich“ dreht sich um eine verwirrende Suche nach Identität, Heimat und der Rolle der Herkunft.

Istanbul kann einen verschlucken – diesen Eindruck bekommt man, wenn man Saha Marianna Salzmanns Roman „Außer sich“ liest. Zunächst verschwindet der Zwillingsbruder, Anton, in Istanbul. Eine Postkarte bringt schließlich seine Schwester Alissa, die sich selbst Ali nennt, dazu, ihn dort zu suchen. Dabei wird sie immer mehr von der Stadt eingesogen und verliert sich in der Suche nach ihrem Bruder, die immer mehr zu einer Suche nach ihr selbst wird.
Weshalb es ausgerechnet Istanbul ist, wohin sich die Zwillinge begeben, bleibt offen. Ali und ihr Bruder sind mit ihren Eltern als russische Juden nach Deutschland emigriert. Auch das wird in „Außer sich“ erzählt – die Handlung springt immer wieder in die Vergangenheit, wie auch die Erzählerstimme immer wieder springt. Mal ist es ein auktorialer Erzähler, der die Geschichte erzählt, mal springt sie in die Ich-Form und die Erzählerstimme wird von Ali selbst übernommen.
All das macht das Lesen immer wieder zu einer Herausforderung. Selbst die Sprünge in die Vergangenheit, die bis in die Zeit des Stalinismus reichen, werden immer wieder relativiert. Immer wieder wird eingeworfen, dass es vielleicht ganz anders gewesen sein könnte. Nur wenig gibt dem Lesenden Halt – und damit hat er vieles mit der Protagonistin Ali gemeinsam. Haltlos lässt sie sich immer mehr durch Istanbul treiben, verliert immer mehr die Suche nach ihrem Bruder aus den Augen und begibt sich immer mehr auf die Suche nach sich selbst: ihrer Heimat, ihrer Identität, ihrem Geschlecht.

Ist man als Lesender bereit, sich auf den suchenden Stil des Buches einzulassen, wird man es mit Sicherheit mit Gewinn lesen. Allein schon deshalb, weil das Buch mit seinem ironischen Unterton sprachlich wunderbare Szenen bietet.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Essayistischer Text über die Stille

Wenn Stille eine Sprache wäre
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Die Suche nach Stille in einer unruhigen Zeit: das ist das Thema von Tomas Sjödins Buch "Wenn Stille eine Sprache wäre".

Ein wenig missverständlich ist der Buchtitel, denn selbstredend ist für Sjödin ...

Die Suche nach Stille in einer unruhigen Zeit: das ist das Thema von Tomas Sjödins Buch "Wenn Stille eine Sprache wäre".

Ein wenig missverständlich ist der Buchtitel, denn selbstredend ist für Sjödin die Stille eine Sprache, allem voran die Sprache des Gebets. Überhaupt spricht bzw. schreibt Sjödin über weite Strecken vom Gebet - die Verknüpfung zum Thema Stille ist dabei eher punktuell. 

Sjödins Buch ist eher ein Essay als eine theologische Abhandlung. Sjödin selbst spricht in Blick auf sein Buch von "akademischem Zwitschern". Allerdings ist sein Buch alles andere als akademisch, es ist vielmehr ein Reisebericht, in den Überlegungen zur Bedeutung von Stille eingebunden sind.

Sjödins Buch wirkt eher wie ein Bericht über die Arbeiten zu einem Buch über Stille. So beschreibt Sjödin, welche Bücher er zum Thema gelesen hat, mit welchen Theologen er darüber diskutiert hat und wie er sich selbst im Gebet der Stille genähert hat. 

Ideen und Assoziationen, Zitate anderer Theologen sowie biographische Reflexionen prägen das Buch - argumentierende, meditative oder mystische Texte sucht man vergebens bei Sjödin. 

Wer hingegen Inspirationen sucht, ist bei Tomas Sjödin goldrichtig aufgehoben. Seine Gedankensplitter aus anderen Bücher sind alles andere als uninteressant, etwa der Hinweis darauf, dass unsere Sprechgeschwindigkeit sich im Laufe der letzten Jahrzehnte rasant beschleunigt hat oder auch die Frage, ob es auf der Erde überhaupt noch völlig Stille Orte gibt und was absolute Stille mit uns macht. Inspirierend sind vor allem Sjödins Ausführungen zum Gebet, in die er seine eigene Biografie eingebunden hat. So spricht er vom Kraftorten der Stille, von stillem Gebet, spontanem und monotonem Beten. Auch sein Hinweis auf das Staunen, das wir wieder erlenen sollten, ist bedenkenswert. 

Für mich eher störend waren die vielen Bezüge auf Theologen, die mir allesamt nichts sagen. 

Veröffentlicht am 16.06.2022

Wunderbar gestaltetes Sachbuch für Jugendliche und ältere Kinder

Das Weltall
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Wie kann man ein schwarzes Loch finden, wo es doch schwarz ist? Warum fällt der Mond nicht auf die Erde, wenn ein Apfel doch auf den Boden fällt? Wie kann man einen Stern von einem Planeten unterscheiden? ...

Wie kann man ein schwarzes Loch finden, wo es doch schwarz ist? Warum fällt der Mond nicht auf die Erde, wenn ein Apfel doch auf den Boden fällt? Wie kann man einen Stern von einem Planeten unterscheiden? „Das Weltall„, ein Sachbuch für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren, gibt auf all diese und noch viel mehr Fragen Antworten.

Sechs Autorinnen und Astrophysikerinnen (ja, es sind alle Frauen!) erklären kindgerecht, wie das Weltall entstanden ist, was es mit Sternen, Galaxien und dem Sonnensystem auf sich hat, was schwarze Löcher sind und vieles mehr. So lässt sich erfahren, warum man, wenn man in die Ferne blickt, die Vergangenheit sieht, weshalb Sterne weiß erscheinen, wo sie doch in Wahrheit bunt sind, dass Menschen aus der gleichen Materie wie Sterne gemacht sind.

Immer wieder gibt es im Buch praktische Tipps und Anleitungen, um sich mit den Themen näher zu beschäftigen. So wird etwa erklärt, wie man am besten einen Sternenhimmel fotografiert, aber auch wie man ein Baby-Universum mithilfe von Bauklötzen bauen kann. Als Kniff wird das Gespräch zwischen einem Geschwisterpaar verwendet, sodass Kinder Kindern erklären. Das ist manchmal etwas wiederholend beim Lesen, bringt aber eine sehr verständliche Sprache mit sich. Oft wird etwa mit praktischen Vergleichen etwas erklärt. Auch die Fragen sind sehr kindgerecht, etwa danach, wie viel die Milchstraße denn wiegt.

Begeistert hat mich ebenso das Layout des Buches. Es ist mit seinen vielen Bildern und Illustrationen so wunderbar gestaltet, dass man gerne darin blättert und die Bilder auf sich wirken lässt.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Schön gestaltetes Geschenkbüchlein für jugendliche Leser

Worum es geht
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Texte für die Suche nach dem guten Leben: Das bietet das schön gestaltete Buch „Worum es geht“ aus der edition chrismon.

Das Geschenkbuch richtet sich dabei eher an jugendliche Leser. Als Geschenk zur ...

Texte für die Suche nach dem guten Leben: Das bietet das schön gestaltete Buch „Worum es geht“ aus der edition chrismon.

Das Geschenkbuch richtet sich dabei eher an jugendliche Leser. Als Geschenk zur Konfirmation ist es sehr geeignet.

Die Gestaltung des Büchleins ist sehr ansprechend. Kurze Zitate, Bibelverse und längere Texte wechseln sich ab, neben dem Gummiband an der Seite hat es zudem noch ein Lesebändchen.

Die Texte des Büchleins sind in vier Themenbereiche gegliedert: Texte, um sich selbst kennenzulernen, Mutmachtexte für schwere Zeiten, Freundschaft & Liebe und – der interessanteste Teil – Texte darüber, was im Leben zählt.

Die Auswahl der Texte ist sehr vielseitig. Man findet auf der einen Seite Texte bekannter Autoren christlicher Ratgeberliteratur wie Andrea Schwarz, aber auch des Rappers Sido.

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