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Veröffentlicht am 06.10.2019

Leider nicht mein Fall

Der erste letzte Kuss
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Leider wurde aus meiner ursprünglichen Vorstellung, Stunde um Stunde mit diesem Buch schmökernd auf der Couch zu verbringen, nicht viel. Denn ich habe von Anfang an keinen Zugang zu den Charakteren und ...

Leider wurde aus meiner ursprünglichen Vorstellung, Stunde um Stunde mit diesem Buch schmökernd auf der Couch zu verbringen, nicht viel. Denn ich habe von Anfang an keinen Zugang zu den Charakteren und der Handlung gefunden und ein Lesevergnügen konnte sich dadurch überhaupt nicht einstellen.

Das Buch beginnt in der Gegenwart, im Jahr 2012. Molly, die weibliche Hauptperson und Ich-Erzählerin, ist gerade dabei, die letzten Möbel und Einrichtungsgegenstände ihrer Wohnung zu verpacken, da ein Umzug bevorsteht. Dabei nimmt sie einige persönliche Dinge wie DVDs oder Tagebücher zur Hand, die Erinnerungen in ihr wachrufen. Und immer, wenn Molly von so einer Erinnerung überrollt wird, springt die Handlung in die Vergangenheit und der Leser erfährt mehr über die entsprechenden Szenen, mit denen Mollys Erinnerungen verknüpft sind. Die einzelnen Kapitel des Buches sind recht kurz. Vor allem die Momente in der Gegenwart umfassen oft nur zwei bis drei Seiten, sodass die Sprünge in die Vergangenheit sehr häufig passieren. Dabei bewegt man sich als Leser zusammen mit den Charakteren mal weiter, mal weniger weit in die Vergangenheit zurück, da auch Mollys Erinnerungen nicht chronologisch über sie hereinbrechen. Ich hatte keinerlei Probleme, mich in den verschiedenen Zeiten zu orientieren, da über den einzelnen Kapiteln auch jeweils die Jahreszahl angegeben ist. Ich möchte es bloß erwähnen, falls Leser unter euch sind, die mit häufigen Wechseln der Zeitebene Schwierigkeiten haben oder solche Bücher nicht mögen.

Grundsätzlich mag ich Bücher, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, und ich fand die Grundidee des Buches, die Geschichte anhand dieser Erinnerungsstücke aufzurollen, richtig genial. Aber leider konnte mich die Handlung nicht packen. Das Buch ist definitiv zu dick. Die Handlung war stellenweise so langatmig und ermüdend, dass ich mich echt gefragt habe, was der Sinn dahinter ist und was die Autorin uns eigentlich erzählen möchte. Es sind einfach so banale Dinge aus Mollys Leben, mit denen der Leser konfrontiert wird, dass es von Zeit zu Zeit echt ermüdend ist, davon zu lesen. Und dazu war die Handlung nicht nur banal, sondern auch sehr vorhersehbar. Vielleicht hätte ich mich mehr dafür begeistern können, wenn mir Molly sympathisch gewesen wäre. Aber leider konnte ich zu ihr gar keinen Zugang aufbauen. Sie blieb einfach zu blass. Mir haben Eigenheiten an ihr gefehlt, die in mir wenigstens eine Art von Sympathie hervorgerufen hätten. Leider habe ich da aber nichts entdecken können. Und leider gilt das auch für Ryan, die männliche Hauptperson.

Im Vordergrund des Buches steht natürlich, wie es der Klappentext schon verrät, Mollys Beziehung zu Ryan. Der Leser verfolgt ihre Geschichte, vom ersten Kuss zum Heiratsantrag, zur Trennung, und wieder zurück. Durch die Zeitsprünge wirkt die Erzählweise doch ein wenig chaotisch und episodenhaft, was durch die kurzen Kapitel noch verstärkt wird. Es kommt einfach kein richtiger Lesefluss auf, da man nur wenige Seiten mit den Charakteren verbringt, dann wieder aus der Handlung gerissen wird. Die dazu - sorry, wenn ich mich wiederhole - so banal ist. Es soll um tiefe Gefühle gehen, nur leider übertragen sich diese überhaupt nicht auf mich als Leserin. Stattdessen ist es mir ein Rätsel, was Molly und Ryan aneinander finden. Aber sie scheinen es selbst auch nicht so genau zu wissen, denn das Thema Fremdgehen spielt eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Buch. Es war einfach ein ewiges Hin und Her zwischen den beiden und ich konnte mich einfach so gar nicht für das Schicksal der beiden begeistern.

Eine Wendung nimmt die Handlung ungefähr im letzten Drittel. Hierzu möchte ich aber an dieser Stelle nichts sagen, um niemanden zu spoilern. Die Handlung wird dann tatsächlich doch etwas gefühlvoller und auch bewegender und hat es dann doch auch ansatzweise geschafft, etwas in mir zu berühren. Aber das reißt das Ruder leider nicht mehr rum.

Zwischen den Kapiteln des Buches finden sich einzelne Seiten, auf denen Molly über die verschiedenen Arten von Küssen erzählt. Da gibt es den reumütigen Kuss, den schrecklichen ersten Kuss, den ersten echten Kuss oder den feierlichen Kuss. Diese Zwischensequenzen und Gedanken von Molly fand ich schön zu lesen, das gibt dem Buch auf jeden Fall noch einen Pluspunkt. Aber es reicht nicht aus, um darüber hinwegzutäuschen, dass ich mir eigentlich viel mehr von diesem Buch erhofft hatte.


Mein Fazit

Zu blasse Charakter, eine zu banale und episodenhafte Handlung - leider war dieses Buch nicht meins.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein ganz wundervolles Buch!

Emmy & Oliver
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Emmy und Oliver sind praktisch seit Geburt an die besten Freunde. Sie sind am selben Tag im selben Krankenhaus geboren, sie sind Nachbarn und zusammen aufgewachsen. Sie teilen ihre Hobbys und sie teilen ...

Emmy und Oliver sind praktisch seit Geburt an die besten Freunde. Sie sind am selben Tag im selben Krankenhaus geboren, sie sind Nachbarn und zusammen aufgewachsen. Sie teilen ihre Hobbys und sie teilen ihr Leben. Und als Oliver auf einem kleinen Zettel gefragt wird, ob er Emmy mag, umkringelt er das Ja dreimal. Nichts könnte sich je zwischen die beiden drängen. Bis Oliver vom einen auf den anderen Tag plötzlich spurlos verschwindet und Emmy allein zurückbleibt.

"Emmy & Oliver" ist ein Buch, das mir unglaublich gut gefallen hat und auch extrem viel mit mir als Leserin gemacht hat. Ich war von Anfang an gefangen von der Geschichte und den unglaublich lebendig Charakteren und das Buch hat sich als wahrer Schatz präsentiert. Nicht nur äußerlich, sondern auch inhaltlich. Ich habe mit Emmy zusammen Oliver vermisst, habe mich nach ihm gesehnt, war genervt von den Eltern, die alles verbieten, habe dem Augenblick, in dem er und Emmy sich wiedersehen würden, herbeigesehnt und gefürchtet, habe ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Und am Ende das Buch mit einem zufriedenen Seufzer geschlossen und es noch lange nachhallen lassen. Ihr müsst es unbedingt selbst lesen, wahrscheinlich reichen meine Worte gar nicht aus, um zu beschreiben, was für ein wundervolles Buch "Emmy & Oliver" ist.

Total anschaulich und eindringlich beschreibt Robin Benway durch ihre Ich-Erzählerin Emmy, wie es sich anfühlt, wenn völlig unerwartet ein Mensch aus dem eigenen Leben verschwindet. Wie man am Anfang die Hoffnung nicht verliert und jeden Tag denkt, dass heute der Tag ist, an dem er zurückkehren wird. Wie dann aber doch nach und nach die Zuversicht schwindet und man lernt, sich einen neuen Alltag zu formen. Und wie am Ende doch am meisten der Gedanke zählt, dass man selbst immer noch da ist.

Ganz schwierig war für mich das Verhalten von Emmys Eltern. Ja, es ist schlimm, dass Oliver verschwunden ist. Und ja, natürlich macht man sich als Eltern Sorgen. Aber es ist ja nicht so, als wäre ein Wildfremder in das Leben von Olivers Familie und dadurch irgendwie auch in das Leben von Emmys Familie eingedrungen. Es war immer noch sein Dad, der so gehandelt hat. Also warum bitte wird Emmy in Watte gepackt, warum darf sie kaum einen Fuß alleine vor die Tür setzen, warum wird ihr alles verboten? Ja, ich kann die Eltern in einem gewissen Maße verstehen, aber ihr Verhalten, vor allem das der Mutter, fand ich völlig übertrieben und es hat mich teilweise auch echt extrem genervt. Ich weiß nicht, wie oft ich beim Lesen innegehalten habe, um mich über Emmys Mutter aufzuregen. Die Frau ist echt der absolute Hammer! Und das meine ich jetzt nicht positiv.

Umso froher war ich, dass Emmy ihr Ding durchgezogen hat. Und mit "Ding" meine ich vor allem das Surfen. Es hat so gutgetan, mit ihr zusammen zu erleben, wie sie sich heimlich mit ihrem Board an den Strand schleicht und sich den Wellen hingibt. Überhaupt mochte ich Emmy mit ihrer frischen Art total, was aber im Übrigen auch für ihre Freunde Drew und Caro gilt. Die drei, später vier, sind einfach so eine geniale Gruppe. Ich habe die Schlagabtäusche und Dialoge so geliebt. Auch wenn es um ganz alltägliche Sachen im Leben der Teenager geht, hatte ich nicht das Gefühl, hier Sachen zu lesen, die man schon tausendmal gelesen hat. Auch ist überhaupt keine Langeweile bei dem üblichen Alltagsgeplänkel aufgekommen, weil der Schreibstil der Autorin einfach so mitreißend und ihr Humor so genial ist. Die Freundschaft der drei spielt natürlich auch eine große Rolle, stellt fast eines der Hauptthemen dar, denn natürlich ändert sich hier auch einiges, als Oliver zurückkommt.

Diesem Augenblick, als Oliver nach zehn Jahren plötzlich wieder nach Hause kommt, habe ich richtig entgegengefiebert. Emmy beschreibt toll, was dabei in ihr vorgeht, und es fällt so leicht, sich in sie hineinzuversetzen. Das Aufeinandertreffen der beiden hatte ich mir dann stellenweise doch etwas anders vorgestellt, vor allem die Tatsache, dass Oliver sich nicht mehr wirklich an sie oder Caro oder Drew erinnern konnte, hat mich total verwundert und ich fand es auch nicht ganz logisch. Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass Oliver für Emmy immer präsent war, auch wenn ihr Leben in der Zwischenzeit einfach einen anderen Inhalt bekommen hat. Aber dennoch hat sie immer an ihn gedacht und sich an die Momente mit ihm erinnert. Während Oliver im Gegensatz dazu in ein völlig neues Leben geschmissen wurde. Die ersten sieben Jahre seines Lebens haben einfach keine Rolle mehr gespielt. Und so eben auch Emmy oder Caro oder Drew. Wahrscheinlich ist es da ganz normal, dass Dinge in Vergessenheit geraten.

Natürlich wird alles anders, als Oliver plötzlich wieder da ist. Aber nicht nur seine Beziehung zu Emmy wird thematisiert, sondern natürlich auch einfach sein Leben an sich. Oliver hat in den letzten zehn Jahren kein schlechtes Leben geführt. Sein Vater ist nicht das Monster, für das ihn alle halten. Oliver kommt in eine für ihn völlig fremde Familie. Er hat auf einmal Schwestern und eine Mutter und einen Stiefvater, dafür keinen Vater mehr. Und keiner fragt ihn, wie es ihm geht. Bis auf Emmy. Und sie ist es dann natürlich auch, der er sich öffnet.

Die Handlung ist stellenweise sehr emotional und feinfühlig, fast zerbrechlich und häufig auch sehr ernst. Nicht immer ist es angenehm, was man als Leser vorgesetzt bekommt, aber gerade das macht dieses Buch auch so aus. Es ist einfach ganz besonders. Und natürlich passiert zwischen Emmy und Oliver auch viel auf zwischenmenschlicher Ebene. Ich denke, dass kann ich ruhigen Gewissens verraten. Denn diese Szenen waren es, die besonders schön zu lesen waren.

Neben der Handlung, die in der Gegenwart spielt, gibt es immer wieder Zwischenkapitel in kursiver Schrift, die Episoden aus Emmys und Olivers gemeinsamer Vergangenheit wiedergeben. Sie runden das Buch perfekt ab und haben mich rückblickend fast noch mehr berührt als die Kapitel, die in der Gegenwart spielen, da sie die Grundlage für die tiefe und innige Freundschaft zwischen Emmy und Oliver bilden und einfach nur zuckersüß sind. Manchmal wird in diesen Zwischenkapitel auch eine Sache angesprochen, die sich bis in die Zukunft auswirkt und in der Gegenwart wieder aufgegriffen wird. Das hat mir auch richtig gut gefallen.

Wenn die übertrieben nervige Mutter und das merkwürdige Verhalten beim ersten Aufeinandertreffen mit seinen ehemaligen Freunden nicht gewesen wäre, hätte das Buch definitiv die volle Punktzahl bekommen. So ziehe ich am Ende einen halben Stern ab, spreche aber guten Gewissens eine Leseempfehlung von ganzem Herzen aus!

Veröffentlicht am 06.10.2019

Leider nur mittelmäßig

Throne of Glass – Die Erwählte
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"Throne of Glass. Die Erwählte" habe ich 2013 bereits gelesen. Damals konnte es mich gar nicht begeistern, ich habe es irgendwann sogar abgebrochen bzw. nur noch quergelesen. Bei meinem Re-Read vor ein ...

"Throne of Glass. Die Erwählte" habe ich 2013 bereits gelesen. Damals konnte es mich gar nicht begeistern, ich habe es irgendwann sogar abgebrochen bzw. nur noch quergelesen. Bei meinem Re-Read vor ein paar Tagen habe ich das Buch nicht abgebrochen, sondern ich habe tatsächlich Seite für Seite gelesen. Auch wenn ich dafür ziemlich lange gebraucht habe, denn irgendwie wollte sich ein Lesefluss nicht so richtig einstellen. Ich hatte nicht das Gefühl, wirklich an dem Buch zu kleben und es kaum zur Seite legen zu können. Irgendwie hat mich der Schreibstil daran gehindert, wirklich in das Buch abzutauchen. Dabei ist "Throne of Glass. Die Erwählte" ohne Frage flüssig geschrieben und es liest sich auch schnell und gut weg, aber dennoch hat etwas gefehlt, das mich wirklich begeistert und mitgerissen hätte.

Celaena als Hauptfigur fand ich klasse. Man lernt sie als gebeugte, aber ungebrochene Protagonistin kennen. Sie hat Schreckliches in den Salzminen von Endovier erlebt und man merkt von Zeit zu Zeit, dass sie daran extrem zu knabbern hat. Aber sie lässt sich nach außen nichts anmerken, sie ist unglaublich charakterstark und der Überlebenswille hält sie aufrecht. Ich glaube, Celaena und ich sind keine Freundinnen geworden, aber ich habe dennoch gerne von ihr gelesen.

Die Handlung selbst fand ich relativ eintönig. Nach Celaenas Ankunft im Schloss wiederholt sich vieles. Celaena muss trainieren und anschließend gegen ihre Konkurrenten antreten. Die Tage und Abläufe gleichen sich sehr. Für Abwechslung und Unterhaltung sorgen die Sequenzen zwischen den Trainingseinheiten und Prüfungen. Und jetzt kommen wir auch zu dem Punkt, der mich an diesem Buch am meisten unterhalten hat: Celaena baut eine Beziehung sowohl zum Kronprinzen Dorian als auch zum Captain der Leibgarde, Chaol Westfall, auf. Ich formuliere es mal absichtig so, um nicht zu viel zu verraten. Diese Handlungsstränge fand ich sehr unterhaltsam, weil sich Celaena mit beiden Männern großartige Schlagabtäusche liefert und ich bei diesen Szenen doch das Gefühl bekommen habe, in den Lesefluss zu kommen. Überhaupt waren es vor allem die zwischenmenschlichen Entwicklungen, die mein Interesse wecken konnten.

Leider besteht das Buch allerdings nicht nur aus diesen Handlungssträngen. Im Verlauf des Buches kommt dann noch ein Thema dazu, das ich ziemlich übertrieben fand und letztlich habe ich den Sinn dahinter vielleicht auch einfach nicht verstanden. Im oben zitierten Klappentext wird es angedeutet mit dem "abgrundtief Bösen", das im Schloss lauert. Ich muss sagen, die entsprechenden Szenen konnten mich gar nicht mitreißen. Sie sollten sicherlich für Spannung sorgen, aber mir war das einfach zu abgedreht und ich hatte mit solch einer übersinnlichen Handlung einfach nicht gerechnet. Mir ist es schwergefallen, mich darauf einzulassen.

Letztlich fand ich "Throne of Glass. Die Erwählte" zwar nur mittelmäßig, Teil 2 möchte ich aber dennoch lesen. Vielleicht schafft er es ja endlich, mich zu packen.


Mein Fazit

Leider hat mir bei "Throne of Glass. Die Erwählte" das Gefühl gefehlt, wirklich am Buch zu kleben, es kaum aus der Hand legen zu können. Celaena als weibliche Hauptperson fand ich zwar sehr interessant, aber mit einem Großteil der Handlung konnte ich nichts anfangen, sodass ich diesen Reihenauftakt nur als mittelmäßig bewerten kann.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Trotz einiger Längen wurde ich gut unterhalten

Nur ein Tag
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Obwohl ich es von Gayle Formans "Wenn ich bleibe" und "Lovesong", das auch unter dem Titel "Nur diese eine Nacht" erschienen ist, nicht anders kannte, war ich doch etwas überrascht über das noch junge ...

Obwohl ich es von Gayle Formans "Wenn ich bleibe" und "Lovesong", das auch unter dem Titel "Nur diese eine Nacht" erschienen ist, nicht anders kannte, war ich doch etwas überrascht über das noch junge Alter der Protagonisten. Der Klappentext verrät, dass Allyson 18 ist, Willem ist zwei Jahre älter als sie. Den Klappentext hatte ich nicht gelesen, daher war ich irgendwie auf ältere Charaktere eingestellt. Ob es daran lag, dass ich keinen richtigen Zugang zu ihnen gefunden habe? Manchmal erwartet man einfach etwas anderes und findet dann nicht richtig in die Handlung hinein, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Ich weiß nicht, ob ich die Distanz darauf schieben soll. Fakt ist jedenfalls, dass sie vorhanden war und ich es bis zum Ende des Buches nicht vollständig geschafft habe, diese Entfernung zu überbrücken. Mir hat das Mitfiebern mit den Charakteren dadurch enorm gefehlt. Es gab Szenen, die mich mehr berühren konnten als andere, aber ich konnte nicht komplett versinken im Buch und den Schicksalen der Figuren. Dadurch blieb leider auch das Verständnis für die Liebesbeziehung zwischen Allyson und Willem, die sich an einem Tag entwickelt hat, etwas auf der Strecke. Ich fand die beiden ganz süß zusammen, wie sie ihren einen gemeinsamen Tag miteinander verbracht haben. Aber das Kribbeln zwischen ihnen konnte sich nicht auf mich als Leserin übertragen. Ebenso hat mir der Herzschmerz gefehlt, als Willem so plötzlich verschwunden ist und Allyson sich auf die verzweifelte Suche nach ihm gemacht hat. Die Verzweiflung kam nicht so richtig bei mir an. Wirklich schade, denn auch das kannte ich eigentlich aus den anderen Büchern der Autorin so!

Es war teilweise ein ziemliches Hin und Her mit mir und diesem Buch: Den Einstieg fand ich toll, ich mochte den Bezug zu Shakespeare, der nicht nur als Aufhänger für das erste Aufeinandertreffen von Allyson und Willem dient, sondern immer wieder eine größere Rolle spielt, und ich mochte den kurzweiligen Schreibstil der Autorin, ganz besonders ihre lebendigen und bildreichen Beschreibungen von Paris, der Stadt der Liebe, in der ich selbst noch nie war, die vor meinen Augen aber Gestalt angenommen hat mit ihren schmalen Gassen, Cafés und Balkonen. Beide Eindrücke haben sich im Laufe des Buches aber auch immer wieder gewandelt, denn wo der Schreibstil am Anfang kurzweilig und unterhaltsam war, wurde er im Verlauf des Buches stellenweise langatmig. Wo Shakespeare mich am Anfang begeistern konnte, hat er mich zwischenzeitlich doch fast genervt, wenn er zu viel Raum eingenommen hat. Denn immer wieder geht es um seine Stücke, seine Figuren, um die Analyse seiner Werke. Das war mir manchmal einfach zu viel. So wie auch die Beschreibungen der Autorin, mit der sie vor allem im zweiten Teil des Buches Allyson von Stadt zu Stadt jagt, ohne dass diese wirklich vorankommt. Stellenweise dreht man sich zusammen mit der weiblichen Haupfigur im Kreis, auch wenn es immer wieder Hinweise gibt, die Allyson zur nächsten Station auf ihrer Suche nach Willem führen. Aber bis diese gefunden werden, vergeht manchmal zu viel Zeit.

Nichtsdestotrotz habe ich "Nur einen Tag" sehr gerne gelesen, auch wenn ich dafür länger als nur einen Tag gebraucht habe. Sehr unterhaltsam fand ich die Szenen, in denen Allysons Über-Eltern eine Rolle gespielt haben, denn so nervig vor allem ihre Mutter ist, so prima konnte man sich doch über ihren Beschützerinstinkt und ihre Bevormundungen aufregen und amüsieren. Auch wenn es für Allyson als Tochter sicherlich alles andere als amüsant war, sich so unterdrücken zu lassen. Umso erfreulicher war es, zu beobachten, was für eine Entwicklung Allyson durchmacht, wie sie ihr Leben endlich in die Hand nimmt und mehr auf ihr Herz statt auf ihren Verstand hört.

"Nur ein Tag" lebt von einer Menge Zufällen, von Menschen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, vielleicht auch von Schicksal. Teilweise waren mir die Zusammenhänge zu gewollt, aber letztlich passt alles nachvollziehbar zusammen.

Das Buch endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Zwar ist am Ende noch eine Leseprobe der Fortsetzung "Und ein ganzes Jahr" zu finden, allerdings geht diese nicht an der Stelle weiter, an der "Nur ein Tag" aufgehört hat. Zum Glück ist ja aber die Fortsetzung zeitgleich mit dem ersten Teil erschienen, sodass man die Möglichkeit hat, gleich weiterzulesen.


Mein Fazit

Meine Erwartungen an "Nur ein Tag" wurden nicht vollständig erfüllt, trotz einiger Längen hat mich Gayle Forman aber gut unterhalten und Paris vor meinen Augen lebendig werden lassen.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Gute Unterhaltung

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Der Klappentext von "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" hat mich sofort angesprochen. Noch mehr sogar, als ich erfahren habe, dass es eine von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte ist, die ...

Der Klappentext von "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" hat mich sofort angesprochen. Noch mehr sogar, als ich erfahren habe, dass es eine von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte ist, die die Autorin ihren Lesern erzählt. Mehr dazu erzählt sie in ihrem Vorwort und ihrer Danksagung. So etwas finde ich ja immer spannend und daher habe ich durch dieses Buch ein wenig zu der Autorin zurückgefunden und werde mir wohl auch ihre Werke, denen ich bislang noch nicht so viel Beachtung geschenkt habe, näher ansehen.

Obwohl ich relativ große Schwierigkeiten hatte, in "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" hineinzufinden. Den Prolog, der im Indien des Jahres 2002 spielt, fand ich einfach nur verwirrend. Mir war überhaupt nicht klar, wer die auftretenden Personen sind und in welcher Beziehung sie zum Klappentext stehen, denn da habe ich nicht viel wiedererkannt. Auch als die Handlung dann mit dem ersten Kapitel so richtig beginnt, hat sich das Gedankenchaos in meinem Kopf noch nicht gleich gelegt, denn zunächst wird der Leser mit vier Frauen bekannt gemacht, die nicht nur charakterlich sehr unterschiedlich sind, sondern auch in ihrem Leben ganz unterschiedliche Sachen erlebt und durchgemacht haben. Auch hier hatte ich noch große Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden, die Frauen und ihre Schicksale auseinanderzuhalten. Wie es der Zufall so will, landen diese vier Frauen an Bord des Flugzeugträgers in einer Kabine und nun nimmt die Handlung so richtig ihren Lauf und auch ich habe es endlich geschafft, einen Zugang zu den Charakteren zu finden und sie besser kennenzulernen. Die anfänglichen Schwierigkeiten, die vier Frauen auseinanderzuhalten, haben sich nach und nach gelegt, und der Lesefluss hat sich endlich eingestellt. Obwohl ich dennoch stets eine gewisse Distanz zu den Charakteren gespürt habe. Das hat sich insbesondere an einer Stelle ganz deutlich gezeigt, die förmlich dazu gemacht war, mich zu Tränen zu rühren. Aber aufgrund der durchweg bestehenden Distanz zu den Figuren und ihren Schicksalen konnte mich diese Szene überraschenderweise kaum bewegen.

Es ist schwer, etwas über die Handlung des Buches zu erzählen, ohne zu viel zu verraten. Natürlich steht der Alltag auf dem Schiff im Vordergrund, der teilweise sehr eintönig, teilweise aber auch aufregend und voller Überraschungen ist. Und natürlich erfährt man mehr über die Frauen an Bord, besonders über die vier Hauptpersonen, aber auch über die Mitreisenden, über die Beziehung zu ihren Männern, über ihre Hoffnungen und Ängste. Abwechslung bekommt das Buch auch dadurch, dass die Sicht der Männer an Bord des Schiffes beschrieben wird. Denn für sie stellen die vielen Frauen Versuchung und Verhängnis gleichzeitig dar. Auch das Schicksal einiger Mitglieder der Schiffsbesatzung wird von der Autorin genauer unter die Lupe genommen, was den Schwerpunkt der Handlung ein wenig ausgleicht. Und natürlich hält Jojo Moyes auch wieder die eine oder andere überraschende Wendung für ihre Leser bereit. So bleibt das Buch durchweg kurzweilig, abwechslungsreich und wird stellenweise sogar richtig spannend. Auch die Emotionen kommen nicht zu kurz, wobei das Buch nicht kitschig ist, sondern Jojo Moyes eher mit viel Feingefühl zarte Bande entstehen lässt oder bereits bestehende Beziehungen liebevoll umschreibt.

Wie immer ist der Erzählstil von Jojo Moyes sehr angenehm. Trotz seines Umfangs liest sich "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" schnell und unkompliziert. Ich habe mich, von ein paar Längen abgesehen, durchweg gut unterhalten gefühlt, was aber nicht zuletzt auch einfach an dem außergewöhnlichen Hintergrund des Buches liegt. Die Tatsache allein ist schon sehr spannend, Jojo Moyes hat es geschafft, sie mit Leben zu füllen und die Handlung abwechslungsreich zu gestalten. Abgerundet wird das Buch durch Auszüge aus Zeitungsartikeln und Augenzeugenberichten, die dem Roman zusätzliche Authentizität verleihen.


Mein Fazit

Nachdem sich meine anfängliche Verwirrung gelegt hat, habe ich das Lesen von "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" sehr genossen, von ein paar kleineren Längen abgesehen habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt.