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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

empfehlenswert

Die australischen Schwestern
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„Die australischen Schwestern“ sind der zweite Teil einer Trilogie und schließen nahtlos an „Die Australierin“ von Ulrike Renk an. Diesmal stehen drei Enkeltöchter von Emilia und Carl Gotthold Lessing ...

„Die australischen Schwestern“ sind der zweite Teil einer Trilogie und schließen nahtlos an „Die Australierin“ von Ulrike Renk an. Diesmal stehen drei Enkeltöchter von Emilia und Carl Gotthold Lessing im Mittelpunkt. Deren Mutter Minnie ist im ersten Teil verstorben und während Elsa und Mina im sicheren Hafen ihrer Großeltern, inmitten zahlreicher Tanten und einem Onkel aufwachsen, wird Carola von ihrem Vater nach Deutschland geschickt, wo sie bei dessen Schwester weit weg vom Rest der Familie leben soll.

Immer abwechselnd zwischen diesen drei Mädchen wird erzählt von einer großen, bunten, vielköpfigen Familie; vom Erwachsenwerden und aufblühender Liebe; von ungewollter Schwangerschaft, Ehebruch und Seitensprung; von Heimlichkeiten und harten Wahrheiten des Lebens. Eben ein pralles Gemälde der damaligen Zeit anhand tatsächlicher realer Personen, die ihr Leben durch Briefe, Bilder und mündliche Überlieferungen hinterlassen haben. Und Ulrike Renk hat all dem Leben eingehaucht und die Lücken und Schatten mit ihren eigenen Worten so harmonisch gefüllt, dass man nicht erkennt, wo Fiktion und Wahrheit aufeinandertreffen und man schwelgen kann in einer wunderschönen Geschichte.

Der Erzählstil ist faszinierend, weil es sich ja um ganze normale durchschnittliche junge Frauen handelt, deren Leben keineswegs besonders dramatisch war, sondern im Gegenteil oft eher ruhig und beschaulich. Und dennoch kommt immer wieder so eine Spannung auf, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will. Von mir aus hätte das Buch gerne noch 100-200 Seiten länger sein dürfen, weil es so viel Vergnügen gemacht hat. In diesem zweiten Teil wird auch einiges über Australien, das Land, die Menschen, die Ureinwohner und die damalige Zeit allgemein erzählt, so dass es im besten Sinne auch ein guter historischer Roman ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

sehr empfehlenswert

Worte in meiner Hand
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Die Autorin Guinevere Glasfurd war mir bis dato unbekannt. Ebenfalls wusste ich nichts über den Philosophen René Descartes und schon allein deshalb hat mich die Geschichte sehr interessiert. Erzählt wird ...

Die Autorin Guinevere Glasfurd war mir bis dato unbekannt. Ebenfalls wusste ich nichts über den Philosophen René Descartes und schon allein deshalb hat mich die Geschichte sehr interessiert. Erzählt wird aus der Perspektive der Magd Helena Jans van der Strom, die im Haus eines Buchhändlers lebt und arbeitet und dort den Philosophen kennenlernt, als er zur Logis dort unterkommt. Helena ist für ihre Zeit und vor allem ihren niedrigeren Stand eine sehr emanzipierte und aufgeschlossene Frau und als sie sich auf eine Liebesbeziehung mit Descartes einlässt, ist ihr wohl bewusst, dass nie etwas Ernsteres geschweige denn eine Ehe daraus werden kann, denn René ist von niederem Adel.

Die Liebe der beiden ist groß genug, dass sie alle Widrigkeiten übersteht allerdings müssen die beiden einige große Kompromisse eingehen, die man heutzutage schwerlich akzeptieren würde. Der Erzählstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Vor allem der unaufgeregte Unterton, der dem Leser die Möglichkeit zur eigenen Interpretation lässt. Ich konnte mich in die Gefühle und Gedanken von Helena einfühlen und nachvollziehen, warum sie manches so akzeptiert hat und ihren eigenen fast modernen Weg gefunden hat, mit der teilweise vertrackten Situation umzugehen. Descartes war ein sehr sperriger Charakter und sein Verhalten war natürlich relativ egoistisch und männlich, wie es die damalige Zeit eben so an sich hatte. Gerne hätte ich noch mehr seiner philosophischen Ansätze gehört oder mehr über seine Werke erfahren. Aber die historischen Gegebenheiten sind spannend und ich finde, dass es ein sehr ansprechender historischer Roman mit einer interessanten Liebesgeschichte war und ich empfehle das Buch deshalb sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannende SF

Ikarus
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Der Holder Takeder wird ermordet aufgefunden. In weiser Voraussicht hat er aber wenige Tage vor seinem gewaltsamen Tod eine Kopie seines Geistes anfertigen lassen und verfügt, dass dieser als blauer Kopiat ...

Der Holder Takeder wird ermordet aufgefunden. In weiser Voraussicht hat er aber wenige Tage vor seinem gewaltsamen Tod eine Kopie seines Geistes anfertigen lassen und verfügt, dass dieser als blauer Kopiat versuchen soll, seinen Tod aufzuklären. Dafür bleiben ihm allerdings nur kurze 20 Tage, dann wird der Kopiat sich zersetzen.

Obwohl einer der Hauptaspekte dieser Geschichte die Suche nach einem Mörder ist und das Ganze deshalb durchaus Strukturen eines Thrillers hat, ist es immer noch ein reinrassiger Science Fiction. Und Andreas Brandhost hat dafür das ganze Repertoire aufgefahren. Da bewohnen Menschen eine Vielzahl unterschiedlicher Planeten, die man auf sehr zukunftsträchtige praktische Art bereisen kann. Da gibt es eine fremde Intelligenz, die die Menschheit kontrolliert und die intelligenter und mächtiger scheint, als die Menschen. Da gibt es Sprünge durch Raum und Zeit und Maschinen und Klone bevölkern diese Zukunftswelt.

Es ist kein Buch, welches man so einfach nebenher wegschwarten kann. Es verlangt die volle Aufmerksamkeit des Lesers, fordert zum Miträtseln auf, erklärt teils schwierigste technische und politische Zusammenhänge. Das Personal ist vielfältig und relativ groß, die Charaktere sind differenziert beschrieben und so manche Überraschung wartet auf Takeder und auf den Leser.
Das Ende ist zufriedenstellend. Der Mörder wird entlarvt und die in Aussicht gestellte Zukunft ist anders als zuerst von mir erwartet. Eine Leseempfehlung für alle Brandhorst-Fans und Freunde anspruchsvoller SF-Romane

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Liebhaber

Der japanische Liebhaber
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ch habe ja fast alle von Isabell Allendes Büchern gelesen und war von den meisten schwer begeistert. Deshalb habe ich mich auch besonders über diesen Gewinn bei Vorablesen gefreut war sehr gespannt auf ...

ch habe ja fast alle von Isabell Allendes Büchern gelesen und war von den meisten schwer begeistert. Deshalb habe ich mich auch besonders über diesen Gewinn bei Vorablesen gefreut war sehr gespannt auf diesen neuen Roman der chilienischen Autorin. Und ich wurde wieder einmal nicht enttäuscht, nein, dieses Mal hat mich die Schriftstellerin tatsächlich noch ein bisschen überrascht, da die Geschichte meiner Meinung nach ein kleines bisschen anders ist, als frühere Werke. Für mich macht einen entscheidenden Unterschied, dass keine Südamerikaner die Hauptpersonen sind, dass auch die Handlung nicht in Chile oder einer südamerikanischen Lokalität spielt. Sie wagt diesmal einen Sprung aus ihrer gewohnten Struktur.

Es geht zum einen um das polnische Flüchtlingskind Alma, die durch die Judenverfolgung der Nazis aus Europa vertrieben und von den Eltern zu ihrer eigenen Sicherheit wie ihr Bruder nach USA zu ihrer Tante geschickt wird. In dem japanischen Gärtnersohn Ichimei , dessen Vater bei der Familie der Tante angestellt ist, findet sie ihre große Liebe. Als ihr Mann einige Jahre später früh verstirbt, führt sie eine geheime Beziehung zu ihrem Geliebten, die ein Leben lang hält.

Erst ihr Enkelsohn Seth und ihre Assistenten Irina decken auf, dass Alas Leben voller Heimlichkeiten und Geheimnisse war und dass Alma nicht nur eine eigensinnige und spröde sondern auch eine liebende und kluge Frau ist, die ihr Leben neben aller Konventionen gelebt hat.

Isabell Allende erzählt gewohnt einfühlsam und mit einem besonderen Augenmerk auf den Eigenarten und Besonderheiten der Charaktere. Nebenbei erfährt mein einige sehr interessante Details über die Zeit im und nach dem zweiten Weltkrieg.

Gerade die gealterte Alma habe ich sehr ins Herz geschlossen. Ihre Lebensweisheit und ihr Wunsch auch im hohen Alter Unabhängigkeit und Freiheit zu leben, hat mir sehr gefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hervorragender Wissenschaftsthriller

Der Jesus-Deal
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Andreas Eschbach hat sich nach über 10 Jahren entschlossen, einen weiteren Roman über das von ihm erdachte „Jesus-Video“ unter dem Titel „Der Jesus-Deal“ herauszubringen. Dabei handelt es sich um eine ...

Andreas Eschbach hat sich nach über 10 Jahren entschlossen, einen weiteren Roman über das von ihm erdachte „Jesus-Video“ unter dem Titel „Der Jesus-Deal“ herauszubringen. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Prequel und Sequel. Bei einem Roman, dessen Handlung mit einer Zeitreise verstrickt ist, sind die Grenzen fließend. Man muss das "Jesus-Video" nicht unbedingt kennen, um problemlos in den "Jesus-Deal" einzusteigen. Aber es macht natürlich noch mehr Spaß, wenn man den ersten Teil gelesen hat. Am Anfang lernt man aber erst mal einige neue Hauptpersonen kennen und eine kirchliche Gemeinschaft, die ganz eigene Pläne mit dem Jesus-Video hat. Die Geschichte spielt einige Jahre nach der Entdeckung des Videos. Wie man aus Teil 1 weiß, wurde das Video mit einer Kamera gedreht, die es erst in der Zukunft geben wird. Und diese Zukunft scheint jetzt in greifbare Nähe gerückt, woraus resultiert, dass auch die Zeitreise, die zu diesem Video führt, unmittelbar bevorsteht. Man kann schon erkennen, dass man schnell einen Knopf im Hirn kriegen kann, wenn man dem Plot nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Aber dafür wird man mit einer trickreichen Handlung belohnt, die in eine spannende und kluge Story verpackt ist.

Ein wichtiger Dreh- und Angel-Punkt in diesem Roman ist die Glaubenslehre der Evangelikalen, einer sehr großen Kirchengemeinde in Amerika. Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass Religion und ihre fanatischen Anhänger eine große Rolle im "Jesus-Deal" spielen, denn Eschbach schafft es, einige wirklich starke Charaktere hier aufeinander treffen zu lassen und er stellt - wie immer in seinen Büchern - einige intelligente Fragen in den Raum, die auch nach dem Weglegen des Buches im Leserkopf weitergären und zu ganz neuen Einsichten verhelfen können.

Eschbach spielt mit diesen verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen und schickt seinen Leser mal in die Zukunft, mal in die Vergangenheit und lässt in der Gegenwart Dinge geschehen, die in alle Zeiten Auswirkungen haben. Dabei hält er die unterschiedlichen Handlungsstränge fest in der Hand und schafft es tatsächlich, dass am Ende keine wirklich losen Enden raushängen auch wenn er zwei, drei Fragen offen lässt und man tatsächlich hofft, dass es noch einen weiteren, dritten, Teil geben könnte. Stoff wäre dafür sicherlich vorhanden.

Ich habe mir ganz kurz die Frage gestellt, in welches Genre ich das Buch einordnen würde, da natürlich eine Zeitreise eine SF-Tendenz hat. Aber da ich fand, dass gerade diese Teile sehr wissenschaftlich und mit heutigem Wissenstand erklärt wurden, halte ich es eher für einen Wissenschafts-Thriller.

Nachdem mich das letzte Buch von Andreas Eschbach nicht ganz überzeugen konnte, bin ich hier restlos zufrieden und vergebe die volle Punktzahl.