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Veröffentlicht am 25.01.2018

Lesenswerter Thriller mit geschichtlichem Hintergrund

Knochenlese
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Klappentext
1982 geschah in Chupan Ya, einem kleinen Dorf in Guatemala, während des Bürgerkriegs ein schreckliches Verbrechen. Ein Militärkommando stürmte die Häuser und Hütten, verschleppte, quälte und ...

Klappentext
1982 geschah in Chupan Ya, einem kleinen Dorf in Guatemala, während des Bürgerkriegs ein schreckliches Verbrechen. Ein Militärkommando stürmte die Häuser und Hütten, verschleppte, quälte und tötete Männer, Frauen und Kinder. Heute, zwanzig Jahre nach dem Massaker, machen sich die Mitglieder einer Menschenrechtsorganisation daran, die lang verschwiegene Bluttat aufzuklären. Unterstützt werden sie dabei von Dr. Tempe Brennan, einer forensischen Anthropologin aus Montreal, die sich bereit erklärt, bei der Identifizierung der verscharrten Opfer aus den Massengräbern zu helfen. Doch diese Knochenlese verlangt selbst der abgebrühten Krimonologin viel ab. Dann aber wird ein Attentat auf ihre Kollegen verübt und Tempe erfährt, dass die jetzt amtierenden Machthaber in Guatemala in ihrer Kaltblütigkeit den früheren Regimes mehr als ebenbürtig sind. Unbeirrt ermittelt Tempe dennoch weiter und gerät auf die Spur einer schrecklichen Mordserie in Guatemala City. Bald ist selbst sie dort ihres Lebens nicht mehr sicher.

Einstieg ins Buch
"Ich bin tot. Sie haben mich umgebracht." Die Worte der alten Frau stachen mir ins Herz. ...

Meine Meinung
Temperance Brennan ist nach Guatemala City gereist, um dort die Menschenrechtsorganisation vor Ort bei der Identifizierung der Opfer von Chupan Ya zu unterstützen. Im Jahre 1982 fand dort ein militärisches Massaker statt und die Opfer verdienen es, angemessen bestattet zu werden. Tempe Brennan muss sich durch tausende von Knochen "lesen" und das verlangt ihr einiges ab. Doch die aktuellen Machthaber in Guatemala wollen mit allen Mitteln verhindern, dass diese Geschichte aufgeklärt wird. Spätestens als Tempes Kollegen Opfer eines geplanten Anschlags werden, steht fest, dass es hier um mehr geht als um die Identifizierung von menschlichen Knochen. Tempe beginnt zu recherchieren und kommt schon bald einer Verbindung auf die Spur, die sie fast das Leben kostet.

Im fünften Band rund um die forensische Anthropologin Temperance Brennan geht es wieder sehr ins Detail. Das ist also nichts für zarte Gemüter. Gerade die Exhumierungen sind sehr detailliert und bildlich beschrieben. Für mich war es, als stünde ich direkt daneben. Das Aussehen der Opfer, sowie die Gerüche der Leichen und die Empfindungen von Tempe sind derart gut und authentisch dargestellt, dass in meinem Kopf die Bilder dazu deutlich waren und ich mich während des Lesens aus der wirklichen Welt ausgeklingt hatte. Die hervorragende Beschreibung liegt natürlich daran, dass Kathy Reichs selbst Anthropologin ist und deshalb die ganzen Vorgänge und Eindrücke genau kennt und wiedergeben kann.

Die Charaktere, vor allem die Protagonisten Tempe und Ryan, hat Kathy Reichs auch in diesem Buch wieder sehr gut dargestellt. Tempe, die sich immer kräftig mit den Opfern auseinandersetzt und um jeden Preis die Wahrheit herausfinden will. Ryan, der nicht nur gut aussieht, sondern auch was im Köpfchen hat. Er unterstützt und beschützt Tempe in allen Ermittlungsphasen ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Hinzu kommt der Charakter des Ermittlers Galiano, der vor Ort in Guatemala mit den beiden zusammen ermittelt. Besonders gut finde ich, dass Kathy Reichs es schafft, auch Randpersonen so zu beschreiben, dass ich mir eine Persönlichkeit vorstellen kann, sich aber dabei nicht in unnötige Details verliert.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr detailliert im Bereich der forensischen Arbeit, aber dennoch locker und flüssig zu lesen. Kathy Reichs schafft es mit ihrer Ausdrucksweise ausgezeichnet Emotionen zu übertragen und in gefährlichen Situationen die richtige Stimmung zu schaffen. Wie immer gibt es am Ende der einzelnen Kapitel den typischen Cliffhanger, der mich immer zum Weiterlesen animiert. Am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse, nachdem sich der Spannungsbogen kontinuierlich aufgebaut hat. Nur manchmal gab es ein paar Passagen, die zwar Ruhe in den Plot brachten, aber teilweise auch etwas langatmig waren.

Zitat
Tatortfotos bieten einen billigen Einblick in die Geheimnisse anderer. Im Gegensatz zu künstlerischen Fotos, bei denen Licht und Gegenstände ausgewählt oder positioniert werden, um Augenblicke der Schönheit darzustellen, zeigen Tatortfotos die nackte, ungeschönte Wirklichkeit in grellem Detail. Sie zu betrachten ist eine erschütternde und entmutigende Aufgabe. (Seite 77)

Fazit
"Knochenlese" ist ein Thriller, der wirklich lesenswert ist. Er befasst sich kritisch mit den Umständen des Bürgerkriegs in Guatemala und zeigt einige Hintergründe zu diesem Thema auf, ohne dabei zu einem Geschichtsbuch zu werden. Für Fans von unterhaltsamen Thrillern eine gute Wahl. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Solide Unterhaltung ohne sonderlich zu fesseln...

Denn vergeben wird dir nie
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Klappentext
Nach mehr als zwanzig Jahren soll Rob Westerfield, Sohn einer reichen und äußerst einflussreichen Familie, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Bis zum heutigen Tag schwört er, ...

Klappentext
Nach mehr als zwanzig Jahren soll Rob Westerfield, Sohn einer reichen und äußerst einflussreichen Familie, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Bis zum heutigen Tag schwört er, den Mord an der jungen Nachbarin, dessen man ihn bezichtigt hatte, nicht begangen zu haben. Doch außer der Staatsanwaltschaft war und ist noch jemand fest von Robs Schuld überzeugt: Ellie Cavanaugh, die Schwester des Opfers, die damals die Leiche in einem Wald unweit des gemeinsamen Elternhauses fand. Ihre Aussage im Prozess war es, die entscheidend zur Verurteilung von Rob Westerfield beigetragen hatte. Ihr Hass auf den Mann, der für das Zerbrechen der Familie und den Selbstmord der Mutter verantwortlich ist, ist ungebrochen. Im Zuge ihrer neuerlichen Auseinandersetzung mit dem Fall kommen Ellie jedoch plötzlich Zweifel. Ist es möglich, dass ihre kindliche Wahrnehmung sie getäuscht hatte und Rob tatsächlich unschuldig war? Um ihren Erinnerungen und den Umständen von Andreas Tod nachzuspüren und der Wahrheit auf den Grund zu gehen, besucht Ellie den Ort ihrer Kindheit. Doch die Suche entpuppt sich für die junge Frau – und nicht nur für sie – als lebensgefährliches Unterfangen.

Einstieg ins Buch
Als Ellie an jenem Morgen aufwachte, hatte sie das Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert war. ...

Meine Meinung
Ellie Cavanaugh findet als siebenjähriges Mädchen die Leiche ihrer 15-jährigen Schwester Andrea. Immer heimlich traf sich Andrea mit ihrem Freund Rob und außer Ellie wusste niemand sonst das Geheimversteck der beiden. Genau in diesem Versteck wurde Andrea von Ellie gefunden, mit einem Wagenheber übel zugerichtet. Aufgrund von Ellies Aussage wird der 19-jährige Rob verurteilt. Andreas und Ellies Familie zerbricht an dieser Tragödie. Die Mutter flüchtet sich in den Alkohol und der Vater zieht sich in seine eigene kleine Welt zurück. Ellie fühlt sich völlig allein gelassen und muss selbst einen Weg aus ihrem Gefühls-Chaos finden.

Etwa 20 Jahre später arbeitet Ellie in Atlanta als Reporterin. Ihr kommt zu Ohren, dass der Mörder ihrer Schwester, Rob, vorzeitig aus der Haft entlassen werden soll und es ein neues Verfahren geben wird. Grund dafür sind neu aufgetauchte Beweise und ein neuer Zeuge. Ellie ist außer sich und macht sich auf den Weg nach Oldham-on-the-Hudson, um die Entlassung mit allen Mitteln zu verhindern. Sie recherchiert ununterbrochen und versucht auf allen Wegen die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Rob hat den Mord nie gestanden und seine Familie, reich und sehr einflussreich, wird nicht zulassen, dass Ellie ihn noch einmal ins Gefängnis bringt. Natürlich ist Ellie bei ihren Recherchen alles andere als neutral, aber dennoch plagen sie irgendwann Zweifel daran, ob damals der richtige Mann verurteilt wurde.

Die Charaktere hat Mary Higgins Clark in diesem Roman sehr schön und bildhaft dargestellt. Allein durch dieTaten der Figuren konnte ich mir ein Bild von den jeweiligen Personen machen, ohne dass viele Worte notwendig waren. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Ellie, geschrieben und das zieht sich durch das ganze Buch. Ich finde das sehr gut, denn so war ich mittendrin in Ellies Recherchen und war dabei als Zweifel sie plagten. Als ein Mordanschlag auf sie verübt wird, war ich ebenfalls hautnah dabei. Hauptsächlich geht es in diesem Buch um Ellie und den Verlust ihrer Schwester. Es geht darum, dass sie endlich ihren inneren Frieden finden und mit den Geschehnissen von damals abschließen kann. Ellie ist sehr menschlich mit all ihren Überzeugungen und Zweifeln, deshalb wurde ich auch recht schnell mit ihr warm. Sie kämpft für ihre Sache und fordert Gerechtigkeit um jeden Preis - für ihre Schwester und für sich selbst. Die polizeilichen Ermittlungen stehen hier nicht im Vordergrund.

Was ich ein bisschen schade finde ist, dass das Ende für mich hervorsehbar war und es keine große Überraschung am Ende gab. Vielleicht hatte ich mit meiner Vermutung aber auch einfach nur Glück. Ab diesem Zeitpunkt war für mich auch der Spannungsaufbau nicht mehr so gut. Ich wollte nur noch wissen, ob meine Vermutung sich bestätigt oder ob die Autorin es schafft die Geschichte am Ende noch mal rumzureißen. Der Roman ließ sich trotzdem sehr gut und flüssig lesen, der Schreibstil ist bei Mary Higgins Clark klar und einfach.

Zitat
Gegen gerechten Zorn hat niemand etwas einzuwenden, dachte ich. Es sei denn, man trägt ihn zu lange mit sich herum. (Seite 88)

Fazit
Dieser Roman bietet gute Unterhaltung ohne große Überraschungen. Für knallharte Thriller-Fans ist er sicherlich nicht fesselnd genug, aber mich haben die geschickt gelegten Fährten gut unterhalten. Eine solide Leseempfehlung weil es mir nie langweilig wurde.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Interessanter Einblick in die Arbeit einer Tiertherapeutin

Sorgenkätzchen
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Klappentext
Wenn der Kater nicht mehr schnurrt...
Was tun, wenn das Kätzchen beim Kartoffelschälen plötzlich zum kampflustigen Tiger mutiert? Oder der geliebte Kater immer mittwochs auf den Teppich pinkelt? ...

Klappentext
Wenn der Kater nicht mehr schnurrt...
Was tun, wenn das Kätzchen beim Kartoffelschälen plötzlich zum kampflustigen Tiger mutiert? Oder der geliebte Kater immer mittwochs auf den Teppich pinkelt? Dr. Ulrike Werner rückt an und bereitet dem Katzenjammer ein Ende! Die Berliner Tierärztin enthüllt mit viel Fingerspitzengefühl, was Katzen ihren Besitzern nicht sagen können. Dabei ist nicht nur ihr Wissen als Tierverhaltenstherapeutin, sondern auch viel Menschenkenntnis gefragt. Denn manchmal müssen Mensch und Tier sich nur verstehen lernen, damit aus dem Sorgenkätzchen wieder eine glückliche Schmusekatze wird.

Einstieg ins Buch
Ich bin kein Fan von langen Einleitungen. ...

Meine Meinung
Die Tierärztin Dr. Ulrike Werner hat sich auf Verhaltenstherapie bei Hunden und Katzen spezialisiert. In "Sorgenkätzchen" erzählt sie mit der richtigen Prise Humor, was es bei Katzen für seltsame Verhaltensweisen gibt und wie oft der Mensch tatsächlich daran Schuld ist. Insgesamt gibt es 18 Patientengeschichten, die mich oft schmunzeln ließen und manchmal musste ich mir sogar ein paar Tränen verkneifen. Allerdings bin ich bei Katzen auch immer sehr nah am Wasser gebaut. Fast alle 18 Fälle sind auf ihre ganz eigene Art und Weise unterhaltsam und ich bin sicher, dass Frau Dr. Werner noch viel mehr Geschichten zum Besten geben könnte. Für mich hat sie auf jeden Fall erzählenswerte Fälle rausgesucht.

Es gibt zum Beispiel die Geschichte über eine Katze, die in der Küche ihrer Besitzerin lebt und seit vier Jahren den Küchenschrank nicht mehr verlassen hat. Oder über ein Ehepaar, dass ihre Katze zum Kindersatz umfunktioniert hat. Einige Erzählungen haben mich einfach den Kopf schütteln lassen, aber manche haben mich wirklich erschüttert. Es gab eine Erzählung, in der der Besitzer und sein Kater ein sehr enges Verhältnis zueinander haben (so wie ich zu meinem Kater) und das für den Kater gar nicht so gut war. Das hat mich zum Nachdenken angeregt.

Auch Frau Dr. Werner äußert oft ihre Fassungslosigkeit über das menschliche Verhalten gegenüber Katzen, vor allem weil die Haltung oft einfach nicht artgerecht ist. Katzen und ihre Reaktionen werden vollkommen "vermenschlicht". Ein paar Mal äußert sie den Gedanken, ob es sich nicht lohnen würde neben ihrer Praxis eine psychologische Praxis für die Katzenhalter zu eröffnen. Eine Spur Sarkasmus kann sie manchmal nicht unterdrücken, was ich aber absolut nachvollziehbar und treffend finde. Denn manche Katzenhalter treten völlig uneinsichtig auf und wollen einfach mit netten Worten nicht verstehen, das SIE die Fehler machen und nicht ihre Katze. Ich glaube, ich könnte auch oft nicht an mich halten, wenn ich sehen würde, wie Katzen oder generell Tiere in manchen Haushalten gehalten werden.

Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und ohne medizinisches Fachchinesisch, sodass auch ich als Laie alles verstanden habe. Die Autorin schreibt sehr bildlich und das hat mir sehr gut gefallen. Vor allem, weil jedes Kapitel einen Fall umfasst und in sich abgeschlossen ist. So konnte ich zwischendurch immer mal einen Fall lesen, ohne den Faden zu verlieren. "Sorgenkätzchen" ist nicht spannend; es ist ja auch kein Krimi oder Thriller. Aber als leichte Lektüre für Zwischendurch eignet sich das Buch bestens.

Zitat
"Katzen möchten sich außerdem ihre Schlafplätze selbst suchen und sie womöglich ein paarmal des Nachts wechseln. Die meisten Wohnungskatzen schlafen sowieso am liebsten im Bett bei ihren Menschen, weil sie sich dort warm und geborgen fühlen." (Seite 48)

Fazit
"Sorgenkätzchen" ist ein interessantes Buch mit verschiedenen Berichten, die mal zum Schmunzeln sind, aber manchmal auch traurig. Für Leser, die sich für den Alltag einer Tiertherapeutin interessieren oder einfach wissen möchten, was für seltsame Katzenhalter es gibt. Eine schöne Lektüre für Zwischendurch. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Vielen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für dieses schöne Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 04.01.2018

Der Leser bleibt emotional außen vor...

Was alles war
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Klappentext
Dass sie adoptiert wurde, weiß Susa seit ihrer Kindheit. Es hat sie nie gestört - sie liebt ihre Eltern und wird von ihnen geliebt. Daran ändert sich auch nichts, als sie ihre leibliche Mutter ...

Klappentext
Dass sie adoptiert wurde, weiß Susa seit ihrer Kindheit. Es hat sie nie gestört - sie liebt ihre Eltern und wird von ihnen geliebt. Daran ändert sich auch nichts, als sie ihre leibliche Mutter kennenlernt, mit der sie nichts zu verbinden scheint. Und doch ... Susa erfährt von Brüdern und verspürt eine irritierende Sehnsucht nach ihnen. Und ist der Wunsch, den biologischen Vater kennenzulernen ein Verrat an ihrem im Sterben liegenden Adoptivvater? Als Susa sich in Henryk verliebt, der zwei Töchter mit in die Ehe bringt, wird die Sache noch komplizierter. Was ist das überhaupt, eine Familie? Was begründet sie? Die Gene? Die Liebe?

In ihrem neuen Roman erzählt Annette Mingels von den vielen Spielarten der Familie. Ob biologisch oder sozial gewachsen, intakt oder dysfunktional, herbeigesehnt oder abgelehnt - immer geht es der Autorin um das, was Familie in unserer Zeit ausmacht: die Nähe zueinander, die Distanz, die Unmöglichkeit einander ganz zu verstehen, die Brüchigkeit des Ganzen und seine Belastbarkeit.

Einstieg ins Buch
Der Brief traf an einem Montagmorgen ein, ich sah kurz auf den Absender und steckte den Umschlag in meine Tasche. ...

Meine Meinung
Susa wurde als Kind adoptiert, doch das hat sie nie gestört. Es geht ihr gut in ihrer Familie und sie leibt ihre Eltern. Als sie älter wird, macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln. Sie lernt ihre leibliche Mutter kennen und kann die Frage stellen, die ihr schon immer auf der Seele brennt. Warum hat ihre Mutter sie damals weggegeben? Susa will ihr keinen Vorwurf machen, sie will es nur verstehen. Selbst Mutter eines kleinen Sohnes kann sie sich keine Situation vorstellen, die sie dazu bringen würde ihr Kind wegzugeben. Ihre Mutter Viola erzählt von Freiheit und Selbstbestimmung, von den Verpflichtungen einem Kind gegenüber und von der eigenen Selbstständigkeit. Viola ist so weit von Susa`s Einstellungen entfernt, das sich keine richtige Beziehung aufbauen kann. Erst als sie ihren Bruder Cosmo kennenlernt, stellt sich bei Susa so etwas wie ein Familienband her. Sie vermisst ihn oft, will möglichst viel über ihn wissen und besucht ihn regelmäßig. Als sie endlich auch ihren biologischen Vater trifft, scheint Susa alle Antworten auf ihre Fragen beantworten zu können. Aber was ändert das an ihrem Leben? Was ändert es an ihr?

Susa ist eine unabhängige Frau, die bei Adoptiveltern aufgewachsen ist. Als sie mit ihrem Mann Henryk eine Familie gründet, verlangt es sie danach, ihre eigenen Wurzeln zu finden. Ihren Adoptiveltern gegenüber hat sie ein so schlechtes Gewissen, dass sie ihnen zuerst nichts darüber erzählt. Erst als Susa Jahre später feststellt, dass sich die Beziehung zu ihrer leiblichen Mutter Viola nicht vertieft, sondern sehr oberflächlich bleibt, kann sie ihren Eltern erzählen, dass sie ihre Mutter gesucht und gefunden hat.

Der Roman gleich eher einer Erzählung und oft gibt es nur kurze Passagen, in denen Ereignisse sehr emotionslos geschildert werden. Ein Ereignis springt schnell zum nächsten, sodass ich nur schwer eine Beziehung zu den Geschehnissen und Personen aufbauen konnte. Für mich bleiben die Figuren sehr oberflächlich und emotionslos. Obwohl aus der Sicht von Susa erzählt wird, hat mich sogar der Tod ihres Vaters nicht wirklich berühren können. Mir kam es so vor, als verschanzte sich Susa mit ihren Gefühlen nicht nur vor ihrer Familie, sondern auch vor dem Leser.

Der Schreibstil hat es mir von Anfang an sehr schwer gemacht, denn eine direkte Rede gab es nicht. Alle Gespräche wurden einfach erzählt, es gab keine Anführungszeichen und keinen Doppelpunkt. Ich musste mir selbst zusammenreimen, wer das jetzt gesagt haben könnte. Nur selten waren die gesprochenen Sätze auf den ersten Blick einzuordnen. Oft habe ich das Buch aus der Hand gelegt und obwohl es nur 287 Seiten hat, habe ich fast zwei Wochen daran gelesen. Das ist normalerweise maximal eine Seitenanzahl für zwei Tage.

Ich habe versucht mich zwischendurch daran zu erinnern, um was es bei diesem Buch geht. Nämlich darum, was Familie bedeutet. Ich bin sicher, dass jeder eine ganz eigen Definition von Familie hat. Für mich geht es in einer Familie darum sich zu unterstützen, wenn es nötig ist, aber auch sich ziehen zu lassen, sich nicht gegenseitig einzuschränken. Besuche sollten niemals Pflichtprogramm werden und man sollte die Zeit, die man mit einander verbringen kann genießen. Annette Mingels hat mich mit diesem Roman leider nicht packen können, weder durch den Plot, noch durch Emotionen. Bis zum Ende konnte ich zur Protagonistin keinerlei Beziehung aufbauen und konnte oft die Reaktionen von Susa nicht nachvollziehen. Hier fehlten mir einfach die gedanklichen und emotionalen Auseinandersetzungen.

Zitat
Wir sind uns wirklich ähnlich, der gleiche Menschentyp, das schmale längliche Gesicht, dem man die Müdigkeit schnell ansieht, die langen Glieder, die hellen Haare zur blassen Haut, die Anfälligkeit für Sonnenbrand und Magenverstimmungen aller Art, ... (Seite 64)

Fazit
Eine Erzählung, bei der der Leser emotional immer außen vor bleibt, und dass obwohl der Klappentext emotionale Auseinandersetzungen erwarten lässt. Von mir eine verhaltene Leseempfehlung.

Vielen Dank an das Bloggerportal und an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 29.12.2017

Eine wunderschöne Weihnachtsreise...

Der Weihnachtswald
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Klappentext
Wie jedes Jahr vor dem Weihnachtsfest macht sich die alleinstehende Anwältin Eva auf den Weg zu ihrer Großmutter Anna. Das stattliche Familienanwesen, umringt von einem Garten mit einem Wald ...

Klappentext
Wie jedes Jahr vor dem Weihnachtsfest macht sich die alleinstehende Anwältin Eva auf den Weg zu ihrer Großmutter Anna. Das stattliche Familienanwesen, umringt von einem Garten mit einem Wald aus Tannenbäumen, ruft viele Erinnerungen hervor. Hier wuchs Eva auf, nachdem ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen. Inzwischen möchte eine Investorengruppe die hoch verschuldete Immobilie übernehmen, was Eva mit allen Mitteln verhindern will.
Nach ihrer Ankunft trifft Eva nicht nur auf ihren Jugendfreund Philipp, sondern auch auf das Waisenmädchen Antonie, das von ihrer Oma eingeladen wurde. Während draußen ein Schneesturm tobt, verschwindet das Kind plötzlich spurlos. Auf der waghalsigen Suche nach Antonie landen Eva und Philipp in der Vergangenheit und müssen vor der Familie ihrer längst verstorbenen Urgroßeltern verbergen, woher sie kommen.

Einstieg ins Buch
"Kommt Kinder, beeilt euch. Gleich bekommen wir Besuch! Auf geht's!", trieb die junge Erzieherin Christel die zehn Kinder an, die mit leuchtenden Augen den weihnachtlich dekorierten Aufenthaltsraum betraten. ...

Meine Meinung
Eva verbringt Weihnachten jedes Jahr auf dem Familienanwesen ihrer Großmutter Anna. Auch dieses Jahr fährt Eva den langen Weg von Frankfurt hierher nach München und das, obwohl sie Weihnachten eigentlich gar nichts abgewinnen kann. Selbst die Geschenke für ihre Familie lässt sie von ihrer Sekretärin einkaufen, denn als erfolgreiche Anwältin hat Eva für solchen Schnick-Schnack überhaupt keine Zeit. Zusätzlich muss sie die Feiertage auch noch mit ihrem Freund aus Kindertagen - Philipp - verbringen. Und dann lädt Anna auch noch ein Waisenkind ein, um Weihnachten gemeinsam mit ihnen zu feiern. Eva ist kurz davor sofort wieder abzureisen. Kinder will sie zu Weihnachten schon gar nicht dabei haben. Mit ihnen kann sie einfach nichts anfangen. Nachdem sie zu dem kleinen Waisenkind Antonie ziemlich gemein gewesen ist, läuft die kleine raus in den Schnee und versteckt sich. Philipp und Eva gehen hinaus um sie zu suchen und werden dabei von einem schlimmen Unwetter überrascht, dass mehr verändert als sie ahnen.

"Der Weihnachtswald" hat mich auf eine einmalige Reise mitgenommen und mich sehr berührt. Die Geschichte startet ganz gemächlich und schon nach den ersten Seiten wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Gerade in der Vorweihnachtszeit fand ich dieses Buch sehr herzerwärmend, denn es beschäftigt sich mit der Frage, was an Weihnachten eigentlich wichtig ist. Es sind nicht die Geschenke, mit denen jeder versucht den anderen zu übertrumpfen. Es ist nicht das leckere Essen, auf das sich jeder freut aber irgendjemand stundenlang dafür in der Küche stehen muss. Es geht darum, sein Herz zu öffnen. Für die Menschen, die man liebt, aber auch für die Welt und ihre Unvollkommenheit. Anderen eine schöne Zeit zu bescheren, denen es vielleicht nicht so gut geht und seinen Egoismus einfach mal hinter sich zu lassen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll und absolut authentisch dargestellt. Am Anfang hielt ich Eva für eine gemeine, unfreundliche und kühle Person, die sich hinter ihrem Erfolg als Anwältin versteckt und jede Art von Menschlichkeit längst vergessen hat. Doch im Verlauf der Geschichte lernt der Leser auch andere Seiten von Eva kennen und versteht letztendlich sogar, warum sie so geworden ist, wie sie heute ist und dass sie früher einmal ganz anders gewesen ist. Auch der schlagfertige Philipp, der sich von Eva noch nie hat unterbuttern lassen, hat mir gut gefallen. In der Geschichte gibt es den ein oder anderen witzigen Schlagabtausch, der mich zum Lachen gebracht hat.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Sehr bildlich beschreibt Angelika Schwarzhuber die Landschaft, das Anwesen und auch die ganzen Interaktionen der Figuren. Ich fühlte mich mittendrin und als Teil der Geschichte. Das Cover zeigt das Anwesen der Familie im Winter und verbindet sich direkt mit der Geschichte, deswegen finde ich es wirklich gut gewählt. Der Titel passt ganz gut, denn tatsächlich geht es um einen sehr traditionellen kleinen Weihnachtswald.

Das Ende hat mich sehr berührt und es sind sogar ein paar Tränen geflossen. Insgesamt ist es ein Buch, dass seinen Leser zu unterhalten und zu fesseln weiß und ist eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte, die ich nächstes Jahr sicherlich wieder lesen werde.

Zitat
Doch immer wenn sie ihre Großmutter dann sah, war sie froh, hier zu sein, und es überkam sie eine Art innerer Frieden. (Seite 23)

Fazit
"Der Weihnachtswald" nimmt den Leser mit auf eine wunderbare Reise, auf der er erinnert wird, dass es an Weihnachten um mehr geht als um große Geschenke. Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Vielen Dank an blanvalet und das Bloggerportal für dieses schöne Rezensionsexemplar!