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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2018

Nichts für zarte Gemüter

Ich weiß, wo sie ist
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Vor zehn Jahren ist Autumn verschwunden. Die Eltern haben diesen schweren Schicksalsschlag sehr unterschiedlich verarbeitet. Francine, die Mutter, begann zu trinken. Will, der Vater, ist im Fernsehen aufgetreten ...

Vor zehn Jahren ist Autumn verschwunden. Die Eltern haben diesen schweren Schicksalsschlag sehr unterschiedlich verarbeitet. Francine, die Mutter, begann zu trinken. Will, der Vater, ist im Fernsehen aufgetreten und als Autor bekannt und erfolgreich geworden. Ihre Ehe überstand diese harte Prüfung nicht, der Ehemann hat mittlerweile eine neue Ehefrau, die gerade ein Kind erwartet. Und genau zu diesem Zeitpunkt bekommt Francine einen Zettel zugesteckt, auf dem steht „Ich weiß wo sie ist“. Nun setzt Francine alles daran, ihre Tochter aufzuspüren. Zuerst trifft sie auf Lena, das Mädchen, das den Zettel geschrieben hat. Nur Lena erzählt so wirre Geschichten, daß sie nicht einschätzen kann, ob diese der Wahrheit entsprechen oder Lügen sind. Andererseits weiß Lena sehr viele Details über Autumn zu berichten, so daß Francine zu hoffen beginnt, ihre Tochter nach so vielen Jahren doch noch lebend zu finden. Leider kann sie ihren Ex-Mann Will mit diesem Wissen nicht davon überzeugen, die gemeinsame Suche nach Autumn wieder aufzunehmen. In einem zweiten Handlungsteil erfährt der Leser die brutalen Erlebnisse der gefangenen Mädchen.


Der Autor hat auf jeden Fall ein spannendes, temporeiches Debüt abgeliefert. Der Schreibstil ist einfach und lässt sich flüssig lesen. In die Rolle der verzweifelten und kämpferischen Mutter konnte man sich als Leser gut hineinversetzen. Sie geht bis zum Äußersten, um ihre Tochter wieder zu finden. Für den Vater war das Thema Autumn abgeschlossen, er hat ein neues Leben und für Francine ist das schwer zu akzeptieren. Die Suche nach Autumn wurde sehr realistisch und packend beschrieben. Mir persönlich war Francine auf der einen Seite etwas zu naiv und auf der anderen etwas zuviel hero. Die Geschichte der Mädchen mit den grausamen Schilderungen ist allerdings nur etwas für hart gesottene Leser. Der Showdown und das Finale war für mich typisch amerikanisch.

Eine Story, die vor allem Lesern gefallen wird, die einen richtigen Thriller lesen möchten. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven. Am Ende sei noch erwähnt, daß das Cover absolut passend zu der Geschichte gewählt wurde!

Veröffentlicht am 30.11.2018

Mehr als nur ein Krimi

Die Frau mit den grünen Augen
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Ich bin begeisterte Krimileserin und lese auch sehr gerne über fremde Kulturen, deshalb habe ich mir dieses Buch ausgewählt, denn laut Klappentext entsprach es genau meinen Vorstellungen. Allerdings muß ...

Ich bin begeisterte Krimileserin und lese auch sehr gerne über fremde Kulturen, deshalb habe ich mir dieses Buch ausgewählt, denn laut Klappentext entsprach es genau meinen Vorstellungen. Allerdings muß ich im Nachhinein sagen, es war sehr ehrgeizig, als Neueinsteiger mit Band 9 dieses tibetischen Krimis zu beginnen.

Ausgangspunkt ist, daß Shan Tao Yun früher Ermittler in Peking war und jetzt als Wachtmeister in Yengtse tätig ist. Sein Sohn Ko ist im Zwangsarbeitslager und er darf ihn nur ganz selten sehen. Oberst Tan scheint hier mehr als nur ein Vorgesetzter zu sein. Shan findet neben einer Nonne in einem alten Grab einen vergoldeten Lama und auf der einen Seite von ihm die Leiche eines Soldaten, der schon viele Jahre dort liegt und auf der anderen Seite einen Amerikaner, der erst vor kurzem verstorben bzw. ermordet wurde. Und Shan macht es sich zur Aufgabe, die Identität der Toten und ihre Geschichte aufzudecken.

Der Autor schreibt in einem gut zu lesenden Schreibstil. Als Leser merkt man, daß Eliot Pattison weiß wovon er schreibt, wenn er über das Land, die Kultur, die Geschichte und die Bewohner berichtet. Er erläutert in dem Buch aber sehr viel mehr als nur eine einfache Krimihandlung, der Leser lernt bzw. frischt sein Wissen durch sehr viel Geschichte Tibets auf, insbesondere natürlich im Zusammenhang mit China. Vor allem beschreibt er auch das Verhältnis zwischen den Menschen, d. h. den Chinesen zu den Tibetern. Für mich war es mehr dieses Drumherum, das das Buch ausmachte und nicht so sehr die Krimihandlung. Auf jeden Fall ist es ein lesenswertes Buch. Es war für mich als Neueinsteiger nicht immer einfach und ich hätte mir auch etwas mehr Spannung gewünscht.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Eine Gewissensfrage

Die Polizisten
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Schauplatz – Frankreich, Paris
Die Polizistin Virginie und ihre beiden Kollegen Aristide und Hervé erhalten den Einsatzauftrag, einen Personentransport zum Flughafen zu begleiten. Asomidin Tolirov soll ...

Schauplatz – Frankreich, Paris
Die Polizistin Virginie und ihre beiden Kollegen Aristide und Hervé erhalten den Einsatzauftrag, einen Personentransport zum Flughafen zu begleiten. Asomidin Tolirov soll via Istanbul in seine Heimat Tadschikistan abgeschoben werden. Aus Unterlagen geht hervor, daß er im Falle einer Rückkehr in sein Heimatland umgebracht wird. Das stürzt Virginie und ihre Kollegen in einen Gewissenskonflikt.

Der Autor hat ferner einen Strang um das Privatleben der Polizistin Virginie eingewoben. Sie ist durch eine außereheliche Affäre mit einem Kollegen schwanger geworden. Der Kollege möchte das Kind behalten, Virginie möchte abtreiben. Aber da ist auch noch der nichts ahnende Ehemann.

Dieses Büchlein umfasst nur knapp 200 Seiten. Wie der Autor zur Idee für dieses Buch kam, indem er eine Rückführung in den Mittelpunkt stellt, erläutert er in der Danksagung, ebenso kann man über seine intensive Recherchearbeit nachlesen. Das Thema ist derzeit sehr aktuell und könnte durchaus realistisch sein.

Hugo Boris hat die Geschichte in einer schnörkellosen Sprache spannend geschrieben. Er beleuchtet das Thema Abschiebung aus einer anderen Perspektive als wir es zur Zeit aus den Medien kennen. Denn wir wissen nicht, was und wie denkt bzw. fühlt der ausführende Beamte, der einen solchen Auftrag erhält? Wie ist es, wenn ein Beamter eine Order erhält und er die Durchführung vor seinem Gewissen nicht verantworten kann? Wird er sie trotzdem ausführen oder wie löst er die Situation?

Es gibt nur eine Handvoll Figuren, die mehr oder weniger oberflächlich beleuchtet werden und für mich distanziert wirkten. Nahe gekommen bzw. sympathisch wurde mir keine Person, was aber in diesem Fall keine Rolle spielte. Auch ihre Vorgehensweise und ihre Handlungen erschienen mir unrealistisch, spontan und konstruiert.

Der Autor lässt viele Fragen offen und aus diesem Grunde eignet sich das Buch sehr gut für eine ausgiebige Diskussion und jeder einzelne Leser kann sich seine eigenen Gedanken darüber machen, wie er handeln würde. Derzeit ist eine Verfilmung in Vorbereitung.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Die spannende Suche nach der Wahrheit

Im Licht der Erinnerung
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Schauplatz Südfrankreich

Am Strand von Le Grau-du-Roi werden zwei angeschossene Jugendliche gefunden und nicht weit entfernt von ihnen eine bewußtlose junge Frau, die am Kopf verletzt ist, eine Waffe ...

Schauplatz Südfrankreich

Am Strand von Le Grau-du-Roi werden zwei angeschossene Jugendliche gefunden und nicht weit entfernt von ihnen eine bewußtlose junge Frau, die am Kopf verletzt ist, eine Waffe hält und Schmauchspuren an den Händen hat. Leider hat sie an die Geschehnisse keinerlei Erinnerung und diese stellt sich auch nach einem längeren Krankenhausaufenthalt nicht wieder ein. Die Polizei sieht nur eine Möglichkeit, sie bekommt undercover den Kollegen Cedric als ihren Ehemann zur Seite gestellt und die beiden sollen in einem Ferienhaus zusammen Urlaub machen. Das Haus wurde verwanzt und die Behörden hoffen, daß sich die Amnesie auflöst und sich Madame X wieder erinnert. Doch so ganz glatt geht das nicht vor sich, denn im Laufe der Zeit knistert es zwischen den beiden und das war so nicht einkalkuliert.

Der zweite Strang ist vier Wochen vorher angesiedelt. Danielle, eine junge Kinderärztin will ihrer dementkranken Mutter helfen und eine Niere spenden. Mit ihrem Vater gibt es darüber große Diskussionen, da er andere Wege beschreiten möchte und Danielle muß durch diese Ereignisse einiges Unglaubliche aus ihrer Kindheit erfahren und verarbeiten.

Diese beiden Stränge wechseln sich ständig ab, das hält die Spannung auf einem hohen Niveau und oberflächlich betrachtet, kann man sich nicht vorstellen, wie diese beiden Stränge irgendwann zusammengehen sollen. Aber es geht und wie!

Ich lese die Autorin sehr gerne, denn sie hat einen Schreibstil, der fesselt und ihre Krimis sind für mich wahre Pageturner. Durch diese beiden Stränge kam ich in einen regelrechten Lesesog – schnell noch ein Kapitel und noch eines etc. und so bin ich in zwei Nachmittagen durch das Buch geflogen. Silke Ziegler beschreibt Südfrankreich so bildhaft, man fühlt sich von der Atmosphäre der Provence gefangen und ist mittendrin am Strand, im Ferienhaus und in der Story. Die beiden Hauptfiguren werden sehr genau beschrieben, als Leser weiß man stets, daß irgendetwas mit ihnen nicht stimmen kann und ich habe beim Lesen und Mitfiebern diverse Theorien entwickelt. Manche Handlungen bzw. Zusammenhänge konnte ich zwar ahnen, aber das Ende war eine echte Überraschung.

Von mir eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.11.2018

Wahrheit und Fiktion - ein Experiment

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, aber der Klappentext klang für mich so interessant, daß ich dieses 800-Seiten-Werk unbedingt lesen wollte. Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, ...

Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, aber der Klappentext klang für mich so interessant, daß ich dieses 800-Seiten-Werk unbedingt lesen wollte. Die Geschichte zeichnet sich dadurch aus, daß der Autor die historischen Vorkommnisse mit fiktiven Fakten ausgestaltet hat. Und ich gestehe offen, auf den ersten 50 Seiten konnte ich nicht gleich eintauchen in die Story, es dauerte einige Zeit bis es mich gepackt hat. Bewegend und schwierig zu lesen war für mich beispielsweise das Auftauchen von Anne Frank und den Geschwistern Scholl. Da Andreas Eschbach eine alte Schreibweise gewählt hat, wurde dem Leser immer wieder klar vor Augen geführt, daß wir uns nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit befinden. Erwähnenswert finde ich, daß die Abschaffung des Bargeldes schon stattgefunden hatte.

Es beginnt in Weimar 1942. Hauptfiguren sind die Programmstrickerin Helene Bodenkamp und ihr Chef, der Analyst Eugen Lettke, die im NSA arbeiten - für mich GUT und BÖSE. Helene macht im Laufe der Zeit eine beachtliche Entwicklung durch. Von der naiven Programmiererin wird sie zur Geliebten eines Deserteurs, kämpft für ihre Liebe und versucht ihn zu retten. Eugen Lettke hingegen war mir bereits von Anfang an wegen seiner absolute Treue zum System und seines Rachefeldzuges unsympathisch und das hat sich auch bis zum Ende nicht geändert.

Ein Roman, der seine Leser zum Nachdenken und zur Frage aufrütteln sollte – Was gebe ich von mir im großen www. preis? Vor allem was weiß das www. ohnehin schon von uns aufgrund unserer Kartenzahlungen, Buchungen, Bewertungen – abgesehen von Facebook, Instagram & Co.

Ein Buch und Experiment, das mir bestimmt noch länger im Gedächtnis bleiben wird.