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Veröffentlicht am 01.04.2022

Harte Probe

Gretas Erbe
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Grete, 16 Jahre, wächst als Ziehkind bei der Winzerfamilie Hellert auf. Von ihrer Mutter, die bei ihrer Geburt gestorben ist, hat sie nur Foto, ihren Vater kennt sie nicht. Sie arbeitet gerne in den Weinbergen, ...

Grete, 16 Jahre, wächst als Ziehkind bei der Winzerfamilie Hellert auf. Von ihrer Mutter, die bei ihrer Geburt gestorben ist, hat sie nur Foto, ihren Vater kennt sie nicht. Sie arbeitet gerne in den Weinbergen, hat aber ein großes Ziel, Lehrerin zu werden. Doch damit stößt sie bei ihren Zieheltern nur auf Ablehnung. Einzig mit Robert, einem Hellert-Sohn, versteht sie sich und er versteht ihren Wunsch. Kurze Zeit kann sie auch auf eine höhere Schule gehen, doch der alte Hellert kann das sehr schnell unterbinden. Sie lernt nun in seinen Betrieb das Winzergeschäft. Als dann auch noch die Liebe zu Robert entflammt, wird ihr Leben dadurch nicht einfacher. Aber auch die wird auf eine große Probe gestellt, als er als Musiker nach Amerika geht. Hin- und hergerissen von ihren Gefühlen, verändert ein Schreiben eines Notars ihr Leben grundsätzlich. Leidenschaftlich geschriebener Roman über ein pflichtbewusstes Mädchen, welches beharrlich versucht, ihren selbstgewählten Weg zu gehen. Trotz aller Schwierigkeiten gibt sie nie auf. Das Finale ist allerdings ein Hammerschlag und bereitet den Weg für eine Fortsetzungsgeschichte, welche um nichts spannender werden wird. Hoffen wir zumindest

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Tell - ganz anders

Tell
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Tell neu in einer modernen Form erzählt. Als ich das erste Mal davon erfuhr, war ich recht skeptisch, allerdings auch ziemlich neugierig. Und ich muss gestehen, die Neugierde hat sich gelohnt. Joachim ...

Tell neu in einer modernen Form erzählt. Als ich das erste Mal davon erfuhr, war ich recht skeptisch, allerdings auch ziemlich neugierig. Und ich muss gestehen, die Neugierde hat sich gelohnt. Joachim B. Schmidt ist es gelungen die Geschichte "Tell" in ein neues Format zu pressen. Wir erleben einen anderen Tell, nicht den Schweizer Volkshelden, sondern einen schweigsamen, eigenbrötlerischen Bergbauern, welcher mit seiner Umwelt nicht viel anzufangen weis, sich lieber in den Bergen aufhält und auf Jagd geht. Auch zu seiner Familie hat er kein besonders gutes Verhältnis. Doch plötzlich ändert sich alles in seinem Leben. Zuerst der Tod seiner Mutter, mit verursacht durch die Schergen der Habsburger. Dann der Zwang zum Apfelschuss durch Gessler und seine Verhaftung, die Flucht durch den See und die Rache an Gessler und Harras. Dies alles wird uns in kurzen Episoden durch die handelnden Personen übermittelt. So tauchen wir in unterschiedlichen Zugängen in das Geschehen ein und erleben es hautnah mit. Hinreißend und temporeich geschrieben, nie kommt Langeweile auf, man erlebt und leidet mit. Selten wurde Geschichte so lebendig übermittelt, man wird von der Handlung regelrecht gefangen genommen und man steht beim Lesen selbst irgendwie mittendrin. Ein gelungenes Werk, welches man erst aus der Hand legt, wenn man es zu Ende gelesen hat.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Keine einfachen Wege

Manifesto – Warum ich niemals aufgebe
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Bernardine Evaristo erzählt von ihrer Jugend als „Farbige“. Ihre Mutter, Engländerin, ihr Vater aus Nigeria. Für die damalige Zeit ein Unding. Sie lernt sehr bald die Nachteile einer Mischehe in England ...

Bernardine Evaristo erzählt von ihrer Jugend als „Farbige“. Ihre Mutter, Engländerin, ihr Vater aus Nigeria. Für die damalige Zeit ein Unding. Sie lernt sehr bald die Nachteile einer Mischehe in England kennen. Aber ihren Eltern war das egal. Sie brachten Bernardine und ihre sieben Geschwister durch, sie engagierten sich auch gewerkschaftlich für die Unterdrückten. Mit Achtzehn zog sie mit ihrem Freund in ein eigenes Zimmer, erkannte aber bald, dass sie mehr auf Frauen stand. Sie spielte Theater und hielt sich mit Arbeitslosenunterstützung über Wasser und wechselte oft die Wohnung. Dann konzentrierte sie sich aufs Schreiben. Sie machte sich selbstständig und hielt sich mehr recht als schlecht über Wasser. Sie war sich aber ihrer sexuellen Neigung nicht sicher und schwankte zwischen Männern und Frauen. Eine ältere Geliebte war fast der Untergang für sie. Bernardine gab aber nie auf. Sie hatte ein Ziel vor Augen, welches sie unermüdlich verfolgte. Selbst zu schreiben, Theater zu spielen und für die „Farbigen“ zu kämpfen. Das ist ihr schlussendlich auch gelungen. Sie hat ihre Anerkennung gefunden, Preise gewonnen und vielen farbigen Autorinnen und Autoren geholfen. Ein interessantes Buch, nicht so leicht zu lesen, aber doch aufschlussreich. Zeigt es doch, was man mit einem eisernen Willen durchsetzen kann, wenn man ein Ziel vor Augen hat und dieses unbedingt erreichen will. Und das Alles in einem nicht einfachen Umfeld. Von dem Mut und dem Beharrungsvermögen dieser Frau kann man nur mit Hochachtung sprechen. Einzigartiger Lebensweg.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Mörderisch spannend

Braves Kind (Thriller)
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Ein verstörendes Video mit einem toten Mädchen und einer Puppe. Dann plötzlich hochrangige Tote, übel zugerichtet. Kommissarin Sina Claasen und ihr Kollege Eric Bartels sehen sich einem komplizierten ...

Ein verstörendes Video mit einem toten Mädchen und einer Puppe. Dann plötzlich hochrangige Tote, übel zugerichtet. Kommissarin Sina Claasen und ihr Kollege Eric Bartels sehen sich einem komplizierten Fall gegenüber. Nach und nach kommen sie verschwundenen und wieder aufgetauchten jungen Mädchen auf die Spur. Es dürfte sich um einen Pädophilen-Ring handeln. Dessen Mitglieder scheinen in den höchsten Gremien Einfluss zu haben. Irgendwer will die missbrauchten Mädchen rächen und übt grausame körperliche Rache. Als wäre das nicht genug, wird auch Sinas Schwester in dubiose Verhältnisse hingezogen und ihr Leben steht ebenfalls auf dem Spiel. Die beiden Ermittler müssen anscheinend auch gegen Maulwürfe in den eigenen Reihen kämpfen. Und auch Sinas Leben und das ihrer Familie scheint bedroht. Dem Autor ist es gelungen, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Beim furiosen Finale ist ihm aber anscheinend seine Begeisterung durchgegangen. Was er da alles hineingepackt hat, ist schon etwas unwahrscheinlich. Aber trotzdem, ein lesenswerter Krimi, welcher einem Selbst nicht kalt lässt.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Zwischen Ost und West

Ein Präsident verschwindet
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Es ist schon interessant, wie man Geschichte und Fiktion in einem Buch vereinen kann. Ralf Langroth gelingt es auch in seinem zweiten Buch nach "Die Akte Adenauer" ein Stück Zeitgeschichte in einem spannenden ...

Es ist schon interessant, wie man Geschichte und Fiktion in einem Buch vereinen kann. Ralf Langroth gelingt es auch in seinem zweiten Buch nach "Die Akte Adenauer" ein Stück Zeitgeschichte in einem spannenden Roman der geneigten Leserschaft nahezubringen. Gekonnt schildert er die Umstände dieser Zeit, wo Adenauer versucht, Deutschland wieder zu stabilisieren. Das er dabei auch auf ehemalige Nazigrößen zurückgreifen muss, erschwert seine Aufgabe. Als sich dann noch der Verfassungsschutzpräsident in den Osten absetzt (oder dorthin entführt wurde), scheint die Situation zu eskalieren. Adenauer beauftragt Philipp Gerber mit den Ermittlungen. Dieser ist in keiner leichten Situation, da seine Freundin Eva Herden ebenfalls in diese Geschichte verwickelt ist und er selbst nicht ihre Rolle kennt. Je mehr er sich in diesen Fall hineinkniet, umso unklarer, aber auch gefährlicher wird die Sache für ihn. Super Geschichte, meisterhaft geschrieben, tiefer Einblick in die politische Welt von 1954. Wem kann man trauen, auf wem ist Verlass. Auch die immer noch tief vorhandenen Verwicklungen der USA werden nicht außer Acht gelassen und behandelt. Ein Buch, welches ein Stück Vergangenheit ins rechte Licht rückt.

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