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Veröffentlicht am 13.04.2024

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Diese eine Entscheidung
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Das ist ihr täglich Brot. Alma ist Untersuchungsrichterin und arbeitet in einer speziellen Abteilung für Terrorismusbekämpfung in Paris. Ihr Beruf bedeutet ihr sehr viel. So sehr, dass ihre Ehe mit Ezra ...

Das ist ihr täglich Brot. Alma ist Untersuchungsrichterin und arbeitet in einer speziellen Abteilung für Terrorismusbekämpfung in Paris. Ihr Beruf bedeutet ihr sehr viel. So sehr, dass ihre Ehe mit Ezra scheitert, sie sich auf eine Affäre ausgerechnet mit dem Rechtsanwalt einlässt, welcher einen Terrorverdächtigen verteidigt. Doch es ist die große Liebe.
"Diese eine Entscheidung" von Karine Tuil aus dem Französischen übersetzt v. Maja Ueberle-Pfaff @buechergilde behandelt auf packende Weise ein aktuelles und auch komplexes Thema. Lässt sich wirklich einschätzen, ob eine dem Terrorismus verdächtige Person tatsächlich eine Gefahr für die Bevölkerung darstellt? Es ist sehr schwierig. Und Alma entscheidet sich nach reiflicher Überlegung für die Freilassung des Verdächtigen unter Auflagen. Doch alsbald wird sie mit den Konsequenzen für ebendiese eine Entscheidung schmerzvoll konfrontiert.
Obwohl sehr spannend und ergreifend fand ich den Roman doch etwas einseitig, ging es in der Handlung schwerpunktmäßig um Dschihadismus. Meines Erachtens gibt es aber nicht nur diese Form oder Motivation zum Terrorismus, dieser kann aus jeder Religion, jeder politischen Gesinnung erwachsen. Ich persönlich lehne Terror in all diesen Arten ab. Und zugleich ist nicht jeder muslimische Mensch automatisch Dschihadist. Daher finde ich es wichtig, diesen Roman mit einer gewissen Differenzierung zu lesen.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Vom Festhalten & Loslassen

Bis wir Wald werden
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Nanush ist um die 30 und lebt mit ihrer Urgroßmutter Babulja in einem Hochhaus. Nachdem die beiden Sibirien verlassen mussten und nach Deutschland kamen ist eben dieses Haus ihr Lebensmittelpunkt. Hier ...

Nanush ist um die 30 und lebt mit ihrer Urgroßmutter Babulja in einem Hochhaus. Nachdem die beiden Sibirien verlassen mussten und nach Deutschland kamen ist eben dieses Haus ihr Lebensmittelpunkt. Hier leben nicht nur, aber auch viele andere Menschen, welche als Spätaussiedlerinnen unter Altkanzler Helmut Kohl nach Deutschland geholt wurden. Obwohl weit weg, liegt in der Geschichte um die beiden Frauen eine diffuse Sehnsucht nach Sibirien. Immer wieder klopfen Erinnerungen an die damalige Vertreibung bei Babulja an, welche sie jedoch bis fast an ihr Lebensende immer wieder beiseite schiebt, auch wenn die Urenkelin von klein auf immer wieder nachfragt. Während Babulja zunehmend in ihrer ganz eigenen Welt aus einem baumartigen Hochhaus, dem angrenzenden Wald, den Tieren Bär, Fuchs und Reh lebt, geht Nanush täglich arbeiten im örtlichen Real an der Kasse. Ist sie glücklich? Vielleicht ja. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen ist liebevoll, zärtlich und innig. Sie halten aneinander fest. Doch bald ist es an der Zeit, dass sie einander loslassen müssen.
Birgit Mattausch @frauauge erzählt in ihrem Roman "Bis wir Wald werden" auf fast schon märchenhafte Weise von einer bunten Hausgemeinschaft. Sie alle sind sehr verschieden, doch eint sie die Vertreibung. In Sibirien wurden sie Faschisten geschimpft und hier manchmal abfällig als Russen. Und führen ein Leben dazwischen. Schön bei der Autorinnen-Lesung im vergangenen November im Literarischen Zentrum Braunschweig hat mich die Geschichte in dem Roman berührt und fasziniert. Und auch in mir hat es Erinnerungen geweckt an die Kinder und Jugendlichen in meinem Heimatdorf, welche wie hier im Buch aus Spätaussiedler
innen-Familien stammen. Ich habe diese als herzliche und freundliche Menschen in Erinnerung. Wenn ich nach der Schule dort zu Gast war, gab es in den Küchen der Familien immer reichlich zu essen, es war sehr lebhaft und familiär. Vorurteile gegenüber diesen Menschen sind für mich bis heute nicht nachvollziehbar, da ich bisher nur positives erlebt habe.
Der Roman ist auf jeden Fall äußerst lesenswert. Und mit seinen knapp 177 Seiten schnell verschlungen.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Die geheimnisvolle Kirchen von Müstair

Vier Tage im März
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Von ebendieser wird Eva schnell gefesselt. Eigentlich wollte sie schnell von einem Auftrag nach Hause fahren, das Wetter macht ihr die Weiterfahrt auf dem Pass in der Schweiz jedoch unmöglich. Constanze ...

Von ebendieser wird Eva schnell gefesselt. Eigentlich wollte sie schnell von einem Auftrag nach Hause fahren, das Wetter macht ihr die Weiterfahrt auf dem Pass in der Schweiz jedoch unmöglich. Constanze Hotz lässt mich an der Seite Evas vier spannende Märztage in dem verschlafenen, aber auch geheimnisvollen Müstair erleben. Während in der örtlichen Klosterkirche eine männliche Leiche gefunden wird, lernt Eva den faszinierenden Archäologen Urs kennen. Dieser bringt ihr die Geheimnisse der Kirche näher, geht dabei in der Bibelgeschichte bis in das neue Testament zurück. Und dann begegnet Eva einer faszinierenden und ihr unbekannten Frau, von der sie sich auf sehr seltsame Art angezogen fühlt. "Vier Tage im März" @8gradverlag ist ein von Mysterien getragener Krimi. Die Erzählart ist spielerisch, malerisch und lässt das Geschehen vor meinem inneren Auge lebendig werden. Die archaisch anmutende Kulisse in einem abgelegenen schweizer Ort gibt der Geschichte den letzten Pfiff. Die Charaktere sind alle einzigartig, von der neugierigen Eva, über den cholerischen Ermittler Koller und der mysteriösen Philomena. Obwohl das Büchlein mich erst ab der Mitte richtig gepackt hat kann ich es euch trotzdem von Herzen empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Weil das Leben endlich ist

BYE
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"bye" von @laura.letschert & @julia.felicitas.allmann @palomaa_publishing hat mich definitiv überrascht. Nicht mit dem Erscheinen des Buches, sondern vielmehr mit seinem Inhalt. Denn ursprünglich hatte ...

"bye" von @laura.letschert & @julia.felicitas.allmann @palomaa_publishing hat mich definitiv überrascht. Nicht mit dem Erscheinen des Buches, sondern vielmehr mit seinem Inhalt. Denn ursprünglich hatte ich hier einen Ratgeber zur Trauerbewältigung erwartet. Aber es steckt sooo viel mehr drin! Die beiden Autorinnen haben mit 15 verschiedenen Menschen über Tod, Abschied und dem was bleibt gesprochen. Viele Geschichten haben mich sehr unterschiedlich abgeholt. Mit einer könnte ich gar nicht warm werden, einige waren echt heftig und wieder andere inspirierend. Es sind Geschichten, wie eine erneute Krebserkrankung dazu führt, das berufliche Leben umzukrempeln. Was es bedeutet, wenn das geliebt Kind nicht Mal die Grundschule beendet, weil es an einer schweren Krankheit sterben wird. Aber auch, wie ein Mann im besten Alter an einer todbringenden Diagnose die kleinen Dinge im Leben zu wertschätzen lernt. Dennoch sollten Menschen mit sensiblem Gemüt sich die Lektüre sehr gut überlegen, denn hier geht es auch um Suizidgedanken, Depression und weitere schwere Krankheiten. Trotzdem hat sich die Lektüre für mich sehr gelohnt und ich nehme vieles daraus mit. Ich fühle mich weiter darin bestärkt im "Jetzt" zu leben, Gefühle aller Art zulassen zu dürfen und mich an neues zu wagen. Das Leben ist endlich und das ist mir nun noch einmal bewusst geworden. Der Tod gehört auch dazu. Und ich finde es schade, dass es in meinem Umfeld so wenige Menschen gibt, mit denen ich offen darüber reden kann. All diesen Menschen und auch euch kann ich daher dieses wunderbare Buch nur ans Herz legen, es ist ein wahrhaftiger Türöffner.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Leidenschaftlicher Einsatz gegen Faschismus und für Arbeiter*innenrechte

Berliner Kommunistische Jugend
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"Berliner kommunistische Jugend" von Olga Benario (aus dem Russischen übersetzt v. Kristine Listau) @verbrecherverlag kommt als kleines und kompaktes Hardcover-Büchlein daher. Es ist vollgepackt mit Einblicken ...

"Berliner kommunistische Jugend" von Olga Benario (aus dem Russischen übersetzt v. Kristine Listau) @verbrecherverlag kommt als kleines und kompaktes Hardcover-Büchlein daher. Es ist vollgepackt mit Einblicken in die Aktivitäten der Kommunistischen Jugend Berlins noch vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland. Es liest sich ein bisschen wie ein Tagebuch oder Bericht. Die Abschnitte sind kurze Happen und obwohl das darin geschilderte Geschehen bereits etwas 100 Jahre zurück liegt, erinnert mich viel an unsere Gegenwart: das Erstarken neuer Rechtspopulisten, die zunehmende Spaltung in unserer Gesellschaft und die Ausbeutung der Arbeiter*innenschaft. Gleichzeitig sehe ich in den Berichten Bernarios aber auch einen Schulterschluss junger Menschen, welche für eine gerechtere Zukunft einstehen. Ein wunderbares Buch, welches ich hier empfehlen möchte, denn es ist einfach inspirierend, wie die Berliner kommunistische Jugend damals für ihre Überzeugungen einstand.

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