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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2017

In voller Fahrt durchs Buch gekurvt

Auf dem Totenberg
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Hauptkommissar Max Leitner, mit Magenschmerzen geplagt, und sein Assistent Tobias Heuward, der seine Unerfahrenheit mit vorlautem Auftreten wettmacht, treten auf der Stelle: Der Fund einer zerstückelten ...


Hauptkommissar Max Leitner, mit Magenschmerzen geplagt, und sein Assistent Tobias Heuward, der seine Unerfahrenheit mit vorlautem Auftreten wettmacht, treten auf der Stelle: Der Fund einer zerstückelten Leiche, die schon seit vielen Jahren im Wald liegt, gibt schier unlösbare Rätsel auf. Schließlich sollen die Ermittlungen eingestellt werden. Aber Max Leitner gibt nicht auf. Im Gegenteil, er verbeißt sich immer mehr in den Fall und verfolgt akribisch mögliche Spuren für seine zunehmend konkreter werdende Idee des Tathergangs…

Der Autor spielt gekonnt mit zwei Handlungssträngen, die 12 Jahre auseinander liegen und scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Beiden gemeinsam ist eine ständig wachsende Spannung, vom Prolog beginnend bis zum fulminanten Ende. Mit großer Raffinesse entwickeln sich die zwei Erzählstränge aufeinander zu bis zum schlüssigen Ende. Es wird mit großer Geschwindigkeit erzählt, und als Leser hat man das Gefühl, in hohem Tempo durch die Handlungskurven zu rasen, laufend zwischen den Zeiten und den Protagonisten die Spur zu wechseln, ohne anhalten zu können, um schließlich aus voller Fahrt heraus ans Ziel zu gelangen.

Was für ein umwerfendes Debüt!
Ein Autor, der Orgel und Klavier spielt. Man darf also davon ausgehen, dass es sich um einen feinsinnigen, musischen Menschen handelt. Die Hände, die sensibel Musik hervorrufen, halten nun also auch die Feder, aus der so viel böses, blutiges, dramatisches, grausames und intelligentes Geschehen hervorquillt – wie ist das möglich? Und wie ist es möglich, dass dieses Erstlingswerk so routiniert daherkommt, als wäre es eines von vielen vorausgegangenen Veröffentlichungen? Aber lesen Sie selbst!!!

Veröffentlicht am 27.12.2017

Vielfalt in Buchform

Die flinken Füchse
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Was für eine Fülle zwischen zwei Buchdeckeln!
Es geht um eine Mädchenbande mit ganz klaren Bandenregeln und einem ganz geheimen Bandenquartier. Die Mitglieder sind 6 Mädchen, mit ganz unterschiedlichen ...


Was für eine Fülle zwischen zwei Buchdeckeln!
Es geht um eine Mädchenbande mit ganz klaren Bandenregeln und einem ganz geheimen Bandenquartier. Die Mitglieder sind 6 Mädchen, mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Dazugehörig außerdem ein süßes Katzenkind namens Igor. Die Flinken Füchse, wie sie sich nennen, erleben so allerlei, bis hin zu einer sehr spannenden, aufregenden Suche nach drei plötzlich verschwundenen Kindern.
Doch das ist bei Weitem nicht alles! Das überaus liebevoll und aufwändig gestaltete Buch mit einer Fülle von herrlichen mehrfarbigen Zeichnungen bietet noch viel, viel mehr, nämlich Anregungen und Beschäftigung für viele Stunden. Da gibt es zum Beispiel ein Rezept zum Backen von Flinke-Füchse-Muffins. Oder die einfache Anleitung zum Stricken eines Fuchsschals. Oder ein Alphabet zum Erlernen einer Geheimschrift. Und ein Flinke-Füchse-Hit, in Noten gesetzt. Sachliche Erklärungen sind ebenso zu finden wie Witze. Neben dem reichen Inhalt besticht die Darstellung der einzelnen Bandenmitglieder. Ihre Stärken und Schwächen, aber auch ihr unterschiedlicher Familienhintergrund wird mit großer Toleranz erzählt. Unbedingter Zusammenhalt ist eine der nicht zu brechenden Bandenregeln, und so gelingt es auch, Meinungsverschiedenheiten in konstruktiver Weise zu lösen.
Fazit: Rundum empfehlenswert!

Veröffentlicht am 27.12.2017

Ein mutiges und wichtiges Buch

Gesundheit!
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Die Autorin ist approbierte Ärztin. Homöopathie und TCM hatte sie zusätzlich erlernt und angewandt. Insofern ist sie einzuschätzen als Kennerin der herkömmlichen bzw. modernen Medizin ebenso wie einiger ...


Die Autorin ist approbierte Ärztin. Homöopathie und TCM hatte sie zusätzlich erlernt und angewandt. Insofern ist sie einzuschätzen als Kennerin der herkömmlichen bzw. modernen Medizin ebenso wie einiger Alternativverfahren. Und genau das macht die Gewichtigkeit des vorliegenden Buches aus, denn die Autorin weiß sehr genau, wovon sie spricht. Sie führt keinen Glaubenskrieg, sondern mit kritischem Verstand und hoher Kompetenz geht sie das mit so viel Glauben, Irrglauben, Heilsversprechen oder Vorurteilen besetzte Thema an: unser Gesundheitssystem im weitesten Sinn.
Das Buch ist eine geschickte, verständliche und immens wichtige Aufklärung für den interessierten Leser, denn erst ein möglichst umfassend informierter Patient ist in der Lage, ernst gemeinte Selbstverantwortung zu übernehmen. Er wird durch das Buch in die Lage versetzt, Glaubenssätze von belegten Erkenntnissen zu unterscheiden und aufgrund dieser Erkenntnisse seine Entscheidungen zu treffen. In vielen verschiedenen Facetten beleuchtet die Autorin unser Gesundheitssystem. Finanzielle und politische Aspekte, wissenschaftliche Forschung, Krankenkassen bzw. Solidarsystem sind nur einige der vielen Begriffe, denen die Autorin sich zuwendet. Besonderes Augenmerk richtet sie auf die sogenannte Alternativmedizin und betrachtet eine Reihe der wissenschaftlich nicht belegten Methoden in Ausführlichkeit und – wie überhaupt – im gesamten Buch – unter Hinzuziehung einer Fülle von entsprechender Literatur. Wer dieses Buch sorgsam liest, erkennt sehr genau, was in unserem derzeitigen Gesundheitssystem und in Wissenschaft und Forschung Großartiges geleistet wird, aber auch, worin ein essentieller Mangel besteht und wie die Alternativmedizin auf geschickteste Weise genau diesen Mangel „benutzt“, um sich in den Vordergrund zu spielen.
Dem Buch sind viele Leser zu wünschen, die bereit sind, ihre eigenen Vorurteile (wer hat die nicht) zu hinterfragen und sich mitdenkend zu öffnen für eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Gesundheitssystem, das besser ist als sein Ruf. Erst anhand umfassender Information, verbunden mit einer inneren Aufgeschlossenheit, ist man in der Lage, echte Selbstverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen und Stammtisch- bzw. Illustriertenweisheiten nüchtern zu widerstehen.
Die Autorin schreibt teils ironisch, teils bitter ernst, immer aber dem Leser wohlwollend zugewandt und verständlich. Sie hilft dabei, eine saubere Trennung von Begrifflichkeiten vornehmen zu lernen, um nicht unkritisch den in der Alternativmedizin so häufig benutzten Wörtern wie „Ganzheitlichkeit“, „Immunabwehr stärken“ u. v. m. jenseits der Naturgesetze zu begegnen. Wie sagte Eckhard von Hirschhausen ganz richtig: „Die Wissenschaft hat die Magie aus der Medizin vertrieben, aber nicht aus uns Menschen.“ Dr. Natalie Grams hilft uns mit dem vorliegenden Buch sehr umfassend, unsere eigenen magischen Vorstellungen und Wünsche zu entlarven und uns zu dem klaren Weg der evidenzbasierten Medizin und damit zu wissend-kritischem Vertrauen zurückzuführen,
Leider weckt die Covergestaltung völlig falsche Erwartungen an das Buch. Ein werbewirksames fröhliches Gesicht mit Zahnpastalächeln will uns den Titel „Gesundheit“ verkaufen. Anhand des Titelbildes geht man von einem weiteren 08/15-Ratgeber aus. Weder der Titel selbst noch die Gestaltung deuten darauf hin, dass es sich um sehr wichtiges, gründlich recherchiertes und sehr mutiges Buch handelt, das äußerst sorgfältig und praxisnah die Bedeutung von Wissenschaft und Evidenz in der Medizin beleuchtet.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Unbedingt lesen!!

NEXX: Die Spur
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Wenn Sie gute Nerven haben, beginnen Sie das Lesen mit dem Nachwort des Autors. Denn dann können Sie sich im Verlauf der Geschichte nicht mehr damit selbst beruhigen, dass dieser Thriller reine Fiktion ...

Wenn Sie gute Nerven haben, beginnen Sie das Lesen mit dem Nachwort des Autors. Denn dann können Sie sich im Verlauf der Geschichte nicht mehr damit selbst beruhigen, dass dieser Thriller reine Fiktion ist.
Die Journalistin Valerie de Crécy steht unter Erfolgszwang. Um die sinkenden Einschaltquoten zu erhöhen, entschließt sie sich, den medienscheuen und praktisch unfehlbar erfolgreichen Wahrsager Nexx zu einem Interview zu bewegen. Bei einer Pressekonferenz rettet sie ihm bei einem Anschlag in letzter Minute das Leben. Ab da wird Valerie zum Objekt seiner Begierde, mehr noch, zu seinem erklärten Besitz, obwohl Valerie seine Annäherungen vehement zurückweist. In ihrem Umfeld sterben Menschen auf bizarre Weise. Valerie ist sich sicher, dass Nexx dahinter steckt, aber sie kann nichts beweisen. Schließlich findet sie in dem Ermittler Lenny Koriadis Unterstützung auf der akribischen Suche nach dem Geheimnis von Nexx. Dieser prophezeit jedoch öffentlich ihren baldigen Tod…
Zunächst: Wenn ich ein Buch von Volker Dützer in die Hand nehme, weiß ich, dass mich gut geschriebene, spannende Handlung erwartet. Insofern öffnete ich auch dieses Buch mit einem inneren wohligen Zurücklehnen und Genießen-Wollen. Was aber dann tatsächlich passierte, ist schwer beschreibbar. Das Buch packte mich, saugte mich ein. Ich geriet in eine Art Schleudergang wie in der Waschmaschine, bis ich atemlos und schwindelig wieder ausgespuckt wurde. Ich geriet auf eine emotionale Achterbahn mit Bangen und Zittern um Menschen, die mir nahe gingen. Hinreißende sprachliche Feinheiten wie z. B. „Die See trug ein zerknittertes Kleid aus zornigen grau-grünen Wellen“ ließen mich für Momente innehalten, dann wiederum erlag ich wehrlos der grenzenlosen Spannung, die über das gesamte Buch hinweg kein einziges Mal nachließ, im Gegenteil, die sich ins fast Unerträgliche steigerte.
Fazit: Perfekt geschriebener, unermesslich spannender Thriller, dessen Realitätsnähe das Grauen direkt in unsere private Welt schickt.

Veröffentlicht am 25.12.2017

Unbedingt hörenswert

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Klappentext:
Mississippi, 1946: Laura McAllan ist ihrem Ehemann zuliebe aufs Land gezogen, der als Farmer einer Baumwollplantage Fuß fassen will. Doch ihr ist die Umgebung fremd, und auf Mudbound gibt ...

Klappentext:
Mississippi, 1946: Laura McAllan ist ihrem Ehemann zuliebe aufs Land gezogen, der als Farmer einer Baumwollplantage Fuß fassen will. Doch ihr ist die Umgebung fremd, und auf Mudbound gibt es weder fließendes Wasser noch Strom. Unterstützung erhalten die McAllans durch die Jacksons, ihre afroamerikanischen Pächter. Die aufgeweckte Florence Jackson hilft Laura, wo sie nur kann. Aber auch wenn der Alltag sie an ihre Grenzen treibt und sie für gewöhnlich nicht auf den Mund gefallen ist, würde sie es nicht wagen, ihre Stimme zu erheben und Missstände anzumahnen. In diese angespannte Situation geraten zwei junge Kriegsheimkehrer: Florences Sohn Ronsel und Lauras Schwager Jamie. Deren Freundschaft wird zu einer Herausforderung für beide Familien, und so lassen Missgunst und Ausgrenzung die Stimmung bald kippen ...
Meine Meinung:
Das Hörbuch ist großartig und macht das Erleben dieses beeindruckenden Romanes noch intensiver als durch das Lesen allein. Da die handelnden Personen von unterschiedlichen Sprechern zum Leben erweckt werden, wird das Zuhören einem Hörspiel gleich zu einer mitreißenden, bewegenden und grausamen Reise in die Südstaaten, in ein brutal hartes Leben zur Zeit der Rassentrennung und des Rassenhasses mit seinen teils extremen Auswüchsen. Es werden in sehr bildhafter, einfühlsamer und teils dramatischer Weise Grausamkeiten von Natur und Mensch ebenso erfahrbar gemacht wie Mut, Duldsamkeit und Freundschaft, wobei die Hilflosigkeit gegenüber Naturgewalten und den herrschenden Gesellschaftsnormen einen dunklen Schleier über die gesamte Geschichte legt. Unbedingt hörenswert!