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Veröffentlicht am 15.09.2016

18 Zahlen des Todes / Mia Winter

18 - Zahlen des Todes
3


Leana Meister hat in Afrika ihre Stelle aufgegeben um in Deutschland ihre neue Stelle als Leiterin des Kompetenzcenters in Düsseldorf anzutreten. Sie ist noch nicht richtig aus dem Flieger als sie zu ...


Leana Meister hat in Afrika ihre Stelle aufgegeben um in Deutschland ihre neue Stelle als Leiterin des Kompetenzcenters in Düsseldorf anzutreten. Sie ist noch nicht richtig aus dem Flieger als sie zu ihrem ersten Mordfall gerufen wird. Der Tote sitzt, zur Schau gestellt, auf einer Parkbank, mit heraus hängendem Geschlechtsteil.
In den folgenden Tagen gibt es, in verschiedenen Städten, immer wieder auf die gleiche Art dargestellte Opfer, die zunächst in keiner Verbindung zueinander stehen.
Leana erkennt schnell, dass die Verbindung in der Vergangenheit zu suchen ist, und mit ihrem Team, das mit den modernsten Mitteln ausgestattet ist, kommen sie der Täterin auf die Spur.
So einen gut durchdachten, intelligenten Thriller habe ich schon lange nicht mehr gelesen, wenn überhaupt. Mia Winter ist es gelungen von der ersten Seite an Spannung aufzubauen, die während des ganzen Buches nicht einmal abflacht, und sich zum Ende hin noch ins fast unerträgliche steigert.
Immer wieder lässt sie Informationen zur Forensik und zu Serientätern einfließen, ohne dadurch den Lesefluss zu lindern, oder das Hauptmerkmal von der Handlung abzulenken.
Personen sind gut dargestellt und besonders Leana und ihre nächste Kollegin, Natalia, haben sehr viel Tiefe, so dass man ihr Denken und Handeln jederzeit nachvollziehen kann. Insbesondere das Privatleben von Leana wird einfließen lassen, ohne dass es sich in den Vordergrund stellt.
Weit ab von der Massenware Thriller, die man sonst zu lesen bekommt, war die Handlung von Anfang bis Ende schlüssig, Infos zu den Morden gab es häppchenweise, so dass ich trotz der sehr langen Kapitel das Buch in einem Zug gelesen habe und es nicht zur Seite legen konnte. Hut ab vor so viel Schreibkunst.
Die Autorin konnte mich so von ihrer Art zu schreiben überzeugen, dass ich auf jeden Fall auch noch ihr Erstlingswerk "Janusmond" lesen werde, bevor im Oktober die Fortsetzung von "18 zahlen des Todes" erscheint.
Das Einzige was ich nicht verstanden habe, war die Zahl "18" im Titel, die sich mir auch am Ende der Story nicht erschlossen hat.
Sehr gerne würde ich noch einen Zusatzstern vergeben, was leider nicht möglich ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Unzerbrechliche / Michelle Knight

Die Unzerbrechliche
2

Familie Knight lebt mit ihren drei Kindern lange Zeit im Auto bis sie in ein verwahrlostes Haus einziehen. Dort leben dann bis zu 15 Familienangehörige unter einem Dach. Besonders schwer hat es die kleine ...

Familie Knight lebt mit ihren drei Kindern lange Zeit im Auto bis sie in ein verwahrlostes Haus einziehen. Dort leben dann bis zu 15 Familienangehörige unter einem Dach. Besonders schwer hat es die kleine Michelle getroffen denn sie wird ab ihrem 5. Lebensjahr von einem Onkel mehrmals die Woche missbraucht. Nach mehreren Jahren Martyrium flieht sie aus dem Elternhaus und lebt lange Zeit auf der Straße bis sie durch Zufall von ihrem Vater wieder aufgegriffen und zurück ins Elternhaus gebracht wird.
Sie wird schwanger, bekommt einen Sohn und bekommt ihn vom Jugendamt abgenommen weil er vom Onkel misshandelt wurde. Auf dem Weg zu einer Anhörung vor Gericht bietet ihr der Vater einer Schulfreundin an sie zu fahren und ab da beginnt für sie die Hölle. Er sperrt sie für elf Jahre ihres Lebens in seinem Haus ein, vergewaltigt sie täglich mehrfach und misshandelt sie aufs schlimmste. Fünf Mal wird sie in dieser Zeit schwanger und er treibt ihr das Kind jedes Mal aufs brutalste ab.
Nach zwei Jahren ihrer Gefangenschaft entführt das Monster noch zwei weitere Mädchen, die er ebenso lange gefangen hält bis eine von ihr die Flucht gelingt und alle befreit werden können.
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und die Seiten fliegen nur so dahin. Man ist gefesselt von den Grausamkeiten und möchte immer wissen was sie noch alles ertragen muss, gleichzeitig würde man aber das Buch gerne aus der Hans legen weil man es kaum ertragen kann was Michelle geschieht.
Ab gut der Hälfte des Buches stehen immer wieder Original Auszüge aus ihrem Tagebuch das sie während ihrer Gefangenschaft geschrieben hat.
"Ich möchte meine Heimkehr feiern, nicht meine Beerdigung. Es gibt noch so viel was ich sagen und machen möchte. Das leben ist zu kurz, um es nicht richtig zu leben…. Von heute an werde ich als Gute annehmen und das Böse verfluchen. Ich habe genug Böses für mein ganzes Leben gesehen. Ich will ein gutes Leben ohne Sorgen. Ich möchte mit seelenguten Menschen zusammen sein, Menschen mit einem meilenweiten lächeln und genug Liebe für alle Ewigkeit. Ich möchte ein Zuhause das ich mein Eigen nennen kann, kein Gefängnis. Ich bin vielleicht resigniert und am Boden, aber ich werde wieder hochkommen, mich gerade machen, den Kopf hoch tragen, mit ungebrochenem Stolz .Ich will diesen Alptraum überleben, mit meinem Herzen in mir, und ohne dass man mir die Seele stiehlt. Ich will, das ich das alles ohne Narben hinter mir lassen kann."
Dieser Auszug zeigt welch Stärke in Michelle liegt und dies wird auch in ihrem Nachwort noch einmal ganz deutlich, so dass man vor dieser Frau, die heute anderen Opfern hilft, nur den Hut ziehen kann und die mich tief beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Beste Unterhaltung zur Zeit der Hexenverfolgung

Die Steinheilerin
1

Freising im Jahr 1590. Gret, die junge Tochter des Schuhmachers, unterstützt die Hebamme und Heilerin Brigitta Wietholz mit großer Hingabe und lernt bei ihr das Handwerk, wobei sie ihr eine gute Freundin ...

Freising im Jahr 1590. Gret, die junge Tochter des Schuhmachers, unterstützt die Hebamme und Heilerin Brigitta Wietholz mit großer Hingabe und lernt bei ihr das Handwerk, wobei sie ihr eine gute Freundin wird. Als schwere Unwetter über Freising ziehen, wird ein Hexenprozess in Gang gesetzt, der auch Brigitta das Leben kostet. Gret kann in letzter Minute fliehen.
Die Autorin hat hier auf sehr unterhaltsame Weise fiktive Protagonisten in eine Geschichte mit realem Hintergrund verwoben. Wie man im Nachwort lesen kann wurde Freising 1590 durch schwere Hagelgewitter schwer geschädigt und hat dadurch eine Hexenhysterie ausgelöst. 21 Hexen wurden verbrannt und mehr als doppelt so viele beschuldigt und gefoltert. Da die Stadt keinen eigenen Scharfrichter hatte, wurde der Schongauer Meister Jörg Abel, der als sehr streng und erfahren galt, nach Freising beordert.
Brigitta arbeitete viel mit Heilsteinen, die auch im Anhang noch einmal aufgezählt werden, da sie bis heute noch eine Rolle spielen.
In die Geschichte muss man sich nicht erst lange einlesen, gleich war ich gefangen von der Schreibweise und Gret war mir genauso sympathisch wie Brigitta und mit Spannung habe ich ihren Weg verfolgt.
Auch wenn es absehbar war, das Brigitta dem Hexenwahn zum Opfer fallen würde, so wollte man als Leser doch noch wissen wie es dazu kommt und wie die beiden Freundinnen damit zurechtkommen.
Greta war für die damalige Zeit sehr engagiert und selbstbewusst, manchmal hat sie sich sogar etwas zu viel getraut. Jakob, am ihrer Seite, hat mir ebenfalls gut gefallen. Die Hauptdarsteller hatten viel Tiefe, so dass ich sie mir gut vorstellen konnte und mich ihrem Schicksal verbunden gefühlt habe. Mit ihrem Widersacher Merten gab es auch einen Bösewicht als Gegenpart.
Rein historisch hätten noch ein paar Hitergründe einfließen können, als Unterhaltungsroman hat die Geschichte aber voll und ganz ihren Zweck erfüllt. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzen Seite genossen und konnte es kaum aus der Hand legen.
Wer kein geschichtsträchtiges Buch lesen möchte und auf Unterhaltung Wert legt, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Mädchen das den IS besiegte

Das Mädchen, das den IS besiegte
1

Farida lebt mit ihrer Familie in Kocho, geht gerne zur Schule und möchte später Mathematik studieren um Lehrerin zu werden. Dann brechen unruhige Zeiten an, der IS beginnt Stadt für Stadt für sich einzunehmen. ...

Farida lebt mit ihrer Familie in Kocho, geht gerne zur Schule und möchte später Mathematik studieren um Lehrerin zu werden. Dann brechen unruhige Zeiten an, der IS beginnt Stadt für Stadt für sich einzunehmen. Zunächst glaubt niemand daran dass dies auch in Kocho möglich ist, aber alle haben sich getäuscht. Die Bewohner werden zusammen getrieben und mit LKWs, getrennt nach Männern und Frauen, weggebracht. Während die meisten Männer erschossen werden, beginnt für die Frauen ein wahrer Alptraum mit Misshandlungen und Vergewaltigungen.
Farida erzählt ihre Geschichte über die schlimmste Zeit in ihrem Leben. Zunächst erfahren wir einiges über ihr Leben in ruhigen Zeiten, über ihre Familie, über ihre Religion und wie sie sich von den anderen unterschieden, vor allem auch wie es dem IS gelingen konnte die Überhand zu gewinnen. Diesen Abschnitt fand ich sehr informativ, hat man einiges erfahren was man vorher so nicht wusste.
Nach der Verschleppung ging es dann um die Misshandlungen, die mehr als grausam waren, so dass man sich wundern muss, das es nicht wesentlich mehr Tote gegeben hat. Viele der Mädchen haben sich aus Angst selbst aufgegeben, nicht so Farida, sie hat von Beginn an gekämpft und immer wieder die anderen Mädchen animiert sich ihr anzuschließen. War die Bestrafung auch noch so hart, sie hat niemals aufgegeben, was ich für sehr bewundernswert halte.
Mit den ganzen Misshandlungen ist das Buch schon harte Kost, aber bedingungslos ehrlich, weiß Farida doch dass sie nun als beschmutzt gilt. Eine starke Frau, die bedingt durch ihren Mut, noch viele andere retten konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Strömung / Cilla Börjlind, Rolf Börjlind

Die Strömung
1



Ein kleines Mädchen wird im Sandkasten ermordet als die Großmutter nur ganz kurz zum telefonieren in die Küche geht. Als sie zurückkommt steht ihr Schwiegersohn, der gerade zurückgekommen ist, mit seiner ...



Ein kleines Mädchen wird im Sandkasten ermordet als die Großmutter nur ganz kurz zum telefonieren in die Küche geht. Als sie zurückkommt steht ihr Schwiegersohn, der gerade zurückgekommen ist, mit seiner toten Tochter auf dem Arm da.
Nur kurz darauf wird ein Junge auf die gleiche Art und Weise ermordet. Beide Kinder keine Schweden. Haben die beiden Morde einen rassistischen Hintergrund?
In einem weiteren Handlungsstrang geht es um einen alten Fall aus den 70ern in einer Kommune.
Dies ist bereits der dritte Band um das Ermittlerduo um Olivia Röming und Tom Stilton, was ich aber erst während des Lesens erfahren habe. Man kann also das Buch gut lesen ohne die Vorgänger zu kennen. Die beiden Autoren verstehen ihr Handwerk und wissen genau wie sie ihre Leser bei der Stange halten. Die Protagonisten sind alle sehr gut beschrieben, haben Tiefe und man kann sich gut in sie hineinversetzen.
Die Story ist gut und logisch aufgebaut, schreitet Stück für Stück voran, ohne von Beginn an zu viel zu verraten.
Normalerweise mag ich kurze Kapitel sehr, da sie mich immer weiter lesen lassen. Hier waren sie mir aber zu Beginn zu kurz, die Perspektiven haben zu schnell gewechselt und ich hatte Schwierigkeiten richtig in die verschiedenen Handlungsstränge einzutauchen. Es war auch nicht immer deutlich um was es gerade geht und bis man sich richtig eingelesen hatte, ging es schon wieder um den nächsten Handlungsstrang. Dazu gekommen ist noch das man sich sehr viele Personen einprägen musste, die immer wieder eine Rolle gespielt haben.
Mit fortschreiten der Handlung wurden die Kapitel länger, da wiederum wurde es manchmal langatmig da zu viel beschrieben wurde was für die Handlung nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Weniger Seiten hätten dem Buch gut getan.
Mit ihrem Roman haben die beiden Autoren ein Thema aufgegriffen, welches durch die Flüchtlingspolitik nicht aktueller hätte sein können und ein Blick auf die rechts radikale Szene ist unverkennbar. Somit ich dieses Buch sehr politisch.
Insgesamt hat es mir gut gefallen, aber nicht so dass ich grenzenlos begeistert bin.