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Veröffentlicht am 19.10.2021

Öl unter dem Land ist ein Fluch- ein betroffen machender Roman

Wie schön wir waren
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In dem kleinen afrikanischen Dorf in Kamerun namens Kosawa (Name ist fiktiv) war es früher wunderschön- schöne Umgebung, grüne Hügel, viele Tiere und Menschen frei von Angst und Sorgen, die in diesem Dorf ...

In dem kleinen afrikanischen Dorf in Kamerun namens Kosawa (Name ist fiktiv) war es früher wunderschön- schöne Umgebung, grüne Hügel, viele Tiere und Menschen frei von Angst und Sorgen, die in diesem Dorf lebten.

Dann hatte die Regierung von Kamerun das Land per Dekret beschlagnahmt und an den amerikanischen Ölkonzern Pexton für Ölbohrungen freigegeben. Die Bewohner hatten keinerlei Mitspracherecht.

Schon lange vor den Ölbohrungen wurden dessen Bewohner von europäischen Herren zwangsweise zur Arbeit in Kakaoplantagen rekrutiert und versklavt. Europa brauchte Kautschuk.

Dann führten jahrelange Ölbohrungen dazu, dass die Luft mit Ruß gefüllt ist, Fluss und Land vergiftet sind und das Wasser nicht mehr trinkbar. Kinder und Erwachsene sterben schnell.
Den Bewohnern wurde Reichtum von der Regierung und "Seiner Exzellenz" versprochen aber die Einzigen, die sich die Taschen füllen, ist die Regierung und der Ölkonzern.
Für die Bewohner ist es ein Fluch, das Öl unter ihrem Land zu haben, sie zahlen den Preis.

Erst spät wird der Zusammenhang zu den Ölbohrungen von den Dorfbewohnern erkannt.
Die andauernden leeren Versprechungen reichen irgendwann den Dorfbewohnern, die sich auflehnen. Aber Gesandte des Dorfes kehren von dem Regierungssitz nicht zurück und im Dorf findet ein Massaker durch Soldaten statt.

Durch Zeitungsartikel und durch Thula, die in Amerika studiert, wird die Geschichte Kosawas bekannt aber die "Aktion Neuanfang Kosawas" bringt über die Jahre keinen Sieg über Pexton zustande.
Bei einem juristischen Rechtsstreit sagt die amerikanische Richterin, sie hätten sich aus dieser Sache herauszuhalten und Drohungen Amerikas und Europas sind ein zahnloser Tiger, denn immerhin haben sie "Seiner Exzellenz" Kredite gewährt, um zu gemeinsamen Reichtum zu gelangen.

Thula kehrt in ihre Heimat zurück, um zu kämpfen.
Ihr Bruder Juba geht einen entgegengesetzten Weg mit seiner Arbeit in der Regierung. Er stellt aber fest, das das Land keine Chance hat wegen Korruption und Umleitung aller Gelder auf private Konten. Also beginnt auch er sich nur noch möglichst schnell möglichst viel in seine Taschen zu stopfen, um sich mit seiner Familie davonzustehlen.

12Jahre nach Thulas Rückkehr bleibt das Dorf vergiftet. 40 Jahre nach Aufbegehren der Dorfbewohner leben ihre Kinder in Amerika und Europa und fahren größere Autos denn je. Sie lachen und können sich nicht vorstellen, dass es irgendwann kein Öl mehr unter der Erde gibt.

Die einzelnen Kapitel werden aus der Perspektive des Mädchens Thula und ihrer Familie sowie den Kindern Kosawas erzählt.

Der Roman ist gut geschrieben und das Thema meiner Meinung nach aktueller denn je.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

1946/ 1947 Nachkriegsschrecken in Hamburg

Der schwarze Winter
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Das Cover mit den Trümmern der Stadt Hamburg ist sehr passend zum Roman gestaltet.

Silke und ihre jüngere Schwester Rosemarie werden als 1946 Vertriebene aus der Stadt Danzig wie viele andere auch damals ...

Das Cover mit den Trümmern der Stadt Hamburg ist sehr passend zum Roman gestaltet.

Silke und ihre jüngere Schwester Rosemarie werden als 1946 Vertriebene aus der Stadt Danzig wie viele andere auch damals bei Bauern untergebracht.
Hier müssen sie aber schuften und leiden trotz der vielen Arbeit trotzdem Hunger. Sie werden ausgebeutet, missbraucht, ausgenutzt und als diebisches Flüchtlingspack und Bettler-Gesindel beschimpft.

Als der Bauer Rosemarie vergewaltigen will flüchten beide Schwestern nach Hamburg in die völlig zerstörte Stadt. Hier versuchen sie sich mit Hilfe von Friseur Hans und Gustav ein neues Leben aufzubauen.

Aber das Leben in der britisch besetzten Stadt ist geprägt von Hunger und Armut.
Das einzige was funktioniert ist der Schwarzmarkt.

Die Nazis haben immer noch ihre Seilschaften und treten nur in einem anderen Gewand auf. Die Gestapo gab es nicht mehr, aber die Folterknechte gab es immer noch.
"Sie reihten sich leise und unbemerkt wieder in die Gesellschaft, als hätten ihre Verbrechen nie stattgefunden."

Ein Thema im Roman ist die fehlende Entnazifizierung kirchlich geführter Heime.
Es terrorisierten immer noch die gleichen Leute wie vorher in der Hitlerzeit die Zöglinge.
Und die Heime mit kirchlichen Trägern hatten sich dem menschenverachtenden Regelwerk der nationalsozialistischen Fürsorgeerziehung untergeordnet und es herrschte Drill, Züchtigung und Strafe bis der Wille gebrochen war.

Die Themen sind von der Autorin gut erarbeitet und der Schreibstil der Autorin ist flüssig und hat mir gut gefallen. Allerdings fand ich die Dialoge mit dem in Deutsch radebrechenden britischen Offizier eher als merkwürdig.
Aufgrund der Spannung konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Ich empfehle dieses Buch sehr zum Lesen.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Hilfestellung im Annehmen von Tod und der eigenen Endlichkeit-Kein Leben ist ohne Verlust

Was bleibt, wenn wir sterben
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Dieses Buch ist ein großes Geschenk für mich, denn es befasst sich einfühlsam und empathisch mit dem oft Tabu-Thema Tod, Sterblichkeit und dem Annehmen der eigenen Sterblichkeit .

Viele Jahre war der ...

Dieses Buch ist ein großes Geschenk für mich, denn es befasst sich einfühlsam und empathisch mit dem oft Tabu-Thema Tod, Sterblichkeit und dem Annehmen der eigenen Sterblichkeit .

Viele Jahre war der Tod im Alltagsleben der Autorin nicht präsent, dann kommt alles anders.
Die Autorin hat sich durch einen Bruch in ihrem Leben- den Tod ihrer Eltern- gewandelt von der Journalistin zur Trauerrednerin.

Sie gibt in verständlichem gutem Schreibstil in vielen Kapiteln Hilfestellung und Mut anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte aber auch anhand vieler anderer beispielhaften Lebensgeschichten, die geprägt sind von Brüchen im Leben, Schicksalsschlägen aber auch von Neuanfang, Glücksmomenten, Durchhaltevermögen und Widerstandskraft.

Es gibt unzählige kleine und große Weisheiten in diesem Buch, die ich beispielhaft erwähnen möchte:
"Manchmal müssen wir uns ins Auge des Sturms begeben, um aus ihm wieder herauszukommen."
"Das Leben ist nicht etwas, was einem passiert."
"Der Schmerz über den Verlust verschwindet nicht aber mit der Zeit nimmt die Liebe immer mehr Raum ein, so dass die Trauer erträglicher wird."

"Leben ist das Bedürfnis nach Bedeutung, Von Bedeutung zu sein, nach dem Tod und vor allem im Leben. Am wichtigsten ist die Person, die ich jetzt bin, so wie ich im Leben stehe, der Mensch der fehlbar ist."

Es gibt noch unendlich viel Tröstliches und Hoffnungsvolles in dem Buch und ich habe mich sehr oft wiedergefunden.
Zum Beispiel ist Lebenshumor eine Fähigkeit, Würde und Stolz zu bewahren, "das Leben etwas weniger ernst nehmen, als es ohnehin schon ist".

Die Autorin sagt von sich, dass sie selbst das Wissen ermutigt, "dem Tod nicht vollkommen ausgeliefert zu sein", denn wir können selbst bestimmen und mitteilen, wie wir gern sterben möchten. Sie ermutigt den Leser, sich mit dem eigenen Tod, Sterben und einer Bestattung zu beschäftigen.

Ich empfehle sehr, dieses Buch zu lesen !

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Historische Fiktion verpackt in spannendem Krimi zur Zeit der holländischen Ostindien-Kompagnie

Der Tod und das dunkle Meer
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Ich bin begeistert von diesem Krimi und dieser Geschichte, die sich im Jahr 1634 zur Kolonialzeit und Zeit der holländischen Ostindien Kompagnie abspielt.

Der Ostindienfahrer „Saardam“ tritt die Rückreise ...

Ich bin begeistert von diesem Krimi und dieser Geschichte, die sich im Jahr 1634 zur Kolonialzeit und Zeit der holländischen Ostindien Kompagnie abspielt.

Der Ostindienfahrer „Saardam“ tritt die Rückreise von Indonesien-Batavia-nach Amsterdam an. Mit an Bord der Generalgouverneur und seine Familie. Auch dabei eine geheimnisvolle Fracht.

Mit dabei ist der Gefangene Sammy Pipps, seines Zeichens Detektiv, und sein Gehilfe Arent Hayes.
Die Fahrt startet unter keinem guten Stern, sondern mit einer mysteriösen Warnung.
Auf der Fahrt passieren sehr viele unheimliche Dinge und der „Alte Tom“ -wohl als Teufel anzusehen-verbreitet seinen Schrecken unter den Passagieren und führt sie in Versuchungen.

Das Ende und die Auflösungen sind absolut unerwartet für den Leser und der Leser bleibt mit seinen Vermutungen bis zum Schluss weitgehend im Dunklen.

Der Schreibstil und die Geschichte sind sehr fesselnd und ich konnte das Buch bis zum Schluss kaum aus der Hand legen.

In die Geschichte des 17.Jahrhunderts und gleichzeitig in diesen Krimi fällt der Aberglaube jener Zeit, Hexenverfolgungen, eigene Bereicherung jener Hexenjäger, Macht, Gewalt und Gier verbunden mit Skupellosigkeit.

In diesem Roman gibt es starke Frauen die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden. Zu jener Zeit durften sie aber nicht ihre Intelligenz zeigen, da sie sonst als Hexen angesehen wurden. Sie durften lediglich das schöne dumme Beiwerk des Mannes sein.
Die Charaktere dieses Krimis sind sehr gut dargestellt und der Leser kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Immer mehr wird klar, dass die Vergangenheit weiterhin eine Rolle in der Gegenwart dieser Geschichte spielt.

Sehr gut gestaltet und hilfreich fand ich die ersten beiden Seiten mit der Anordnung der Kabinen der Adligen und der Zeichnung des Querschnitts des Schiffes mit den Bezeichnungen der einzelnen Kammern. Und die Zeichnung der Ratten…

Mit der Entzifferung der Beschriftung hatte ich etwas Mühe, da diese wohl in damaliger Schrift verfasst wurde.

Zum Schluss entschuldigt sich der Autor bei der Geschichte und dem Schifffahrtswesen, denn zugunsten des Romans hat der Autor Details der eigentlichen Historie, Technik und Spache ignoriert. Ich finde, dass das nichts ausmacht, sondern dem Roman absolut zugute kommt und ihn nicht vom Wesentlichen ablenkt.

Für mich passt die Bezeichnung „ historische Fiktion“ oder „ die Historie ist Fiktion“ sehr gut zum Buch.

Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses Buch und freue mich schon auf das nächste spannende Buch des Autors!

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Das Thema leider enttäuschend umgesetzt

Wo das Licht herkommt
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Das schöne Cover und der wunderbare Buchtitel hatten mich angesprochen und die sich fast textil anfühlende Aufmachung des Buches ist sehr gut gelungen.

Auch die Geschichte um Philippa Moosleitner, die ...

Das schöne Cover und der wunderbare Buchtitel hatten mich angesprochen und die sich fast textil anfühlende Aufmachung des Buches ist sehr gut gelungen.

Auch die Geschichte um Philippa Moosleitner, die im 18. Jahrhundert als Mädchen ihren durch die Gesellschaft vorbestimmten Weg verlässt und sich wissbegierig als Philipp auf den Weg macht, ist ein Thema ganz nach meinem Geschmack.

In der Zeit damals "konnten Frauen kaum höhere Ansprüche haben als ein sicheres Heim und ein paar Kinder. Männer aber eroberten die Welt."

Philippa sucht den Weg zur Mitte "Dao der Weg" und will nach China in das Reich der Mitte reisen.

Die Buchkapitel mit schönen Zitaten teilen das Buch ein. Leider ist durch den teilweise langatmigen und umständlichen Erzählstil viel vom Esprit des Buches und der Geschichte verlorengegangen.

Einige Flüchtigkeitsfehler habe ich auch in den Texten gefunden. Als Beispiel ist auf Seite 205 zu nennen: " Und da schon wollte sich sie untersuchen"- anstatt "Und da schon wollte ich sie untersuchen".

Die vielfachen Zeitsprünge im Roman sind nicht gut umgesetzt und schlecht für den Leser erkennbar. Erst später bemerkt der Leser, dass er nicht mehr in der Gegenwart oder Vergangenheit ist.
Insgesamt ist der ganze Schreibstil anstrengend und hat mir überhaupt nicht zugesagt. Ich habe dennoch das Buch nach Mühen zu Ende gelesen.

Von meiner Seite kann ich leider keine Leseempfehlung geben!

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