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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2018

Trügerisches Äußeres

Ich, Santa
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"Die Geschichte von einem Jungen und seinem magischen Erbe.
Ein Abenteuer um den Zauber der Jahreszeiten, den Mythos von Santa und die Realität, wenn man zu retten versucht, was von der Vergangenheit noch ...

"Die Geschichte von einem Jungen und seinem magischen Erbe.
Ein Abenteuer um den Zauber der Jahreszeiten, den Mythos von Santa und die Realität, wenn man zu retten versucht, was von der Vergangenheit noch zu retten ist."

Als ich das gelesen und dazu das Cover dieses Buches gesehen habe, war ich komplett gefesselt. Das kann ja nur gut sein, oder? Schnee, Weihnachtsmann und Zauber/ Magie? Das schreit ja förmlich nach einer farbenfrohen, märchenhaften, verspielten Geschichte.

Der Kommentar, dass es keine typische Weihnachtsgeschichte wäre, hätte mir eine Warnung sein sollen.

Denn was mich stattdessen zwischen den Buchdeckeln erwartete, wirkte eher wie eine ziemlich verkopfte möchtegern-mystische Coming of Age-Story.

Die Geschichte über einen 16-jährigen Jungen, der erzählt, wie es ihm nach dem Tod der Mutter im Haus seines ungeliebten Onkels ergeht und wie er es schafft, diesem Gefängnis zu entfliehen.

Vielleicht hätte es etwas gebracht, wenn ich vorherige Werke des Autors gekannt hätte, denn scheinbar ist dieses Buch Teil einer ganzen Reihe Erzählungen über die Kinder der Erde. Ich bezweifle es aber.

Die Geschichte wäre an sich auch nicht vollkommen schlecht gewesen, hätte der Autor die Andeutungen weggelassen, mit denen er den Zauber und Mystizismus hervorrufen wollte. Oder er hätte die Andeutungen irgendwann im Laufe des Buches mal näher erläutern sollen, um den Aha-Effekt zu generieren. So bleibt die Erzählung unrund und lässt mich mit lauter Fragezeichen im Kopf zurück.

Auch die Figuren an sich bleiben seltsam blass und durchsichtig. Oft erschließt sich mir auch ihre Funktion nicht wirklich, zumal manche einfach unzählige verschiedene Namen zu tragen scheinen. Viele werden in die Handlung eingeführt und verschwinden am Ende des Kapitels einfach wieder, ohne dass man versteht, wofür sie überhaupt aufgetaucht sind.

Fazit:
Es gibt offensichtlich ziemlich viele Leser, die den Zauber dieser Geschichte zwischen den Seiten entdecken konnten, ich gehöre augenscheinlich nicht dazu.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Würdige Fortsetzung

Das Heer des Weißen Drachen
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Die Erwartungen an diesen zweiten Band der Draconis Memoria-Reihe von Anthony Ryan stiegen mit jedem Monat, der in bangem Warten nach dem üblen Ende des ersten Bandes "Das Erwachen des Feuers" verging.

Nun, ...

Die Erwartungen an diesen zweiten Band der Draconis Memoria-Reihe von Anthony Ryan stiegen mit jedem Monat, der in bangem Warten nach dem üblen Ende des ersten Bandes "Das Erwachen des Feuers" verging.

Nun, knapp ein Jahr später und um das Wissen des Inhaltes dieser grandiosen Fortsetzung reicher, bin ich vor allem zwei Dinge:

Erleichtert, dass mir der Einstieg in die doch recht komplexe, mit vielen bekannten und auch neuen Figuren gespickte Geschichte dank des tollen Schreibstils doch so leicht gefallen ist.

Verzweifelt und gleichzeitig gespannt wie ein Flitzebogen, weil der dritte und damit letzte Band nun wieder in so weiter Ferne liegt und das Schicksal der mir lieb gewordenen Figuren nun noch so lange Zeit ungewiss bleibt.

Anthony Ryan erzählt auf komplexe und doch packende Weise die Geschichte zweier verfeindeter Reiche, Mandinoriens und des Corvantinischen Kaiserreiches, die in einem ewig währenden Krieg verstrickt sind. Ein Krieg der dank des Erwachens des Weißen Drachens in den Hintergrund rückt. Denn der schickt seine Drachen und Verderbten, um die gesamte Menschheit zu unterwerfen. Ihr Schicksal ruht nun auf den Schultern Clays und Hilemore, die sich auf die Suche nach einem Gegenmittel gegen den Weißen in den eisigen Süden begeben, und Lizannes, die sich im intrigengetränkten Corvantinischen Reich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Tüftler macht, in der Hoffnung auf eine Waffe gegen den übermächtigen Drachen.

Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie hier vier scheinbar vollkommen voneinander unabhängige Erzählstränge miteinander verwoben werden, ohne dass man dabei den Überblick verliert. Alle Teilgeschichten sind mit einem Reichtum an Informationen und Figuren gespickt und es ist ein Wunder, dass man bei all den Namen doch nie den roten Faden der Geschichte aus den Augen verliert.

Fazit:
Großartige Erzählkunst, die knapp 800 Seiten knallharte High-Fantasy wie eine Shortstory wirken lässt; atemlos spannend und doch so bildreich, dass man das Feuer des Drachen förmlich auf der Haut spüren kann!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Der Titel ist Programm

Slow Horses
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River Cartwright ist das Paradebeispiel eines Slow Horse: Als Mitglied beim MI5 muss man funktionieren. Jeder Fehler, der nicht vor der Öffentlichkeit verborgen werden kann, jedes falsche Wort kann einen ...

River Cartwright ist das Paradebeispiel eines Slow Horse: Als Mitglied beim MI5 muss man funktionieren. Jeder Fehler, der nicht vor der Öffentlichkeit verborgen werden kann, jedes falsche Wort kann einen auf das Abstellgleis und somit auf den direkten Weg ins Slough House bringen. Jackson Lamb regiert hier mit harter Hand die Riege der ausrangierten Agenten, die durch unwichtige Sysiphus-Aufgaben zur Kündigung bewegt werden sollen. Die Slow Horses sind Einzelgänger, jeder versucht, den Tag auf seine Weise zu überstehen, die Kollegen sind sich untereinander egal oder unsympatisch. Bis ein Fall den MI5 in Aufruhr versetzt und die Slow Horses ungewollt zusammenschweißt...

Slow Horses ist ein typisch britischer 70er Jahre-Agentenkrimi, der das Setting und die Atmosphäre so perfekt eingefangen hat, dass man sich oft fragt, in welcher Zeit er denn nun eigentlich spielt- 1970 oder heute? Dabei überrascht er immer wieder durch seine selbstironischen Sprüche und Situationskomik der eher schwarzhumorigen Art.

Allerdings macht das Buch seinem Titel auch alle Ehre: Es beginnt ebenso langsam und langatmig, wie seine Agenten dargestellt werden. Wer die ersten 100 Seiten liest, kann das Buch aber auch ebenso schnell unterschätzen, wie alle Mitarbeiter des Regents Park die Slow Horses unterschätzen und müde belächeln. Denn erst als es ernst wird zeigen sie, was in ihnen steckt und strafen ihren Titel Lügen. Gleichzeitig nimmt die Handlung rasant Fahrt auf und fesselt einen förmlich an die Seiten.

Fazit:
Wer durchhält wird belohnt- das trifft sowohl auf den Leser als auch die Protagonisten des Buches zu!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Blick hinter die Fassade

Redemption Point
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Der erste Band über Ted Conkaffey und Amanda Pharell hat mir damals schon sehr gut gefallen und Candice Fox hat mit dieser Fortsetzung einen würdigen Nachfolger geschaffen.

Immer noch wird Ted zu Unrecht ...

Der erste Band über Ted Conkaffey und Amanda Pharell hat mir damals schon sehr gut gefallen und Candice Fox hat mit dieser Fortsetzung einen würdigen Nachfolger geschaffen.

Immer noch wird Ted zu Unrecht als Vergewaltiger beschimpft und verdächtigt, ein kleines Mädchen brutal misshandelt zu haben. Mit dem Vater dieses Mädchen uns dem eigentlichen Täter, dessen Sichtweise in Einschüben geschildert wird, bekommt die Handlung nun einen ganz neuen Drive und blickt hinter die Fassade der von diesem Fall Betroffenen.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist (neben dem spannenden Fall, den die beiden Privatdetektive nebenbei noch zu lösen haben) der Einblick sowohl in Teds Seelenleben, als auch in die Psyche eines Kinderschänders, der mit seinen Ängsten und ungewollten Volieben zu kämpfen hat.

Wie aus dem starken, optimistischen Ted dieser verängstigte gebrochene Mann werden konnte, ist wirklich sehr eindrücklich beschrieben. Frau Fox hat damit eine neue Ebene des Thrillers eröffnet, ohne dabei ihren gewohnt fesselnden Drive zu verlieren.

Ich bin schon unheimlich gespannt auf den nächsten Band dieser Reihe und hoffe, dass wir noch oft nach Crimson Lake zurückkehren dürfen.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Etwas too much

Hybris
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Ich muss zugeben, anfangs habe ich mich doch etwas schwer getan mit diesem Buch. Es läuft recht langsam an und kommt nur sehr behäbig in Fahrt. Zudem werden viele Personen erwähnt ohne dass näher auf sie ...

Ich muss zugeben, anfangs habe ich mich doch etwas schwer getan mit diesem Buch. Es läuft recht langsam an und kommt nur sehr behäbig in Fahrt. Zudem werden viele Personen erwähnt ohne dass näher auf sie eingegangen wird (wie sich dann herausgestellt hat, ist dies der vierte Band einer Reihe).

Privatermittler Michael und Polizistin Leine untersuchen unabhängig voneinander einen Mord und einen Vermisstenfall, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch nach und nach decken sie Hinweise auf, die dem widersprechen.

Die Geschichte an sich ist wirklich spannend und weist ein paar überraschende Wendungen auf. Trotzdem ist die letztendliche Auflösung doch ziemlich surreal und wirkt auf mich etwas too much. Die gelieferten Erklärungen könnte ich nicht alle nachvollziehen.

Was mich außerdem etwas gestört hat, waren die persönlichen Verwicklungen der Protagonisten.
Liest man das Buch ohne die Vorkenntnisse der ersten Bände, erschlagen einen diese Feindseligkeit und der Überdruss, die zwischen dem Ehepaar Michael und Lene herrschen. Die emotionalen Beweggründe der beiden waren mir nur selten verständlich.

Insgesamt ist dieses Buch für jemanden, der die anderen Werke von Steffen Jacobsen bereits kennt, definitiv ein Muss. Allen Neulingen würde ich vielleicht doch eher raten, von vorne zu beginnen.