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Veröffentlicht am 20.01.2020

Spannend wie ein Krimi, vielseitig wie ein Familienroman

Der Verrat
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Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gehört für mich durch ihren Roman „Die Vergessenen“ zu den besten deutschen Schriftstellerinnen dieser Zeit. Und so „musste“ ich natürlich auch ihre weiteren Roman „Das ...

Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gehört für mich durch ihren Roman „Die Vergessenen“ zu den besten deutschen Schriftstellerinnen dieser Zeit. Und so „musste“ ich natürlich auch ihre weiteren Roman „Das Erbe“ (erschienen Oktober 2019) und jetzt auch „Der Verrat“ lesen. Vergleichen kann man die drei Werke nicht miteinander. Eines haben sie aber gemeinsam: sie sind packend geschrieben und haben mich mitgenommen in die Welt der jeweiligen Protagonisten!

Nane, Pia und Birgit sind Schwestern... und könnten unterschiedlicher nicht sein:

Pia ist die Extrovertierte, der Liebling und die erfolgreiche Ehefrau und Mutter auf dem Weingut ihres Mannes Thomas von Manthey. Birgit ist die Fleissige, Unscheinbare, welche die Familie zusammenhält und im Erdgeschoß des Elternhauses einen kleinen Laden führt. Und Nane ist die Wilde, das schwarze Schaf der Familie, welche frisch aus dem Gefängnis kommt und nun Fuß fassen muss in der „neuen Welt“.

Der Roman folgt nun der Aufarbeitung der Geschehnisse, wegen derer Nane zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Und hier hat die Autorin nun stilistisch gekonnt Krimi und Familienroman zusammengeführt, was zu einer spannenden Geschichte auf zwei Zeitebenen führt. Mit ihrem typisch mitreißendem, treffenden und flüssig zu lesenden Schreibstil schafft Ellen Sandberg es erneut, mich zu fesseln, Bilder vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen und Verwirrungen zu schaffen, die erst zum Ende hin die Lösung zeigen – ich liebe das!

„Sie musste von ihnen loskommen. Sie wollte ihr altes Leben zurück und nicht wie ein Zombie durch die Tage schleichen. Sie wollte wieder fröhlich und unbekümmert sein und vielleicht auch irgendwann mal wieder glücklich. Sie musste von diesen Pillen loskommen.“ (S. 320)

Die Nebenschauplätze rund um Thomas und Margot sind ebenso spannend und passen sich wunderbar in den Roman ein. Wie ein gekonntes Puzzle erscheint mir das Buch... und ich kann es nicht mehr aus der Hand legen.

Inhaltlich mag ich nicht mehr erzählen, da es wirklich darauf ankommt, sich jedes Puzzlestück selbst zu erarbeiten bzw. es zu lesen ;) Wer aber Ellen Sandberg bzw. Inge Löhnig schätzt und sich immer wieder gerne „unbelastet“ auf ihre neuen Geschichten und Ideen einläßt, wird sicherlich genauso begeistert sein wie ich.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Moderne und Historie gekonnt verbunden

Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs
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Anne Jacobs steht für mich für lesenswerte Familienreihen (u.a. „Die Tuchvilla“) und daher war ich äußerst gespannt auf den dritten Teil von „Das Gutshaus“, der erneut eine spannende Familiengeschichte ...

Anne Jacobs steht für mich für lesenswerte Familienreihen (u.a. „Die Tuchvilla“) und daher war ich äußerst gespannt auf den dritten Teil von „Das Gutshaus“, der erneut eine spannende Familiengeschichte verspricht. Ich habe mir aber zuvor noch die beiden ersten Teile besorgt und alle drei Bücher in den Weihnachtsferien durchgelesen – und das war gut so! Denn gleich vorneweg: es macht meiner Meinung nach Sinn, die Entwicklung in Band 1 + 2 zu kennen, damit man sich in Band 3 besser zurecht findet.

(Achtung, Spoileralarm)

Franziska und Walter haben sich nun also wiedergefunden und leben neben dem großen Gutsgebäude in einem der beiden „Kavaliershäusschen“, welche nach vollständiger Zerstörung wieder aufgebaut wurden. In dem zweiten ist Enkelin Jenny mit ihrer kleinen Tochter eingezogen. Auch Jenny findet ihr Glück – beruflich wie privat und bringt das Ausbauprojekt „Wellnesshotel“ voran... bis der Familie das Geld ausgeht.

Parallel dazu erfahren wir eine weitere historische Geschichte rund um das Gutshaus, welche auf den ersten Blick nichts mit der heutigen zu tun hat... außer daß sie zur Beschäftigung von Walter dient ;)

Wir lernen mehr über Sonja, die Tierärztin und Walters Tochter, und ihre Kindheit. Dieser Erzählstrang macht die junge Frau und ihre „Macken“ verständlicher und sympatischer. Außerdem bindet es ein wenig die Geschichte der ehemaligen DDR mit ein, denn dort steht ja das Gutshaus.

Auch über Ulli erfahren wir mehr – er findet seine berufliche Bestimmung und folgt seinem Herzen... in mehrerlei Hinsicht, denn sowohl Max als auch Kacpar begleiten ihn in unterschiedlichster Weise hierbei.

Natürlich dürfen auch Mine und ihr Karl-Erich nicht fehlen! Ich bin ehrlich, mehrfach dachte ich: jetzt ist es aus... aber „Nichts ging zu Ende. Alles begann immer wieder von Neuem. Das Neue trug ein anderes Kleid, aber es sang das gleiche Lied“ (S. 573)

Viel, sehr viel passiert im dritten (und wirklich letzten?) Band und wie schon gesagt, die einzelnen Erzählstränge lassen sich besser verstehen, wenn man die vorherigen Bände kennt. Es machte mir unheimlich viel Spaß, in die einzelnen Zeitepochen und Erfahrungen der Protagonistinnen einzutauchen. Die lockere, stimmungsangepaßte Sprache von Anne Jacobs ließ vor meinem inneren Auge immer wieder Filme ablaufen und ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen.

Ja, eines hat mich beeindruckt: die Autorin passt scheinbar ihre Sprachgestaltung der jeweiligen Zeit an... und somit ist der dritte Teil wirklich modern und locker, was vielleicht nicht unbedingt bei jedem so gut ankommt. Ich mag alle drei Teile gleich und kann auch wirklich empfehlen, sie hintereinander weg zu lesen ;) denn so gleitet man quasi inhaltlich und sprachlich durch die verschiedenen Epochen.

Ein Wort noch zum Cover: es hat einen hohen Wiedererkennungswert, allerdings empfinde ich es als wenig passend zum Inhalt. Es ist wirklich hübsch gestaltet, aber es fehlt mir der Bezug zur modernen Zeit, sei es durch die Kleidung oder einfach vielleicht durch ein kleines Mädchen an der Hand der jungen Frau oder am Rande ein paar Tiere oderoderoder... nun gut, der Inhalt zählt ;) und hier kann ich „Zeit des Aufbruchs“ sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Unterhaltsamer Sammelband - 4 Geschichten rund um die Freundinnen Sadie und Cat

Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei
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„Winterzauber in der kleinen Keksbäckerei“, „Valentinstag in der kleinen Keksbäckerei“, Frühlingsträume in der kleinen Keksbäckerei“ und „Hochzeitsglocken in der kleinen Keksbäckerei“... ein ganzes Jahr ...

„Winterzauber in der kleinen Keksbäckerei“, „Valentinstag in der kleinen Keksbäckerei“, Frühlingsträume in der kleinen Keksbäckerei“ und „Hochzeitsglocken in der kleinen Keksbäckerei“... ein ganzes Jahr lang begleiten wir LeserInnen die Freundinnen Cat und Sadie in Holly Hepburns neusten Roman „Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei“. Die beiden lassen ihre Vergangenheit hinter sich und eröffnen „Smart Cookies“ in der heimeligen Gegend „Castle Court“, in welcher die Shopbesitzer wie eine Familie zusammenhalten.

„'Wir passen aufeinander auf, schon vergessen?' Sadie erwiderte sein Lächeln. Es ist nicht das erste Mal, dass er sie an den Zusammenhalt der Geschäftsinhaber in Castle Court erinnerte, doch niemals hatte sie das Gefühl gehabt, dass es mehr zutraf als in ihrer jetzigen Situation“... (Auszug S. 367)

Und so nimmt uns die englische Erfolgsautorin mit einem Lächeln mit in eine sehr unterhaltsame Geschichte rund um die Sterneköchin Cat, deren Vergangenheit sie einholt und fast aus der Bahn wirft. Auch Sadie hat als alleinerziehende Mama und nach frischer Trennung von ihrem Exmann mit so manchen Widrigkeiten zu kämpfen. Wir dürfen aber auch in die Geschäfte der Nachbarn reinschauen wie z.B. das Pfannkuchenrestaurant von Jaren, die Cocktailbar von Seb oder der stylische Bus-Stop Diner von Andrew und Earl... und nicht zu vergessen das Bienenvölkchen rund um Adam.

Mit locker-leichter Art erzählt die Autorin von Alltagsgeschichten, kleinen und großen Katastrophen und ganz vielen Gefühlen. Ich mag ihren Schreibstil, denn er nimmt mich von der ersten Zeile an mich, lässt Bilder vor meinem inneren Auge entstehen und ist äußerst unterhaltsam. Der Roman mit seinen vier Teilen hat mir in den Ferien eine wunderbare Auszeit beschert und ich bin froh, dass das schön gestaltete Buchcover nicht zu viel versprochen hat: Der Besuch in der kleinen Keksbäckerei im Castle Court ist Wohlfühlzeit und hätte niemals enden dürfen.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Packende Zeitgeschichte dreier Familien

Die Tränen von Triest
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Lasst uns eine Reise machen, denn die Krimi-Autorin aus Oberösterreich nimmt uns in ihrem neusten Roman mit auf eine spannende Familienreise nach Triest. Zwei Zeitebene, mehrere Familien (-zweige) und ...

Lasst uns eine Reise machen, denn die Krimi-Autorin aus Oberösterreich nimmt uns in ihrem neusten Roman mit auf eine spannende Familienreise nach Triest. Zwei Zeitebene, mehrere Familien (-zweige) und ganz viel gelebte Geschichte erwartet uns in „Die Tränen von Triest“, die unglaublich packend erzählt sind.

In der Gegenwart bekommt die Innenarchitektin Johanna ein paar Tage Auszeit von ihren geliebten Eltern & Großeltern geschenkt mit dem Wunsch, sie möge doch herausfinden, wer den Großvaters Vater war. Immer mehr verstricken wir uns nun in die Geschichte rund um 1914 bis heute, in welcher mehrere Familien und Gesellschaftsschichten wichtige Rollen spielen.

Stilvoll und packend erzählt uns Beate Maxian ihre Geschichte, die sofort wunderbare Bilder vor meinem inneren Auge entstehen ließen...

„Beim anschließenden Spaziergang durch die Stadt staunte Johanna ob der Eleganz einzelner Gebäude, die noch von der Schönheit einer ehemaligen Grafschaft zeugten. Ehrwürdige Villen versteckten sich hinter Platanen mit grün-weiß gesprenkelten Stämmen entlang des geradlinigen Corso Italia. Sobald Johanna ein nobles Bürgerhaus oder ein historisches Steinportal entdeckte, heizte dies ihre Vorstellungskraft an. Sie konnte sich lebhaft ausmalen, wie es in dieser Stadt zu ihren goldenen Zeit ausgehen haben mag.“ (Auszug S. 257)

… auch wenn die Thematik nicht immer leicht und schön ist, sondern nicht auch mit der Tragik von Krieg und Verlust auseinandersetzt.

„Sie zoomte die Steine des Schützengrabens heran. Soldaten hatten Buchstaben in die Wand geritzt. Mit Sicherheit die Initialen ihrer Liebsten zuhause, an die sie in diesem schrecklichen Moment dachten und nach denen sie sich sehnten.“ (Auszug S. 256)

Drei Familien – Eine Villa in Triest – Das Erbe einer schicksalhaften Zeit (Klappentext)... was wie eine leichte Liebesgeschichte erscheint, ist ein tiefgründiger Roman, der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Mit Bedauern habe ich das Buch geschlossen und meine Geschichte für mich weiter gesponnen. Das macht nämlich meines Erachtens einen guten Roman aus: man kann eintauchen in eine Welt voller Fiction und einer Prise Realität; geschaffen von einer Autorin, die weiß, wie man gekonnt mit Worten umgeht.

Voller Begeisterung empfehle ich diese Romanneuerscheinung allen Fans von historischen Familiengeschichten, die neben der Tragik auch die Leichtigkeit des Seins zu schätzen wissen und ein wenig aus dem Alltag in eine andere Welt abtauchen möchten.

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Veröffentlicht am 25.11.2019

Unterhaltsame Story mit Happy End

Zwei Männer, das Glück und ich
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„Haben Sie den Fragebogen ausgefüllt?“ Die Sprechstundenhilfe baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestützt. So aus der Nähe wirkte sie irgendwie furchteinflößend. Gegen sie kam ich mir wie ...

„Haben Sie den Fragebogen ausgefüllt?“ Die Sprechstundenhilfe baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestützt. So aus der Nähe wirkte sie irgendwie furchteinflößend. Gegen sie kam ich mir wie Schlumpfine vor... (Auszug S. 80)

Müsst ihr jetzt auch grinsen? Mich hat die erfrischend lockere und moderne Sprache der mir bislang unbekannten Autorin Martina Gercke immer wieder ein Lachen ins Gesicht gezaubert.

Und dabei beginnt ihr neuster Roman eigentlich gar nicht lustig, denn Amelie findet an ihrem ersten Hochzeitstag heraus, dass ihr Mann eine andere hat. Sie jedoch hatte sich für ihn aufgeopfert und ihr eigenes Ich aus den Augen verloren.

Kopflos flüchtet sie in ein altes Cottage, in welchem es laut Dorfbewohner spukt. Und nicht nur das Nachtgespenst, sondern auch ein attraktiver Tierarzt erwarten sie in ihrem neuen Leben und erschweren die Suche nach einem neuen Lebensziel. Aber mit Hilfe neuer Freundinnen im Yogakurs und Kater Zorro findet die junge Frau bald ihren Weg...

Nun, die Geschichte ist vielleicht ein wenig vorhersehbar (auch ohne Spoiler), aber es macht Spaß, sie zu lesen. Sie ist unterhaltsam einmal aus der Sicht von Amilie und einmal aus der Warte von Tierarzt Harry erzählt. Die einzelnen Charaktere finde ich passend herausgearbeitet – angefangen vom kauzigen Taxisfahrer bis hin zur Tierarzthelferin und Yogalehrerin... fast wünscht man sich nach Chipping Campden und ich bin ehrlich: über eine Fortsetzung mit einem neuen Pärchen würde ich mich wirklich freuen.

Ein Wort noch zur Aufmachung: obwohl das Buch in einem Selfpublisher Verlag veröffentlicht wurde und man dies vielen BOD-Büchern ansieht, hat sich die Autorin hier sehr viel Mühe gemacht. Das Ergebnis finde ich sehr ansprechend! Besonders die Zeichnungen unter den Kapitelüberschriften ist süß und das Cover kommt herzerfrischend klar & schnörkellos auf den Punkt