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Veröffentlicht am 23.09.2023

Waldbaden in Buchform, aber leider fehlt Farbbrillanz

Waldbilder
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Waldbilder" ist ein erholsamer Spaziergang für Augen und Seele und wirkt mal düster und geheimnisvoll, mal gespenstisch und gefährlich oder auch märchenhaft und verwunschen. Knorrige Wurzeln, moosbewachsene ...

Waldbilder" ist ein erholsamer Spaziergang für Augen und Seele und wirkt mal düster und geheimnisvoll, mal gespenstisch und gefährlich oder auch märchenhaft und verwunschen. Knorrige Wurzeln, moosbewachsene und von Efeu umarmte Stämme, verträumte Lichtungen und Schatten spendendes Blätterdach - der Wald hält immer und immer wieder abwechselnde und stimmungsvolle Motive für alle bereit, die sich mit allen Sinnen auf ihn einlassen und die würzig-herben Aromen einatmen, den weichen Teppich aus Tannennadeln unter den Füßen spüren und das Lichtspiel der Sonne genießen, die sich tanzend den Weg durch das Grün sucht.

Doch so schön und ansprechend die Aufnahmen auch sind, ihnen fehlt das gewisse Etwas: Farbe. Jede einzelne Abbildung im Buch wirkt glanzlos und stumpf, wie mit einem Grauschleier überzogen, der die vielen Schattierungen von Grün regelrecht verschluckt. Das frische saftige und leuchtende Grün im Frühjahr wird blass, das atemberaubende Feuerwerk der Herbstfarben kommt nicht zur Geltung und selbst der glitzernde Zauber des von Schnee und Raureif überzogenen Winterwaldes wirkt blass und ausdruckslos.

Dadurch büßen die Fotos sehr viel von ihrer Strahlkraft und Anziehung ein und verfehlen ihre Wirkung, sodass es nur für 3 Sternchen reicht.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Starke Figuren, die leider durch zu viele Worte erdrückt werden

Erinnerung und Lüge
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Mauduit ist ein Ort, der sich tief in das Gedächtnis einer jungen Wissenschaftlerin eingebrannt hat. Nicht etwa, weil er so wunderschön und heimelig ist, sondern, weil er Erinnerungen mit sich bringt, ...

Mauduit ist ein Ort, der sich tief in das Gedächtnis einer jungen Wissenschaftlerin eingebrannt hat. Nicht etwa, weil er so wunderschön und heimelig ist, sondern, weil er Erinnerungen mit sich bringt, die tiefe Narben auf der Seele hinterlassen haben. Doch statt dem vorgeblichen Zweck ihrer Reise nachzugehen, lernt die Wissenschaftlerin die Vergangenheit des Ortes auf ganz andere Art und Weise kennen. Denn Lottie, Hüterin des alten Herrenhauses, gewährt der Wissenschaftlerin nicht nur Unterschlupf, sie lässt sie auch unter die Decke aus Geschichten und Legenden schlüpfen, die sich nicht nur in den alten Gemäuern verstecken....


Anne-Marie Garat hat eine ganz besondere Gabe, denn sie spinnt mit Worten ein Netz, dass ihre Leser:innen regelrecht einfängt und sie erst loslässt, wenn der letzte Buchstabe gelesen ist. Zwischen den Seiten ist eine magische Stimmung, die alles verzaubert, was sich in der Nähe des Buches befindet. Das Ächzen von altem Gebälk, das Knistern der Holzscheite im Kamin und das Flackern der Flammen ist deutlich zu hören, wenn sich nicht nur die Wissenschaftlerin in die Gesellschaft der alten Lottie begibt, sondern die Lesenden lassen sich bereitwillig auf einem gemütlichen Kissen zu Füßen der Erzählerin nieder und lauschen gebannt ihren Worten.

Aber genau diese Erzählungen sind es, die auch ein Manko in diesem Buch darstellen. Garat hat ein Faible für sogenannte Tatzelwurmsätze, die scheinbar endlos sind und sich zeilenweise aus dem Füllhorn ihrer Feder ergießen. Es sind mitunter so viele Informationen darin enthalten, die es den Lesenden nicht einfach machen, diese alle auf einen Blick zu erfassen und zu verarbeiten. Oftmals muss ein Satz mehrmals gelesen werden, um den Inhalt komplett zu verstehen und zu verarbeiten. Der Schreibstil ist hypnotisierend und poetisch zugleich, kommt aber nicht immer direkt auf den Punkt, sodass oftmals die Konzentration flöten geht.

Und das ist sehr schade, denn die Autorin hat mit ihren beiden Hauptfiguren zwei außergewöhnliche Charaktere entwickelt, die starke Signale aussenden und die Leser:innen regelrecht anziehen wie ein Magnet. Die Macht des geschriebenen und gesprochenen Wortes, das mal faszinierend, mal verstörend sein kann, wird von der Autorin als sehr lebendiges Werkzeug eingesetzt und so gelingt es ihr, das Auseinandersetzen mit der Familiengeschichte und den Ereignissen der Vergangenheit der Protas auf die Lesenden zu übertragen.

Garat macht Geschichte erlebbar, auch wenn sie manchmal die Kurve verpasst an der sie abbiegen müsste, um den Faden nicht zu verlieren.. Düster, ansprechend, geheimnisvoll und manchmal schwer zu lesen - ein Buch, das zeigt, wie Erinnerungen manchmal zu einer neuen Wahrheit verschmelzen, um das Gewesene leichter zu ertragen.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Der Schreibstil nimmt der Geschichte ganz viel Atmosphäre

Eines Tages finden wir nach Hause
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Endlich ist der Krieg vorbei und Peggy kann es kaum erwarten, dass Jimmy zurück in die USA reisen kann. Doch das Wiedersehen gestaltet sich komplett anders, als sich die junge Frau es sich wieder und wieder ...

Endlich ist der Krieg vorbei und Peggy kann es kaum erwarten, dass Jimmy zurück in die USA reisen kann. Doch das Wiedersehen gestaltet sich komplett anders, als sich die junge Frau es sich wieder und wieder ausgemalt hat. Der Mann, der vor ihr steht, ist so ganz anders als der Jimmy, den sie kennt. Ein geheimnisvolles Foto einer Unbekannten könnte der erste Hinweis darauf sein, was Jimmy im Krieg erlebt hat...


Lynn Austin widmet sich in "Eines Tages finden wir nach Hause" einer sehr ereignisreichen Geschichte, die sich vor allen Dingen um die grausamen Ereignisse dreht, für die der braune Sumpf verantwortlich ist. Doch so schlimm die Gräueltaten auch sind, Austin kann die Schrecken und Narben auf der Seele einfach nicht richtig transportieren.

Ihr Schreibstil wirkt manchmal sehr steril, fast unbeholfen, und das führt dazu, dass sich die Figuren von den Leser;innen entfernen, anstatt sie vollkommen an ihrer Lebensgeschichte teilhaben zu lassen. Die christliche Perspektive wird sehr vehement von Austin vertreten, steht aber konträr zu einigen Handlungen, die die Protas recht freimütig tätigen. Hierauf näher einzugehen, ohne zu spoilern, ist so gut wie unmöglich, aber es sei angemerkt, dass das Eheversprechen hier mehr als salopp behandelt wird.

Während der Erzählstrang mit den Figuren Peggy und Jim sehr gut lesbar und voller Emotionen, Glaubenskrisen, den Folgen einer PTBS und vielen bewegenden Gedanken ist, kann der zweite Handlungsstrang in Bezug auf die Figur Gisela mich leider nicht für sich einnehmen. Auch wenn das, was ihr aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herkunft widerfahren ist, unmenschlich und furchtbar ist, gelingt es der Autorin nicht ganz, diese Prota so zu gestalten, dass ihre Geschichte bewegt und berührt. Hier bleiben die Leser:innen aussen vor, betrachten alles wie durch eine dicke Glaswand und können keine echte Verbindung zu Gisela aufbauen.

Machen Szenen im Buch sind sehr düster und schwer, legen sich wie Blei auf die Lesenden und sorgen für einen doch eher dunkel Wolke, die über dem Buch schwebt. Peggy leuchtet aber wie ein kleines Hoffnungslicht, dass auch in den schwierigsten Zeiten Trost spendet.

Die Idee zum Buch gefällt , die Umsetzung ist allerdings noch ausbaufähig.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Beeindruckende und durch Massentourismus bedrohte Naturschauspiele

Wild Places Kroatien
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Kroatien steht für traumhafte Natur, steilwandige Schluchten und begehbare Filmkulissen und ist seit Jahrzehnten ein Sehnsuchtsort. Veronika Wengert nimmt ihre Leser;innen mit auf eine echte Auszeit für ...

Kroatien steht für traumhafte Natur, steilwandige Schluchten und begehbare Filmkulissen und ist seit Jahrzehnten ein Sehnsuchtsort. Veronika Wengert nimmt ihre Leser;innen mit auf eine echte Auszeit für die Seele, denn die Aufnahmen im Buch bewirken, dass sich die Gedanken vom stressigen Alltag lösen und in das Land am Golf von Venedig und dem Adriatischen Meer reisen.

Es ist ein Reisebildband, der genauso farbenfroh und abwechslungsreich ist wie Kroatien selbst, der das glitzernde Spiel von abertausend Wassertropfen der tosenden Wasserfälle genauso schön zur Geltung bringt wie das türkisblaue Meer oder das grau-beige der karstigen Landschaften. Die informativen Sachtexte geben einen guten Einblick in das Leben vor Ort, stellen Land und Leute vor und sind verständlich verfasst.

Aber so wild, unberührt und fernab des Massentourismus, wie der Titel suggeriert, ist Kroatien leider nicht mehr. Die Autorin scheut sich nicht, in ihrem Buch die kritische Stimme zu erheben und auf die Folgen des Ansturms auf eben jene Naturschauspiele zu machen, die schon Generationen vor uns begeistert haben.

Gerade die Plitvicer Seen haben darunter zu leiden und die Folge davon ist, dass es nur noch ein bestimmtes Kontingent an Eintrittskarten gibt, um den nicht enden wollenden Strom an Besucher;innen in halbwegs erträgliche Bahnen zu lenken und das empfindliche Gleichgewicht des Naturparks im Lot zu halten. Auch Krk, Cres und Losinj werden im Sommer regelrecht von Reisenden überschwemmt und verlieren dadurch ganz viel von ihrer urwüchsigen und magischen Atmosphäre.

Es fällt mir schwer, diesen an und für sich wunderschönen Bildband zu bewerten, denn auf der einen Seite macht er regelrecht Heißhunger auf den nächsten Urlaub in Kroatien,stellt das Velebit-Gebirge genauso vor wie die sprudelnden Wasserfälle und scheinbar endlosen Kaskaden im Nationalpark Krka. Canyoning, Wanderungen,Skywalk und Segeln...die Möglichkeiten für einen aufregenden oder entspannten Urlaub sind vielfältig, aber irgendwie ist man doch nie so ganz allein....

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Interessante Thematik, aber es fehlt das gewisse Etwas

Die Nacht der Dollars
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Der Krieg ist erst wenige Tage zu Ende und schon kriechen die ersten Gerüchte über einen sagenhaften Schatz der Nazis aus den Ritzen. Natürlich ist das Interesse groß und die Suche nach dem Reichtum aus ...

Der Krieg ist erst wenige Tage zu Ende und schon kriechen die ersten Gerüchte über einen sagenhaften Schatz der Nazis aus den Ritzen. Natürlich ist das Interesse groß und die Suche nach dem Reichtum aus Goldtöpfen beginnt. Mittendrin ein Trio, das der Zufall zusammengeführt hat und dessen Beweggründe unterschiedlicher nicht sein können. Während Erich nach Rache sinnt, möchte Susan mehr über die Lebensborn-Kinder in Erfahrung bringen. Josef aber steckt voller Abenteuerlust und ahnt nicht, dass er gemeinsam mit seinen beiden Zweckverbündeten auf einer gefährliche Fährte unterwegs ist....


Peter Meisenberg macht Nachkriegsgeschichte lebendig und erzählt in "Die Nacht der Dollars" vom sagenumwobenen Schatz der Nazis und lässt seine fiktiven Personen in Oberbayern eine wirklich rasante Geschichte erleben. Der Schreibstil gefällt, da er abwechslungsreich und und randvoll mit faszinierenden Fakten ist. Jedoch fehlt dem Buch das gewisse Etwas, um die Leser:innen voll und ganz an die Seiten zu fesseln. Auf gerade einmal 221 Seiten tauchen die Lesenden in die interessante Thematik ein, die Stoff für so viel mehr bietet und daher nur angerissen wird.

Mir fehlt ein wenig der Tiefgang und Vermittlung von Hintergrundwissen, um vollkommen in das Geschehen abtauchen zu können. Hier ist ein breites Spektrum an Möglichkeiten vorhanden, um die zwielichtigen Charaktere noch genauer zu beleuchten, ihnen Auftritte zu verschaffen, die in Erinnerung bleiben. Auch findet nur ein recht oberflächlicher Einblick in die Recherche von Susan über den Verbleib der Lebensborn-Kinder statt, sodass hier noch lange nicht das volle Potenzial ausgeschöpft ist, um der Generation der Nachkriegsenkel:innen das nahe zu bringen, über das die Großeltern lange geschwiegen haben und immer noch schweigen.

Auch wenn es drei unterschiedliche Beweggründe sind, die Ernst, Josef und Susan zu einer Zweckgemeinschaft machen, hätte ich sehr gerne noch viel mehr in ihre Gefühls- & Gedankenwelt geschaut, um ihre Antreiber zu verstehen und nachvollziehen zu können. Zwar webt der Autor eine spannende Handlung, vergisst aber dabei ab und zu, seine Leser:innen mitzunehmen. Auch die Fülle der Themen, die angerissen und nicht weiter vertieft werden, führen manchmal zu abrupten Wechseln und auch das das Ende erscheint irgendwie unvollständig.

Die Idee zum Buch gefällt, die Umsetzung zeigt aber noch deutlich Luft nach oben

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