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Veröffentlicht am 24.11.2022

Ein Buchschätzchen

Buch der Tage
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Patti Smith ist eine Wortpoetin und legt mit diesem "Buch der Tage" ein echtes Buchschätzchen vor. Ein immerwährendes Kalendarium, erschaffen aus 365 Fotos aus dem Privatarchiv der Künstlerin, die mit ...

Patti Smith ist eine Wortpoetin und legt mit diesem "Buch der Tage" ein echtes Buchschätzchen vor. Ein immerwährendes Kalendarium, erschaffen aus 365 Fotos aus dem Privatarchiv der Künstlerin, die mit sprachlichen und gedanklichen Inspirationen zu kleinen Juwelen werden.

Aus jeder einzelnen Buchseite dringt eine unglaubliche Energie, die das Leben regelrecht feiert - ein durch und durch positives Gefühl ergreift von den Lesenden Besitz, denn dieses Buch ist ein Geschenk an sich selbst. Auch wenn es mal ernste und nachdenkliche Töne anstimmt ( 9/11, Erinnerungen an den verstorbenen Bruder), sind es die "good vibes", die Patti Smith großzügig und mit offenen Händen verteilt. Ihre Bilder sprechen eine ganz besondere Sprache, sind eine Hommage an das Leben und die Kunst und zeigen, wie breitgefächert das Interessengebiet von Patti Smith ist: Picasso, Schlingensief, Martin Luther King, John F. Kennedy, John Lennon, Gerhard Richter, Mary Shelly...große Namen, die in diesem Buch eine würdevolle Erwähnung finden und in Kombination mit bewegenden Bildunterschriften die Fotografien zum Leben erwecken und zu einem literarischen Spaziergang der ganz besonderen Art einladen.

Ein Buch zum immer wieder anschauen und genießen,

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Bergsteiger:innendrama mit viel Nervenkitzel

Tod am Everest
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Es ist und bleibt das größte Abenteuer, das sich die Seilschaft vorgenommen hat - sie wollen den Mount Everest über die markante Nordroute besteigen. Aber der Berg hat seine eigenen Gesetze und fordert ...

Es ist und bleibt das größte Abenteuer, das sich die Seilschaft vorgenommen hat - sie wollen den Mount Everest über die markante Nordroute besteigen. Aber der Berg hat seine eigenen Gesetze und fordert der Gruppe alles ab, was es an Kondition, Zusammenhalt und mentaler Stärke aufbringen kann. Aber reicht das auch, um den Gipfel zu erreichen und auch wieder lebend wieder nach unten zu kommen ?


Odd Halrad Hauge hat mit "Tod am Everest" ein Bergsteiger:innendrama geschreiben, das zwar kein Thriller im herkömmlichen Sinn ist, aber trotzdem jede Menge Nervenkitzel und Schockmomente für die Leser:innen bereit hält. Es ist die atemlose Spannung, die sich zusammen mit der beißenden Kälte wie ein eisiger Schraubstock den Weg aus den Seiten bahnt und die Leser;innen fasziniert und sie in der Handlung gefangen hält.

Vielschichtige Charaktere machen die Expedition zu einer Gratwanderung im wahrsten Sinne des Wortes, denn so unterschiedlich die persönlichen Einstellungen, Wesenszüge und Geheimnisse im Gepäck sind, sind sie maßgebliche Auslöser für Konflikte und diverse spitze Pfeile, die immer wieder verbal abgeschossen werden.

Das Buch selbst wirkt wie eine Droge, die den Höhenrausch, den Abenteuergeist und manchmal auch die Leichtsinnigkeit der Bergsteigenden immer wieder neu befeuert und für dramatische Szenen verantwortlich ist. Die Figuren haben den Mut, auch mal Schwäche zu zeigen, legen nach und nach ihr wahres Ich und ihre Beweggründe für die Tour offen und ermöglichen so den Lesenden, ein Teil der beschwerlichen Expedition zu werden. Es sind mitunter Szenen, die mich nicht nur vor Kälte zittern lassen und mich regelrecht Schockstarre versetzen. Hauge fängt die Atmosphäre am Berg unglaublich real ein, sodass Panik in Echtzeit entsteht und ich selbst verzweifelt nach einem wärmenden Handschuh oder der lebensrettenden Sauerstoffflasche suche.

Es sind die Sequenzen am Berg, die mich zermürben, klaustrophobische Enge erzeugen und nachdenklich stimmen. Meine Herz rast, der Puls schnellt in die Höhe und ich bin gefangen zwischen Bewunderung und Angst, Hoffnung und Lethargie und lege das Buch erst wieder zur Seite, als der Abstieg geschafft ist und ich das Ende kenne.

Für so viel Einfallsreichtum und eiskalten Nervenkitzel, der unter die Haut geht, kann es nur 5 Sternchen gebe

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Naturkundeunterricht vom Allerfeinsten

Vogelwelten
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Irgendwie habe ich beim Lesen des Buches das Gefühl, ein Teil von "Nachts im Museum" zu sein, denn Klaus Nigge öffnet nicht nur Türen und Schubladen, sondern auch echte Schatzkammern in den Museen, um ...

Irgendwie habe ich beim Lesen des Buches das Gefühl, ein Teil von "Nachts im Museum" zu sein, denn Klaus Nigge öffnet nicht nur Türen und Schubladen, sondern auch echte Schatzkammern in den Museen, um seinen Leser:innen einen mehr als interessante Einblick zu ermöglichen.

Es sind Geschichten und Geschichtliches, vereint mit sehr fundiertem Fachwissen, die dieses Buch so einzigartig machen - der Autor weiß das Interesse immer wieder neu zu entfachen und entführt in die Anfänge der Vogelsammlungen, zeigt die Arbeit von Präparator:innen und trägt so dazu bei, dass anhand von ausgewählten Exponaten die Vielfalt der Vogelwelt zugänglich wird.

Die Sachtexte sind sehr gut ausformuliert und sind für Vogelkundler:innen sehr gut zu erfassen. Für Leser;innen, die sich noch nicht ganz so tief in der Materie befinden, wird es manchmal etwas zu fachlich. Es sollte hier Jede/r selbst entscheiden, in wieweit dieses Kriterium den Lesefluss beeinflusst.

Faszinierend sind die Fotografien, an denen ich mich teilweise nicht satt sehen kann - gerade die Detailaufnahmen der Gefieder versetzen mich immer wieder in Erstaunen. Prachtvolle Farben schillern und glänzen, der Flaum ist duftig und flauschig, die einzelnen Federäste sind in der Kontur gestochen scharf und die Federstruktur breitet sich wie ein Fächer aus.

Manchmal überkommt mich ein kalter Schauer, wenn ich in die weißen leeren Augen der Vogelpräparate blicke, unzählige Vogelskelette vor mir ausgebreitet liegen oder ein im Glas konserviertes Tüpfelsumpfhuhn betrachte. Hat schon ein bisschen was von Gruselkabinett...Dafür liebe ich die wunderschönen Aufnahmen der Pfauen, die Möglichkeit Silberreiher, Rosaflaminge und Purpurhuhn "aus dem Fenster" zu betrachten, staune über die bunte Einfärbung der Gelege und blättere immer wieder zur mehr als gelungenen Doppelseite 52/53 zurück - sie dient zum einen als Cover und zum anderen zeigt sie, wie facettenreich und bunt die Welt der Vögel ist.

Ein sehr lesenswertes, abwechslungsreiches und lehrreiches Buch .

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Von Zweien, die auszogen, um den Balkan zu entdecken

Balkan Express
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Es gibt sie noch, die echten Abenteuer, die nur darauf warten, von zwei Freunden entdeckt zu werden. Und genau so liest sich auch das Buch "Balkan Express" -wie ein einzig großer Abenteuerbericht, der ...

Es gibt sie noch, die echten Abenteuer, die nur darauf warten, von zwei Freunden entdeckt zu werden. Und genau so liest sich auch das Buch "Balkan Express" -wie ein einzig großer Abenteuerbericht, der ein bisschen "Durchgeknallt sein", Erlebnishunger und Entdeckerlust auf die Leser:innen überträgt.

Mit Skiern und Drahtesel erkunden Max Kroneck und Jochen Mesle u. a Griechenland, Albanien, Kroatien und Slowenien und stellen sich dabei den Strapazen, die quasi an jeder nächsten Wegbiegung warten. Das Buch liest sich lässig und locker aus dem Handgelenk, obwohl die Tour keineswegs so locker flockig zu fahren ist. Aber die beiden Abenteurer treffen genau den richtigen Ton, um auf Missstände, Herausforderungen und imposante Eindrücke aufmerksam zu machen.

Die Aufnahmen im Buch zeigen ein großes Spektrum an gesammelten Erfahrungen, fangen Stimmungen ein und ermöglichen den Lesenden, die aufregende Tour mitzuerleben. Besonders gut gefallen mir die Sportfotografien , denn sie drücken Lebensfreude und Action pur aus.

Leider sind die Bilder nicht auf Fotopapier gedruckt, sodass ihnen die Farbintensität etwas verloren geht. Gerade bei den Winterlandschaften ist das unglaublich schade, denn hier müsste das Weiß sich gestochen scharf vom Hintergrund abheben.

Das Buch ist für Weltentdecker:innen, Freunde:innen fürs Leben und Menschen mit ungebremster Abenteuerlust empfehlenswert !

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Damit du dich nicht selbst vergisst

Nicht vergessen
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Eveline Helmink hat mit "nicht vergessen" ein unglaublich warmherziges und einfühlsames Buch für Angehörige von Demenzerkrankten geschrieben, das wie ein Hoffnungslicht leuchtet und der Seele richtig gut ...

Eveline Helmink hat mit "nicht vergessen" ein unglaublich warmherziges und einfühlsames Buch für Angehörige von Demenzerkrankten geschrieben, das wie ein Hoffnungslicht leuchtet und der Seele richtig gut tut.

Es sind die kleinen Dinge des Lebens, auf die die Autorin aufmerksam macht und die im Alltag oft vergessen gehen, da die Betreuung der Angehörigen zeitaufwendig und intensiv ist. Mitunter bleibt die Selbstfürsorge der Angehörigen regelrecht auf der Strecke und sie fühlen sich ausgebrannt, unverstanden, überlastet und mit der Situation allein gelassen.

Das Buch ist liebevoll illustriert, spendet mit jedem Wort Trost und Halt und führt die Leser;innen sanft auf den Weg der Selbstfürsorge und Achtsamkeit in der Pflege ihrer Angehörigen. Eveline Helmik spricht ihre Lesenden direkt an und es entsteht eine sehr innige Verbindung zwischen beiden Parteien, denn sowohl die Schreibende als auch die Leser:innen finden sich in so vielen bekannten Situationen wieder, die das Zusammengehörigkeitsgefühl noch verstärken.

Es sind ehrliche und sehr intime Einblicke in ihre private Pflegesituation, die Helmik hier gewährt und Worte, die sehr deutlich das immer wieder Abwägen zwischen innerer Zerrissenheit, Schmerz und grenzenloser Liebe und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit beschreiben. Dabei verliert sie sich nicht selbst aus dem Fokus, denn nur wer sich bei der Pflege von Angehörigen mit Demenz nicht selbst vergisst, kann weiter für dieses Familienmitglied sorgen.

Es gibt unglaublich viele Momente, die zu Herzen gehen, die berühren und die mir manchmal die Tränen in die Augen treiben. Aber bei all dem geht nie das positive Gefühl der Unterstützung, der Zuwendung und des Trostes verloren.

Das Buch ist ein einfühlsamer und warmherziger Mutmacher und ein liebevoller Hinweis, auf sich selbst zu achten, damit sich nicht selbst vergisst.

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