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Veröffentlicht am 15.03.2019

Genau das Richtige für trübe Tage

Das schönste Mädchen Havannas
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„…Allerdings war die Stadt in all ihrer Buntheit nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch das reinste Hörvergnügen. In Havanna spielte an jeder Ecke Musik. Sie schallte aus den Türen der Bodegas, aus ...


„…Allerdings war die Stadt in all ihrer Buntheit nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch das reinste Hörvergnügen. In Havanna spielte an jeder Ecke Musik. Sie schallte aus den Türen der Bodegas, aus den Radios, die in den geöffneten Fenstern standen, aus den Trompeten und Gitarren der Straßenmusiker, die alle Straßen und Plätze als Bühne zu benutzen schienen…“

Ende der 1940 er Jahre wandert ein Asturier nach Kuba aus. Er hofft, in der Neuen Welt ein besseres Leben beginnen zu können, denn es tobt der Bürgerkrieg in Spanien. Patricio muss jedoch auch in der neuen Heimat klein anfangen – er heuert zunächst als Schuhputzer an, die Hauptstadt Havanna bietet viele Verlockungen. Doch Patricio scheint vom Pech verfolgt – er ruiniert ausgerechnet die Schuhe einer Mafiagröße und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Erst als Patricio Arbeit im Kaufhaus „El Encanto“ findet, scheint sich das Blatt für den Emigranten zu wenden – schnell steigt er in der Angestelltenhierarchie auf, er findet auch Freunde/innen.
Eines Tages verliebt sich Patricio unsterblich in die junge Gloria, doch sie ist ausgerechnet die Ehefrau von Carlos Valdés, dem Gangsterboß, dessen Schuhe Patricio einst ruiniert hatte…

Der Roman ist voller Tragik und Romantik. Schöne Menschen agieren vor beeindruckender Kulisse, und es tauchen auch prominente Gesichter auf.
„Das schönste Mädchen Havannas“ ist ein schöner Schmöker und genau das Richtige für trübe Tage. Der Ich – Erzähler führt den Leser gekonnt durch das Geschehen, der Stil der Autorin liest sich
flüssig, durch die größtenteils lineare Erzählstruktur ist es leicht, den roten Faden nicht zu verlieren.

Fazit:


Dieser Schmöker ist genau das Richtige für trübe Tage!

Veröffentlicht am 05.03.2019

packend und gut recherchiert

Der Bogenschütze
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Die Uhtred – Reihe von Bernard Cornwell habe ich zuerst auf Netflix entdeckt. Nachdem ich „The Last Kingdom“ geschaut hatte, war klar, dass ich auch die literarische Vorlage - „Das letzte Königreich“ ...


Die Uhtred – Reihe von Bernard Cornwell habe ich zuerst auf Netflix entdeckt. Nachdem ich „The Last Kingdom“ geschaut hatte, war klar, dass ich auch die literarische Vorlage - „Das letzte Königreich“ lesen musste. Cornwell versteht es meisterhaft, Fakten und Fiktion zu einer spannenden Geschichte zu verschmelzen.
Als ich dann sah, dass es den „Bogenschützen“ als ungekürztes Hörbuch gibt, wollte ich der Erzählung unbedingt lauschen, und ich wurde nicht enttäuscht. Die Intonation und die Stimmlage des Sprechers passen perfekt zum Geschehen.
„Der Bogenschütze“ bildet den Auftakt zu einer Trilogie.
Worum geht’s ?
„Am Ostermorgen 1342 wird ein englisches Küstendorf von vier französischen Schiffen überfallen, angeführt von einem geheimnisvollen schwarzen Ritter, der sich ‚Harlekin‘ nennt. Schnell brennt der ganze Ort, und aus der Kirche wird ein Schatz gestohlen: eine alte Lanze, sie soll Sankt Georg gehört haben, dem Schutzheiligen der englischen Könige. Als einer der wenigen überlebt Thomas, der Sohn des Pfarrers. Sein Vater verrät ihm im Sterben, dass der Mann in Schwarz ein Verwandter ist. Thomas schwört, den Frevel zu rächen. Doch er ahnt nicht, auf was für ein Wagnis er sich einlässt. Denn sein Feind scheint die mächtigste Waffe des Christentums zu besitzen: den Heiligen Gral.“

Wie beim „letzten Königreich“ geht es auch im „Bogenschützen“ darum, dass ein junger Mann (Uhtred respektive Thomas) seine Bestimmung findet. Dem Schicksal kann er nicht entkommen, und so wächst Thomas über sich hinaus – etwas, das als Rachefeldzug beginnt, wandelt sich zu einer schier übermenschlichen Aufgabe, zu einer heiligen Mission.
Cornwell verzichtet auf kitschige Szenen, dennoch kommt die Liebe in der Erzählung nicht zu kurz, und eigentlich ist das Ganze in gewisser Weise auch eine Coming of Age Geschichte. Das Mittelalter wird nie in romantisierter Form dargestellt, die Schlachtszenen sind plastisch, die Kämpfe werden in epischer Breite geschildert. Dies muss man mögen. Eins ist jedoch sicher: Bernard Cornwell präsentiert spannende und gut recherchierte Unterhaltung, man fiebert als Hörer/in mit den Figuren mit und es kommt keine Langeweile auf! Da es sich um eine Reihe handelt, werden am Ende jedoch nicht alle Handlungsfäden zusammengeführt, was ich aber nicht schlimm finde.
Daher vergebe ich für das Hörbuch „Der Bogenschütze“ 4,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Southern Noir

Nacht über dem Bayou
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Dave Robicheaux ermittelt:
Der Kavalier der alten Schule verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, und so macht er sich auf, in Louisiana den Sumpf aus korrupten Politikern und bösen Handlangern ...


Dave Robicheaux ermittelt:
Der Kavalier der alten Schule verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, und so macht er sich auf, in Louisiana den Sumpf aus korrupten Politikern und bösen Handlangern trockenzulegen.

Worum geht’s ?
Der Ich-Erzähler führt durch das Geschehen:
Aaron Crowns Familie werden Verbindungen zum Ku Klux Klan nachgesagt, er selbst war als Wilderer, der in den Wäldern sein Unwesen trieb, eher am Rand der Gesellschaft zuhause.
Crown beteuert, zu Unrecht im Gefängnis zu sitzen. Er ist vor 28 Jahren des Mordes am schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon verdächtigt und zu vierzig Jahren Haft verurteilt worden. Crown ersucht Robicheaux um Hilfe. Zur gleichen Zeit dreht ein Fernsehteam eine Dokumentation über eben jenen Fall und fördert dabei einige Ungereimtheiten zutage. Als Robicheaux, der die Geschichten über Crown für „Hinterwäldleranekdoten“ hält, zu ermitteln beginnt, häufen sich die seltsamen Zufälle.
Crown gelingt es schließlich, aus der Haftanstalt zu flüchten. Brisant: ein Mexikaner soll Dave Robicheaux töten, denn bestimmte Kreise wollen nicht, dass der alte Fall neu aufgerollt wird …
„Nacht über dem Bayou“ ist ein packender Krimi. Der Autor beschreibt die Atmosphäre des tiefen Südens und der „[…] von französischer Lebensart und einer vom Katholizismus geprägten Kultur[…]“ so plastisch, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, direkt vor Ort zu sein. Er präsentiert runde Charaktere – nie hat man das Gefühl, einer Karikatur zu begegnen, auch wenn eine finstere Motivation die Figur antreibt. Die Geschichte ist extrem gut geplottet und nicht vorhersehbar. Über den eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nicht viel verraten, um nicht zu spoilern, aber soviel kann ich sagen – der Roman ist fesselnd und nuanciert geschrieben. Gesellschaftskritik meets Spannung.
„Nacht über dem Bayou“ ist bereits 1999 im Goldmann Verlag erschienen. Nun liegt eine schöne erweiterte Neuausgabe aus dem Pendragon Verlag vor. Es ist der neunte Band aus der Reihe rund um Detective Robicheaux.

Für „Nacht über dem Bayou“ spreche ich gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 04.02.2019

Jagd auf Michael Swann

Wer ist Michael Swann?
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Julia Swann fällt aus allen Wolken, als in der New Yorker Penn Station ein Anschlag verübt wird. Ausgerechnet ihr Mann Michael wird verdächtigt- er soll die Explosion ausgelöst haben. Julia kann nicht ...


Julia Swann fällt aus allen Wolken, als in der New Yorker Penn Station ein Anschlag verübt wird. Ausgerechnet ihr Mann Michael wird verdächtigt- er soll die Explosion ausgelöst haben. Julia kann nicht glauben, dass der Mann, mit dem sie ein ruhiges, unauffälliges Leben mit zwei Kindern führt, zu einem heimtückischen Attentat fähig wäre. Also macht sich die Frau auf die Suche, und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…
„Wer ist Michael Swann?“ von Bryan Reardon beginnt spektakulär. Die Exposition des Romans ist wirklich gelungen, und es ist bedrückend und realistisch, dass der „Aufhänger“ ein Attentat ist. Damit befindet sich „Wer ist Michael Swann“ absolut am Puls der Zeit. Die Kapitel sind relativ kurz. Stilistisch hätte der Autor aber mehr aus dem spannenden Stoff machen können – der Beginn des Buches ist absolut fesselnd, dann lässt das Tempo leider arg nach, aber das Ende ist doch einigermaßen überraschend. Insgesamt hätte die Geschichte, die ich nicht unbedingt als Thriller bezeichnen würde, ein wenig Straffung verdient. Flashbacks sind ein Stilmittel, das der Autor relativ häufig einsetzt, und auch die sprachliche Ausgestaltung konnte mich nicht ganz überzeugen, was aber an der Übersetzung liegen könnte. Manchmal fühlte ich mich an einen Hollywoodfilm erinnert, natürlich wenden sich alle Freunde des Ehepaars ab, als eine mediale Hetzjagd auf Julias Gatten beginnt.
Die Figuren fand ich aber interessant und auch die Grundidee ist spitze, die alternierenden Perspektiven lockern das Ganze auf – Michael kann sich nicht an die Ereignisse erinnern, aber eines weiß er: Seine Frau ist die Liebe seines Lebens.
Julia setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, denn die Polizei hält Michael aufgrund eines Überwachungsvideos für schuldig.

Fazit:

Der Roman konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen, es gab Längen und Ungereimtheiten. Trotzdem habe ich es nicht bereut, dieses Buch gelesen zu haben.
Ich vergebe drei von insgesamt fünf möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Umsetzung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2018

Graue Nächte, dunkle Tage

Graue Nächte
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"Graue Nächte“ ist der zweite Teil einer Reihe, ich finde aber, dass man den (historischen) Krimi auch gut als stand-alone lesen kann, denn ich kenne Band 1 („ Der Reisende“) nicht.
Worum geht’s ?

Die ...

"Graue Nächte“ ist der zweite Teil einer Reihe, ich finde aber, dass man den (historischen) Krimi auch gut als stand-alone lesen kann, denn ich kenne Band 1 („ Der Reisende“) nicht.
Worum geht’s ?

Die Handlung ist im Zweiten Weltkrieg angesiedelt.
- Schauplatz Island, 1943: In der Hauptstadt herrscht eine angespannte Stimmung, die Insel ist von Amerikanern besetzt. Kommissar Flovent und sein Kollege Thorson, ein Kanadier von der Militärpolizei, müssen Ermittlungen aufnehmen, als nahe einer Soldatenkneipe eine männliche Leiche aufgefunden wird. Weshalb wurde der Mann erstochen? Bald gibt es einen weiteren Toten – am Strand der Nautholsvikbucht wird eine männliche Leiche angespült. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Toten, und welche Rolle spielt das Kriegsgeschehen dabei? Schon bald geraten die beiden Kommissare selbst in Gefahr…

Ich weiß nicht viel über Island, daher war die Lektüre des Romans besonders interessant für mich. Das harte Leben in den 1940er Jahren wird vom Autor sehr anschaulich beschrieben, auch erhält man als Leser Einblicke in die isländische Mentalität.
Der Zweite Weltkrieg bietet meist einen spannenden Hintergrund für Krimis – mit seinen Bündnissen und Feindschaften, Seilschaften und Widerstandsgruppen. Achsenmächte versus Alliierte, neutrale und nicht ganz so neutrale Staaten bieten viel Spielraum für spannende stories.
Ich musste mich beim Lesen aber konzentrieren, weil die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, was mir zu Beginn nicht unbedingt klar war. „Graue Nächte“ ist kein Krimi, den man en passant lesen kann und es ist kein Roman, der heitere Unterhaltung bietet. Mir gefiel die düstere Grundstimmung jedoch gut, und wenn man sich einmal auf die Geschichte eingelassen hat, möchte man unbedingt wissen, wie das Ganze endet. Der Erzähler verzichtet auf Effekthascherei und berichtet in einem kühlen, gar distanzierten Stil von den Ereignissen.
Daher vergebe ich für „Graue Nächte“ vier von insgesamt fünf möglichen Sternen, und ich werde auch den „Reisende[n]“ lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere