Profilbild von lesefalter

lesefalter

aktives Lesejury-Mitglied
offline

lesefalter ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lesefalter über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2025

Düster, feministisch, magisch

Terror at the Gates
1

In Terror at the Gates folgt man Lilith, einer jungen Frau mit besonderen magischen Fähigkeiten. In der Stadt Eden – einer düsteren, patriarchalen Welt voller religiöser Dogmen, Machtkämpfe und verborgenem ...

In Terror at the Gates folgt man Lilith, einer jungen Frau mit besonderen magischen Fähigkeiten. In der Stadt Eden – einer düsteren, patriarchalen Welt voller religiöser Dogmen, Machtkämpfe und verborgenem Unheil – gerät sie in Ereignisse, die nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern das Gleichgewicht der gesamten Stadt ins Wanken bringen könnten.

Der Roman hat mich von Beginn an gefesselt. Scarlett St. Clair erschafft ein faszinierendes Setting: Eden ist in verschiedene Stadtteile gegliedert, die jeweils eine andere Gesellschaftsschicht oder Menschengruppe beherbergen und von einer einflussreichen Familie geführt werden. Über allem thront die Kirche unter der Leitung des Erzbischofs. Um ihrer herrischen Familie und den ihr auferlegten Pflichten zu entkommen, hat es Lilith in den Stadtteil der Sünde – Nineveh – verschlagen.

Lilith ist eine mutige, witzige und energiegeladene Protagonistin, deren Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit sie sofort sympathisch macht. Gleichzeitig handelt sie gelegentlich trotzig und unbedacht – das sorgt zwar für Konflikte, hat mich an einigen Stellen jedoch irritiert und gestört, da ich anhand des Klappentextes eine reifere Protagonistin erwartet hatte.

Auch die Nebenfiguren bereichern die Geschichte mit Wärme, Loyalität und emotionalen Momenten. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Besonders gefallen hat mir die gelungene Verbindung aus düsterer Atmosphäre, gesellschaftskritischen Themen und einer prickelnden, spannungsgeladenen Dynamik zwischen den Figuren.

Lediglich das Magiesystem hätte ich mir etwas mehr Tiefe und Erklärungen gewünscht – vielleicht werden die offenen Fragen im zweiten Teil noch aufgegriffen.

Terror at the Gates ist ein packender Fantasyroman mit einer starken feministischen Note und einer Heldin, deren Entwicklung neugierig auf mehr macht – auch wenn Liliths gelegentliche Unbedachtheit und das noch wenig erläuterte Magiesystem für mich kleinere Schwachpunkte waren. Dennoch bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und darauf, wie es mit Lilith und der Stadt Eden weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 10.11.2025

Zwischen Magie, Liebe und Intrigen

To Carve a Fae Heart - Fair Isle 1
3

To Carve a Fae Heart ist ein gelungener Auftakt einer Romantasy-Reihe, der mit einem angenehm flüssigen Schreibstil, durchdachtem Weltenbau und einer ordentlichen Portion Witz überzeugt. Tessonia Odette ...

To Carve a Fae Heart ist ein gelungener Auftakt einer Romantasy-Reihe, der mit einem angenehm flüssigen Schreibstil, durchdachtem Weltenbau und einer ordentlichen Portion Witz überzeugt. Tessonia Odette verbindet Spannung, Romantik und Humor auf ansprechende Weise und schafft damit eine unterhaltsame, leicht zu lesende Geschichte.

Evie, die Hauptfigur des Buches, ist eine starke, unabhängige und zugleich sarkastische Protagonistin, deren Schlagfertigkeit und Humor der Handlung eine frische Note verleihen. Ihre spitze Zunge und ihr Mut machen sie zu einer Figur, mit der man gerne Zeit verbringt. Besonders die Beziehung zu ihrer Schwester Amelie sorgt für emotionale Tiefe und zeigt eine schöne Mischung aus Loyalität, Liebe und Konflikt – umso bedrückender ist es, wie diese Bindung im Verlauf auf die Probe gestellt wird.

König Aspen wirkt zunächst distanziert, offenbart aber im Laufe der Handlung eine einfühlsame und verantwortungsbewusste Seite. Sein Bruder Cobalt dagegen verkörpert das genaue Gegenteil – charmant, berechnend und undurchsichtig. Diese Gegensätze bringen Dynamik und Spannung in die Geschichte.

Auch wenn einige Wendungen vorhersehbar waren und Evie gegen Ende manchmal etwas zu naiv wirkte, war die Handlung durchgehend unterhaltsam. Der Humor, die lebendigen Dialoge und der geschickt gesetzte Cliffhanger am Ende sorgen dafür, dass man die Fortsetzung unbedingt lesen möchte.

Fazit:
Ein unterhaltsamer und spannender Reihenauftakt mit einer sarkastischen, liebenswerten Heldin, charmanten Nebenfiguren und einem gelungenen Mix aus Magie, Intrigen und Romantik. To Carve a Fae Heart bietet gute Romantasy-Unterhaltung mit Witz, Gefühl und Spannung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.11.2025

Zwischen Einsamkeit und Verbundenheit

Die Rettung
0

Eine halbtote Frau wird an die Küste von Shearwater gespült – einer abgelegenen Insel zwischen Australien und der Antarktis. Dort lebt Dominic Salt mit seinen drei Kindern in der Einsamkeit, seit das Forschungsteam, ...

Eine halbtote Frau wird an die Küste von Shearwater gespült – einer abgelegenen Insel zwischen Australien und der Antarktis. Dort lebt Dominic Salt mit seinen drei Kindern in der Einsamkeit, seit das Forschungsteam, das einst mit ihnen die Insel bewohnte, abgereist ist. Als Dominics Tochter Fen die Gestrandete findet, nimmt die Familie sie auf und pflegt sie gesund. Doch schon bald stellt sich die Frage: Wer ist diese geheimnisvolle Frau – und was führt sie an diesen unwirtlichen Ort?

Die Rettung von Charlotte McConaghy hat mich von der ersten Seite an gepackt. Der Roman verbindet gekonnt Spannung, tiefgehende Familien- und Beziehungsdynamiken sowie eine eindringliche Auseinandersetzung mit der Natur und der drohenden Klimakrise. Dazu kommt eine gute Portion Thrill, die mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ.

Der atmosphärische Schreibstil zieht einen unmittelbar in die raue Welt der Insel hinein – man spürt Wind, Kälte und Einsamkeit förmlich mit. Durch die wechselnden Erzählperspektiven erhält man einen intensiven Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren, deren zentrale Themen Isolation, Schuld, Naturverbundenheit, Liebe und Hoffnung sind. Besonders gelungen fand ich, wie facettenreich und glaubwürdig die Charaktere gezeichnet sind – mit all ihren Stärken, Schwächen und Widersprüchen.

Fazit:
Eine große Leseempfehlung für alle, die spannende, emotionale Geschichten mit starkem Naturbezug lieben – und sich gerne von intensiven Figurenporträts berühren lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2025

Zwischen Wahrheit und Fiktion

Melody
0

„In der Fiktion steckt oft mehr Wahrheit als in den Fakten.“

Tom Elmer, ein junger Rechtsanwalt, wird beauftragt, den Nachlass des bekannten, einflussreichen und todkranken Dr. Peter Stotz zu ordnen. ...

„In der Fiktion steckt oft mehr Wahrheit als in den Fakten.“

Tom Elmer, ein junger Rechtsanwalt, wird beauftragt, den Nachlass des bekannten, einflussreichen und todkranken Dr. Peter Stotz zu ordnen. Bei seiner Arbeit erfährt er immer mehr über das Leben seines Auftraggebers – und über die mysteriöse Frau, deren Porträts das gesamte Haus schmücken: Melody, die ehemalige Verlobte von Stotz, die kurz vor der gemeinsamen Hochzeit spurlos verschwunden ist.

Die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit ihr hat Stotz nie ganz aufgegeben, auch wenn sie offiziell als verstorben gilt. Nach und nach fallen Tom einige Ungereimtheiten zwischen den Fakten und den Erzählungen des alten Mannes auf. Gemeinsam mit Stotz’ Großnichte Laura begibt er sich schließlich auf die Suche nach der Wahrheit über Melody.

„An sich ist der Tod nichts Schlimmes. Nur das Timing kann schlecht sein. Weißt du, wann es schlecht ist?“
Tom stand unbehaglich neben dem Pflegebett und sagte: „Nicht immer?“
„Nein. Wenn das Leben endet, bevor es abgeschlossen ist. Dann ist es kein Happy End. Ein glückliches Ende gibt es nur, wenn die Story in dem Moment endet, in dem der Protagonist das Ziel erreicht, das er verfolgt hat. Und nur dann. Merk dir das.“

Ob Peter Stotz sein Happy End bekommen hat?

Martin Suter schafft es auch in Melody, eine dichte, atmosphärische Stimmung zu erzeugen, die Leserinnen und Leser sofort in den Bann zieht. Seine Sprache ist ruhig und präzise, dabei aber so bildhaft und detailreich, dass man die Räume, Gesichter und Stimmungen förmlich vor Augen hat. Besonders gelungen ist die Art, wie Suter Realität und Erinnerung, Wahrheit und Wunsch ineinanderfließen lässt – manchmal weiß man selbst nicht mehr genau, was Fiktion und was Wirklichkeit ist.

Die Figuren wirken authentisch und nahbar, mit all ihren kleinen Macken, Unsicherheiten und Hoffnungen. Tom, der zunächst nüchterne Jurist, wächst im Laufe der Geschichte über sich hinaus, während Peter Stotz trotz seines Alters und seiner Gebrechlichkeit eine faszinierende, komplexe Figur bleibt. Auch Nebenfiguren wie Laura sind fein gezeichnet und tragen wesentlich zur Lebendigkeit der Geschichte bei.

Mehrere überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Melody ist kein Krimi im klassischen Sinn, sondern eine fein komponierte Mischung aus Liebesgeschichte, Mysterium und Charakterstudie – melancholisch, klug und berührend.

Martin Suter beweist, dass er ein Meister darin ist, die Grenzen zwischen Schein und Sein verschwimmen zu lassen – und dass hinter jeder Fiktion vielleicht ein Stück Wahrheit steckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2025

Zwischen Hochzeitswahnsinn und Lebenskrise

Wedding People (deutsche Ausgabe)
0

Phoebe möchte sich vor ihrem Tod noch etwas Besonderes gönnen und ihre letzten Stunden in vollen Zügen genießen. Deshalb bucht sie ein Zimmer in einem Luxushotel – einem Ort, von dem sie seit Jahren träumt. ...

Phoebe möchte sich vor ihrem Tod noch etwas Besonderes gönnen und ihre letzten Stunden in vollen Zügen genießen. Deshalb bucht sie ein Zimmer in einem Luxushotel – einem Ort, von dem sie seit Jahren träumt. Eigentlich wollte sie dort einmal gemeinsam mit ihrem Ehemann Urlaub machen, doch dieser ist inzwischen ihr Ex-Mann. Nun erscheint ihr das Hotel als der perfekte Ort, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Lila, die zukünftige Braut, die das Hotel für ihre aufwendig geplante Hochzeit gebucht hat, ist von Phoebes Vorhaben alles andere als begeistert. Ein Selbstmord mitten in ihrer Feier würde das perfekte Hochzeitswochenende ruinieren. Entschlossen versucht sie deshalb, Phoebe von ihrer Absicht abzubringen.

Phoebe war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist authentisch gezeichnet, ihre Gedanken und Gefühle wirken nachvollziehbar und berührend. Besonders gelungen fand ich auch ihre persönliche Entwicklung im Laufe des Romans.
Lila hingegen war eine Figur, mit der ich nicht so recht warm wurde – dennoch hat gerade das Zusammenspiel dieser beiden sehr unterschiedlichen Protagonistinnen für mich gut funktioniert und zur Spannung der Geschichte beigetragen.

Was mir besonders gefallen hat, war die gelungene Mischung aus Humor und ernsten Themen. Viele Szenen und Aussagen laden zum Nachdenken ein, ohne dass das Buch dabei seine Leichtigkeit verliert.

Ich habe „Wedding People“ sehr gerne gelesen und empfehle es allen, die humorvolle, aber zugleich tiefgründige Romane mögen, in denen es um Selbstwahrnehmung, Selbstfindung und familiäre Beziehungen geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere