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Veröffentlicht am 02.10.2018

Die 1960er und die Ausschwitzprozesse

Deutsches Haus
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„Deutsches Haus“ ist ein 368 seitiger Roman von Annette Hess. Das Buch erschien am 21.09.2018 im Ullstein Verlag.
Zusammenfassung:
Eva Bruhn ist Dolmetscherin und wird unvorhergesehen für den ersten Auschwitz ...

„Deutsches Haus“ ist ein 368 seitiger Roman von Annette Hess. Das Buch erschien am 21.09.2018 im Ullstein Verlag.
Zusammenfassung:
Eva Bruhn ist Dolmetscherin und wird unvorhergesehen für den ersten Auschwitz Prozess engagiert. Sie nimmt die Stelle, trotz des Widerstandes ihrer Familie und ihres Verlobten, an. Im Zuge des Prozesses ergeben sich persönliche Verbindungen zu Auschwitz, wodurch die Beziehungen zu den Eltern und dem Verlobten auf die Probe gestellt werden.
Meine Meinung:
Das Cover finde ich passend gewählt. Es zeigt das typische Bild einer Frau aus den 1960er Jahren. Die Autorin schreibt flüssig und authentisch. Gut gelungen finde ich die Gewichtung der einzelnen Handlungsstränge. Man bekommt Einblicke in das einfache Leben von Wirtsleuten, Eva und ihrer Schwester Annegret. Zudem von Evas gut situierten Verlobten Jürgen und einem Mitarbeiter der Anklage mit deren Ängsten, Hoffnungen und Wünschen. Und zum Anderen werden die NS-Verbrechen thematisiert.
Es ist insgesamt eine angenehme Mischung, sodass man einen Einblick in die Lebensweise der 1960er Jahre und der Kriegszeit bekommt. Die Autorin beschreibt bildhaft, wie sich die Menschen kleideten und wie ihr Alltag zu der jeweiligen Zeit war.
Gut herausgearbeitet ist zudem die Stellung der Frauen zu dieser Zeit. Emanzipation war damals noch ein Fremdwort. Als verheiratete Frau durfte man bspw. nur arbeiten, wenn es der Ehemann erlaubte. Man musste offiziell um die Hand anhalten. Alles war sehr förmlich, was heute kaum noch vorstellbar ist.
Die Autorin spricht aber nicht nur die NS-Vergehen an. Sie spricht über eine alte Schuld (Jürgen) und verweist, im konkreten Fall mit Annegret, auf die heutige Zeit. Wie verhalten sich Menschen, wenn sie Schuldgefühle haben oder jemand Unrecht tut? Hätte der Arzt seine Entdeckung anzeigen müssen, auch wenn er mit Annegret eine Affäre hatte oder ist das Wegsehen und ignorieren der Taten in Ordnung? Diese und andere Fragen haben sich die Menschen vermutlich auch im Krieg gestellt. Ein gelungener Kniff der Autorin, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft.
Fazit:
Es ist ein gelungenes, gut durchdachtes und sehr lesenswertes Buch, welches den Leser nicht nur in die NS-Zeit, sondern auch die Nachkriegszeit mitnimmt. Es lädt zum Nachdenken und Diskutieren ein.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Die Südstaaten und drei starke Frauen

Alligatoren
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„Alligatoren“ ist ein 376 seitiger Roman von Deb Spera. Er erschien am 03.09.2018 bei Harper Collins Germany.

Zusammenfassung:
Der Roman nimmt den Leser mit in die Südstaaten, Anfang des 20. Jahrhunderts. ...

„Alligatoren“ ist ein 376 seitiger Roman von Deb Spera. Er erschien am 03.09.2018 bei Harper Collins Germany.

Zusammenfassung:
Der Roman nimmt den Leser mit in die Südstaaten, Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Sklaverei ist offiziell abgeschafft, aber noch immer sind Klassentrennung und Rassenfeindlichkeit in der Gesellschaft verbreitet. Hier leben drei Frauen, die in unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft leben, aber deren Leben miteinander verbunden sind und Einfluss aufeinander nehmen. Da ist Annie, die Plantagen- bzw. Nähereibesitzerin, die mit Mann und zwei erwachsenen Söhnen auf der Plantage wohnt. Die beiden Töchter sind verheiratet, wohnen seit langem in einer anderen Stadt und haben keinen Kontakt zum Rest der Familie. Die Zweite ist Oretta, die farbige Haushälterin von Annie, deren Vorfahren schon seit Generationen für die Familie Coles arbeiten. Und dann ist das noch die weiße Arbeiterin Gertrude, deren Ehemann säuft und sie misshandelt. Gertrude lebt in einfachsten Verhältnissen und kann ihre Töchter kaum mit dem Notwendigsten versorgen. Jede der drei Frauen hat einen Schicksalsschlag zu verkraften. Trotz allem kämpfen sie weiter und geben nicht auf.

Meine Meinung:
Das Cover passt gut zum Buch, da es für mich ein typisches Bild der Südstaaten zeigt. Die Autorin schreibt abwechselnd aus der Sicht der drei Frauen. Die Rollen der Frauen sind gut durchdacht und machen einen authentischen Eindruck auf mich. Der Schreibstil ist unterhaltsam und verständlich. Das Buch lässt sich dadurch sehr gut und relativ zügig lesen. Die Autorin versteht es Spannung aufzubauen und verrät weder zu viel, noch zu wenig von der Geschichte.

Fazit:
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es erzählt sehr spannend von dem Leben drei starker Frauen, die versuchen ihr Leben zu meistern und mit den gegebenen Widrigkeiten zurecht zu kommen. Man bekommt einen Eindruck über das harte Leben in den Südstaaten zu Beginn des 20 Jahrhunderts.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Gut das diese Zeiten vorbei sind

Der Horror der frühen Medizin
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„Der Horror der frühen Medizin“ ist ein 276 seitiges Sachbuch von Lindsey Fitzharris. Es erschien am 09.07.2018 im Suhrkamp Verlag.
Zusammenfassung:
Die Autorin beschreibt die Anfänge der Medizin im 19. ...

„Der Horror der frühen Medizin“ ist ein 276 seitiges Sachbuch von Lindsey Fitzharris. Es erschien am 09.07.2018 im Suhrkamp Verlag.
Zusammenfassung:
Die Autorin beschreibt die Anfänge der Medizin im 19. Jahrhundert. Da wurden Operationen unter anderem auf Jahrmärkten und in Operationssälen ohne Schmerzmittel durchgeführt, in denen Schaulustige und unhygienische Arbeitsmittel zum normalen Tagesablauf dazu gehörten. Die Frage war nicht, ob ein Patient die Operation überlebt, sondern nach wie vielen Tagen dieser stirbt. Erst die Neugier und die Beobachtungen des Medizin Studenten und späteren Chirurgen Joseph Lister trugen dazu bei, dass sich dies langsam und nachhaltig änderte.
Meine Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist düster, gruselig und passt sehr gut zum Buch. Im Buchhandel hätte ich mir dieses Buch schon wegen des Covers angesehen. Die Autorin hat einen Schreistil, der mir gut gefällt. Sie schreibt so, dass die Geschichte informativ und dramatisch zugleich ist. Zudem ist es sehr spannend geschrieben, wodurch ich es kaum aus den Händen legen konnte. Innerhalb von ein paar Tagen hatte ich es komplett durchgelesen. Am gruseligsten finde ich den Teil, wo über die Operationen vor der Einführung von wirkungsvollen Narkosemitteln berichtet wird. Wenn ich mir vorstelle, dass man damals mit blutverschmierten Instrumenten und Kleidung operiert hat, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Es muss ein unheimlicher Horror gewesen sein, zu dieser Zeit gelebt zu haben. Der Video-Clip zum Buch hat dies ein bisschen harmloser gezeigt. Die Instrumente und Kleider des Chirurgen waren hier sauber.
Fazit:
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Alle die sich für die Entwicklung der Medizin interessieren, wird das Buch ein Vergnügen sein. Ich kann es sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Über das Leben und das Altern

Die Unruhigen
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„Die Unruhigen“ ist ein Roman von Linn Ullmann. Es erschien 2018 im Luchterhand Verlag.

Zusammenfassung:
In dem Buch erzählt die Autorin rückblickend über die Beziehung zu ihren Eltern, Liv Ullmann und ...

„Die Unruhigen“ ist ein Roman von Linn Ullmann. Es erschien 2018 im Luchterhand Verlag.

Zusammenfassung:
In dem Buch erzählt die Autorin rückblickend über die Beziehung zu ihren Eltern, Liv Ullmann und Ingmar Bergmann, und das Leben mit ihnen. Später wollen Vater und Tochter zusammen ein Buch über das Altern zu schreiben und zeichnen dazu ihre Interviews auf Tonband auf. Bevor das gemeinsame Projekt beendet ist stirbt der Vater und die Aufnahmebänder liegen lange in Kartons und verstauben. Dennoch gelingt es der Autorin, die Aufnahmen Jahre später mit diesem Buch zu veröffentlichen.

Meine Meinung:
Auf dem schlichten Cover ist ein Foto mit Linn und ihrem Vater abgebildet. Das passt sehr gut zu dem Buch, da es primär um die beiden geht. Der Erzählstil ist gut und einfach zu lesen. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da die Autorin nur von Mutter, Vater, Kind usw. spricht. Nach und nach erfährt man wer die Eltern und das Kind sind. Ich muss gestehen, dass ich die Familie vorher nicht kannte, obwohl sie recht bekannt und berühmt ist. Das Buch gibt dem Leser einen kleinen Einblick in deren Leben.

Fazit:
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Man bekommt einen Einblick in das Familienleben einer berühmten Familie und erkennt, dass bei ihnen auch nicht immer alles einfach und gradlinig verläuft. Sie sind auch nur Menschen die ihre Ängste und Sorgen haben, wie alle Anderen auch. Gut gefallen hat mir, wie die Autorin auf die Beziehungen zu ihren Eltern eingeht. Deren Berufe spielen eine untergeordnete Rolle und werden nur am Rande erwähnt. Familie und Privatleben spielen hier eine größere Rolle. Alles in Allem ein lesenswertes, interessantes und sympathisches Buch.

Veröffentlicht am 09.06.2018

interessante Einblicke

Häuser aus Sand
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„Häuser aus Sand“ ist ein Roman von Hala Alyan. Es erscheint am 18.06.2018 im Dumont Verlag.
Zusammenfassung:
Im Buch geht es um die Familie Yacoub, die im Laufe der Zeit und Generationen immer wieder ...

„Häuser aus Sand“ ist ein Roman von Hala Alyan. Es erscheint am 18.06.2018 im Dumont Verlag.
Zusammenfassung:
Im Buch geht es um die Familie Yacoub, die im Laufe der Zeit und Generationen immer wieder gezwungen ist, ihre Heimat zu verlassen. Natürlich erleben dass die einzelnen Generationen ganz verschieden. Salma musste von Jaffa nach Nablus fliehen, wobei ihr die neue Heimat stehts fremd blieb. Für ihre Kinder hingegen ist Nablus die geliebte Heimat. Alia, ihre jüngste Tochter, kann durch den Sechstagekrieg nicht nach Nablus zurück und findet in Kuwait Zuflucht und eine neue Bleibe. Diese ist ihr allerdings genauso verhasst, wie ihrer Mutter Nablus. Ihre Kinder wiederrum mögen Kuwait und sehen es als ihre Heimat an.
Meine Meinung:
Das Cover zeigt scheinbar eine verblühende Lilie. Dieses Symbol ist unter Anderem bekannt für Entschlossenheit, Tatkraft, Einheit und Vergänglichkeit. Meiner Meinung nach passt sie dadurch gut auf das Cover des Buches. Den Buchtitel finde ich verwirrend, da er nicht zum amerikanischen Originaltitel passt.
Das Buch beginnt im Jahr 1963 mit der Geschichte von Salma. Kapitelweise erfährt der Leser die Familiengeschichte chronologisch aus der Sichtweise der einzelnen Familienmitglieder. Angefangen bei Salma, über Atef bis hin zu Manar. Hier hat mir der Stammbaum am Anfang des Buches sehr geholfen, nicht den Überblick zu verlieren. Die Personen sind von der Autorin passend beschrieben. Man kann sich ein gutes Bild von ihnen machen. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, wobei ich mich erst an die wechselnden Perspektiven gewöhnen musste. Das ging aber relativ schnell. Durch die verschiedenen Perspektiven bekommt der Leser einen facettenreichen Einblick in die Familiensituation.
Fazit:
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Man bekommt einen Einblick in das Familienleben einer palästinensischen Familie. Ich fand das sehr spannend und habe einige Parallelen (ausgenommen vom Krieg) zu europäischen Familien gesehen. Dort gibt es bspw. ähnliche Konflikte zwischen Eltern und ihren Kindern. Sie haben vergleichbare Ängste und Hoffnungen (beruflich oder privat) bezüglich ihrer weiteren Zukunft wie Menschen, die in Europa leben. Der Erzählstil ist toll und macht das Buch spannend. Man fühlt mit den einzelnen Personen mit und kann ihre Handlungen besser verstehen. Das Buch hat einen hohen Unterhaltungswert und ist z.B. gut für den Sommerurlaub geeignet. Es regt zudem zum Nachdenken an und ist keine ganz leichte Kost. Frauen sind hier die bevorzugte Zielgruppe.