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Veröffentlicht am 25.05.2017

Habemus Papam

Konklave
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Der Papst ist gestorben und nun muss schnellstens ein neues Kirchenoberhaupt her. Das Konklave wird einberufen und die Kardinäle aus aller Welt treffen in Rom ein. Kardinal Lomeli obliegt die Organisation ...

Der Papst ist gestorben und nun muss schnellstens ein neues Kirchenoberhaupt her. Das Konklave wird einberufen und die Kardinäle aus aller Welt treffen in Rom ein. Kardinal Lomeli obliegt die Organisation dieser Wahl, die einem festen Regelwerk unterliegt. Während die Kardinäle in ihrer Abgeschiedenheit nach einem neuen Papst suchen, warten die Gläubigen vor dem Petersdom darauf, dass weißer Rauch aufsteigt.
Eigentlich ist die Papstwahl ein geheimer Vorgang, aber Robert Harris nimmt uns in diesem Buch mit hinter die Türen der Sixtinischen Kapelle und lässt uns die Geschichte so realistisch erleben, als wäre man tatsächlich dabei gewesen. Die Männer sollen vom Heiligen Geist beflügelt eine Wahl nach ihrem Gewissen treffen, aber es geht um höchst eigenen Ehrgeiz, um politische Entscheidungen und um ein Gerangel, ob alles beim Alten bleiben oder die Kirche mit der Zeit gehen soll. Es werden Allianzen geschlossen und man spürt die Sympathien und Abneigungen deutlich. Der Ehrgeiz geht bei manch einem so weit, dass mit sehr unfairen Mitteln gekämpft wird.
Alle Beteiligten sind authentisch dargestellt. Sie sind nicht nur Kirchenfürsten, sondern auch Menschen mit all ihren Schwächen.
Keine leichte Aufgabe für Kardinal Lomeli. Es ist interessant, wie er zu seinen Informationen kommt und detektivisch die schwarzen Schafe ausmacht. Sein Gewissen hilft ihm letztendlich zu entscheiden, was er mit dem Wissen macht.
Man ahnt, worauf es hinauslaufen wird und wird am Ende doch überrascht. Ich fand das Buch glaubhaft, interessant und spannend und kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Kein Urlaub für Nettelbeck

Hyänengesang
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Es kann so schnell gehen. Gerade noch aus dem Vollen geschöpft und dann mit leeren Taschen. So geht es auch Roman Weiden, der in Privatinsolvenz steckt nachdem er sich verspekuliert hat. Sein Ratgeber ...

Es kann so schnell gehen. Gerade noch aus dem Vollen geschöpft und dann mit leeren Taschen. So geht es auch Roman Weiden, der in Privatinsolvenz steckt nachdem er sich verspekuliert hat. Sein Ratgeber war dabei Maximilian Hollweg. Sobald alles abgeschlossen ist und er damit schuldenfrei, will er wieder groß rauskommen. Doch aus der Traum.
Hollweg hat sich in der High Society bewegt, doch ein unbekannter Autofahrer machte ihn zum Krüppel. Dennoch geht es ihm eigentlich gut: er hat eine behindertengerechte Penthouse-Wohnung, einen Assistenten, der sich um ihn kümmert, und ist erfolgreich in Investments.
Kommissar Martin Nettelbeck bereitet alles für einen Urlaub mit seinen Lieben in Ghana vor. Doch dann wird ein Escort-Girl in einem Hotel tot aufgefunden. Das Zimmer ist auf einen Militärattache aus Oman gebucht und den kann aufgrund seines diplomatischen Status nicht belangen. Zum Glück reagiert Philomena nicht sauer, als Nettelbeck seinen Urlaub verschieben muss, sondern reist mit den Kindern schon mal vor.
Ich kenne schon die die vier Vorgängerbände und bin daher mit dem sympathischen und kompetenten Martin Nettelbeck sehr vertraut. Aber es ist auch problemlos möglich, diesen Band alleine zu lesen.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig zu lesen und besticht durch Spannung und Humor. Zunächst laufen die Handlungsstränge nebeneinander her, verbinden sich aber im Laufe der Geschichte immer mehr.
Die Personen sind alle authentisch und sehr individuell dargestellt. Man kann sich darüber ärgern, dass dem Diplomaten aufgrund der Immunität nicht beizukommen ist und der auch unverhohlen seine Freude darüber zeigt. Hollweg ist skrupellos und ihn interessiert wenig, wie die Folgen seiner Beratung für andere sind. Außerdem schikaniert er seinen persönlichen Assistenten Jens Todsen. Aber auch das Kindermädchen aus Eritrea hat es nicht leicht. Nachdem ich Weiden kennengelernt habe, weiß ich, warum ich kein Schlagerfan bin.
Auch wenn einiges vorhersehbar ist, so ist die Handlung doch durchdacht und spannend.
Perfekte Unterhaltung. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall mit Martin Nettelbeck.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Was ist die Wahrheit?

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
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Nach dem Tod ihres Vaters kehrt Riley in ihr Elternhaus nach North Carolina zurück. Nicht nur der Tod ihres Vaters, mit dem sie viele Jahre eigentlich nur telefonischen Kontakt hatte, belastet sie, sie ...

Nach dem Tod ihres Vaters kehrt Riley in ihr Elternhaus nach North Carolina zurück. Nicht nur der Tod ihres Vaters, mit dem sie viele Jahre eigentlich nur telefonischen Kontakt hatte, belastet sie, sie hat sich auch gerade erst von ihrem Freund getrennt. Schon die Testamentseröffnung bietet einige Überraschungen. Nun will sie den Haushalt auflösen und alles verkaufen. Beim Sichten von alten Unterlagen fällt ihr ein Schachtel mit Fotos und Zeitungsartikeln in die Hände, die ihr ganzes Leben in Frage stellen. Sie kann das nicht auf sich beruhen lassen und forscht nach. Lebt ihre Schwester etwa noch?
Über zwanzig Jahre hat Riley gedacht, dass ihre Schwester Selbstmord begangen hat, weil sie depressiv war. Alles in ihrem Elternhaus schien das zu bestätigen. Ihre Mutter benötigte Medikamente wegen Depressionen. Ihren Vater umgab immer eine Traurigkeit und ihren Bruder Danny hat etwas aus der Bahn geworfen, denn plötzlich gab es mit ihm nur Probleme. Doch egal, wen Riley fragt um mehr zu erfahren, niemand weiß angeblich etwas. Aber Riley will wissen, was geschehen ist.
Das Buch liest sich sehr angenehm und von Anfang an wurde ich gepackt. Auch ich wollte wissen, was hinter dieser Geschichte steckt. Nach und nach ergeben sich Hinweise und ich hatte einen Verdacht, was geschehen sein könnte. Damit lag ich nicht falsch und doch hat mich das volle Ausmaß überrascht.
Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden aus der Sicht Lisas, die es ungeheuer schwer hatte. Doch mehr möchte ich dazu nicht verraten. Ich konnte gut mit der sympathischen Riley fühlen, die spürt, dass etwas Geheimnisvolles ihre Familie umgibt und endlich die Wahrheit wissen möchte. Ihre Verlorenheit und ihre Einsamkeit war nachvollziehbar, als sie erkennt, dass ihr ganzes Leben auf Lügen beruht. Ihr Bruder Danny hat sich in einen Wohnwagen im Wald zurückgezogen. Da er bei einem Kriegseinsatz schwer verletzt wurde, habe ich sein Verhalten auf eine posttraumatische Belastungsstörung geschoben, doch es steckt viel mehr hinter Dannys Wut. Alle diese Charaktere und die der anderen Beteiligten sind sehr gut und individuell beschrieben und ich mochte einige wirklich gerne.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, denn die Geschichte der Familie McPherson ist geheimnisvoll und dramatisch.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Düstere Atmosphäre

Milchsblut
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November in einem abgeschiedenen Dorf in den Bergen, der Winter steht bevor und nur noch ein Feriengast wohnt bei Elvira im Haus. Im Sommer ist etwas mehr los. Bald schon ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. ...

November in einem abgeschiedenen Dorf in den Bergen, der Winter steht bevor und nur noch ein Feriengast wohnt bei Elvira im Haus. Im Sommer ist etwas mehr los. Bald schon ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. Elvira vermisst ihre Nachbarin Resi und will dann schauen, ob sie bei dem Bruder ist. Dort macht sie eine grauenhafte Entdeckung. Resis Bruder wurde grausam ermordet. Die Polizei scheint nicht so professionell vorzugehen. Doch dann gibt es weitere Tote und wieder ist Elvira diejenige, die diese furchtbare Entdeckung machen muss. Wer hat es da plötzlich auf die Dorfbewohner abgesehen?
Dann kommt der Winter mit voller Macht. Sie werden eingeschneit und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Der Strom fällt aus und damit auch die Heizung und das Telefon. Keine schöne Situation, doch umso schlimmer, weil man davon ausgehen muss, dass der Mörder noch im Dorf weilt.
Die düstere Atmosphäre dieses Krimis ist erschreckend und fesselnd zugleich. Man möchte nicht in der Haut der Dörfler stecken. Die Menschen in diesem Dorf sind sehr authentisch beschrieben. Die Einsamkeit, in der sie hier leben, hat sie geprägt und sie kommen Außenstehenden etwas seltsam vor. Elvira ist die Hauptprotagonistin. Sie füllt sich unter vielen Menschen nicht wohl und ist am liebsten zu Hause. Dort hat sie ihre gewohnte Umgebung, nur wenige vertraute Menschen um sich und alles geht seinen gewohnten Gang. Am Ende erfahren wir, warum sie so ist wie sie ist und danach ist ihr Verhalten logisch.
Dann bricht das Morden in Elviras Idylle ein. Obwohl sie dadurch verunsichert ist, macht sie sich nicht allzu viele Gedanken und macht weiter wie immer. Doch als alle von den Schneemassen eingeschlossen sind, kommen erste Zweifel und jeder im Haus könnte der Täter sein. Ihren Sohn Matthias zieht nichts aus dem Dorf, obwohl er an die dreißig ist, was mir sehr merkwürdig vorkommt. Ihr Mann Hans tauchte vor einem Jahr wieder auf, nachdem er vor dreißig Jahren klammheimlich verschwand. Selbst Elviras grantiger Vater scheint etwas zu verbergen. Auch der Feriengast, der Pfarrer und der heruntergekommene Knecht Michael sind verdächtig.
Die Polizei macht auch nicht gerade einen sehr kompetenten Eindruck. Als Elvira mitteilt, dass die Legende der Heiligen Katharina Hinweise geben könnte, wird sie nicht ernst genommen. Elvira ahnt, dass sie auch in Gefahr ist.
Die angespannte Situation ist so gut geschildert, dass man beim Lesen ständig unter Spannung steht. Die Geschichte hat mich vom Anfang bis zum schlüssigen Ende gefesselt.
Diesen überzeugenden Kriminalroman kann ich nur empfehlen.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Lavendel überall

Lavendelbitter
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Lore Kukuk lebt in einem kleinen Haus, das zur Veste Otzberg gehört und das sie von der Großmutter erbte. Ihre Großmutter züchtete in dem riesigen Garten Heilkräuter, doch Lore hat nur das Lavendelbeet ...

Lore Kukuk lebt in einem kleinen Haus, das zur Veste Otzberg gehört und das sie von der Großmutter erbte. Ihre Großmutter züchtete in dem riesigen Garten Heilkräuter, doch Lore hat nur das Lavendelbeet erhalten. Seit Jahren will keiner etwas mit Lore zu tun haben, denn immer noch wird über die Kukusmorde getuschelt. Nur Edel, ihre Freundin, besucht sie regelmäßig. Kurz nachdem Lore mit Lazlo tanzen war, wird dieser tot aufgefunden. Auffällig ist der starke Duft von Lavendel. Wieder wird Lore verdächtigt und wird bedroht.
Das Buch lässt sich flüssig und angenehm lesen. Sehr schön sind die Handlungsorte beschrieben, so dass man den Lavendel förmlich riechen kann, wenn wir uns in Lores Garten befinden.
Diese Geschichte lebt von den Charakteren, die alle ein wenig sonderbar wirken. Lore verkriecht sich lieber, als dass sie dem Gerede selbstbewusst entgegentritt. Vielleicht ist sie deshalb ein wenig eigen. Ihre Freundin Edel hält regen Kontakt zu ihr, gängelt Lore aber auch. Kommissar Otto und sein Kollege Brenneisen haben auch so ihre Ecken und Kanten. Otto geht es eher bedächtig an und kümmert sich gerne um seine Hunde, die nicht mehr so recht auf dem Damm sind. Brenneisen dagegen ist ehrgeizig und hält eigentlich nicht so viel von seinem Kollegen. Doch im Laufe der Zeit muss er feststellen, dass auch ruhiges Vorgehen zum Ziel führen kann, vor allem weil sich herausstellt, dass sie außer in dem Mord auch noch in anderen Fällen zu ermitteln haben.
Jeder der Beteiligten gerät mal in Verdacht, so bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend.
Ein unterhaltsamer Krimi.