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Veröffentlicht am 20.03.2021

Eine spannende Familien-Saga

Das Grand Hotel - Die mit dem Feuer spielen
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Bernadette von Plesow hat schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Aber der Tod ihres Sohnes Alexander hat sie besonders mitgenommen. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und führt das luxuriöse ...

Bernadette von Plesow hat schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Aber der Tod ihres Sohnes Alexander hat sie besonders mitgenommen. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und führt das luxuriöse Grand Hotel an der Uferpromenade von Binz weiter, wie sie das schon immer getan hat. Sie ist froh, als ihre Tochter Josephine zurückkommt und ihr zur Seite steht. Ihr Sohn Constantin in Berlin hat ganz andere Probleme. Sein Eingreifen in Binz führte dazu, dass sein Bruder sterben musste, und nun sinnt Constantin auf Rache. Doch sein Plan ist sehr gefährlich.
Dies ist nun der zweite Band der Familiensaga um die Familie von Plesow und er hat mich von Anfang an gepackt. Der Schreibstil ist lebendig und angenehm zu lesen. Durch unterschiedliche Perspektiven erhält man einen umfassenden Einblick. Die Handlungsorte sind so gut beschrieben, dass ich die Bilder genau vor Augen hatte.
Alles beginnt mit dem Brief, den Bernadette immer bei sich hat und der ein Familiengeheimnis in sich birgt, welches sie unter allen Umständen für sich behalten will.
Bernadette von Plesow wusste immer schon genau was sie wollte. Das Hotel führt sie mit Strenge, ist aber immer fair. Ihre Gefühle versteckt sie hinter einer Maske, doch nun zeigt sich, dass sie gefühlvoller ist, als sie das sonst zeigt und kam mir dadurch viel näher. Josephine hat sich weiterentwickelt und will nun Verantwortung übernehmen. Das Geschick dafür hat sie. Auch Constantin hat eine weichere Seite, die er kurz aufblitzen lässt, doch die darf er bei seinen illegalen Geschäften nicht zeigen. Auch das ehemalige Zimmermädchen Marie hat sich zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Genervt hat mich Margrit, Alexanders Frau, die geldgierig und verantwortungslos ist. Aus Geltungssucht geht sie gefährliche Verpflichtungen ein. Die Zwillinge bedeuten ihr nichts. Daneben gibt es noch viele andere Personen, die authentisch und gut dargestellt sind. Einige kannte ich schon, andere tauchen neu auf. Besonders das Schicksal von Johannes ist tragisch.
Es ist eine interessante Familiengeschichte, die Tragik, Dramatik und Spannung hat. Es ist also nicht leicht, das Buch aus der Hand zu legen. Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Schmerzhafte Erinnerungen

Stay away from Gretchen
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Die 84-jährige Greta ist beunruhigt, weil ihr Sohn Tom sich schon wochenlang nicht gemeldet hat, was sie gar nicht von ihm kennt. Also macht sie mit Hauskleid und Pantoffeln in ihrem alten BMW auf den ...

Die 84-jährige Greta ist beunruhigt, weil ihr Sohn Tom sich schon wochenlang nicht gemeldet hat, was sie gar nicht von ihm kennt. Also macht sie mit Hauskleid und Pantoffeln in ihrem alten BMW auf den Weg. Sie kennt den Weg, aber immer wieder passiert etwas und sie muss weiterfahren, bis sie dann nach vier Stunden mit leerem Tank liegenbleibt und von der Polizei in die Klinik gebracht wird. So erfährt bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath von der Demenz seiner Mutter. Nun muss er sich um sie kümmern. Er hatte nie ein enges Verhältnis zu seiner Mutter, doch nun ändert sich das langsam. Er erfährt von ihrer Vergangenheit, der Kindheit in Ostpreußen und der Flucht vor den Russen. Doch bei einem Foto mit einem dunkelhäutigen Mädchen will sie sich nicht erinnern, der Schmerz ist zu groß. Tom beginnt, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu beschäftigen.
Dieser Roman ist sehr einfühlsam erzählt, so dass man sich gut in Greta hineinversetzen kann. Abwechselnd erfahren wir, was im Jetzt passiert und dann wieder, was Greta früher erlebt hat.
Greta hat viele Schicksalsschläge wegstecken müssen. Das was sie erlebt hat, hat sie tief in sich verschlossen. So weiß Tom auch nicht viel über sie. Doch ihre Krankheit holt die Erinnerung zurück. Tom gefällt sein unabhängiges Leben und das, was da auf ihn zukommt, gefällt ihm nicht so. Zunächst wirkt er nicht besonders sympathisch. Doch dann zeigt er sich von einer Seite, die ich so nicht von ihm erwartet hätte. Rührend kümmert er sich um Greta und erlebt plötzlich eine ungewohnte Nähe. Aber sein Leben gerät auch etwas aus den Fugen, als er von Marie erfährt, dem Kind einer großen Liebe.
Mich hat diese Geschichte sehr berührt und ich kann diesen emotionalen Roman nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Like a Rolling Stone

Wolfgang Niedecken über Bob Dylan
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Bob Dylan hat mit seiner Musik seit den sechziger Jahren bis heute seine Fans begeistert. Nicht umsonst hat sich die Nobelpreis-Jury entschlossen, Bob Dylan mit diesem Preis für seine poetischen Songtexte ...

Bob Dylan hat mit seiner Musik seit den sechziger Jahren bis heute seine Fans begeistert. Nicht umsonst hat sich die Nobelpreis-Jury entschlossen, Bob Dylan mit diesem Preis für seine poetischen Songtexte auszuzeichnen. Er selbst war davon offensichtlich gar nicht so angetan.
Wolfgang Niedecken hat eine ganz besondere Beziehung zu Dylan. Er ist ihm mehrmals begegnet und sagt „Ohne ihn wäre ich mit Sicherheit nie Musiker geworden.“ Wer also könnte diesen Band für die KiWi-Musikbibliothek besser schreiben als Niedecken. Niedecken hat schon eine ganze Reihe von Dylan-Cover-Versionen veröffentlicht.
Ich habe erst kürzlich die Dokumentation „Wolfgang Niedecken auf Bob Dylans Spuren“ gesehen. Das wurde auch wieder im Buch aufgegriffen.
Auch dieses Buch hat mir gut gefallen, denn es wurde von jemandem geschrieben, der das mit Herzblut getan hat. Eigentlich aber habe ich gar nicht so viel Neues über Bob Dylan erfahren, sondern habe ihn nur mit einem besonderen Blick betrachtet, nämlich mit Niedeckens Blick.
Das Buch hat mich dazu gebracht, mich nochmal durch Dylans Musik zu hören, was ich schon lange nicht mehr gemacht hatte. Es lohnt sich – beides!

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Starke Frauen in der Nachkriegszeit

Als das Leben wieder schön wurde
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Annie kehrt Greta Bergström 1954 nach Hamburg zurück, um ihre Mutter Linn zu suchen. Die Spuren des Krieges sind überall noch zu sehen. In der neuen Familie ihres Vaters ist ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Annie kehrt Greta Bergström 1954 nach Hamburg zurück, um ihre Mutter Linn zu suchen. Die Spuren des Krieges sind überall noch zu sehen. In der neuen Familie ihres Vaters ist sie nicht willkommen und der Vater weigert sich beharrlich, ihre Fragen zu beantworten. Glücklicherweise trifft Greta auf Marieke und Trixie, mit denen sie sich anfreundet. Die jungen Frauen beschließen, einen Schönheitssalon zu eröffnen, doch es fehlt an den passenden Räumlichkeiten. So richten sie einen mobilen Salon ein, damit die Frauen sich in ihrer haut wieder schön fühlen können. Aber Greta gibt ihre Suche nicht auf und lässt sich auch durch Widerstände nicht aufhalten.
Der Schreibstil ist sehr lebendig und angenehm zu lesen.
Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen – nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Herzen der Menschen. Viele Träume wurden zerstört und viele Menschen sind verbittert. Gretas Vater nimmt nicht mehr am Leben teil und seine Frau hadert damit, dass sie in einem ungeliebten Job für den Unterhalt sorgen muss. Greta aber will sich nicht unterkriegen lassen. Mit ihren ungleichen Freundinnen, die auch ihr Päckchen zu tragen haben, will sie etwas verändern. Sie tun sich gegenseitig gut. Die aus gutem Hause stammende Trixie fühlt sich endlich zu etwas nütze und Marieke will nicht immer mit Angst leben. Die Frauen, die sich bei ihnen verschönern lassen, genießen die kleinen Auszeiten. Ich mochte diese sympathischen jungen Frauen und habe mit ihnen gefiebert. Aber daneben gab es auch noch andere interessante Charaktere.
Aber Greta gibt ihre Suche nicht auf. Sie kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur, das sie zurückführt in die dunkle deutsche Vergangenheit, von der niemand mehr etwas wissen will.
Trotz der Düsternis in dieser Geschichte, spürt man Hoffnung und Lebensfreude. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Absolut lesenswert

Die Glasperlenmädchen
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1875: Jep Loach soll im Auftrag seines Onkels die Sklaven von Goswood Grove nach Westen in Sicherheit bringen, damit sie nicht befreit werden können. Doch Jep verkauft auf dem Weg einen nach dem anderen. ...

1875: Jep Loach soll im Auftrag seines Onkels die Sklaven von Goswood Grove nach Westen in Sicherheit bringen, damit sie nicht befreit werden können. Doch Jep verkauft auf dem Weg einen nach dem anderen. So verliert die sechsjährige Hannie Gossett ihre gesamte Familie. Ihre Mutter hat jedem ihrer Kinder noch ein Band mit drei blauen Glasperlen gegeben, die ein Erkennungszeichen sein sollten, wenn sie sich wiedersehen. Nur Hannie kommt zur Plantage zurück. Als Lavinia, die Tochter der Plantagenbesitzer, und ihre Halbschwester Juneau Jane ihren Vater suchen wollen, um das Erbe zu klären, schließt sich Hannie an, denn sie will ihre Familie wiederfinden.
Benedetta Silva tritt 1987 eine Stelle an einer Schule in Augustine in Louisiana an. Die Schüler kommen aus armen Verhältnissen und haben kein Interesse am Unterricht und der Rektor Pevoto hat wohl auch resigniert. Doch Benedetta versucht mit allen Mitteln ihre Schüler zum Lernen zu bringen. Überall im Ort stößt man auf die Vergangenheit und so startet sie ein Projekt, dass sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Ihre Schüler haben plötzlich kreative Ideen und sind hochmotiviert. Was sie herausfinden, verändert das Leben vieler Menschen.
Die Autorin Lisa Wingate hatte mich schon mit „Libellenschwestern“ begeistert. Auch bei diesem Roman hat sie wieder von einer wahren Begebenheit inspirieren lassen. Diese bewegende Geschichte hat mir wieder sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und fesselnd. Abwechselnd erfahren wir, was sich auf den verschiedenen Zeitebenen abspielt. Die eingestreuten Vermisstenanzeigen zeigen, wie verzweifelt sich die Menschen nach ihren Lieben sehnen und dass sie ihre Angehörigen noch nicht abgeschrieben haben.
Dieses Buch handelt von starken Charakteren, denen es das Leben nicht leicht macht, die aber kämpferisch sind und nicht aufgeben. Als Hannie ohne ihre Familie zur Plantage zurückkehrt, wird sie von Tati aufgenommen. Sie sind kurz davor, ihren eigenen Grund zu haben und damit frei zu sein. Doch auch wenn Hannie Tati sehr dankbar ist, will sie wissen, was mit ihrer Mutter, den Geschwistern und all den anderen geschehen ist. Auch Benedetta hat eine komplizierte Vergangenheit und ist noch nirgendwo angekommen. Doch alle die Kinder, die sie unterrichtet, liegen ihr am Herzen und sie will ihnen Chancen ermöglichen. Es ist toll zu erleben, mit welchem Engagement sie sich für die Kinder einsetzt und mit wie viel Enthusiasmus diese Schüler plötzlich an ihre Aufgabe herangehen. Doch das gefällt den Privilegierten im Ort nicht.
Erst wenn man seine Vergangenheit kennt, kann man hoffnungsvoll in die Zukunft sehen. Das versucht Benny Silva ihren Schülern zu vermitteln.
Ich kann dieses ganz besondere Lese-Highlight nur empfehlen!

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