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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein Held kehrt immer zur Dame seines Herzens zurück

Das vorwitzige Frauenzimmer
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Ein Held kehrt immer zur Dame seines Herzens zurück

„Ein Deputy aus Texas. Ein gut aussehender junger Deputy aus Texas. Da war sie, die Inspiration für ihre Geschichte!“

Die Ankunft des attraktiven Gesetzeshüters ...

Ein Held kehrt immer zur Dame seines Herzens zurück

„Ein Deputy aus Texas. Ein gut aussehender junger Deputy aus Texas. Da war sie, die Inspiration für ihre Geschichte!“

Die Ankunft des attraktiven Gesetzeshüters namens Joel Puckett aus Texas bringt Aufregung in den kleinen Ort Pine Gap im Missouri des Jahres 1885. Der entschlossene und furchtlose junge Mann soll als unparteiischer und objektiver Außenstehender zwischen den Fronten zu vermitteln und den Menschen wieder Gesetz und Ordnung bringen. Puckett wurde die Aufgabe übertragen, den alten Sheriff Taney vor Ort zu unterstützen und dem Gesetz wieder Geltung zu verschaffen, den Racheakten und der Selbstjustiz Einhalt zu gebieten. Mit dieser Mission sieht er sich jedoch gleich zu Beginn mit zwei Gegnern konfrontiert – zum einen dem nachlässigen Sheriff, zum anderen den so genannten „Bald Knobbers“. Diese Vereinigung geheimnisvoller maskierter Reiter hat es sich zur Mission gemacht, das Gesindel in Schach zu halten und kriminelle Aktivitäten zu unterbinden. Den jungen Deputy aus Texas betrachtet jeder nur als lästigen Eindringling. Die einzige Person, die von Pucketts Anwesenheit zu profitieren scheint, ist Betsy Huckabee. Betsy lebt bei ihrem Onkel und seiner Familie, macht sich in dessen Zeitungsbüro nützlich und versucht, mit ihren Geschichten Geld zu verdienen.

Als Joel Puckett in Pine Gap ankommt, nutzt die temperamentvolle Betsy unverzüglich die Gelegenheit und verwendet die Person des Deputys als Vorbild für ihren fiktiven Romanhelden. Und schon bald werden ihre Geschichten gekauft und von einer Zeitung in Kansas City gedruckt. Doch Betsys Hartnäckigkeit und ihr schriftstellerischer Erfolg entwickeln sehr rasch eine Eigendynamik, die sie nicht mehr unter Kontrolle hat…

„Das vorwitzige Frauenzimmer“ hält im Grunde alles, was Buchcover und Kappentext versprechen. Regina Jennings präsentiert eine einfach aufgebaute, romantische und humorvolle Liebesgeschichte, die mit einigen spannenden Verwicklungen aufwartet und für gute Unterhaltung sorgt. Die handelnden Personen sind gut charakterisiert, wobei das Hauptaugenmerk jedoch eindeutig auf den beiden Protagonisten liegt.

Ein kleines Zitat aus diesem Buch offenbart den Charakter der Betsy Huckabee auf originelle Weise: „Ich komme und gehe, wie ich will, wohin ich will und wann ich will. Diese Berge sind meine Heimat, und ich werde nicht strickend am Herd sitzen und Däumchen drehen, nur weil ein gut gekleideter texanischer Gesetzeshüter aus dem Zug gestiegen ist. Haben wir uns verstanden?“

Der bereits erwähnte Humor und die Situationskomik sorgen dafür, dass die an manchen Stellen doch etwas in die Länge gezogen wirkendenden Passagen aufgelockert werden. Der einfache Schreibstil und die angenehme Schriftgröße fördern den Lesefluss. Leider wird der christliche Glaube nur sehr dezent in die Handlung eingebracht, was ich ein wenig bedauerte.

Fazit: „Das vorwitzige Frauenzimmer“ ist ein kurzweiliger und sehr amüsanter Liebesroman mit einigen abenteuerlichen Verwicklungen. Eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, die ich Fans dieses Genres durchaus ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

Alabaster
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Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

„Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt ...

Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

„Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.“ (Joh 12,3)

In „Alabaster“ erzählt Chris Aslan die Geschichte dieser Salbung, die den Höhepunkt und Schlussakt seines Buches bildet. Der Autor holt anfangs weit aus und beginnt mit der Lebensgeschichte der beiden Frauen Marta und Marjam, berichtet vom Tod der Mutter, der Lepra-Erkrankung des Vaters und dem Verschwinden der beiden Brüder Eleasar und Jokkan. Er schildert die Umstände, durch die ein erlesenes Alabastergefäß, das mit einem halben Liter reiner Narde gefüllt und ein Vermögen wert war, in den Besitz der Familie gelangte. Dieses Gefäß stellte ein Symbol der Hoffnungen und Träume für Marta und Marjam dar.

In überaus lebendigen Bildern und mit sehr einnehmendem Schreibstil schaffte Chris Aslan es, mich von Beginn an in seinen Bann zu ziehen. Durch seine Ich-Erzählerin Marjam macht er biblische Geschichte lebendig und nimmt den Leser mit auf eine atemberaubende Reise in die biblische Vergangenheit. Die Lebensumstände, Sitten und Bräuche dieser Zeit, die Stellung der Frau und vor allen Dingen die strengen religiösen Regeln werden außerordentlich gut beschrieben. So erzählt der Autor von der Tragödie des Verlustes der Eltern, berichtet von den tragischen Umständen, die zu Marjams Ehe mit Ischmael führte und ihrem unglücklichen, von Lieblosigkeit und Schlägen geprägten Alltag im Hause ihres Ehemannes. Durch das Schicksal von Marjams Vater Schimon werden die soziale Ächtung der Leprakranken und die Aussichtslosigkeit hinsichtlich einer Heilung thematisiert. Doch mit dem Eintreffen eines mysteriösen Arztes, den seine Begleiter auch „Lehrer“ nennen, ändert sich alles schlagartig. Verrückte, Lahme und Leprakranke werden durch den Lehrer geheilt, und niemand, der ihm begegnet, bleibt davon unberührt. Es werden jedoch auch immer mehr Stimmen laut, denen die Aufmerksamkeit, dieser Mann mit sich bringt, missfällt. Als er schließlich Marjam etwas über sein nahendes Ende und seine Auferstehung anvertraut, entschließt diese sich, ihm das Kostbarste zu schenken, dass ihre Familie besitzt: ein schier unbezahlbares Fläschchen mit reinem Nardenöl. Sie salbt die Füße des Mannes und trocknet sie mit ihrem langen dunklen Haar – eine Handlung, die in die biblische Geschichte einging und niemals in Vergessenheit geraten wird.

Das Cover dieses Buches zeigt die Silhouette einer jungen Frau, die ein fragiles Gefäß in ihren Händen hält, es scheinbar jemandem anbietet. Der zarte Hintergrund, die dezente farbliche Gestaltung und die Wahl der Schriftform für Buchtitel und Autor verleihen der gesamten Optik eine edle und sehr hochwertige Ausstrahlung. Ein wunderschönes Bild, das den Leser bereits allein durch seine Aufmachung auf den Inhalt neugierig macht.

Fazit: Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, der Bibelgeschichte in Romanform erleben möchte. „Alabaster“ war für mich ein beeindruckendes Leseerlebnis, das ich uneingeschränkt weiter empfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

HEIMAT MEINES HERZENS

Heimat meines Herzens
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HEIMAT MEINES HERZENS

Mit dem vierten und letzten Band der Sturmzeiten-Reihe präsentiert Judith Pella eine Geschichte, die es mit den drei Vorgängerbüchern durchaus aufnehmen kann. Die Autorin versetzt ...

HEIMAT MEINES HERZENS

Mit dem vierten und letzten Band der Sturmzeiten-Reihe präsentiert Judith Pella eine Geschichte, die es mit den drei Vorgängerbüchern durchaus aufnehmen kann. Die Autorin versetzt ihre Leser in die Zeit nach der Beendigung des Krieges, die gesamte Handlung erstreckt sich auf einen Zeitraum von drei Jahren, nämlich von 1946 bis 1948. Der Schauplatz des Geschehens ist im Gegensatz zu den vorangehenden Büchern diesmal jedoch vorrangig Russland.

Während Cameron, die älteste Tochter von Keagan Haye, sich immer noch im von den Sowjets besetzten Berlin befindet und alles versucht, endlich wieder nach Russland einreisen zu dürfen, lebt ihre Schwester Blair mittlerweile mit ihrem Ehemann Gary in Washington. Gary fand eine Anstellung im Pentagon und es fehlt den beiden an nichts. Einzig die unerfüllte Hoffnung auf ein Kind trübt das Glück der beiden. Jacqueline, die jüngste der Hayesschwestern, trauert immer noch tief um ihren vor eineinhalb Jahren verstorbenen Ehemann Sam. Sie liebt ihre kleine Tochter Emi und arbeitet als Lehrerin, fühlt sich jedoch trotz ihrer engen Familienbande oft einsam. Die Tatsache, dass ihr verstorbener Ehemann japanischer Herkunft war und auch ihre gemeinsame Tochter asiatische Gesichtszüge aufweist, sorgen nicht nur für Vorurteile und rassistische Anfechtungen, sie scheinen zudem auch ihre Chancen auf eine neue Partnerschaft unmöglich zu machen. Noch dazu vergleicht Jackie jeden potentiellen Bewerber mit ihrer großen Liebe – ein Vergleich, dem bislang noch kein Mann standhalten könnte. Jackies Ansicht nach kann niemand ihrem geliebten Ehemann und Seelengefährten Sam das Wasser reichen.
Nach Camerons unzähligen gescheiterten Versuchen, ein Einreisevisum in die Sowjetunion zu erhalten, sickern plötzlich Informationen über dramatische Entwicklungen Camerons Ehemann Dr. Alexej Rostowschikow betreffend durch. Alex galt in seinem Heimatland als Kriegsveteran und Held des Großen Vaterländischen Krieges. Seine Auswanderungsanträge wurden jedoch kategorisch abgelehnt, die Spannungen zwischen den ehemaligen Verbündeten Amerika und Russland wachsen permanent. Als Alex ein verlockendes Angebot von einem amerikanischen Geheimdienstagenten bekommt, setzt er schließlich alles auf eine Karte, um aus der Sowjetunion ausreisen und mit seiner Ehefrau vereint zu sein. Das lebensgefährliche Unterfangen wird jedoch aufgedeckt, Alex wird inhaftiert und verhört. In ihrer tiefsten Verzweiflung bietet sich Cameron unverhofft eine Möglichkeit, zu ihrem Mann zu gelangen. Spontan beschließen Blair, Gary und Jackie, sie dabei zu begleiten. Auf diese Weise beginnt ein großes und äußerst gefährliches Abenteuer mit dem Ziel, Dr. Alexej Rostowschikow aus Russland zu befreien. Die Protagonisten dieses Buches erhalten jedoch durch Robert Wood, den stellvertretenden Konsul der Botschaft, Hilfestellung. Zudem bietet ein sehr mächtiger ehemaliger Freund von Alex seine Unterstützung an, begibt sich damit indessen selbst ebenfalls in höchste Gefahr. Ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit beginnt, und niemand weiß, wem er noch trauen darf.

Die Autorin hat sich in ihrem vierten und letzten Band dieser Buchreihe allergrößte Mühe gegeben und wartet mit einem hohen Spannungsbogen auf. Das Leben im Land hinter dem Eisernen Vorhang ist gefährlicher als je zuvor, unablässige Überwachung und Bespitzelung sind an der Tagesordnung. Man darf sich als Leser zudem auch darauf freuen, bekannte Figuren aus den Vorgängerbüchern wiederzutreffen. Judith Pellas einnehmender Schreibstil, die exzellente Charakterzeichnung und die hohe Wertigkeit des christlichen Glaubens sind ganz große Merkmale dieser imposanten Reihe, die durch „Heimat meines Herzens“ ihren krönenden Abschluss findet.

Ich wage nicht zu behaupten, dass dieser finale Band tatsächlich der schönste und emotionalste dieser Reihe wäre, denn sie haben mir allesamt hervorragend gefallen. „Heimat meines Herzens“ weist jedoch meines Erachtens den größten Spannungsbogen auf und bescherte mir ein wundervolles, tief berührendes, absolut stimmiges und an manchen Stellen auch tränenreiches Finale. Ich schloss dieses eindrucksvolle Buch mit dem tiefen Bedauern darüber, dass ich nun von den mir im Verlauf der Geschichte lieb und vertraut gewordenen Personen Abschied nehmen musste. Der Ausgang einiger Schicksale war für mich zunächst nicht ganz zufrieden stellend. Nach Beendigung dieser Reihe muss ich der Autorin jedoch zugestehen, dass Judith Pellas gesamte Inszenierung im Sinne des Erschaffens von Authentizität geschuldet war und ihr dies auf vortreffliche Weise gelungen ist.

Fazit: Die Sturmzeiten-Reihe von Judith Pella stellt ein erstklassiges Lese-Highlight dar, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Da die einzelnen Bücher jedoch aufeinander aufbauen, sollten sie meiner Meinung nach nicht unabhängig voneinander gelesen werden.

Veröffentlicht am 16.04.2018

BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

Bevor der Morgen dämmert
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BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

„Man spricht davon, dass die Erfindung der Atomenergie die Welt verändern wird, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie ein Krieg drei Schwestern verändern kann.“

Mit „Bevor ...

BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

„Man spricht davon, dass die Erfindung der Atomenergie die Welt verändern wird, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie ein Krieg drei Schwestern verändern kann.“

Mit „Bevor der Morgen graut“ präsentiert Judith Pella den dritten Teil der Sturmzeiten-Tetralogie, der inhaltlich den Zeitraum zwischen 1942 und 1945 umfasst. Die Geschicke der amerikanischen Familie Hayes, insbesondere der drei Schwestern Cameron, Blair und Jacqueline, ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Auf über fünfhundert Seiten und in sechsundvierzig Kapiteln erzählt die Autorin ihre Geschichte, wobei sie sich in den verschiedenen Handlungssträngen einer jeden einzelnen Protagonistin abwechselnd widmet und die dramatischen Ereignisse des Krieges immer wieder mit deren Schicksale verknüpft.

Cameron kehrt als Max Arnetts beste und erfahrenste Korrespondentin wieder zurück in die Sowjetunion, wo Hitler in Moskau wütete. Der Kampf um die Stadt ist zwar gewonnen, aber die Deutschen haben gerade eine Offensive gegen Sewastopol gestartet. Ihre Liebe zu dem russischen Arzt Alexej Rostowschikow bringt die beiden in große Gefahr, eine Heirat scheint jenseits aller Möglichkeiten zu liegen. Als unerschrockene und waghalsige Journalistin scheut Cameron nicht davor zurück, sich direkt ins Kriegsgebiet zu wagen und sich auch mit der russischen Bürokratie anzulegen. Als sie die unfassbare Möglichkeit erhält, Nikita Chruschtschow zu interviewen, kommt sie jenem Mann nahe, den sie seit langer Zeit sucht.

Von Blair, der mittleren Schwester, gibt es seit längerer Zeit kein Lebenszeichen mehr. Seit die Japaner die Philippinen überfallen haben und Bataan und Corregidor gefallen sind, ist die Insel vollständig in japanischen Händen. Blair befindet sie sich direkt im Zentrum des Krieges und kämpft im Dschungel um ihr Überleben. Auch ihr Ehemann Gary ist auf den Philippinen stationiert, doch nach zufälligen Begegnungen werden die beiden Eheleute wieder auseinander gerissen.

Jacqueline, die jüngste der drei Schwestern, hat ihr Studium abgeschlossen und trägt ihr erstes Kind unter ihrem Herzen. Der Krieg trennte auch sie von ihrem Ehemann. Jackie setzt alle Hebel in Bewegung, um ihm in das Internierungslager in Manzanar zu folgen, um das Kind im Beisein des Vaters zur Welt zu bringen. Doch schon bald zieht Sam als amerikanischer Staatsbürger japanischer Herkunft ebenfalls in den Krieg, und die beiden werden erneut auseinander gerissen.

Die Ereignisse in diesem dritten Band scheinen sich zu überschlagen. Während ringsum Zerstörung und Krieg herrscht und alles in Chaos zu versinken droht, erzählt Judith Pella mit dem Fokus auf ihre drei Protagonistinnen von der inneren Stärke, die es ermöglicht, immer wieder aufzustehen, weiter zu machen und an das Morgen zu vertrauen. Für Cameron, Blair, Jackie sowie ihre Partner ist der Glaube jenes Fundament, das dies ermöglicht. Die Autorin hat ihre handelnden Personen wundervoll ausgearbeitet und konzentriert sich ganz speziell auf die persönliche Entwicklung einer jeden einzelnen. Weder die leichtlebige und verwöhnte Blair, noch die unerschrockene Cameron sind nach diesem Buch wieder zu erkennen, ihre Wandlung beruht auf furchtbaren Ereignissen und körperlichen Strapazen, die sie durchstehen mussten. Die warmherzige Friedensstifterin und Vermittlerin Jackie wird aufgrund ihrer Ehe mit einem Amerikaner japanischer Herkunft nach dem Einfall der japanischen Truppen auf den Philippinen ganz besonders von ihrer Umwelt angefeindet. Doch auch sie wächst an dieser Situation und schafft es sogar, das harte Herz ihres kalten Vaters durch sein einziges Enkelkind Eni Colleen zu erweichen. Durch ihren Briefwechsel mit Sam, der in kursiver Schrift dargestellt wurde, erhält man als Leser einen Einblick in das Leben im Ausbildungslager und die Situation an der Front. Judith Pella erzählt von den furchtbaren Begleitumständen der Kämpfe, von den Sorgen und Ängsten, aber auch der Hoffnung der Soldaten auf ein baldiges Ende des Krieges.

„Bevor der Morgen dämmert“ war für mich eine wirklich hervorragende Fortsetzung dieser Buchreihe und ich freue mich bereits auf den vierten und letzten Band dieser Reihe.

Veröffentlicht am 16.04.2018

VON FERNE KLINGT EIN LIED

Von ferne klingt mein Lied
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VON FERNE KLINGT EIN LIED

Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten von vier Bänden der Sturmzeiten-Reihe von Judith Pella, der zeitlich eng an den ersten Band anschließt und im Jahr 1941/42 spielt. ...

VON FERNE KLINGT EIN LIED

Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten von vier Bänden der Sturmzeiten-Reihe von Judith Pella, der zeitlich eng an den ersten Band anschließt und im Jahr 1941/42 spielt. In drei verschiedenen Handlungssträngen, die abwechselnd jeweils einer der Töchter des reichen und mächtigen Zeitungsmoguls Keagan Hayes gewidmet sind, werden die Ereignisse aus dem ersten Buch fortgeführt.

Während Cameron wieder zurück in die Sowjetunion gereist ist und der Vormarsch der deutschen Wehrmacht auf Moskau trotz der eisigen Kälte unerbittlich voranschreitet, befindet Blair sich auf den Philippinen, um ihren dort stationierten Ehemann Gary zu suchen. Als die Japaner beginnen, auch die Philippinen zu bombardieren, befindet sich die völlig verängstigte Blair mitten im Kriegsgebiet. Die jüngste Tochter Jackie lebt immer noch bei ihren Eltern in Amerika und arbeitet als Lehramtsanwärterin in einer Schule. Die Liebe zu ihrem asiatischen Freund Sam stößt auf große Intoleranz in ihrem gesamten Umfeld, Verbindungen zwischen verschiedenen Rassen sind in dieser Zeit in Kalifornien verboten.

Wie bereits im ersten Teil dieser Tetralogie versteht Judith Pella es ausgezeichnet, ihren handelnden Figuren Leben einzuhauchen und große Authentizität zu verleihen. Geschickt verknüpft sie die historischen Ereignisse mit den Schicksalen der drei Schwestern und präsentiert ihren Lesern einen atemberaubenden, zum Teil erschütternden, durch die geschichtlichen Hintergründe bereicherten Roman.

„Von ferne klingt ein Lied“ hat mich ebenso überzeugt wie dessen Vorgängerroman, mich tief berührt und an vielen Stellen sehr erschüttert. Judith Pella stellt die Schrecken des Krieges, die Bombenangriffe, die Artilleriefeuer, feindliche Übergriffe, das donnernde Rollen der Panzer, die Zerstörung, die Kämpfe und das Blutvergießen sehr realistisch dar. Durch Soldaten in Garys Umfeld sowie Blairs Flucht durch den Dschungel, aber auch durch Camerons Recherchen in der Sowjetunion werden auch die Lebensumstände der Soldaten und der Überlebenskampf der Zivilbevölkerung in diesen Kriegsjahren deutlich vor Augen geführt.

Judith Pella lässt ihre Protagonisten in diesem Buch zudem auch eine deutliche Wandlung durchleben. Die reiche, selbstsüchtige und verwöhnte Blair wird auf ihrer Flucht durch den Dschungel und über unwegsames Gelände geläutert, sie trifft auf Menschen, die ihr nicht nur Schutz und Unterkunft bieten, sondern vielmehr auch ihr Herz berühren und ihren Glauben erstarken lassen. Besonders erstaunt war ich von Cecilia Hayes, die bislang eher schüchtern, sanft, und zugleich auch ein wenig weltfremd dargestellt wurde und in diesem Band durchaus Rückgrat und Durchsetzungsvermögen zeigt.

Cameron befindet sich ebenfalls mitten im Kriegsgeschehen und erlebt in Russland die Zerstörung der Städte und Dörfer, Überfälle und Plünderungen. Es sind unvorstellbare Zustände, die Judith Pella hier schildert. In der Sowjetunion herrscht tiefster Winter, tausende Zivilisten sind obdachlos, frieren und hungern, Menschen werden verfolgt und von Partisanen hingerichtet. Cameron leidet auch unter der Trennung von Alex Rostowschikow, der als Hauptmann in die Rote Armee einberufen wurde. In diesem zweiten Band befasst sie sich auch mit einem Herzenswunsch ihrer Mutter und stellt Nachforschungen zum Verbleib ihres Stiefbruders an.

Die Autorin hat ihren Protagonisten erneut sehr interessant gezeichnete Nebenfiguren zur Seite gestellt, wobei mir das philippinische Waisenmädchen Claudette, derer Blair sich annimmt, ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Als höchst interessanter Nebendarsteller tritt Semjon Tweritonow auf, über den man zwar einiges erfährt, dessen Hintergründe jedoch zunächst noch im Dunkeln bleiben. Meine favorisierten Nebenfiguren waren in diesem Band eindeutig die Mitglieder der Familie Doyle, die Blairs Leben verändern und einen prägenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Judith Pella hat auch in diesem Band bewiesen, dass sie es hervorragend versteht, fiktiven Personen Leben einzuhauchen und den Leser durch ihren einnehmenden Schreibstil vollständig ins Geschehen eintauchen zu lassen.

Die Lektüre dieses beeindruckenden Buches hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es kaum erwarten, mich dem dritten Band zu widmen, um die Schicksale der drei Schwestern weiter verfolgen zu dürfen.