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Veröffentlicht am 28.04.2022

Ein schüchterner Junge lernt, dass er sich wehren kann

Die Molche
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In den Nachkriegsjahren wuchs Max in einem Dorf als „Zugezogener“ auf. Er hatte es schwer, Freunde zu finden und spielte am liebsten mit seinem Bruder. Der ist sehr schüchtern und daher auch ein beliebtes ...

In den Nachkriegsjahren wuchs Max in einem Dorf als „Zugezogener“ auf. Er hatte es schwer, Freunde zu finden und spielte am liebsten mit seinem Bruder. Der ist sehr schüchtern und daher auch ein beliebtes Ziel von Hänseleien der Dorfjungen. Es kommt zu einem schlimmen Ereignis und der Bruder stirbt. Max konnte ihm nicht helfen und das treibt ihn um. Er macht sich Vorwürfe. Wie gut, dass er dann doch Freunde und Freundinnen findet und sich immer mehr gegen die „Starken“ des Dorfes wehren kann.

Viel Details aus den Jahren um 1960 kann ich unterstreichen. Dass im Elternhaus nicht über den Krieg oder die Flucht geredet wurde sind zwei davon. Die Mutter sorgte für ein sauberes Heim, kochte gut und gerne und war dem Vater stets eine treue Begleiterin. In dem Buch „Die Molche“ ist der Mann des Hauses nur am Wochenende da. Das macht eine innige Verbindung zu den Söhnen schwierig.

Gut fand ich, dass der Autor nicht nur das „Schlechte“ an den „bösen Dorfjungen“ schildert. Er greift auf, wie es zu deren Brutalität den Schwächeren gegenüber kam. Auch dass Max und sein Bruder es schwer hatten, dazuzugehören ist verständlich erzählt. Was mir nicht gefiel, das sind die so ausführlich beschriebenen ersten Sexerlebnisse der Kinder. Das musste meiner Meinung nach nicht sein. Auch fehlte mir der rote Faden und das, was als gemeinsames Vorgehen gegen die Bande im Klappentext beschrieben wird, vermisste ich.

Die Molche sind tatsächlich ein Thema, wenn auch nur hin und wieder sehr kurz angerissen. Die Sprache ist abwechslungsreich und die Beschreibung von Natur und Tieren sehr bildhaft. Aus dem Grund gebe ich auch vier Sterne.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Spannender, als ein Kriminalroman

Das rätselhafte Universum
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Es gibt etliche Fragen an Wissenschaftler, die ungelöst sind. Allerdings schreitet auch hier der Fortschritt weiter und was vor 10 Jahren noch unmöglich schien, das gehört heute zur Selbstverständlichkeit. ...

Es gibt etliche Fragen an Wissenschaftler, die ungelöst sind. Allerdings schreitet auch hier der Fortschritt weiter und was vor 10 Jahren noch unmöglich schien, das gehört heute zur Selbstverständlichkeit. Daher ist es wichtig, immer mal wieder neue Bücher zu aktuellen Erkenntnissen zu lesen. „Das Rätselhafte Universum“ gehört dazu.

Im Klappentext steht, dass das Buch spannende Fragen und Erkenntnisse der Wissenschaft allgemein verständlich diskutiert. Das sehe ich nicht so. Es gehört schon eine fundierte Kenntnis der physikalischen Grundsätze dazu, wenn der Leser den Ausführungen von Ilja Bohnet und Thomas Naumann folgen möchte. Spannend sind diese allemal. Die Tatsache, dass das Universum so viel
älter ist, als die Bibel darlegt oder die Erklärungen, was es mit den „dunklen Löchern“ auf sich hat, für mich sind sie spannender als so mancher Krimi.

Gut gefiel mir auch, dass es am Ende nicht nur ein Personen- und Sachregister gibt. Sowohl Abkürzungen als auch allgemein gültige Formeln sind ebenfalls angehängt. Aber ich gebe auch zu bedenken, dass es ein Sachbuch ist, welches sich meiner Meinung nach vornehmlich an Studenten der Physik wendet.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Ein Wolf im Schafspelz?

Der Tod der dreckigen Anna
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„Der Tod der dreckigen Anna“ basiert auf Tatsachen. Das Geschehen ereignete sich im Jahr 1974 und zwar in der Nacht zum Heiligen Abend. Eine 72jährige Frau wurde brutal ermordet und die Einwohner des kleines ...

„Der Tod der dreckigen Anna“ basiert auf Tatsachen. Das Geschehen ereignete sich im Jahr 1974 und zwar in der Nacht zum Heiligen Abend. Eine 72jährige Frau wurde brutal ermordet und die Einwohner des kleines Ortes in der Pfalz sind fassungslos. Wie konnte das nur passieren? Wer mag so schlecht sein, diese harmlose Frau so bestialisch zu töten? Es gibt Mutmaßungen und Gerüchte verbreiteten sich schneller als der Schall.

Obwohl der Leser bald weiß, wer die Tat beging, bleibt das Buch spannen. Die Frage ist nämlich, wie es zum Mord kam, was die Beweggründe waren und auf welche Weise die Ermittler ihn aufklären können. Wie immer haben auch hier Journalisten viel mit der Gerüchteküche zu tun. Sie zündeln und der angebliche Täter ist rasch gefunden. Und das nur, weil es immer wieder vorbestrafte Jugendliche gibt. Aber ob die zu einem Mord fähig sind, das interessiert Journalisten nur selten.

Der Humor gefiel mir gut und auch die Beschreibung der Lebensumstände damals ist stimmig. So war das Leben auch in der Eifel und die Eigenarten der Menschen gibt es zum Teil heute noch. Die Ausführungen der Autorin am Ende des Buches runden die Story vollkommen ab. Das Cover ist außerordentlich gelungen. Zeigt es doch ein Motiv, welches mit der Zeit des Romans harmoniert.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Eine abwechslungsreiche Reise nach Jütland

Meter pro Sekunde
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Nein, ein Roman ist „Meter pro Sekunde“ in meinen Augen nicht. Die junge Mutter erzählt in der Ich-Form vom Umzug nach Jütland, ihren Problemen mit den Menschen hier und wie sie den Alltag trotzdem gut ...

Nein, ein Roman ist „Meter pro Sekunde“ in meinen Augen nicht. Die junge Mutter erzählt in der Ich-Form vom Umzug nach Jütland, ihren Problemen mit den Menschen hier und wie sie den Alltag trotzdem gut meistert. Das geschieht in kurzen Ausführungen über das Erlebte und wechselt sich ab mit Briefen an den „Kummerkasten“.

Positiv ist einiges in diesem Buch. Die Sprache und damit die Übersetzung ist sehr gut gelungen. Die Beschreibung der Landschaft und der Menschen mit all ihren einzigartigen Charakterzügen zeigt sich bildhaft und lebendig. Wer allerdings nach einer zusammenhängenden Geschichte sucht, der wird keinen Erfolg haben. Es sind kurze Erlebnisberichte der jungen Frau. Meistens humorvoll und nie platt. Der „Kummerkasten“ ist eine Rubrik in der örtlichen Zeitung. Menschen unterschiedlichen Alters schreiben an die Zeitung und bekommen Rat vom Kummerkasten. Hier ist des die junge Frau, die damit ihren Geist lebendig hält und der Langeweile entgegenwirkt.

Sehr gelungen empfand ich die Liedtexte. Die Übersetzerin schrieb auch immer dazu, nach welcher Melodie sie gesungen werden können. Das Urteil über die Jütländer unterstreiche ich. Wer hier hinzieht und Freunde sucht, der braucht lange, bis er welche findet. Ebenfalls gelungen ist das wunderschöne Cover. Mein Fazit: Sprachlich ein Genuss und meine Reise nach Dänemark gelungen. Wer wissen möchte, wo die Skjern Auen liegen und was der Fluss mit Renaturierung zu tun hat, der sollte im Internet danach schauen. Richtig gut, was die Dänen hier schafften. Nein, „Meter pro Sekunde war nicht so, wie ich mir einen Roman vorstelle aber schlecht auf keinen Fall.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Gute Studie zu den Vorgehensweisen etlicher Journalisten

Den Wölfen zum Fraß
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Michael Wolphram ist ein pensionierter Lehrer und lebt sehr zurückgezogen. Er unterrichtete in einem elitären College Englands. Als die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde, war Michael vom Pech verfolgt. ...

Michael Wolphram ist ein pensionierter Lehrer und lebt sehr zurückgezogen. Er unterrichtete in einem elitären College Englands. Als die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde, war Michael vom Pech verfolgt. Er ist ihr Nachbar und nahm sie hin und wieder in seinem Auto mit, wenn sie Besorgungen zu machen hatte. Was also lag für Ermittler und Nachbarn näher, als dass dieser einsiedlerische pensionierte Lehrer ein Motiv hatte? Nein, das war den ganz Schlauen nicht genug. Er war es eindeutig, so urteilten sie und der Mann kam in Untersuchungshaft.

„Den Wölfen zum Fraß“ zeigt sehr deutlich auf, wie Rufmord einen Menschen treffen kann. Ganz plötzlich melden sich ehemalige Schüler, die natürlich so gar nicht mit dem ehemaligen Lehrer zurechtkamen. Sie waren wohl stolz, dass Journalisten zu dem Thema befragten und ihre Namen in den Gazetten erschienen. Ich dachte dabei stets an die B-Zeitung, die auch immer zuerst weiß, wer der oder die Täter sind.

Der Roman gefiel mir. Es dauerte zwar etliche Seiten, bis ich mich an den Stil gewöhnte, aber dann konnte ich gut folgen. Der Autor beschreibt wirklich exzellent, wie die Journaille arbeitet. Und auch diese Berichte von Menschen, die den Verdächtigen angeblich so gut kennen, sind bezeichnend. „Den Wölfen zum Fraß“ sollten sich alle Journalisten und Schubladendenker durchlesen.

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