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Veröffentlicht am 20.01.2023

Historischer Roman mit tatsächlichem Bezug und natürlichen, fiktiven Charakteren

Ginsterhöhe
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Ginsterhöhe erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen in der Eifel. Die Geschichte ist in drei geschichtliche Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil lerne ich den Ort in der Zeit von 1919-1928 und ihre ...

Ginsterhöhe erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen in der Eifel. Die Geschichte ist in drei geschichtliche Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil lerne ich den Ort in der Zeit von 1919-1928 und ihre Anwohner kennen. Teil 2 erzählt aus den Jahren 1930 bis 1939 und Teil 3 macht den Abschluss bis zum Jahr 1949.









Albert Lintermann kehrt 1919 von der Front zurück. Einst war er ein außerordentlich hübscher Mann. Jetzt ist er mit dem Leben zwar davongekommen - im Gegensatz zu seinem Freund - doch sein Gesicht ist stark entstellt. Als hätte er psychisch und physisch nicht schon genug unter dem Krieg gelitten, macht seine Frau Bertha ihm die Rückkehr auch nicht leicht. Bertha leidet entsetzlich unter den Verletzungen, die Albert zur Schau trägt.

Anna-Maria Caspari erzählt die Geschichte des Ortes Wollseifen sehr ruhig und mit Bedacht. Die Geschichte des Ortes ist bittere Realität. Die Charaktere jedoch sind frei erfunden. Und trotzdem könnte sich das Leben so oder so ähnlich in der Zeit von 1919 bis 1949 genau so abgespielt haben.

Ich erfahre, wie der Alltag auf einem Bauerngut ist. Wie das Zusammenleben stattfindet, wer auf dem Hof hilft und warum und erfahre mehr über den Zusammenhalt im Dorf. Bis die Nationalsozialisten nach Wollseifen gelangen, geht es nachbarschaftlich relativ ruhig zu. Mit dem Einzug der Truppen und dem Aufbau von Vogelsang wird das Zusammenleben immer mehr auf eine harte Probe gestellt. Bis die Söhne in den nächsten Krieg ziehen.

Vom Kriegsgeschehen an sich bekomme ich als Leserin nur aus der Ferne etwas mit. Das Leiden an der Front ist für mich weit weg. Die Not aber vor Ort in Wollseifen und die Unsicherheit der Anwohner ist spürbar. Die Generation um Albert Lintermann lässt sich jedoch nicht beirren und versucht trotz der harten Zeiten den Ort voranzubringen und durchzuhalten, bis die Söhne aus dem Krieg hoffentlich unversehrt zurückkehren.

Durch die Einteilung der Geschichte in drei historische Abschnitte lässt sich das Geschehen gut nachvollziehen. Manches Mal überrascht Anna-Maria Caspari mit einem Szenenwechsel mitten im Kapitel. Doch aufgrund der Unverwechselbarkeit der Charaktere finde ich mich nach dem Überraschungsmoment schnell wieder ein. Zwischen den Kapiteln gibt es immer mal wieder Aufzeichnungen des Lehrers Martin Faßbender, der - so gut es möglich ist - Tagebuchaufzeichnungen über das Dorfgeschehen einfließen lässt. So bin ich rundum mit Informationen aus Wollseifen versorgt.

Anna-Maria Caspari erzählt das Alltagsgeschehen in Wollseifen sehr bildhaft und farbenfroh.



"Karl hatte von den Nudeln nicht genug kriegen können, und schließlich hatte der ganze kleine Kerl so ausgesehen, als ob er in die Schüssel mit der Tomatensoße gefallen wäre, so gut hatte es ihm geschmeckt." - Seite 55



Vielleicht kommt allein schon deshalb der Krieg - der an weit entfernten Schauplätzen stattfindet - nicht an mich heran.

Was allerdings an mich herankommt ist die Beziehung der Anwohner von Wollseifen zu ihrem Land, zu ihrer Heimat und zu ihrem Zuhause. Vieles ist von Hand errichtet - und mit viel Liebe zum Detail. Die Personen haben einen festen Bezug zu ihrem Land und zu ihrer Unterkunft. Genau dieses Gefühl macht Ginsterhöhe zu einem Buch, das ich auch jetzt, während ich diese Rezension schreibe, immer wieder gern zur Hand nehme.



Fazit
Ginsterhöhe ist für alle, die historische Romane mit tatsächlichem Bezug und natürlichen, fiktiven Charakteren mögen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2022

Klug inszenierter Psychothriller

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein klug inszenierter Psychothriller. Den Lauf der Geschichte habe ich mit Spannung verfolgt. Obwohl ich ein großer Hörbuchfan bin, hätte ich Fake von Arno Strobel ...

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein klug inszenierter Psychothriller. Den Lauf der Geschichte habe ich mit Spannung verfolgt. Obwohl ich ein großer Hörbuchfan bin, hätte ich Fake von Arno Strobel diesmal lieber gelesen. Bereits der Anfang der Geschichte war spannend erzählt. Sascha Rotermund hat auch von Anfang an ordentlich Gas gegeben - und damit die Geschichte für mich etwas überreizt. Selbst die etwas angepassten Szenen hat Sascha Rotermund stimmlich mit soviel Spannung unterlegt, dass ich die Geschichte als anstrengend empfand. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen.




Dennoch kam ich nach einiger Zeit im Geschehen an und konnte den Charakteren gut folgen. Im Verlauf der Geschichte kam mir jedoch immer mal wieder der Gedanke, dass mir die Geschichte bekannt vorkommt. Vielleicht war es lediglich "dasselbe Strickmuster", nachdem die Geschichte aufgebaut war, vielleicht, vielleicht.

Diese beiden Komponenten haben mein Lesevergnügen diesmal etwas geschmälert. Einen übertriebenen Spannungsaufbau haben Arno Strobels Thriller meinem Empfinden nach nicht nötig und warum mir die Geschichte so bekannt vorkam - ich weiß es nicht. Ich kann es nicht so recht greifen.



Fazit
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben? ist ein spannender Psychothriller. Leser, die gern die Bücher von Arno Strobel lesen, werden jede Menge Freude daran haben.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi

Sturmrot
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Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.











Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. ...

Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.











Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. Ihre Mutter ist dement und von ihrem Bruder Magnus hat Eira lange nichts gehört, so dass sie es sich - neben ihrer Polizeiarbeit - zur Aufgabe gemacht hat, sich um ihre Mutter zu kümmern.

Man sagt, dass Täter immer wieder an den Ort des Verbrechens zurückkehren. Doch was ist, wenn der Täter selbst zum Opfer wird? Wenn der Täter in den Verdacht gerät, weiter "aufzuräumen" ist alles klar. Doch wenn der Täter angegriffen wird, was ist dann noch Wahrheit?

Diesen Fragen stellt sich Eira Sjödin zu der Zeit als Olof Hagström in den Heimatort zurückkehrt und zugleich dessen Vater tot aufgefunden wird. Olof Hagström hat als vierzehnjähriger gestanden, die junge Lina vergewaltigt und ermordet zu haben. Noch zu jung, um ins Gefängnis zu kommen, kam Olof in ein Jugendheim - und verlor den Kontakt zu seiner Familie.

Eira Sjödin - zu der Zeit, als Lina und Olof von der Bildfläche im Ort verschwanden - noch zu jung, um Sachverhalte oder Beweggründe mitgeteilt zu bekommen - hat mit Olofs Rückkehr und dem Mord an seinem Vater jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, recherchiert sie nicht nur zum aktuellen Fall, sondern zieht auch zum damaligen Fall um Linas Verschwinden ihre Schlüsse.

Die ruhige, besonnene Art, die Eira dabei an den Tag legt, gefällt mir. Sie agiert umsichtig und rücksichtsvoll, lässt sich jedoch nicht beirren, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht. Das gefällt mir.

Die Tatsache, dass ein minderjähriger Junge zu solch einer Straftat fähig sein soll und die Ermittlungsansätze der Polizei zur damaligen Zeit haben mich ganz schön erschreckt.

Tove Alsterdal unterstützt ihre Protagonistin mit ihrem runden, bildhaften Erzählstil. Die Geschichte geht zunächst ruhig an. Im letzten Drittel kann ich das Buch aber nicht mehr gelegentlich aus der Hand legen. Dann will ich wissen, wie die Fäden zusammenlaufen. Ob ich richtig liege, oder ob es am Ende doch noch eine Überraschung gibt.

Sturmrot hat mich gut unterhalten und zum Ende für ordentlich Spannung gesorgt. Die Charaktere sind vielschichtig. Und auch, wenn ich sie zu kennen glaubte, so hat der eine und andere doch noch ein Geheimnis in petto.

Fazit
Wer düstere Schwedenkriminalromane mag, ist mit Sturmrot gut beraten.

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Veröffentlicht am 16.10.2022

Wohlfühlroman mit bunter Vielfalt

Das kleine Buchcafé an der Isar
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Das kleine Buchcafé an der Isar spielt in dem fiktiven Kapuzinerviertel in München. Es wirkt wie ein kleiner, etwas verschlafener Ort in dem es ein kleines, unscheinbares Buchcafé gibt.











Es ...

Das kleine Buchcafé an der Isar spielt in dem fiktiven Kapuzinerviertel in München. Es wirkt wie ein kleiner, etwas verschlafener Ort in dem es ein kleines, unscheinbares Buchcafé gibt.











Es ist nicht gerade Marlenes Lebenstraum, in diesem in die Jahre gekommenen Buchcafé zu arbeiten, doch mit ihrem Doktortitel und ihrem Studium für Literaturwissenschaft findet sich gerade kein adäquater Job. So bleibt Marlene nichts anderes übrig als die Ladenbesitzerin Lotte Eigner um einen Job zu bitten, um weiterhin ihren Lebensunterhalt und die Miete für ihren WG-Anteil zu verdienen.

Mit den neuen Ideen, die Marlene in dem Buchcafé einbringt, kommen auch immer mehr Gäste. So lerne ich an Marlenes Seite nach und nach weitere Charaktere der Geschichte kennen.

Und dann steht eines Abends ein gut aussehender junger Mann vor der Tür des kleinen Buchcafés, rüttelt an der Tür und an Marlenes Herz. Johannes.

Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm. Die Charaktere haben Tiefe und erlangen eine eigene Ausstrahlung. Sie sind authentisch und wachsen an ihren Lebenserfahrungen. Der eine langsamer, der andere schneller - eben ganz individuell und an das Geschehen angepasst.



"Amelie besaß trotz ihres jungen Alters Lebenserfahrung, die sie manchmal beinah weise erscheinen ließ. Nur, damit sie sich im nächsten Moment wieder wie eine Dreizehnjährige wegen einer schlechtgekleideten Cafékundin kaputtlachen konnte." - Seite 90



Es ist für mich spannend zu verfolgen, wie sie ihren Weg gehen - auch wenn nicht alles bis ins kleinste Detail erzählt wird. Das tut der Geschichte keinen Abbruch, sondern lässt Raum für eigene Überlegungen - oder Akzeptanz.

Mir gefällt vor allen Dingen die Charaktervielfalt, die ganz natürlich im Buch zum Tragen kommt. Emilia Thomas beschreibt sehr intensiv die Empfindungen. So kann ich Marlene wunderbar begleiten, mich mit ihr freuen, mit ihr neugierig sein und mit ihr den Schmerz teilen.



"Da war es wieder - dieses elektrisierende Gefühl. Als hätte man um ein Haar seine Lieblingstasse auf den Boden fallen lassen, aber sie dann noch in letzter Sekunde aufgefangen." - Seite 144



Das kleine Buchcafé an der Isar ist trotz ernster Themen vor allem ein Wohlfühlroman. Ich konnte ganz wunderbar den Alltag verlassen und in das Kapuzinerviertel in München abtauchen. In dem kleinen Buchcafé habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt und in der 2er WG fühlte ich mich stets willkommen.



Fazit
Das kleine Buchcafé an der Isar ist für alle, die Wohlfühlromane mit bunter Vielfalt lieben.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Sebastian Fitzeks Gedankensammlung über das Leben

Fische, die auf Bäume klettern
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Fische, die auf Bäume klettern ist kein typisches Sachbuch - auch wenn es der Kategorie durchaus zuzuordnen ist.

Vielmehr ist Fische, die auf Bäume klettern eine Gedankensammlung von Sebastian Fitzek ...

Fische, die auf Bäume klettern ist kein typisches Sachbuch - auch wenn es der Kategorie durchaus zuzuordnen ist.

Vielmehr ist Fische, die auf Bäume klettern eine Gedankensammlung von Sebastian Fitzek über das Leben. Über sein Leben. Es sind Gedanken, die er seinen Kindern mit auf den Weg geben möchte. Gedanken, die Sebastian Fitzek selbst verdeutlichen, welche Erkenntnisse er in seinem Leben gewonnen hat und welche Empfehlungen er seinen Kindern zur Selbstausrichtung geben kann.







Um den Druck etwas zu erhöhen und damit Sebastian Fitzek sich nicht selbst austricksen kann, hat er seine Gedanken dazu veröffentlicht. Und eben, weil er es durch seinen Bekanntheitsgrad kann.

Fische, die auf Bäume klettern ist kein Wegweiser, sondern ein Kompass, der seine Kinder und seine Leserinnen und Leser dazu ermuntern soll, sich nach sich selbst auszurichten. Zu gucken, wo liegen die eigenen Stärken und wie setze ich sie am besten ein. Und sich vor allem nicht durch ein Scheitern verunsichern oder beeindrucken zu lassen.

Die Werte und Erfahrungen, die Sebstastian Fitzek seinen Kindern und seinen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg gibt, kann ich allesamt so unterschreiben. Viele Lehren habe ich selbst gezogen, viele Erfahrungen selbst sammeln oder im nahen Umkreis erleben dürfen.

Sebastian Fitzek schildert den Umgang mit Gefühlen wie Neid und Begehren und wie wichtig es ist, unterscheiden zu können, ob das Gefühl einem bloßen "haben wollen" unterliegt oder ob da tatsächlich größere Gefühle vorhanden sind.

Das Buch ist in achtzehn Kapitel unterteilt, in denen immer durch persönliche Erlebnisse die eigenen Erfahrungen einfließen.



"Und da er, der Beliebte, mein Freund wurde, färbte das auf die Herde der Mitschüler ab, die mich bis dahin nicht mal hatten ignorieren wollen." - Seite 127



Die wichtigen Informationen aus seinen Lehren hat Sebastian Fitzek für mich als Leser optisch hervorgehoben. Auch wenn mir der Plauderton insgesamt gefällt, hätte ich mir die eine oder andere Anpassung für die Außenwelt gewünscht. - Das war aber verschwindend selten der Fall.

Dafür erfahre ich an ein, zwei, drei Stellen im Buch auch etwas über die Kinder. Für diese hat Sebastian Fitzek ja schließlich seine Gedanken niedergeschrieben. - Und um selbst seine Gedanken zu ordnen.



Fazit
Fische, die auf Bäume klettern ist für alle, die im lockeren Plauderton animiert werden wollen, das eigene Leben zu betrachten und zu schauen, ob man nicht der Fisch ist, der auf einen Baum klettern kann.

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