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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2020

Wie passen die Morde zusammen?

Tödliche Algarve
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„...Wenn ich etwas wissen will, bin ich kaum zu bremsen. Deshalb bin ich vor vielen Jahren Journalistin geworden. Und auch wenn ich in dem Beruf nicht mehr arbeite, hat sich an meiner – übrigens genetisch ...

„...Wenn ich etwas wissen will, bin ich kaum zu bremsen. Deshalb bin ich vor vielen Jahren Journalistin geworden. Und auch wenn ich in dem Beruf nicht mehr arbeite, hat sich an meiner – übrigens genetisch bedingten – Neugier nichts geändert...“

Chefinspektor Joao erhält einen Anruf. Seine Halbschwester Liliana hat sich seit mehreren Tagen bei ihrer Partnerin nicht gemeldet. Das ist ein schwieriges Thema, denn Joao hat Liliana erst bei der Beerdigung seines Vaters kennengelernt, als sie auf dem Friedhof stand und nach dem Erbe gefragt hat. Deshalb blockt er Anabelas Nachfragen unwirsch ab.

„...Zum letzten Mal: Es interessiert mich nicht, was mit dieser Frau los ist. Sie geht mich nichts an und dich erst recht nicht!...“

Das Eingangszitat ist Anabelas Einschätzung über sich selbst. Sie wird also nicht locker lassen.
Auf den gleichen Wanderweg, den Liliana angeblich gegangen war, wird am nächsten Tag eine tote junge Frau gefunden. Sie ist Engländerin, war allein unterwegs und wurde erschossen. Nun steckt Jaoa plötzlich mitten in den Ermittlungen.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi an der portugiesischen Algarve angesiedelt. Die Geschichte hat mich schnell wieder in ihren Bann gezogen, da ich die Protagonisten schon aus anderen Bänden kenne.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er verbindet gekonnt den Kriminalfall mit den persönlichen Befindlichkeiten der Akteure und der zauberhaften Landschaft.
Anfangs konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Jäger der Gegend, später gerät die neue Solaranlage ins Visier der Polizei, denn ein Deutscher von dort ist ebenfalls verschwunden. Natürlich lässt es sich Anabela nicht nehmen, eigene Wege zu gehen. Das wirkt deshalb besonders eindringlich, weil sie in ihrem Handlungsteil als Ich – Erzählerin fungiert.
Ein feiner Humor durchzieht ab und an die Handlung.

„...“Warst du mal bei einer Hausschlachtung dabei?“ […] „Also, ich muss das nicht haben. Für mich dürfen die Tierchen gern schon fertig als Schnitzel auf dem Teller liegen, ohne dass ich darüber nachdenke, wie sie dahin gekommen sind“...“

Während für den Tod der Engländerin lange kein Motiv ersichtlich ist, zeichnet sich für den Deutschen eine bewegte Vergangenheit ab, die ihn eingeholt haben könnte. Glücklicherweise wird Anabela bei der Polizei wieder als Übersetzerin gebraucht, so dass sie schneller im Geschehen ist, als sie gehofft hat. Dabei muss sie allerdings ihre privaten Probleme im Aauge behalten. Die Demenz ihres Vater ist immer schwieriger zu händeln und Jaoa ist auch ein Partner, der gern seine Meinung sagt.
Dann entscheidet sich Anabela den Wanderweg zu gehen – und begibt sich damit in Lebensgefahr. Sehr bildhaft werden dabei ihre Eindrücke wiedergegeben.

„...Und was man alles so sieht und riecht, wenn man allein wandert! Keine Ahnung, wie oft ich mich schon nach einer Wildblüte gebückt, einen Schmetterling nachgeschaut oder eine besonders bizarr geformte Baumwurzel bestaunt hatte...“

Am Ende bleibt keine Frage offen. Alles passt zusammen. Der Täter war eine Überraschung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein eher leichter Krimi voller Urlaubsflair.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Hochbrisanter Krimi

Dreckiges Geld
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„...Was hatte ihr Informatiklehrer damals gesagt? Je komplexer die Systeme, desto anfälliger sind sie auch...“

Kommissar Ralf Ziether ist zu einem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Sabine verabredet. ...

„...Was hatte ihr Informatiklehrer damals gesagt? Je komplexer die Systeme, desto anfälliger sind sie auch...“

Kommissar Ralf Ziether ist zu einem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Sabine verabredet. Er will nur noch schnell etwas Geld abheben. Er bekommt noch mit, dass die Geldautomaten Unmengen an Scheinen ausspucken und derjenige, der sie bedient eine Maske trägt. Dann schickt ihn ein Schlag auf den Kopf zu Boden. Nach dem Erwachen geht er trotzdem noch kurz ins Bistro.
Die Nacht allerdings ist aus einem anderen Grund kurz. Um vier Uhr in der Früh wird Ralf angefordert. Am Ufer des Flusses wurde ein Toter gefunden – mit Maske. Martin Dreyer sollte nicht das einzige Opfer bleiben.
Der Autor hat einen äußerst fesselnden und hoch aktuellen Krimi geschrieben. Als Leser ist man im Vorteil, wenn man sich mit Informatik auskennt und Grundwissen über gewisse Bankvorgänge hat.
Schnell kristallisiert sich heraus, dass die jungen Leute die Bankautomaten so manipuliert haben, dass sie nach Aufforderung das gesamte Bargeld auszahlen. Wer aber tötet warum die Mitglieder der Bande? Und das ist nicht die einzige offene Frage!
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er unterstützt die rasante Handlung. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Britt, Ralfs Partnerin, ist noch zu einer Auszeit in Paris. Der Regenbogenpresse werden Fakten zugespielt, die die Arbeit der Polizei eher behindern als fördern. Der zuständige Redakteur setzt sich bewusst über Recht und Gesetz hinweg.
Bald wird klar, dass es auch in den Banken Unregelmäßigkeiten gibt. Hochriskante Spekulationen mit Kundengeldern gilt es zu vertuschen. Wie wurde das so schon formuliert?

„...Ein Mann mit Aktenkoffer kann mehr stehlen als tausend Männer mit Pistolen...“

Als Britt erscheint, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ralf schwierig. Der ist psychisch angeschlagen. Ihn plagen nicht nur Alpträume. Er muss außerdem aufpassen, das seine Aussetzer den Kollegen nicht auffallen. Es würde ihm keiner glauben, dass genau in dem Moment das mögliche kriminelle Geschehen vor seinem inneren Auge abrollt.
Die Hintergründe und Zusammenhänge der Geschichte sind weit aus komplizierter, als es der erste Eindruck vermuten lässt. Es ist nicht nur die Gier, die achtlos Menschenleben auslöscht. Hinzu kommt, dass gekonnt Menschen manipuliert und für eigene Zwecke instrumentalisiert werden – und das von staatlichen Organen. Ralf stellt deshalb fest:

„...Ganz schön pervers, findest du nicht? Was mit den jungen Leuten geschehen würde, war denen schnurzpiepegal...“

Als der Fall dem Ende zustrebt, erscheint plötzlich ein Vertreter des BKA und übernimmt die Ermittlungen. Ralf ist sauer. Verständlich! Und als er von Bananenrepublik Deutschland spricht, hat er meine volle Zustimmung.
Der Autor versteht es, die Emotionen der Protagonisten in den Mittelpunkt zu stellen. Angst und Wut, Trauer und Niedergeschlagenheit sind nur einige davon.
Was technisch so möglich ist, wenn man ein Menschenleben zerstören will, indem man ihm alles nimmt, hat mich erschüttert.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass in der Welt der Hochfinanz, aber auch in der der Geheimdienste eine Menschenleben keine Rolle spielt.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Wer bist du?

König Drosselbart
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„...Wie dem auch sei, ich werde diesen Ball veranstalten und du wirst mit jedem einzelnen Freier sprechen. Ich lasse dir die Wahl. Wähle weise, meine Tochter...“

König Josef herrscht seit vielen Jahren ...

„...Wie dem auch sei, ich werde diesen Ball veranstalten und du wirst mit jedem einzelnen Freier sprechen. Ich lasse dir die Wahl. Wähle weise, meine Tochter...“

König Josef herrscht seit vielen Jahren über Nava. Dem Volk geht es gut, der König wird geachtet. Doch er weiß, dass seine Zeit begrenzt ist. Bei seiner einzigen Tochter Alina hat er nach dem Tod der Mutter die Zügel sehr locker gelassen. Dadurch hat sie sich zu einer arroganten und selbstsüchtigen jungen Frau entwickelt, der nur das Äußerliche wichtig ist. Um das Reich aber regieren zu können, braucht sie einen Gemahl an ihrer Seite. Die obigen Worte ihres Vaters hat sie sich leider nicht zu Herzen genommen. Sie beleidigt die Freier und lehnt sie der Reihe nach ab.
Da schwört der Vater, sie mit dem ersten Mann zu verheiraten, der an die Pforte klopft. Es ist der Spielmann Thore.
Die Autorin hat sich in weiten Zügen an die Vorgabe des Märchen gehalten. Dabei legt sie den Schwerpunkt auf Alinas Wandlung. Dort hat sie die Geschichte phantasievoll ergänzt und ausgeschmückt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gerade in den gut ausgearbeiteten Gesprächen zwischen Josef und seiner Tochter, aber auch in der Unterhaltung es Königs mit Balduin, der ihn mehr Begleiter und Freund als Diener ist, wird die aktuelle Situation klar gekennzeichnet.
Sehr gut gefallen hat mir das Lied, mit dem sich Thore beim König vorgestellt hat. Es bringt Alinas Charakter und ihr Auftreten zu dieser Zeit genau auf den Punkt.
Alinas Abschied vom Vaterhaus fühlt sich so an:

„...Wehmut erfüllte sie und Angst. Sie befand sich auf den Weg ins Ungewisse mit einem Mann, den sie nicht kannte, in eine Welt, die ihr völlig unbekannt war. Die Welt des gemeinen Volkes...“

Schon auf den Weg zu Thores Hütte beginnt für Alina die Schule des Lebens. Der junge Mann ist konsequent. Er macht ihr klar, was die Zukunft für sie bereit hält. Sie verabscheut ihn, muss aber schnell und schmerzhaft erkennen, wie naiv und weltfremd sie ist. Hinzu kommt, dass sich Thore über seine eigene Vergangenheit ausschweigt.
Wie schon zu Beginn legt die Autorin hier erneut Wert auf Gespräche zwischen den Protagonisten, die mir Einblick in ihre Gedankenwelt vermitteln. Es lässt Alina nicht kalt, dass sie von einfachen Menschen Zuwendung erfährt. Sie muss es außerdem lernen, mit Ablehnung zurecht zu kommen, wenn sie Anforderungen nicht erfüllt. Gleichzeitig wandelt sich ihr Blick auf Thore.
Eine Frage, die ihr Thore am Anfang stellt, wird wiederholt aufgeworfen:

„...Wer bist du?...“

Anfangs kann Alina damit nichts anfangen. Später wird ihr klar, dass sie mehr ist als ein schönes Gesicht im Spiegel. Innere Werte, eigene Fähigkeiten und die Idee, anderen Gutes zu tun, gewinnen an Bedeutung.
Gerade als Alina auch innerlich in ihrem neuen Leben angekommen ist, warten neue Kämpfe auf sie.
Die Autorin übereilt nichts. Die Veränderungen sind nachvollziehbar und ergeben sich logisch. Die märchenhafte Grundlage ermöglicht die eine oder andere Überhöhung. Die erotischen Szenen werden einfühlsam dargestellt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Idee wurde gekonnt umgesetzt. Ich bin auf weitere Märchen gespannt.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Neues aus Waldstetten

Waldstettener G'schichten
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„...Außerdem hieß es doch: „Wenn du einen Feind nicht schlagen kannst, verbinde dich mit ihm.“ Alte Bürgermeister – Weisheit...“

Bürgermeister Ludwig Paffler wundert sich, dass im Pfarrhaus Licht brannte. ...

„...Außerdem hieß es doch: „Wenn du einen Feind nicht schlagen kannst, verbinde dich mit ihm.“ Alte Bürgermeister – Weisheit...“

Bürgermeister Ludwig Paffler wundert sich, dass im Pfarrhaus Licht brannte. Normalerweise war der erste Stock doch gar nicht vermietet. Da musste er nachsehen! Er braucht einen Moment, bis er den Gast erkennt. Vor ihm steht Gottfried Gruber, einstiger Pfarrer und Mitglied der Fußballmannschaft.
Die Autorin hat einen humorvollen Gegenwartsroman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Es ist fast dreißig Jahre her, dass Gottfried Gruber den Ort nicht ganz freiwillig verlassen hat. Mittlerweile ist er Kardinal in Rom. Dort aber trachtet man ihm nach dem Leben. Also kam er auf die Idee, sich in seiner Heimat zu verstecken.
Die Ärztin Liesl schickt ihn wegen seiner Rückenprobleme zur Psychotherapeutin Rosalinde. Sie war damals der Grund, weshalb er die Pfarrei verlassen musste. Und auch heute knistert es ziemlich schnell wieder zwischen beiden.
Die Autorin versteht es, in ihre heitere Unterhaltung auch ernste Themen unterzubringen. Das Waldviertel wurde zur Modellregion auserkoren, in der jeder Einwohner ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält. Der eine oder andere zieht deshalb plötzlich wieder in die Heimat. Deutlich werden die Probleme, die damit verbunden sind. Kardinal Gruber will eine Haushälterin für die Zeit seines Aufenthalts. Ludwig macht ihm klar:

„...Jetzt kannst du die ‚hochinteressanten‘ Auswirkungen im echten Leben studieren. Aber ich kann dir aus Erfahrung sagen: Jobs, wie du einen zu vergeben hast, sind seitdem nicht mehr besonders gefragt...“

Manch einer hat schnell begriffen, dass ein Leben ohne sinnvolle Beschäftigung auf die Dauer nicht das Gelbe vom Ei ist. Und wenn er es nicht begriffen hat, wurde es ihm begreiflich gemacht. Die Bäckersfrau mahnt Steffi:

„...Schau, dass dein Florian immer genug Arbeit hat, weil ein Mannsbild ohne Arbeit, das ist der reinste Horror. Nix als schlechte Laune und blöde Ideen...“

Ein zweites Thema sind die Verhältnisse im Vatikan, insbesondere im Zusammenhang mit der dortigen Bank. Als Gottfried dort aufräumen wollte, hat er sich mächtige Feinde gemacht. In einem Gespräch mit Ludwig kommen sie schnell zum Punkt.

„...Nun, der Papst möchte den Vatikan schon modernisieren, aber bisher ist das noch keinem Papst gelungen, obwohl sich schon einige darum bemüht haben...“

Gerade in den Dialogen zum Leben und Treiben im Vatikan fehlt es nicht an sarkastischen Bemerkungen. Ludwig spitzt das Ganze zu:

„...Sag, ist euch, da unten im Vatikan, eigentlich bewusst, wie sehr ihr an der Lebensrealität der Menschen vorbei arbeitet?...“

Und dann wird Kardinal Gruber zurück nach Rom beordert. Was ist passiert? Und was wird aus der neuen Romanze zwischen ihm und Rosalinde?
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat genau die richtige Mischung aus Ernst und Humor.

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Veröffentlicht am 24.06.2020

Wenn die Vergangenheit dich einholt ...

Wozu wir fähig sind
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„...Leonora hatte Menschenmengen nie gemocht, und Partys bildeten dabei keine Ausnahme. Aber es gab Gründe, hier zu sein, so wie es Gründe gab für alles, was sie tat, und so gab sie sich gelassener, als ...

„...Leonora hatte Menschenmengen nie gemocht, und Partys bildeten dabei keine Ausnahme. Aber es gab Gründe, hier zu sein, so wie es Gründe gab für alles, was sie tat, und so gab sie sich gelassener, als sie eigentlich war, und schlenderte durch die Räume, in denen Studenten in Gruppen plaudernd und tanzend zusammenstanden...“

Alexander und Leonora erscheinen das erste Mal auf einer Studentenparty. Es ist Alexanders Ausstrahlung, die dafür sorgt, dass sie sofort in der Runde aufgenommen werden. Alexander erzählt eine Geschichte, die sich im Zusammenhang mit dem Haus abgespielt haben soll. Vor allem die Damen und Herren Jurastudenten geben ihre Kommentare dazu ab.
Die Autorin hat einen spannenden Jugendthriller geschrieben. Das Besondere ist, dass die meisten der Beteiligten aus dem begüterten Milieu stammen. Die Clique kennt sich zum Teil schon aus einer Privatschule.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Handlung wird aus verschiedenen Gesichtspunkten erzählt. Ab und an gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Dort geht es um einen jungen Mann, der damals 15 Jahre alt war und nun nicht mehr zur Gruppe gehört.
Schnell ist klar, welche Rolle Alexander im Roman hat. Trotzdem bleibt fast bis zum Schluss im Dunkeln, was in der Vergangenheit wirklich warum passiert ist. Über Leonoras Leben erfahre ich lange nur Bruchstücke. Beschrieben wird sie so:

„...Stiefel, schwarze Jeans, knielanger Mantel, ein cremeweißer Schal. Das tiefschwarze Haar war am Hinterkopf aufgesteckt, bis auf ein paar Strähnen, die ihr seitlich ins Gesicht fielen. Sie war wirklich ungemein hübsch...“

Mit Alexander an ihrer Seite geht es bei ihr endlich aufwärts. Sie holt in der Abendschule ihr Abitur nach. Trotzdem sind die beiden kein Liebespaar, auch wenn das nach außen hin so wirkt.
Die Charakteristik der einzelnen Personen ist sehr unterschiedlich. Während Robin und Alina sehr viel über sich preisgeben, bleibt Patrick für mich bis zum Schluss ein Rätsel. Sein letztes Gespräch mit Alina zeugt für mich von mangelndem Unrechtsbewusstsein und fehlender Reue. Erst dachte ich, sein soziales Engagement ist ein Zeichen dafür. Nach dem Gespräch allerdings bin ich mir da überhaupt nicht sicher. Es könnte auch nur schöner Schein sein.
Das Buch zeichnet sich durch eine innere Spannung aus, die sich aus den häufig wechselnden Handlungsorten und erzählenden Protagonisten ergibt, aber auch aus dem Nichtwissen, was vor Jahren so einschneidend in mehrere Lebensläufe eingegriffen hat.
In der Gegenwart geht es um Rache. Auslöser dafür aber sind verdrängte Schuld und Gier nach einem guten Leben. Hart klingen Alinas Worte zu Robin:

„...Ausgerechnet du erzählst mir was von Freundschaft? Wenn du sogar deinen besten Freund verrätst, worauf kann ich denn dann wohl zählen, wenn ich etwas besitze, dass du haben willst?...“

Alina ist die einzige, die ahnt, wer Alexander ist.
Jedes Kapitel beginnt mit dem Ausspruch einer der Protagonisten. Mit ihren Worten sagen sie mehr, als sie ahnen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Trotzdem lässt es mich betroffen zurück. Es zeigt erneut, dass Recht haben und Recht bekommen zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille sind.Und es beweist, wie schnell eine einzige falsche Handlung sich verselbständigt und Leben zerstört.

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