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Veröffentlicht am 12.05.2021

Wo bleiben die Superkräfte?

SOS-Superhelden
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„...Für den jungen Agenten Novak war es der erste echte Einsatz. Dementsprechend war er besonders bemüht, keinen Fehler zu machen und schaute deshalb zum wiederholten Male die Fotos an, die man ihnen von ...

„...Für den jungen Agenten Novak war es der erste echte Einsatz. Dementsprechend war er besonders bemüht, keinen Fehler zu machen und schaute deshalb zum wiederholten Male die Fotos an, die man ihnen von der Zielperson gegeben hatte...“

Die Zielperson ist der 14jährige Hugo, der sich wenige Minuten später auf den Weg in die Bibliothek macht. Dort aber wird er nicht ankommen. Als er erwacht, ist er in einem fensterlosen Raum zusammen mit vier etwa gleichaltrigen Personen. Eines der Mädchen stellt ihm die Fragen, die er sich gern selbst gestellt hätte.

„...Also, wer seid ihr, wo bin ich, wie bin ich hierher gekommen und was hat dass alles zu bedeuten?...“

Hugo, Chris, Krimhild, Kolja und Olivia erfahren wenige Minuten später, dass sie auserwählt wurden, weil eine Maschine, die sich Kassandra nennt, der Meinung ist, sie würden demnächst Superkräfte entwickeln. Und die Organisation SOS kümmert sich darum, dass sie dafür entsprechend ausgebildet werden.
Die Autorin hat ein spannendes Jugendbuch geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen. Er wirkt keinesfalls flapsig, sondern ist sehr abwechslungsreich. Dass zeigt sich insbesondere, wenn die Protagonisten selbst zu Wort kommen. Wie es normal ist, hat jeder seine Art sich auszudrücken. Außerdem unterstützt er die teilweise rasante Handlung.
Das Buch ist eine gekonnte Mischung von SF – Elementen und realen Gegenwartsbezug. Die Fünf sind eigentlich ganz normale Jugendliche, nur jeder mit seine besonderen Charaktereigenheiten. Darauf aber möchte ich nicht eingehen. Das möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Nun müssen sie sich als Team zusammenraufen. In einem aber sind sie ich einig. Das klingt aus ihrem Munde so

„...Ein andermal und später scheinen hier in der Basis die am meisten verwendeten Wörter zu sein...“

Das will ausdrücken, dass Fragen zumeist wenig bis nicht beantwortet werden. Dafür stolpern sie erst einmal von einer Katastrophe in die nächste. Von Superkräften ist weit und breit nichts zu sehen. Allerdings bekommen sie so nebenbei mit, dass die ihnen mancher gar nicht zutraut.
SOS hat ein weiteres Problem. Wissenschaftler, die mit ihnen zusammenarbeiten, sind plötzlich verschwunden.
Wissenschaftliche Fragen, die vor allem das Transportsystem von SOS betreffen, werden sehr anschaulich und allgemeinverständlich erklärt. Auch manche Diskussionen des Teams berühren wichtige Fragen.

„...Unsere Gene geben die Richtung vor, aber das Umfeld, in dem wir aufwachsen und die Dinge, die wir erleben, nehmen ebenfalls Einfluss auf uns...“

Bei ihren ersten Auftrag, der eigentlich ein besseres Ablenkungsmanöver ist, zeigt sich, dass die Fünf in ernsthaften Situationen gut harmonieren, auch wenn sie ab und an einen sprachlichen Schlagabtausch bevorzugen. Besonders Krimhild und Kolja sind dafür prädestiniert.
Ein feiner Humor, der manchmal sehr trocken sein kann, durchzieht die Geschichte.

„...Wenn du dass Wort Training aussprichst, bin ich allein vom Hören schon fix und fertig!...“

Immer wieder müssen die Fünf erleben, dass das, was man ihnen gesagt hat, und das, was geschieht, zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille sind. Das macht sie zunehmend misstrauisch.
Neben den äußeren Spannungsmomenten ergibt sich durch die Unterschiedlichkeit der Fünf ein innere Spannung. Es macht Spaß, zu erleben, wie sie zum Team zusammenwachsen und das Verhalten der Agenten von SOS mehr und mehr hinterfragen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.


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Veröffentlicht am 12.05.2021

Was am 14. Juni 1940 begann

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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„...Zweierlei geschah am 14. Juni 1940. Vier Unbekannte starben in einem Bahndepot, ein Fünfter Mann sprang vom Balkon. Es geschah noch mehr am 14. Juni 1940...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender ...

„...Zweierlei geschah am 14. Juni 1940. Vier Unbekannte starben in einem Bahndepot, ein Fünfter Mann sprang vom Balkon. Es geschah noch mehr am 14. Juni 1940...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender Roman, der in Paris spielt. Und genau das geschah noch an diesem Tag noch: Die deutsche Wehrmacht marschierte in Paris ein.
Inspecteur Giral aber interessiert zuerst, wer für die Toten ohne Ausweis und ohne Habe verantwortlich ist. Sie wurden mit Gas vergiftet. Währenddessen beobachten deutsche Soldaten sein Tun. Bald stellt sich heraus, dass die Toten aus Polen stammen. Dies gilt auch für den Mann, der mit seinen kleinen Sohn in den Tod gesprungen ist. Wovor hatte er so panische Angst?
Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Krimi. Einerseits darf ich Giral bei seinen Ermittlungen begleiten, andererseits erlebe ich die ersten Tage der deutschen Besatzung mit all ihren Unwägbarkeiten.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Mit Eddie Giral hat der Autor eine interessante Persönlichkeit kreiert. Er fungiert als Erzähler der Geschehnisse. Gleichzeitig führt er mich als Lese ins Jahr 1925. Die Gifttoten am Bahnhof haben alte Erinnerungen zurückgerufen. Es sind Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg, die Giral für sein Leben geprägt haben. Das bewirkte zum einen, dass er sich von seiner Frau und seinen kleinen Jungen getrennt hat, als er merkte, dass er für beide zu einer Gefahr werden könnte. Die andere Seite des Giral besteht darin, dass er selbst mit der Pistole aam Kopf seinem Gegenüber angstfrei in die Augen blicken kann. Das verunsichert manchen.
Mit den Blick fürs Detail berichtet Giral von dem Verhalten der Besatzer.

„...Unsere Straßen gehörten jetzt den Deutschen; unsere Rolle war es, ihnen Platz zu machen...“

Major Hochstetter von der Abwehr ist der Verbindungsoffizier zur Polizei. Er erlaubt Giral, im Falle der Toten weiter zu ermitteln. Gleichzeitig wird im Verlaufe der Handlung deutlich, wie viele unterschiedliche Strömungen bei den deutschen Offizieren gibt. Abwehr und Gestapo sind sich nicht grün. Die Geheime Feldpolizei gilt als Tarnung für die Gestapo. Manch einer kocht sein eigenes Süppchen und will die Amerikaner ins Boot holen. Giral bewegt sich mit seinen Ermittlungen zwischen allen Fronten. Hinzu kommt, dass er Kontakt zu Exilpolen aufnimmt, die sich ebenfalls für die Hinterlassenschaften des Toten interessieren.
Ab und an ist Girals Sarkasmus nötig:

„...Das musste man den Deutschen lassen. Ihre Nachrichten waren noch unglaubwürdiger als unsere zuvor. Bis gestern hatten die Zeitungen uns immer wieder erzählt, wir hätten das Blatt es Krieges gewendet...“

Als nach 16 Jahren bei Giral plötzlich sein Sohn vor der Türe steht, hat er ein weiteres Problem. Er hat selbst erlebt, wie ein junger Franzose von Deutschen erschossen wurde. Nun muss er sich mit Jean – Luc und seiner Vergangenheit auseinandersetzen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sein Sohn keine Dummheiten macht.

„...Krieg entfremdet uns von uns selbst, Jean-Luc. Und wir kehren nie mehr zurück...“

Giral weiß, wovon er spricht. Sein Leben ist der beste Beweis dafür, wie zerstörerisch Erfahrungen aus dem Krieg sind. Dass dies nicht nur für ihn gilt, zeigt sich in einem kurzen Gespräch mit einem älteren deutschen Unteroffizier:

...“...Die wissen nicht, was Krieg ist.“ Er sah mich an. „Wir schon. Wir haben Dinge gesehen, die sie nie sehen werden.“...“

Doch auch in der Polizei gibt es Probleme. Manch einer heißt die deutschen Besatzer willkommen und verspricht sich von ihnen ein besseres Leben.
Am Ende klärt Giral nicht nur den Mord auf, er durchschaut auch das komplexe Lügengeflecht er Besatzer.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Giral würde ich als Antihelden bezeichnen. Er bringt auf seine unnachahmliche Art genau deshalb das Geschehen sehr konzentriert auf den Punkt.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Spuren der Vergangenheit

Der letzte Grund
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„...Das hatten sie ihm vom ersten Tag an eingetrichtert: Wer vor dem Wind segelt, muss höllisch aufpassen! Immer nach oben auf die Flagge schauen und rechtzeitig Gegenruder legen!...“

Es ist ein heftiger ...

„...Das hatten sie ihm vom ersten Tag an eingetrichtert: Wer vor dem Wind segelt, muss höllisch aufpassen! Immer nach oben auf die Flagge schauen und rechtzeitig Gegenruder legen!...“

Es ist ein heftiger Traum, mit dem das Buch beginnt. Clemens sieht sich am Ruder stehen. Doch als er aufwacht, wird der Traum zum Alptraum. In seiner Koje steht Wasser. Der Ausgang ans Deck ist versperrt. Trotzdem gelingt es ihm, das Schiff zu verlassen und zu verschwinden.
Am nächsten Morgen wird Hauptkommissarin Doro Westkamp in den Hafen in Rostock gerufen. Das Traditionsschiff Sansibar ist gesunken. Im Schiff liegt ein Toter. Der Eigner weiß weder, wer er ist, noch wie und wann er an Bord kam.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Gleich bei der Ankunft wird Doro mit den Problemen der Schiffer konfrontiert. Fahrgastschiffer und die Schiffer der Traditionslinien sind sich nicht grün. Jeder neidet dem anderen den mögliche Erfolg.
Ist das Schiff aus Schlamperei untergegangen oder wurde nachgeholfen? Erste Spuren ergeben sich, als Doro Clemens` Koffer öffnet. Hier findet sie Dokumente, die auf die Vergangenheit hinweisen. Clemens scheint über das Leben seines Großvaters recherchiert zu haben. Und ein Bild spielt eine Rolle „Düne mit Kind“ von Liebermann.
Die stimmungsvolle Beschreibung von Land und Leuten sogrt für kurzzeitige Ruhepunkte.

„...Der Himmel war verhangen, in den Wolken zeichnete sich eine leichte Röte ab und die Luft roch nach brackigen Wasser...“

Doro erfährt, dass Clemens in einer psychiatrischen Klinik war. Das Gespräch mit der Ärztin gehört nicht nur zu den sprachlichen Höhepunkten, es berührt auch ein Thema, das erst seit wenigen Jahren aktuell ist. Inwiefern wurden die Kriegsenkel durch die Erlebnisse der Kriegsgeneration beeinflusst und geprägt?

„...Wer definiert denn, wer als krank zu gelten hat und wer als gesund? Ab wann ist ein Mensch krank? Sind Sie ganz gesund, Frau Westkamp?...“

Die Fragen treffen bei der Kommissarin auf einen Nerv. Irgendetwas läuft in ihrem Leben schief. Zu schnell greift sie zum Alkohol. Doch bisher stellt sie sich der Vergangenheit nicht. Während einer Veranstaltung „Ethik für Polizisten“ lernt Doro den Polizeiseelsorger kennen. Zwischen beiden baut sich erstaunlich schnell ein Vertrauensverhältnis auf. Es kommt zu guten Gesprächen – aber zu nicht mehr. Das finde ich richtig. Eine Liebesbeziehung wäre mir hier zu früh und zu gewollt.
Doch Doros Vorgesetzter hat ein weiteres Problem. Klaus Müller, ein Polizist, wurde verhaftet. Er hat ein rechtsextremes Netzwerk aufgebaut und Waffen gehortet. Das wirft kein gutes Licht uf die Polizei.
Doro selbst kämpft im Spannungsfeld zwischen Erfolg und Unzulänglichkeit. Sie steht zu ihrem Fehlern gegenüber anderen, nimmt sie sich selbst aber Übel.
Das Ende der Geschichte sorgt für einige handfeste Überraschungen, ist aber logisch konsequent nachvollziehbar.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.


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Veröffentlicht am 09.05.2021

Weckt Intereesse

Das Juliusspital – Wie alles begann
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„...Die Liebe ihres Ehemanns war für eine Frau die oberste Priorität, ihre Aufopferung für die Familie war ihr Lohn, Der Verlust ihrer Freiheit Befreiung!...“

Mit diesen Aussichten ist Viviana 1849 aufgewachsen. ...

„...Die Liebe ihres Ehemanns war für eine Frau die oberste Priorität, ihre Aufopferung für die Familie war ihr Lohn, Der Verlust ihrer Freiheit Befreiung!...“

Mit diesen Aussichten ist Viviana 1849 aufgewachsen. Kurz vor Weihnachten macht sie mit ihrer Tante eine Kutschfahrt durch Würzburg. Am Zeller Tor verlässt sie die Kutsche, um in den dort angelegten grünen Park zu gehen. Dabei trifft sie auf den Steinbildhauer Paul Zwanziger. Er erzählt ihr vom Leben der Steine.
Die Autorinnen haben eine spannende Einführung in die eigentliche Geschichte geschrieben. Die Begegnung mit Paul eröffnet Viviana eine neue Welt. Seine Sätze lassen sie nicht los. So erklärt er ihr, als er über die Steine spricht:

„...Nur weil wir manche Dinge nicht sehen können, bedeutet das noch lange nicht, dass es sie nicht gibt...“

Als Tochter eines Bankiers hatte sich Viviana an strenge Regeln zu halten. Während der Vater ihr doch das eine oder andere durchgehen ließ, achtete die Mutter streng auf die Konventionen. Hinzu kommt, dass ihre Verheiratung schon vorausschauend geplant ist.
Heimlich trifft sie sich mit Paul. Der führt sie in die Welt der Kunst und lässt sie vieles mit anderen Augen sehen.

„...Ein Bauwerk ist viel mehr als sein äußeres Erscheinungsbild und das Schmuckwerk in seinem Inneren...“

Die kurze Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Jetzt bin ich gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Die Schattenseiten der Cyberwelt

Verloren im Cyberspace. Auf dem Weg zur posthumanen Gesellschaft
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„...Wer sich Wissen, Nachrichten, Entertainment und was sonst aus dem Internet besorgt, gleicht einem Angler, der seine Angelschnur vom sicheren Ufer aus in den Fluss wirft. Da das Gewässer fischreich ...

„...Wer sich Wissen, Nachrichten, Entertainment und was sonst aus dem Internet besorgt, gleicht einem Angler, der seine Angelschnur vom sicheren Ufer aus in den Fluss wirft. Da das Gewässer fischreich ist, beißt immer etwas an, wenn auch nicht immer das Richtige...“

Mit diesen Worten beginnt der Autor sein Buch. Dann legt er in 30 Kapitel seine Meinung zum Thema, Internet, soziale Medien und Cyberwelt dar.
Positiv hervorzuheben ist zuerst der Schriftstil. Der Autor bedient sich einer wortgewaltigen Sprache, beherrscht den Umgang mit Metaphern und findet handliche und verständliche Vergleiche.

„...Online werden Katzen am liebsten in Säcken verkauft...“

Nachdem der Autor zu Beginn die Entwicklung im digitalen Bereich skizziert, kommt er sehr schnell zu den Schattenseiten. Dabei ziehen sich zwei Schwerpunkte wie ein roter Faden durch fast alle der 20 Kapitel. Das sind Werbung und Manipulation.

„...Wünsche werden einem nicht nur von den Augen abgelesen, sondern unablässig vor Augen geführt. Dank des Trommelfeuers der Werbung befindet man sich in einer Endlosschleife aus Gier und Sättigung….“

Ein weiteres Thema ist die Datensammelwut der Internetgiganten. Speziell, aber nicht nur, in Kapitel 8 geht es um die dunklen Seiten des Internets: Chaträume, Kindesmissbrauch, Fake News. Später kommen Cookies, Phishing, Computerviren und Trolle.
Als einen der wichtigsten Politiker, der das Internet wie kein zweiter für seine Zwecke nutzte, widmet der Autor Donald Trump fast ein ganzes Kapitel. Am besten gefallen dabei hat mir sein kritischer Blick auf das amerikanische Wahlsystem.
Doch die Theorie ist nur eine Seite der Ausführungen. Immer wieder legt der Autor seine Ansicht darüber dar, was die Cyberwelt mit dem Menschen selbst macht. Er spricht dabei von einer posthumanen Gesellschaft.

„...Das Internet befreit vom Gewissen, es befreit den Menschen von sich selbst: Man vergisst sich, im doppelten Sinn des Wortes...“

Hier gehe ich allerdings nicht in allen Punkten mit dem Autor konform. Das Szenarium, was er zeichnet, ist noch nicht Gegenwart, sondern eher nahe Zukunft. Und ob es so kommt, liegt an einem jeden selbst. Ich halte dem Autor zugute, dass er aufrütteln und warnen will. Dafür hätte ich mir aber an vielen Stellen einen Hinweis auf mögliche Gegensteuerung gewünscht. Das kommt nur im letzten Kapitel und wird dann mit einem einzigen Begriff gekennzeichnet: Gelassenheit.
Manche Aussagen sind zu pauschal:

„...Die Cyberwelt erfüllt alle Wünsche, die uns in den Sinn kommen...“

Gerade momentan erleben viele, dass dem nicht so ist.
Ab und an gibt es Verknüpfungen zu Personen und Gedanken in der Vergangenheit. So bezieht sich der Autor auf die Erkenntnisse von Leipniz, nutzt Aussagen von Kafka und nimmt als Vergleich das Märchen von Hänsel und Gretel.
Jedes Kapitel beginnt mit mindestens einem Zitat, dass perfekt zum Inhalt passt.

„...Wir sind weder Humanisten noch Philosophen. Wir sind Ingenieure. Für Goggle und Facebook sind Menschen Algorithmen. John Battelle, 2017...“

Was mir im Buch fehlt, sind an vielen Stellen konkrete Belege und Nachweise für die getroffenen Aussagen, besonders dann, wenn es um Fragen der Manipulation und der extensiven Nutzung der Medien geht.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es wirft ein Schlaglicht auf viele Seiten der Cyberwelt, die uns in Zukunft mehr oder weniger beschäftigen werden.

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