Sehrschöne Anthologie
Lost & Found„...Die Landschaft legt sich wie ein Pflaster auf ihre offenen Wunden. Schon seit Stunden lässt sie ihre Augen über die satten Weiden streifen...“
Das Zitat stammt aus der ersten Geschichte. Renate ist ...
„...Die Landschaft legt sich wie ein Pflaster auf ihre offenen Wunden. Schon seit Stunden lässt sie ihre Augen über die satten Weiden streifen...“
Das Zitat stammt aus der ersten Geschichte. Renate ist auf einer Rundreise durch Irland. Sie lässt dabei ihr Leben und vor allem ihre Ehe in ihren Gedanken Revue passieren. Eine Ehe, in der sie oft weggeschaut hat, wenn ihr Mann fremdging. Jetzt aber wird sie eine Entscheidung fällen.
Die Autorin hat eine besondere Geschichtensammlung geschrieben. Sie hat an den Stränden Irlands verlorene Gegenstände fotografiert und sich dazu realistische Handlungen ausgedacht. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er kommt schnell auf den Punkt. Die Länge der Geschichten variiert je nach Inhalt. So unterschiedlich wie die Fundstücke, so verschieden sind die Erzählungen.
„...Aber tief in seinem Inneren tobte dennoch ein Sturm. Er durfte hier nicht ankommen, durfte nicht zulassen, dass dieses Land sich ihn zu eigen machte. Denn es war nicht sein Land...“
Ein Junge ist mit der Mutter und der kleinen Schwester aus der Ukraine nach Irland geflüchtet. Er weiß, dass er nun in Sicherheit ist. Doch es bleibt die Sehnsucht nach der Heimat. Eine rote Wolldecke bleibt am Strand zurück. Die Geschichte spricht von Zerrissenheit, aber auch von Hoffnung.
Eine ganz andere Stimmung zeichnet die folgende Geschichte aus.
„...Lola rennt. Zu dem großen Rauschen. Zu dem vielen Blau. Papa rennt, Papa kommt näher. Lola fällt. In den weichen Strand...“
Ein kleines Mädchen lernt das Meer und den Strand kennen. Hier strahlt eine ungebrochene Lebensfreude durch. Und dann entwickelt sich ganz nebenbei eine Kinderfreundschaft.
Die drei Beispiele mögen als Blick in das Buch genügen.
Nicht vergessen möchte ich aber die liebevollen Illustrationen. Vor jeder Geschichte nehmen sie eine ganze Seite ein. Dabei wurden die Fotos der Autorin von einer Künstlerin mit Aquarellen umrahmt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat auch die Vielfalt der Inhalte beigetragen.