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Veröffentlicht am 20.05.2025

Sehrschöne Anthologie

Lost & Found
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„...Die Landschaft legt sich wie ein Pflaster auf ihre offenen Wunden. Schon seit Stunden lässt sie ihre Augen über die satten Weiden streifen...“

Das Zitat stammt aus der ersten Geschichte. Renate ist ...

„...Die Landschaft legt sich wie ein Pflaster auf ihre offenen Wunden. Schon seit Stunden lässt sie ihre Augen über die satten Weiden streifen...“

Das Zitat stammt aus der ersten Geschichte. Renate ist auf einer Rundreise durch Irland. Sie lässt dabei ihr Leben und vor allem ihre Ehe in ihren Gedanken Revue passieren. Eine Ehe, in der sie oft weggeschaut hat, wenn ihr Mann fremdging. Jetzt aber wird sie eine Entscheidung fällen.
Die Autorin hat eine besondere Geschichtensammlung geschrieben. Sie hat an den Stränden Irlands verlorene Gegenstände fotografiert und sich dazu realistische Handlungen ausgedacht. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er kommt schnell auf den Punkt. Die Länge der Geschichten variiert je nach Inhalt. So unterschiedlich wie die Fundstücke, so verschieden sind die Erzählungen.

„...Aber tief in seinem Inneren tobte dennoch ein Sturm. Er durfte hier nicht ankommen, durfte nicht zulassen, dass dieses Land sich ihn zu eigen machte. Denn es war nicht sein Land...“

Ein Junge ist mit der Mutter und der kleinen Schwester aus der Ukraine nach Irland geflüchtet. Er weiß, dass er nun in Sicherheit ist. Doch es bleibt die Sehnsucht nach der Heimat. Eine rote Wolldecke bleibt am Strand zurück. Die Geschichte spricht von Zerrissenheit, aber auch von Hoffnung.
Eine ganz andere Stimmung zeichnet die folgende Geschichte aus.

„...Lola rennt. Zu dem großen Rauschen. Zu dem vielen Blau. Papa rennt, Papa kommt näher. Lola fällt. In den weichen Strand...“

Ein kleines Mädchen lernt das Meer und den Strand kennen. Hier strahlt eine ungebrochene Lebensfreude durch. Und dann entwickelt sich ganz nebenbei eine Kinderfreundschaft.
Die drei Beispiele mögen als Blick in das Buch genügen.
Nicht vergessen möchte ich aber die liebevollen Illustrationen. Vor jeder Geschichte nehmen sie eine ganze Seite ein. Dabei wurden die Fotos der Autorin von einer Künstlerin mit Aquarellen umrahmt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat auch die Vielfalt der Inhalte beigetragen.

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Veröffentlicht am 20.05.2025

SChönes Kindrbuch

Mama Mutsch und mein Geheimnis
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„...Um groß und stark zu werden, braucht man etws zu essen. Leider ist unser Kühlschrank leer...“

Lelio lebt allein mit seinem Vater Gunnar, seit seine Mutter verstorben ist. Doch in letzter Zeit häufen ...

„...Um groß und stark zu werden, braucht man etws zu essen. Leider ist unser Kühlschrank leer...“

Lelio lebt allein mit seinem Vater Gunnar, seit seine Mutter verstorben ist. Doch in letzter Zeit häufen sich die Probleme. Der Vater ist kaum noch zu Hause.
Die Autorin hat ein bewegendes Kinderbuch geschrieben. Die Sprache ist kindgerecht. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Sie wird von Lelio erzählt.
Lelio erlebt zunehmend, dass sein Vater seine Versprechen nicht mehr hält. Dann lernt Lelio die Frau kennen, die im Haus gegenüber eingezogen ist. Die beiden freunden sich an. Lelio nennt sie Mama Mutsch. Dort bekommt er nun ab und an etwas zu essen. Sie ist Kieselalgenforscherin.
Sein Leben erzählt Lelio ziemlich detailliert. Dazu gehören seine Erfahrungen in der Schule, seine Abneigung gegen den neuen Bekannte des Vaters und das Großreinemachen, wenn Tante Gisela erscheint.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.

„...Das mit der alten Frau war aber nicht so gut, weil es nämlich die Wahrheit ist, aber nicht höflich. Gunnar sagt, die Wahrheit ist manchmal nur schwer zu ertragen...“

Doch es ist Tante Mutsch, die herausbekommt, wo die Probleme des Vaters liegen und die die Weichen für einen Neuanfang stellt.
Viele zarte Schwarz – Weiß - Zeichnungen illustrieren das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 19.05.2025

Eine junge Frau muss sich entscheiden

Die verborgene Tochter
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„...Ihr Rücken wurde steif und und sie vergrub unabsichtlich die Finger in die Handflächen. Wenn sie gewusst hätte, dass es um ihre Großmutter ging, wäre sie vielleicht gar nicht gekommen….“

Georgia ...

„...Ihr Rücken wurde steif und und sie vergrub unabsichtlich die Finger in die Handflächen. Wenn sie gewusst hätte, dass es um ihre Großmutter ging, wäre sie vielleicht gar nicht gekommen….“

Georgia wird in einer Londoner Kanzlei eine Schachtel übergeben, die eigentlich für ihre Großmutter bestimmt war. Das Verhältnis zwischen Großmutter und Enkelin war aber getrübt, denn Georgia hat nie verstanden, warum die Großmutter sie nach dem Tod ihrer Eltern nicht aufgenommen hat.
Die Autorin hat erneut eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Das Geschehen wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einer spielt in der Gegenwart, der andere beginnt 1951 in Italien. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet.
Georgia findet in der Schachtel einen rosaroten Edelstein. Sie macht sich auf die Suche nach dessen Herkunft.

„...Sie war aufgewachsen, ohne ihre Großmutter kennenzulernen, hatte weder viele Erinnerungsstücke aus ihrer Familie noch Unterlagen, und es gab niemanden, an den sie sich wenden konnte, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren...“

Ihr Weg führt sie in die Schweiz, wo ein Juwelier nach einem Edelstein aus dem Diadem der ehemaligen italienischen Königin sucht. Es könnte der Stein aus der Schachtel sein.
Das Geschehen im Jahre 1951 dreht sich um Delphine. Die junge Frau ist eine Vernunftehe eingegangen. Nach der Geburt des zweiten Kindes macht ihr der Mann klar, dass er kein Interesse mehr hat. Er verlegt den Wohnsitz der Familie von Italien in die Schweiz und ist kaum noch zu Hause anzutreffen.
Die Geschichte in der Gegenwart ist relativ schnell vorhersehbar. Trotzdem bleiben gerade hier Fragen offen. Über die Großmutter und ihre Beweggründe erfahre ich kaum etwas. Dafür wird das Geschehen um Delphine, Georgias Urgroßmutter, ausführlich und nach vollziehbar erzählt. Das Dilemma der jungen Frau macht betroffen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Holly setzt sich durch

Horse Academy – Sommer der Entscheidungen
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„...Das Lernen fiel mir leicht. Das lag nicht daran, dass es mich interessierte. Im Gegenteil. Ich fand den Unterrichtsstoff öde und langweilig. Ich hörte einfach nur im Unterricht gut zu...“

Diese Strategie ...

„...Das Lernen fiel mir leicht. Das lag nicht daran, dass es mich interessierte. Im Gegenteil. Ich fand den Unterrichtsstoff öde und langweilig. Ich hörte einfach nur im Unterricht gut zu...“

Diese Strategie verschafft Holly die nötige Zeit für ihr Hobby, das Reiten. Gern ist sie auf dem Pferdehof ihrer Freundin Amber. Die aber hat Probleme in der Schule. Auch die Hilfe von Holly bringt kaum einen Erfolg.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist kindgerecht und bringt die Themen schnell auf den Punkt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Holly ist ein lebensfrohes Mädchen, was aber mit ihrer Meinung nicht unbedingt hinter dem Berg hält.
Die Eltern von Amber entscheiden, dass sie eine Schule mit Internat besuchen soll. Weder sie noch Holly sind begeistert. Das ändert sich, als Amber von ihren Eltern hingebracht wird. Holly darf sie begleiten. Die Schule verfügt über eine Reitanlage. Gute Reitkenntnisse sind eine Bedingung für die Aufnahme.
Während Amber mit ihren Eltern zur Aufnahme geht, lernt Holly den Reitlehrer Frank Fox kennen. Der teilt ihr mit, dass sie sich ja für ein Stipendium bewerben könnte. Sie stellt den Antrag und wird mit einigen anderen zur Prüfung zugelassen. Nur der Beste wird aufgenommen. Gedanklich bringt es Holly auf den Punkt.

„...Sie nahmen jeden, der das Geld für die Schule aufbringen konnte. Nur bei den armen Schülern hatten sie sich entschieden, die besten zu nehmen. Das war der Nachteil, wenn die Eltern nicht viel Geld verdienten...“

Holly bekommt einen Platz. Damit aber beginnen ihre Probleme. Gleich am ersten Tag legt sich Holly berechtigterweise mit Liz an, mit der sie das Zimmer teilen muss. Die hat nämlich den gesamten Schrank für sich vereinnahmt.
Schnell wird klar, wie der Hase läuft. Liz gehört zu den Schülern, die nicht nur Schulgeld bezahlen. Ihre Eltern verfügen über eine großes Gestüt und stellen der Schule ab und an Pferde zur Verfügung. Daraus leitet Liz eine Menge an Rechten für sich ab. Selbst die Lehrer fassen sie häufig mit Samthandschuhen an.
Bald steellt sich für Holly das Problem so dar:

„...Wenn ich nämlich schlecht war, würden alle schadenfroh grinsen, aber wenn ich gut war, würden mich Liz und ihr Dunstkreis erst recht mit Hass überschütten...“

Verlassen kann sich Holly auf Amber und Gabriel, der mit ihr die Aufnahmeprüfung geschafft hat. Holly fragt sich von Tag zu Tag mehr, ob sie wirklich in der Schule richtig ist.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass auch Eliteinternate keine problemlose Welt sind. Neid und Missgunst gibt es überall.

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Veröffentlicht am 14.05.2025

Neuanfang in Wien

Die Trümmerschule – Zeit der Hoffnung
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„...Wie erklärte man Heimweh? Wie den Wunsch, dorthin zurückzukehren, wo man eben nicht nur schlimme Dinge erlebt, sondern auch glückliche Erfahrungen gemacht hat?...“

Diese Gedanken gehen Stella durch ...

„...Wie erklärte man Heimweh? Wie den Wunsch, dorthin zurückzukehren, wo man eben nicht nur schlimme Dinge erlebt, sondern auch glückliche Erfahrungen gemacht hat?...“

Diese Gedanken gehen Stella durch den Kopf, als sie sich in London von Tom verabschiedet. Sie kehrt nach Wien zurück in die Stadt ihrer Jugend.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Er spielt im Wien im Jahre 1946. Der Schriftstil bringt die Lage in der Stadt mit all ihren Facetten gekonnt auf den Punkt.
Stella wird von ihrer Freundin Feli in Empfang genommen. Sie wird auch bei ihr wohnen. Zwar hat sie einen Antrag auf Restitution ihrer ehemalige Wohnung gestellt, doch der wurde abgelehnt. Einst war ihr ganzer Besitz arisiert worden. Feli und deren Eltern hat sie es zu verdanken, dass sie 1938 als Jüdin noch nach Großbritannien fliehen konnte. Kurze Zeit später waren dafür die Grenzen dicht. Ihre Eltern und ihre jüngere Schwester wollte sie nachholen, doch sie haben es nicht mehr geschafft.
Stella bekommt eine Anstellung am Lindengymnasium. Der Direktor ist ihr wohlgesonnen und freut sich über die neue Kollegin. Aber es gibt auch andere Stimmen.
Stella sieht ihren Beruf als Berufung. Sie macht sich Gedanken um die Kinder.

„...Jeder einzelne Schüler brachte seine eigene Lebensgeschichte mit ins Klassenzimmer. Wenn ein Schüler dem Unterricht nicht folgen konnte, hieß es nicht automatisch, dass sie nicht klug genug waren...“

Deutlich wird, wie sehr der alte Geist noch regiert. Das Lehrerkollegium ist sehr durchwachsen. Einige stehen für Zucht und Ordnung um jeden Preis. Außerdem haben sie sich ein Elitedenken bewahrt. Das spiegeln ebenfalls die Antworten manche Schüler wieder.

„...Wer so lange im Krankenhaus liegt, ist ein Schwächling. Und die haben im Lindengymnasium nichts verloren. Hier werden nur die Klügsten des Landes unterrichtet...2

Stella ist schockiert. Sie erkennt das Potential jedes Schülers, egal, aus welchen Milieu er kommt. Leni, das klügste Mädchen der Klasse, soll auf Wunsch des Vaters die Schule verlassen und eine Lehre machen. Deimel, der stellvertretende Direktor, sieht das genauso.

„...Viel mehr Eltern sollten ihre Töchter auf eine Zukunft als Mutter und Ehefrau vorbereiten. Schließlich ist das die Rolle, die sie alle irgendwann einnehmen werden...“

Im Buch wird auch herausgearbeitet, dass Wien in den 20er Jahren ein Zentrum der Reformpädagogik war. Selbst die Studienmöglichkeiten für Mädchen waren besser als in vielen anderen Ländern Europas. Doch die Nationalsozialisten haben all das zerstört.
Stella hat nicht erwartet, in der Öffentlichkeit noch als Jüdin angeprangert zu werden. Gut, dass ihr Feli stets zur Seite steht. Eine der entscheidende Stellen im Buch ist das Gespräch zwischen Leopold und Stella. Der junge Mann arbeitet als Handwerker im Gymnasium und hat ein Auge auf Stella geworfen. Bei einem Ausflug unterhalten sie sich über die Aufräumarbeiten. Dabei geht es auch um die in den Köpfen.

„...Auch sie wünschte sich Versöhnung. Aber eine innere Stimme sagt ihr, dass nur sie als Opfer das Recht hatte, milde und verzeihend auf die Täter zuzugehen. Es war an den Opfern, die Vorgehensweise zu bestimmen, und nicht umgekehrt...“

Das Nachwort erweist darauf, dass sich die Handlung an einer realen Lebensgeschichte orientiert, aber trotzdem fiktiv ist.
Das Buch hat mich tief berührt. Es bekommt von mir eine Leseempfehlung!

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