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Veröffentlicht am 26.03.2024

Sehr aktuelle Thematik

Genau jetzt, genau du
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„...An jedem Punkt hat der Mensch die Wahl, so zu handeln, dass er die Situation schlechter oder besser macht. Also lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass sie besser wird!...“

Diese Sätze stammen aus ...

„...An jedem Punkt hat der Mensch die Wahl, so zu handeln, dass er die Situation schlechter oder besser macht. Also lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass sie besser wird!...“

Diese Sätze stammen aus der Rede, die Tara auf dem Food-Festival in Wien hält. Jemma, deren Tante eine veganes Restaurant in Mödling hat, ist ebenfalls auf dem Festival.
Die Autorin hat einen inhaltsreichen Jugendroman geschrieben. Der Schriftstil ist leicht und locker und bringt trotzdem die Thematik genau auf den Punkt.
Tara und Jemma lernen sich an diesem Tag kennen. Tara lebt und arbeitet ausschließlich für den Umweltschutz. Ihr Gesicht ist in der Öffentlichkeit präsent. Jemma macht ein Praktikum im Kindergarten. Es ist in jeder Zeile zu spüren, dass sie viel Empathie für die ihr anvertrauten Kinder hat. Außerdem spielt sie exzellent Saxophon. Hinzu kommt, dass Jemma in jeder Situation Halt in ihrer umfangreichen Familie findet. Tara dagegen scheint nur Kontakte in die Klimaszene zu haben.
Natürlich spielt der Klimaschutz im Buch eine besondere Rolle. In Mödling soll ein Park in Bauland umgewidmet werden. Jemma ist sauer.

„...Können unsere Politiker nicht lesen? Bestimmt gibt es den Weltklimabericht auch in Großbuchstaben. Wir sollen Bäume pflanzen, nicht fällen...“

Zwischen Jemma und Tara beginnt es zu knistern. Anfangs schaut Jemma zu Tara auf. Letztere bestimmt, wann es Zeit ist, sich zu treffen.

„...Unser Treffen zeigt mir überdeutlich Taras Alltag: Sie läuft nonstop auf hundertzehn Prozent. Vor Mitternacht kommt sie kaum ins Bett, und sie steht nie nach sechs auf...“

Doch nach und nach lernt Jemma die Schattenseiten der Beziehung kennen. Tara will die Welt retten, Jemma dagegen liegt momentan ein Kind am Herzen, das vernachlässigt wird. Es ist ihr wichtiger, für den Jungen da zu sein, als Reden zu schwingen.
Natürlich gibt es im Buch ebenfalls sehr romantische Szenen zwischen beiden. Doch das sind die wenigen gestohlenen Stunden, in denen Tara trotzdem schon die nächste und übernächste Aktion im Kopf hat.
Haben die beiden eine Chance? Das Buch endet mit dieser Hoffnung. Als Leser bin ich skeptisch. Das Leben ist kein Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, wie vielschichtig das Leben sein kann. Für mich hat sie eine weitere Frage aufgeworfen: Was nutzt der intensivste Kampf für den Klimaschutz, wenn der Mensch neben uns keine Rolle mehr spielt? Jemma vereint beide Seiten. Sie setzt sich für eine lebenswerte Umwelt ein und sieht die Nöte der Kinder, die ihr anvertraut sind.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Enna zieht um

Neue Heimat 1404
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„...Jetzt also: Einatmen, ausatmen, Zunge gegen den Gaumen drücken, inneres Lächeln aufsetzen und dabei an Katzenbabys denken...“

Diesen Rat hat die Therapeutin Enna für Stresssituationen gegeben. Und ...

„...Jetzt also: Einatmen, ausatmen, Zunge gegen den Gaumen drücken, inneres Lächeln aufsetzen und dabei an Katzenbabys denken...“

Diesen Rat hat die Therapeutin Enna für Stresssituationen gegeben. Und gerade steht eine an, denn ihre Mutter versucht ihr klar zu machen, dass sie eine neue Wohnung gefunden hat.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiches und humorvolles Kinderbuch geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht und lässt sich flott lesen. Die Geschichte wird von Enna erzählt.
Nach der Trennung der Eltern brauchen Enna und ihre Mutter eine neue Wohnung. Die Mutter ist gar nicht begeistert, vom gutbürgerlichen Stadtviertel in den 14. Stock eines Hochhauses zu ziehen. Enna aber findet den Neuanfang klasse.
Die Mitbewohner werden gut beschrieben. Jeder hat da so seine Macken. Ihnen gegenüber wohnt eine redselige alte Dame. Auch einige Kinder des Hauses lernt Enna schon beim Einzug kennen.
Im Hof trifft Enna Herrn Weißhaupt. Der alte Herr philosophiert ein bisschen.

„...Oder du erkennst deine Bedürfnisse und lernst sie klipp und klar zu äußern. Dafür solltest du aber erst einmal herausfinden, was deine Bedürfnisse sind...“

Dann aber wird aus dem Keller Ennas Fahrrad gestohlen. Im Gespräch mit Vivien, Firuz und den Zwillingen Jack und Joy erfährt sie, dass schon öfter Sachen im Haus weggekommen sind. Die Kinder beschließen, sich auf Spurensuche zu machen. Dazu gründen sie eine Gang.
Sie gehen sehr konsequent und systematisch vor. Jeder hat seine Begabungen, die er einbringt. Firuz hat die Truppe im Griff. Er weiß, was zu beachten ist.
Natürlich geht nicht alles sofort glatt. Doch es gelingt ihnen, den Fall auf ihre besondere Art zu lösen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie man gemeinsam zu Erfolg kommt.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Eine starke Frau

Eddas Aufbruch
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„...In Iran gehört Polizeigewalt zum Alltag. Aber in der Bundesrepublik? Ich dachte, hier läuft das anders...“

Wir schreiben das Jahr 1968. Eigentlich wollte Edda nur eine Blick auf die Frau des Schahs ...

„...In Iran gehört Polizeigewalt zum Alltag. Aber in der Bundesrepublik? Ich dachte, hier läuft das anders...“

Wir schreiben das Jahr 1968. Eigentlich wollte Edda nur eine Blick auf die Frau des Schahs werfen, als sie den brutalen Einsatz der Polizei gegen die Demonstranten in Berlin erlebt. Außerdem hat sie während ihrer Flucht einen Schuss gehört. Später erfährt sie, dass ein Student getötet wurde.
Die Autorin hat einen spannenden und tiefgründigen historischen Roman geschrieben. Das Buch zeigt von einer akribischen Recherche. Die Zeit des Aufbruchs wird sehr anschaulich wiedergegeben.
Edda wächst in einem gut situierten Elternhaus auf. Die Eltern sind beide Ärzte, doch die Mutter hat den Beruf nach der Geburt der Zwillinge aufgegeben. Unterschwellig wird schnell deutlich, dass das Bild nach außen trügerisch ist. Die rabiaten Erziehungsmethoden sind das eine, der manchmal abwesende Blick des Vaters das andere.
Bei der Abiturrede von Karin bleibt ein Satz in Eddas Gedächtnis hängen. Er wird ihr Leben in den nächsten Wochen und Monaten prägen.

„...Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt...“

Edda geht als Au-Pair nach Paris. Dort lernt sie gleichaltrige Freundinnen kennen und trifft Marcel. Auch in Frankreich begehren die Studenten gegenüber veralteten Strukturen auf. Außerdem wird Edda mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert. Marcel will wissen, ob sie über das Handeln ihrer Eltern im Krieg Bescheid weiß. Ihr Vater weicht allerdings allen Fragen aus.
Wir befinden uns in der Zeit des Vietnamkrieges. Der spielt ebenfalls in den politischen Diskussionen und bei den Demonstrationen eine Rolle.
Ostern verbringt Edda zu Hause. Die Schüsse auf Rudi Dutschke führen zu einer heftigen Kontroverse mit ihren Eltern.

„...“Fleiß und Durchhaltevermögen, das ist es, was ihr lernen müsst. Nur damit haben wir das zerbombte Deutschland wieder aufgebaut.“ „Hättet ihr es nicht zerstört, wäre das gar nicht nötig gewesen.“...“

Dann fallen Edda durch Zufall alte Feldpostbriefe ihres aus Polen Vaters in die Hände. Während sie sehr unbeschwert an das Lesens der Briefe geht, weiß ihr ältere Bruder Joachim zu genau, was die gezielte Wortwahl des Vaters bedeuten könnte.
Bei den Briefen war eine Fotografie. Deren Spur führt nach Frankreich. War ihr Vater an einem Kriegsverbrechen beteiligt? Wie soll Edda mit dem Wissen umgehen? Edda unterhält sich mit ihren Freundinnen darüber. Nachdenkenswert empfinde ich Doras Frage:

„...Vielleicht hätte ich mich an seiner Stelle auch nicht vom Fleck gerührt. Mal ehrlich, könnt ihr mit Sicherheit sagen, was ihr getan hättet?...“

In diesem Moment kennt Edda noch nicht die ganze Wahrheit.
Edda lernt Gudrun Ensslin und Andreas Bader kennen. Ihr Freund Marcel ist von beiden beeindruckt. Edda lehnt allerdings deren radikale Einstellung ab. Auch menschlich hat sie Probleme mit ihnen. Gewalt ist für sie keine Option. Sie wird sich entscheiden müssen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt die Auseinandersetzungen in Berlin und in der Bundesrepublik in Jahre 1968 anhand persönlicher Schicksale sehr gut wieder.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Humorvolles Kinderbuch

Ich und meine Chaos-Brüder – Alarmstufe Umzug (Ich und meine Chaos-Brüder 1)
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„...Ich bin Bela, und mein größter Wunsch ist ein eigenes Zimmer. Im Moment habe ich nämlich eins zusammen mit Ben, das ist mein kleienr Bruder, und der ist erst fünf...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein ...

„...Ich bin Bela, und mein größter Wunsch ist ein eigenes Zimmer. Im Moment habe ich nämlich eins zusammen mit Ben, das ist mein kleienr Bruder, und der ist erst fünf...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein humorvolles Kinderbuch. Die Geschichte wird von Bela erzählt. Der hat auch noch einen älteren Bruder namens Henry.
Das Buch enthält viele amüsante Szenen. Die Jungen haben manchen Spaß miteinander. Allerdings bleibt auch Ärger nicht aus, denn Ben bedient sich gern an der Monstersammlung von Bela. Und meist geht dabei etwas in die Brüche. Die Eltern reagieren erstaunlich gelassen.
Wieder einmal ist der Vater ergebnislos von einer Wohnungsbesichtigung gekommen. Als Bela mit seinen Brüdern unterwegs ist, fällt ihm ein Zettel auf. Angeboten wird eine Fünf-Zimmer- Wohnung. Da die Eltern das nicht hinbekommen, beschließen die Jungen, zur Wohnungsbesichtigung zu gehen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Haben sie eine Chance?
Viele farbige Illustrationen veranschaulichen das Geschehen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Da Alltagskomik ist perfekt getroffen. Die Phantasie der Jungen kennt dabei keine Grenzen.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Spannender historischer Krimi

Stoltz - das Attentat
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„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen ...

„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen könnten, es war keinem aufgefallen, dass Wulberer im Wesentlichen mit Nichtstun beschäftigt war...“

Das sollte sich schlagartig ändern, denn im Jahree1857 hatte sich im Königreich Württemberg hoher Besuch angekündigt. Der französische Kaiser und der russische Zar wurden erwartet. Der König machte ausgerechnet Leutnant Wulberer für die Sicherheit verantwortlich.
Der Autor hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil zeichnet sich durch den feinen Humor aus, der die Geschichte durchzieht. Hinzu kommt, dass die Örtlichkeiten in Stuttgart sehr gut beschrieben werden. Gleiches gilt für historische Zusammenhänge.
Wulberer mag zwar von Arbeit nicht viel halten, aber beim Herausfiltern von wichtigen Dinge aus Dokumenten ist er ein Ass. Und als erstes gilt es, herauszufinden, wer mögliche Feinde der hohen Herren sind.

„...Napoleon mochte über viele Talente verfügen, aber gerade unübertroffen war er, wenn es darum ging, sich Feinde zu machen...“

Die Rede ist von Napoleon III. Das Dossier, das Wulberer nutzt, macht mich gekonnt mit den historischen Verhältnissen bekannt.
Dann spielt Wulberer der Zufall in die Hände. Richard Stoltz ist aus Amerika zurückgekehrt. Dort hat er sich einen ausgezeichneten Ruf in der Agentur von Pinkerton aufgebaut. In Baden aber gilt er nach der gescheiterten Revolution von 1848 als Rebell. Wulberer kennt die Zusammenhänge und zwingt Stoltz, für ihn zu arbeiten, als der in Württemberg erscheint.
Ich mag den Humor von Stoltz. Als ihn Wulberer über die Ankunft der Gäste informiert, werden auch deren Sprachkenntnisse unter die Lupe genommen. Bei Stoltz klingt das Ergebnis so:

„...Also zusammengefasst: Der Einzige, der Probleme mit dem Hochdeutsch haben könnte, dürfte der König von Württemberg sein...“

Stoltz weiß, was er will und setzt das auch durch. Wulberer muss dessen Fähigkeiten anerkennen, wenn er seinen Auftrag erfüllen will. Dabei geht Stoltz durchaus unkonventionell vor, wenn es notwendig ist.
Gut gefällt mir, dass auch manch andere Protagonisten über besondere Fähigkeiten verfügen. Das sorgt für Abwechslung im Geschehen, da sich deren Verhalten nicht so ohne Weiteres einschätzen lässt.
Dass Stoltz selbst zur Zielscheibe werden könnte, wird ihm erst dann klar, als ein alter Bekannter wieder auftaucht.
Eine Karte von Stuttgart und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Sie verfügt über einen hohen Spannungsbogen und etliche Überraschungen.

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