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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2025

Erst Kaugummi, dann Gaumenschmaus

Die Garnett Girls
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Zum Inhalt:
Nachdem sie von ihrem Mann Richard verlassen wurde, vernachlässigte die Mutter der Garnett-Girls - Margo - aus lauter Kummer ihre kleinen Töchter. Doch dann erfand sie sich neu, nahm ihren ...

Zum Inhalt:
Nachdem sie von ihrem Mann Richard verlassen wurde, vernachlässigte die Mutter der Garnett-Girls - Margo - aus lauter Kummer ihre kleinen Töchter. Doch dann erfand sie sich neu, nahm ihren Mädchennamen wieder an und wachte über die drei Mädchen, die alle auf ihre Weise mit den Gegebenheiten klarzukommen versuchten.

Mein Eindruck:
Der Anfang ist zäh, doch - obwohl es nicht einmal DEN Punkt in der Geschichte gibt, packt sie einen plötzlich und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wie sich Margo und ihre Töchter aus dem Schatten des Vaters befreien und wie ihre Geschichte mit Richard zum Schluss noch einmal rund wird, ist aller Ehren und vor allen Dingen lesens-wert. Georgina Moore erschafft für jede ihre weiblichen Figuren eine glaubhafte Lebensgeschichte, die sich perfekt am Verhältnis zu den Eltern orientiert. Die Schauplätze gefallen und die (spät)pubertären Kämpfe mit der Mutter und deren ganz eigenen Macken lassen einen gleichermaßen verzweifeln und grinsen.

Mein Fazit:
Absolut lesenswert, nicht zu früh aufgeben!

Veröffentlicht am 05.04.2025

Die perfekte Welle

The Surf House
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Zum Inhalt:
Nach einem traumatischen Erlebnis landet Bea am Strand von Marokko in einer Surfer-Community und jobbt im Ferien-Hostel ihrer neuen Freundin Marian. Als Bea in großen Geldschwierigkeiten steckt, ...

Zum Inhalt:
Nach einem traumatischen Erlebnis landet Bea am Strand von Marokko in einer Surfer-Community und jobbt im Ferien-Hostel ihrer neuen Freundin Marian. Als Bea in großen Geldschwierigkeiten steckt, bietet ein Amerikaner einen Ausweg und viel Geld, wenn Bea das Verschwinden seiner verschollenen Schwester erforscht, denn Samantha wurde zuletzt an genau diesem Ort gesehen. Bea nimmt Geld und Herausforderung an und begibt sich dadurch in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Das einzige, was den wirklich überaus guten Eindruck das Thrillers schmälert, ist der dramatische Grund, warum Bea bei Marian landet - wenn das eine Nummer kleiner ausgefallen wäre, hätte das Buch einen Glaubwürdigkeits-Punkt zusätzlich bekommen.
Aber sonst gibt es an der Geschichte wirklich gar nichts zu meckern. Besonders gut gefällt die Charakterzeichnung der Protagonistin, die sehr viel - auch gegen ihre eigene Natur - tut, um geliebt zu werden. Dass in einem Thriller auch diese Saite angeschlagen wird, ist eher selten, - doch Lucy Clarke verwirrt ihre Leser (und Bea) genau mit diesem Aspekt. Dadurch lässt sich die Hauptperson manipulieren, interpretiert einige Umstände falsch und kann sich fast nicht aus den Fesseln befreien, die ihr Umwelt und letztendlich auch sie selbst angelegt haben. Viele Figuren haben doppelte Böden, - das macht Spaß und lässt einen bis zum Schluss raten und fiebern, ob und wo Samantha lebt und wie sich Bea durch den Showdown kämpfen kann.

Mein Fazit:
Spannende Urlaublektüre, - nicht nur für Surfer

Veröffentlicht am 29.03.2025

Abklatsch

Die Yacht
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Zum Inhalt:
Ihre Freunde haben es im Gegensatz zu Hannah geschafft - Mags und Libby (beide verheiratet) schwimmen im Geld und Harry startet mit seiner Kunst durch. Als Hannah mit ihnen und den zwei Gatten ...

Zum Inhalt:
Ihre Freunde haben es im Gegensatz zu Hannah geschafft - Mags und Libby (beide verheiratet) schwimmen im Geld und Harry startet mit seiner Kunst durch. Als Hannah mit ihnen und den zwei Gatten der Frauen auf einer Yacht den Jahreswechsel feiert, ahnt sie nicht, dass das Boot am nächsten Morgen auf dem Meer treibt - ohne funktionierendes Funkgerät, Rettungsbooten und mit wenig Proviant. Ein Kampf um das Überleben beginnt - mit- und gegeneinander.

Mein Eindruck:
Diese Geschichte erinnert leider zu sehr an den Erstling von Sarah Goodwin "Stranded", denn auch hier muss ein hässliches, ungeliebtes Entlein in einer vor allen Dingen von toxischen, hinterlistigen und gewalttätigen Männern ohne Skrupel bevölkerten Umgebung um sein Leben kämpfen. Für Menschen, die mit diesem Buch beginnen, ist es dank des guten Schreibstils deshalb eher ein Genuss als für die Leser, die "Stranded" kennen.
Die beiden Ehepaare sind sehr negativ gezeichnet, die Männer übergriffig und brutal, die Frauen nur an Äußerlichkeiten interessierte Weibchen. Dass insbesondere bei den beiden Männern überhaupt keine Verinnerlichung der schlechten Situation stattfindet und - ganz im Gegenteil - nur Bösartigkeit und Gewalt gepflegt wird, ist auch für ein fiktionales Werk irgendwann ermüdend und nicht ernst zu nehmen. Nach einem vorgezogenen Showdown wird der Überlebenskampf sogar ein bisschen zäh und dadurch langweilig - das Ende wird herbeigesehnt. Dabei gelingt der Autorin noch ein Twist, das Buch rettet sich jedoch nicht mehr wirklich. Schade.

Mein Fazit:
Eine Kopie des Erstlings, beim nächsten Mal hoffentlich wieder ein Original

Veröffentlicht am 29.03.2025

Er hat es wieder geschafft

Der letzte Mord am Ende der Welt
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Zum Inhalt:
Eine kleine Insel bietet die letzte Bastion gegen einen das Leben zerstörenden Nebel. Als jedoch die Wissenschaftlerin Niemi stirbt, werden die Abwehrmechanismen außer Kraft gesetzt und der ...

Zum Inhalt:
Eine kleine Insel bietet die letzte Bastion gegen einen das Leben zerstörenden Nebel. Als jedoch die Wissenschaftlerin Niemi stirbt, werden die Abwehrmechanismen außer Kraft gesetzt und der Nebel rückt näher. Nur wenn der Schuldige für den Tod gefunden wird, kann die Menschheit ihrem Ende entgehen, so lautet das Vermächtnis Niemis und die wissbegierige Emory versucht, diesen Schuldigen zu finden.

Mein Eindruck:
Stuart Turton ist und bleibt der Meister der Verblüffung. Zum wiederholten Male schafft er es, dass seine Leser einem Twist absolut fassungslos beiwohnen, um dann das, was sie bis zu dieser Stelle gelesen haben, hinterfragen zu müssen. Seine Mischung von Fantasy, Science-Fiction, Krimi und Roman sucht ihresgleichen und ist dazu mit wunderbaren Charakteren unterlegt. Ein Buch, welches wachhält, denn man möchte unbedingt wissen, ob und wie die Menschen überleben.

Mein Fazit:
Bravourös

Veröffentlicht am 29.03.2025

Täuschungen

Ein ungezähmtes Tier
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Zum Inhalt:
Bänker Arpad und Anwältin Sophie führen gemeinsam mit ihren beiden Kindern ein Bilderbuchleben in Genf. Ihre Nachbarn Greg und Karine (Polizist und Verkäuferin) finden das beneidenswert; insbesondere ...

Zum Inhalt:
Bänker Arpad und Anwältin Sophie führen gemeinsam mit ihren beiden Kindern ein Bilderbuchleben in Genf. Ihre Nachbarn Greg und Karine (Polizist und Verkäuferin) finden das beneidenswert; insbesondere Greg verstrickt sich in eine Obsession und beobachtet das Nachbarhaus als Stalker. Dabei findet er Überraschendes heraus.

Mein Eindruck:
Okay, es ist ein Dicker und fast hat man beim mit Lobeshymnen großzügigen Feuilleton das Gefühl, dass das allein reicht, um eine Geschichte in den Himmel zu heben. Technisch ist an dem Buch auch nichts auszusetzen: Es hat genügend Charaktere, um interessant zu sein, aber wenig genug, um diese auszuloten und ihnen Tiefe zu verleihen. Der Aufbau des Buches ist ebenfalls gelungen - die verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkel verleihen der Geschichte Spannung. Die mondäne Grundstimmung lässt das Publikum träumen und die Probleme der Charaktere führen dazu, dass man sich auf schäbige Weise sagen kann: Siehst Du, es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Aber die Geschichte zieht sich, es werden Nebenkriegsschauplätze aufgetan, die für den Fortgang unerheblich sind. Insbesondere bei der Charakterisierung von Greg beschleicht einen das Gefühl, dass Joel Dicker mit der Ordnungsmacht schlechte Erfahrungen gemacht hat. So mies wird dessen Verhalten geschildert, obwohl die Vergehen, Täuschungen und Schlichen der anderen nicht weniger verachtenswert sind, aber eher als lässliche Sünden durchgehen.
Das Ende ist dann zwar folgerichtig, jedoch enttäuschend. Denn dieses ist nach dem zähen Fluss auf einmal so, als ob ganz schnell alles - und zwar wirklich alles - zu einem Abschluss gebracht werden muss, der keine weiteren Konsequenzen und Fragen offenlässt.
Torben Kessler ist bei der ganzen Story ein verlässlicher Sprecher, welcher die einzelnen Charaktere gut herausarbeitet.

Mein Fazit:
Nicht der beste Dicker