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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Zwei ungleiche Freundinnen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ...

Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ganze Wahrheit über den geliebten Mann offenbart, fällt sie ins Bodenlose. Raffaela Cerullo, genannt Lila, die Neapel nie verlassen hat, ist eine erfolgreiche Unternehmerin geworden. Aber dieser Erfolg kommt sie teuer zu stehen.

„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der vierte Band der Bestsellerreihe von Elena Ferrante und bildet den Abschluss der neapolitanischen Saga.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Teilen ("Reife" und "Alter), die wiederum in mehrere kurze Kapitel untergliedert sind. Zudem gibt es einen Epilog. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Elena.

Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut. Er ist flüssig und angenehm zu lesen, allerdings nicht anspruchslos.

Auch inhaltlich konnte mich der vierte Teil überzeugen. Die Hauptprotagonisten sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Sie werden authentisch dargestellt.

Nach wie vor steht die Freundschaft von Lenù und Lila im Vordergrund. Aber auch Liebe, Tod und einige andere Themen mehr machen den vierten Teil der Saga zu einer interessanten Lektüre. Wie schon bei den vorangegangenen Bänden finde ich es super, dass man ganz nebenbei einiges über die Stadt Neapel und die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zeit lernt.

Die Handlung ist erneut stimmig und kann mit einigen unerwarteten Ereignissen und Wendungen überraschen. So wurde der Roman trotz der eher hohen Seitenzahl nicht langatmig, sondern blieb unterhaltsam.

Ein Pluspunkt ist die Übersicht über die Namen und Personen zu Beginn des Romans. Die kurze Zusammenfassung hilft dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Das Cover lehnt sich an den Look der Vorgängerbände an und gefällt mir wieder sehr gut. Positiv finde ich auch, dass man sich beim deutschen Titel wieder am italienischen Original orientiert hat.

Mein Fazit:
„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der gelungene Abschluss der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante. Ich kann nicht nur den finalen Band der Tetralogie, sondern sogar die gesamte Reihe wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein Schimpfwort auf zwei Beinen

Der Reisende
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Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis ...

Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis verschont geblieben. Das ändert sich abrupt: Nur weil er vorgewarnt wurde, entkommt Silbermann in Berlin in der Nacht der Pogrome knapp seiner Verhaftung. Es folgt eine Odyssee. Als Reisender mit einer Aktentasche voller Geld irrt er ziellos umher. Seine Hoffnung, illegal in die Grenze zum Ausland zu überqueren, erfüllt sich nicht. Stattdessen verbringt er seine Zeit in Zügen und an Bahnhöfen und bekommt so einiges mit.

Der Roman „Der Reisende“ wurde vom Autor Ulrich Alexander Boschwitz im ausländischen Exil auf dessen Flucht vor dem Naziregime ab dem Jahr 1938 verfasst und nun, fast 80 Jahre nach der Fertigstellung, erstmals in Deutschland veröffentlicht.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte in elf Kapiteln mit einer angenehmen Länge aus der Sicht von Otto Silbermann. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist klar und flüssig, aber zugleich anschaulich und eindringlich.

Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen. Mit Otto Silbermann steht ein interessanter Charakter im Vordergrund, der authentisch geschildert wird. Seine Gedanken- und Gefühlswelt werden in gelungener Weise wiedergegeben. Seine Entwicklung ist glaubhaft und steht stellvertretend für etliche ähnliche Schicksale in dieser Zeit.

Die Handlung ist ebenso stimmig und an mehreren Stellen spannend. Doch auch bei den eher ruhigeren Passagen kommt keine Langeweile auf.

Der Verlust aller Besitztümer und Rechte, die Heimatlosigkeit, die Ängste und die Verzweiflung sind zentrale Themen und werden in der Geschichte hervorragend herausgearbeitet. Das Buch regt dadurch zum Nachdenken an und konnte mich beim Lesen immer wieder berühren.

Ergänzt wird der Roman mit einer editorischen Notiz und dem Nachwort des Herausgebers. Sie liefern interessante Zusatzinformationen. Es war erschütternd zu lesen, wie es dem bis dato eher unbekannten Autor nach seiner eigenen Flucht aus Deutschland ergangen ist.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und drückt sehr gut die Stimmung und den Inhalt des Romans aus. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist ein bewegendes, lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das ich nicht nur Geschichtsfans ans Herz legen kann.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Einblicke in die männliche Seele

Die Herzen der Männer
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Nelson Doughty ist ein Außenseiter und eine Enttäuschung für seinen Vater. Der 13-Jährige hat scheinbar weder Freunde noch ein Selbstbewusstsein. Doch Clete Doughty irrt, was seinen Sohn angeht: Nelson ...

Nelson Doughty ist ein Außenseiter und eine Enttäuschung für seinen Vater. Der 13-Jährige hat scheinbar weder Freunde noch ein Selbstbewusstsein. Doch Clete Doughty irrt, was seinen Sohn angeht: Nelson ist nicht allein. In dem beliebten Jonathan, den er aus dem Pfadfinderlager in Wisconsin kennt, findet er einen Freund, der ihn vor dem Mobbing der anderen in Schutz nimmt. Doch warum freundet sich Jonathan überhaupt mit dem Einzelgänger an? Und stand er immer so rückhaltlos zu ihm? Das Leben verlangt Nelson, Jonathan und dessen Familie so einige Prüfungen ab, die die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe stellen.

„Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler ist ein generationenübergreifender Roman.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte im Präsens in 48 Kapiteln. Unterteilt ist der Roman außerdem in vier Teile: Der erste spielt im Sommer 1962 und zeigt die Perspektive Nelsons, der zweite betrifft den Sommer 1996 und legt den Fokus auf Jonathan und dessen Sohn Trevor, der dritte ist wiederum im Sommer 2019 angesiedelt und stellt Trevors Sohn in den Mittelpunkt. Der vierte Teil, der im Herbst 2019 spielt, ist relativ kurz. Normalerweise mag ich Romane mit mehreren Zeitebenen sehr gerne. In diesem Fall hatte ich etwas anders erwartet und ein Problem mit dem Aufbau des Buches, weil ich die Zeitsprünge als zu extrem empfunden habe. Auch die wechselnden Hauptpersonen haben mich gestört, weil es mir so schwerfiel, eine Nähe zu den Charakteren aufzubauen. Zwar gibt es verbindende Elemente, die nicht nur im ersten, sondern auch in den anderen Teilen immer wieder auftauchen wie Nelson und das Camp der Pfadfinder. Dennoch finde ich die Umsetzung insgesamt weniger gut gelungen.

Sprachlich konnte mich der Roman dagegen vollends überzeugen. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich, anschaulich und angenehm zu lesen, aber trotzdem nicht anspruchslos. Viele der Beschreibungen finde ich grandios.

Die Hauptprotagonisten sind reizvoll gewählt. Sie werden authentisch dargestellt. Besonders Nelson konnte mein Mitgefühl wecken und war für mich besonders interessant.

Ein weiteres Plus ist für mich die inhaltliche Vielschichtigkeit des Romans. Es geht um Freundschaft, Familie, Loyalität, Gewalt, Emanzipation und vieles mehr. Beleuchtet werden nicht nur die Herzen der Männer, sondern auch ihre Bedürfnisse, ihre Schwächen und ihre Geheimnisse – und das über mehrere Generationen hinweg. Dadurch ist es keine leichte Kost, konnte aber viele Gefühle vermitteln und mich zum Nachdenken animieren.

Obwohl es eher ein ruhiges Buch ist, bietet die Handlung einige Wendungen und Überraschungen. Trotz der eher hohen Seitenzahl ist der Roman nur an einigen Stellen etwas langatmig geraten und konnte mich im Großen und Ganzen gut unterhalten.

Das unaufgeregte Cover finde ich sehr geschmackvoll. Allerdings erweckt es fälschlicherweise den Eindruck, dass es hierbei nur um den 13-jährigen Nelson geht. Der stark am amerikanischen Original angelehnte Buchtitel ist äußerst treffend formuliert.

Mein Fazit:
Auch wenn der Roman anders ist als erwartet, ist „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler eine lesenswerte Lektüre, die auch für Frauen interessant ist.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Wie unleserliche Briefe doch noch ihre Empfänger finden

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
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Während andere das Wochenende sehnlichst herbeiwünschen, freut sich Matilda Keller jeden Tag auf ihre Arbeit. Die 27-Jährige liebt ihren Job im Amt für nicht zustellbare Post in Karlskirchen, wo sie als ...

Während andere das Wochenende sehnlichst herbeiwünschen, freut sich Matilda Keller jeden Tag auf ihre Arbeit. Die 27-Jährige liebt ihren Job im Amt für nicht zustellbare Post in Karlskirchen, wo sie als Sachbearbeiterin für die Buchstaben K bis M zuständig ist. Eines Tages landet ein sehr bewegender Liebesbrief aus dem Jahr 1966 per Zufall vor ihren Füßen, der seine Empfängerin Leni nie erreicht hat. Matilda stößt dabei auf eine traurige Liebesgeschichte, die lange Zeit zurückliegt. Sie ist fest entschlossen, mit der Hilfe ihres Nachbarn Knut die unbekannte Frau ausfindig zu machen. Das ist allerdings schwieriger als gedacht. Wird trotzdem noch ein Happy End gelingen?

„Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen“ von Anna Paulsen ist ein unterhaltsamer Liebesroman.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte im Präsens in 40 kurzen Kapiteln aus der Sicht von Matilda. Zudem gibt es einen Pro- und einen Epilog. Die Kapitelüberschriften sind jeweils kreativ und treffend. Den Aufbau des Romans empfinde ich als sehr gelungen.

Außerordentlich gut gefällt mir auch der lockere und einfühlsame Schreibstil, der nicht nur sehr angenehm und anschaulich ist, sondern den Leser auch wunderbar in die Gedanken der Hauptprotagonistin eintauchen lässt. Ich bin gut in die Geschichte reingekommen und habe gerne weitergelesen.

Mit Matilda steht ein interessanter, warmherziger Charakter im Vordergrund. Sie hebt sich auf erfrischende Weise von anderen Romanheldinnen ab, denn sie lebt in ihrer eigenen Welt und ist anders als gleichaltrige junge Frauen. Zwar ist sie ein wenig naiv und bisweilen etwas begriffsstutzig, dennoch wurde sie mir schnell sympathisch. Ihre Entwicklung wird authentisch dargestellt. Ein Pluspunkt sind für mich auch die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren.

Überzeugen konnte mich außerdem die Idee des Romans. Matildas Arbeit im Amt für nicht zustellbare Post bietet eine kreative und interessante Basis für die Handlung der Geschichte, die im Großen und Ganzen glaubwürdig und stimmig ist. Lediglich einige wenige (Logik-) Fehler sind mir beim Lesen aufgefallen, die ich jedoch nicht als gravierend ansehen würde und mein Lesevergnügen kaum geschmälert haben.

Inhaltlich ist der Roman sehr abwechslungsreich. Er konnte mich emotional berühren, zum Nachdenken bringen und zugleich prima unterhalten. Humorvolle und traurige Passagen wechseln sich ab. Auch spannende Elemente sind enthalten. Mehrere Wendungen und Überraschungen sorgen für Kurzweil.

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Auch der Titel passt gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
„Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen“ von Anna Paulsen ist eine gelungene Liebesgeschichte, die mit viel Romantik und Emotionen, aber auch mit Humor und Spannung aufwarten kann. Der Roman hat mir schöne Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Die Träume der Lucy Harte

Zehn Wünsche bis zum Horizont
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Maggie O’Hara fühlt sich miserabel. Nach kurzer Ehe hat ihr Mann Jeff sich von der 33-Jährigen getrennt – wegen einer jüngeren Frau. Ihr Leben fällt auseinander, sie flüchtet sich in den Alkohol. Die Firma ...

Maggie O’Hara fühlt sich miserabel. Nach kurzer Ehe hat ihr Mann Jeff sich von der 33-Jährigen getrennt – wegen einer jüngeren Frau. Ihr Leben fällt auseinander, sie flüchtet sich in den Alkohol. Die Firma drängt sie, eine mehrwöchige Auszeit zu nehmen. Doch dann kommt plötzlich ein Brief aus Schottland, der alles verändert. Er stammt vom Bruder der verstorbenen Lucy Harte, deren Herz seit 17 Jahren in Maggies Brust schlägt. Die Empfängerin des Spenderorgans macht sich daran, Lucys Träume zu erfüllen, und erhält dadurch ein zweites Geschenk von ihr.

„Zehn Wünsche bis zum Horizont“ von Emma Heatherington ist ein anrührender Roman zum Thema Organspende.

Meine Meinung:
Erzählt wird in 34 Kapiteln aus der Ich-Perspektive aus Sicht von Maggie. Darüber hinaus gibt es einen Pro- und einen Epilog. Der Roman ist im Präsens verfasst.

Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm. Der Roman lässt sich schnell lesen. Trotzdem hatte ich anfangs etwas Mühe, in die Geschichte zu finden. Sie konnte mich erst nach mehreren Kapiteln so richtig packen. Dann aber wollte ich das Buch nur noch ungerne zur Seite legen.

Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, die Erwartungen waren groß. Obwohl die Grundidee des Romans nicht gänzlich neu ist, haben mich die Themen Organspende und Bucket List sehr angesprochen. Positiv finde ich auch, dass andere wichtige Aspekte wie Liebe, Verlust und Mut in der Geschichte eine Rolle spielen. Einige Erkenntnisse über das Leben werden vermittelt. Dennoch hat mich der Roman leider nicht so stark berühren können wie gehofft.

Letzteres mag auch daran liegen, dass mir Hauptprotagonistin Maggie nicht von Anfang an sympathisch war und ich für ihr Verhalten zunächst wenig Verständnis hatte. Doch sie macht eine Entwicklung durch und kam mir so im Laufe der Geschichte näher.

Die Handlung habe ich als unterhaltsam empfunden. Allerdings kam sie mir stellenweise auch ein wenig unrealistisch vor. Punkten kann der Roman bei mir wiederum mit seinem gelungenen Ende.

Das Cover ist ausgesprochen hübsch und hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Der Titel passt gut zum Inhalt des Buches und gefällt mir ebenfalls gut, auch wenn er sich stark vom englischen Original („The Legacy of Lucy Harte“) unterscheidet.

Mein Fazit:
„Zehn Wünsche bis zum Horizont“ von Emma Heatherington ist ein kurzweiliger Roman über ein wichtiges Thema, der für unterhaltsame Lesestunden gesorgt hat.