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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2023

Ledig, weiblich, kinderlos

Die Kranichfrau
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Gar nicht so einfach, über dieses nichtfiktionale Werk aus einer persönlichen Perspektive, wie die Autorin es im Nachwort selbst nennt, zu schreiben. Kurzgeschichten, Erzählungen, Erinnerungen und Was ...

Gar nicht so einfach, über dieses nichtfiktionale Werk aus einer persönlichen Perspektive, wie die Autorin es im Nachwort selbst nennt, zu schreiben. Kurzgeschichten, Erzählungen, Erinnerungen und Was wäre (gewesen) wenn-Gedanken wechseln sich ab und diese Essays sind mal mehr, mal weniger interessant. Die Autorin holt hierbei weit aus, flechtet Episoden über Ereignisse hinein, die weit vor ihrer Geburt stattgefunden haben, springt in den Jahren aber auch immer wieder in die Gegenwart, knüpft an bereits angefangene Erzählungen an und vervollständigt diese. Sie seziert vergangene Liebschaften mit der Präzision eines Chirurgen, hinterfragt Vergangenes und reflektiert das eigene Verhalten, was nicht immer zu ihren Gunsten ausfällt. Zur Veranschaulichung werden gerne auch mal Filme oder Serien benutzt, deren Analyse sehr amüsant ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das erste Drittel grandios fand, ich fühlte mich sehr gut unterhalten und flog nur so durch das Buch. Leider wurde es danach zwischendurch etwas ermüdend, weil die Erzählung immer dem gleichen Schema folgte und irgendwann etwas festgefahren wirkte. Dies wäre dann wieder ein Buch, dem eine Kürzung gutgetan hätte. Hierbei ist aber zu beachten, dass Geschmäcker verschieden sind; was mir nicht gefällt, gefällt wahrscheinlich anderen umso mehr. Ein interessantes und bisweilen auch zum nachdenken anregendes Werk, das ich trotz mancher Längen gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Sperrig und eigen

Dschomba
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Im Jahre 1954 geschieht es, dass ein halbnackter Mann auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof zwischen den Gräbern tanzt. Der Gendarm und der Bestatter holen den Dechant (Dekan), damit dieser den Fremden zur ...

Im Jahre 1954 geschieht es, dass ein halbnackter Mann auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof zwischen den Gräbern tanzt. Der Gendarm und der Bestatter holen den Dechant (Dekan), damit dieser den Fremden zur Vernunft bringt. Es ist ein kalter Novembertag und Dragan Dzomba, wie der Eindringling heißt, wird am Ende des Tages mit dem Dechant mitgehen, der ihm im Pfarrhof ein Quartier gibt. Der Fremde bleibt fremd, was auch geschieht, obwohl er nun ein alter Mann ist, der viele Jahre später immer noch da ist und sogar regelmäßig im Gasthof am Stammtisch sitzt.

Dieses Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Sperrig und eigen die Sprache, seltsam unvollendet die Sätze, Worte und Ausdrücke wie aus einer anderen Zeit. Auch die österreichische Mundart hat es mir erschwert, der Geschichte zu folgen, die zwischen Personen und Dingen springt, zwischen Orten und Jahren. Es geht um Heimat, das Fremdsein und die Zugehörigkeit. Es geht um Freundschaft, Ausgrenzung, aber auch um die Nachkriegszeit. Wer Spannung erwartet, wird hier nicht bedient, mir fehlte ein wenig der rote Faden, der Grund für das Ganze und ein Sinn. Letztendlich war es für das Buch und mich kein Vergnügen, wahrscheinlich war es der falsche Zeitpunkt für die Art der Lektüre. Schade, aber vielleicht klappt es beim nächsten mal.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Familienzusammenführung

Frankie
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Der Großvater von Frank wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, achtzehn Jahre saß er ein, länger als der vierzehnjährige Frank auf der Welt ist. Eine eigentümliche Beziehung gehen Frank und sein Opa ...

Der Großvater von Frank wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, achtzehn Jahre saß er ein, länger als der vierzehnjährige Frank auf der Welt ist. Eine eigentümliche Beziehung gehen Frank und sein Opa ein, der Junge fühlt sich seltsam angezogen von dem alten Mann. Als sein Opa verschwinden will, geht Frank mit, weil er glaubt, dieser hat ein Ziel. Von der geladenen Pistole ahnt er da noch nichts.

„Wenn einer denkt, dass jetzt etwas Liebes folgt, dann täuscht er sich. Und zwar gewaltig.“ (Seite 33)

Der vierzehnjährige Frank, von seinem Opa Frankie - mit einem ä in der Mitte und y oder ie am Ende, wie dieser nicht müde wird zu betonen - genannt, was ihm sehr missfällt, fungiert als Ich-Erzähler in dieser Geschichte, die mich bedauerlicherweise bis zuletzt nicht erreicht hat. Ob es an dem Erzählstil, oder an der gewollt jugendlichen Ausdrucksweise liegt, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich ist es ein Mix aus beidem. Für mich war Frank nicht authentisch genug, er war mal kindlich und mal altklug, aber realistisch leider nie. Gleiches gilt für den Großvater, als Gangster inszeniert, aber von mir als Karikatur eines solchen empfunden; großmäulig, großspurig, aber dahinter nur heiße Luft. Auch der Sinn der Erzählung erschloss sich mir letztendlich nicht, keine Moral, kein Grund und ein Fazit sowieso nicht. So waren es für mich experimentelle Lesestunden, die Vorfreude größer als der Genuss. Aber letzteres ist doch immerhin auch etwas Schönes.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Suche nach Antworten

Misstrauen - Schatten der Vergangenheit
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Jane und Thomas leben mit ihrer kleinen Tochter Lily in Irland, die beiden sind Ärzte und in erster Linie wegen ihrem Kind aufs Land gezogen. Durch Zufall findet Jane heraus, dass Thomas nicht der ist, ...

Jane und Thomas leben mit ihrer kleinen Tochter Lily in Irland, die beiden sind Ärzte und in erster Linie wegen ihrem Kind aufs Land gezogen. Durch Zufall findet Jane heraus, dass Thomas nicht der ist, für den er sich ausgibt. Anscheinend wurde er vor Jahren des Mordes an seiner damaligen Freundin und deren Tochter beschuldigt, ist verschwunden und mit einem neuen Namen wieder aufgetaucht. Jane fängt an, eigene Ermittlungen anzustellen und bringt sich damit selbst in Lebensgefahr.

Der Anfang klang vielversprechend, das Buch konnte meine Erwartungen aber letztendlich leider nicht erfüllen. Lange Zeit plätscherte die Geschichte einfach nur vor sich hin, die Autorin verlor sich ein wenig in Nebensächlichkeiten, es gab einige Abzweigungen, die aber alle nach und nach versandeten. Es wurden genug Andeutungen gemacht, dass da etwas im Verborgenen liegt, aber bei mir kam dennoch nur wenig Spannung auf; es war eher nur die Neugier, die Auflösung zu erfahren, die mich bei der Stange hielt. Die Protagonistin hat mich durch ihre Handlungen nicht überzeugt, sie handelte unüberlegt und stellenweise etwas zu impulsiv für eine erwachsene Frau. Ich fand Ihre Vorgehensweise nicht immer logisch und durchführbar, sehr realistisch war dies bedauerlicherweise nicht. Alles in allem war dies eher ein Roman als ein Thriller für mich, dem ein wenig mehr Tempo gutgetan hätte.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Erinnern und Vergessen

Das Marterl
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Ich habe anfangs nur schwer ins Buch reingefunden, die ersten Kapitel waren sehr mühsam für mich. Das lag nicht am Schreibstil, sondern eher daran, dass ich eine andere Art der Erzählung erwartet habe. ...

Ich habe anfangs nur schwer ins Buch reingefunden, die ersten Kapitel waren sehr mühsam für mich. Das lag nicht am Schreibstil, sondern eher daran, dass ich eine andere Art der Erzählung erwartet habe. Erinnerungen des Autors als Kind wechseln sich ab mit der Gegenwart, die sich ebenfalls um die Vergangenheit dreht. Der Tod des Vaters vor über zehn Jahren bei einem Motorradunfall wirft seinen Schatten und die Verarbeitung braucht seine Zeit. Dies fand ich mal mehr, mal weniger interessant. Die Beschreibungen der Landschaft und überhaupt der Heimat des Autors, die dieser immer wieder mit geschichtlichen Episoden garnierte, konnten mich dabei ebenfalls kaum fesseln. Zu privat, zu einzigartig sind solche Erinnerungen, wo zum Beispiel ein bestimmtes Geschäft war oder ein Café, auch wenn mir die Begebenheiten oft vor den Augen standen, so eindringlich hat Johannes Laubmeier erzählt.

Sprachlich gefiel mir der Roman sehr, bemängeln möchte ich in diesem Zusammenhang jedoch die immer wieder eingestreuten englischen Worte, Sätze und Gedichte, die mich irritierten. Hier hätte ich mir eine Übersetzung gewünscht. Ich möchte bei der Lektüre nicht immer wieder überlegen und übersetzen müssen, um zu verstehen, was der Autor ausdrücken will, das sollte er mir bitte direkt sagen oder das Verstehen zumindest erleichtern.

Diese sehr persönliche Trauerbewältigung hat mich leider nicht erreicht, was ich selbst sehr schade finde. Vielleicht fehlt mir, die ich ohne Vater aufgewachsen und diesen nie persönlich kennengelernt habe, auch schlicht und ergreifend das Verständnis für diese emotionale Reise in die Vergangenheit und das Vorgehen des Autors bei der Verarbeitung seines Traumas. Die Gegenwart war mir zu ausschweifend, zu langatmig sowie schlicht und ergreifend nicht interessant genug. Die Rückblicke als Kind fand ich toll, oft rührend und unglaublich emotional. Leider reichen diese nicht aus, mein Gesamtbild zu verbessern. Dennoch danke ich dem Autor für diesen sehr persönlichen Einblick. Von mir gibt es zweieinhalb Sterne.

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