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Veröffentlicht am 13.12.2025

Den Himmel teilen

Himmel ohne Ende
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Die fünfzehnjährige Charlie wächst ohne Vater auf. Als ihre Mutter einen neuen Mann kennenlernt, kommt sie sich allein vor, scheint einsamer zu sein als jemals zuvor. Als Kornelius in ihr Leben tritt, ...

Die fünfzehnjährige Charlie wächst ohne Vater auf. Als ihre Mutter einen neuen Mann kennenlernt, kommt sie sich allein vor, scheint einsamer zu sein als jemals zuvor. Als Kornelius in ihr Leben tritt, ändert sich alles, der Himmel scheint weiter und Pommes, wie Kornelius genannt wird, hat einen großen Anteil daran, dass nun alles anders wird.

»Jetzt müsste ich die richtigen Worte finden, dachte ich, Worte, die bedeuteten, was ich wirklich meinte, was ich tief innen wirklich meinte. Aber es war, als hätte mein Mund noch nie etwas gesagt, als hätte ich meine Stimme noch nie gehört, als erinnerte ich mich aus meinem gesamten Leben an keinen einzigen Satz.« (Seite 123)

Wie war das noch, jung zu sein, ein Teenager mitten in der Pubertät mit seltsamen Gedanken, verstörenden Gefühlen und Angst vor der großen, weiten Welt? Charlie ist einsam, in ihr tobt ein Sturm, so gerne würde sie darüber sprechen, aber noch traut sie sich nicht. Erst als Kornelius unerwartet an ihre Schule kommt, ändert sich das. Kornelius, der groß und blond ist, furchtlos und dennoch voller Angst. Julia Engelmann hat perfekt eingefangen, wie es ist, wenn der Himmel schwarz ist, obwohl er schimmert blau.

»Ich musterte ihre winzigen Glupschaugen und fragte mich, ob sie es auch fühlten. Dass alles Traurige, Tragische, Lustige, Schöne, das sich vor ihren Augen abspielte, hinter einer Glasscheibe passierte.« (Seite 142)

Obwohl mich die Geschichte nicht sofort in ihren Bann zog, wie ich es erwartet hatte, kam ich nicht von diesem Buch los und irgendwann konnte ich gar nicht glauben, was geschah: Der Zauber brach sich seinen Bann und ich reiste mit Charlie, kämpfte mich durch ihren Alltag, fühlte ihren Schmerz. Ihre turbulente Gefühlswelt war meine, ich litt und ich weinte, ich schmunzelte und hoffte, durchlebte den Sommer, kam mit ihr in den Herbst, fror im Winter und schöpfte Hoffnung im Frühling. In poetischer Weise, mit Sätzen, die ich am liebsten alle unterstrichen hätte, hat Julia Engelmann eine Geschichte erzählt, die trifft, und zwar mitten ins Herz. Danke dafür!

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Veröffentlicht am 12.12.2025

Die Sehnsucht bleibt

Hello Baby
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»Die Frauen waren sehr solidarisch miteinander, weil sie alle eine Gemeinsamkeit hatten. Trotz ihrer unterschiedlichen Berufe, Persönlichkeiten und finanziellen Situationen - im Gruppenchat waren sie alle ...

»Die Frauen waren sehr solidarisch miteinander, weil sie alle eine Gemeinsamkeit hatten. Trotz ihrer unterschiedlichen Berufe, Persönlichkeiten und finanziellen Situationen - im Gruppenchat waren sie alle gleich, waren alle werdende Mütter, die sehnsüchtig auf ein Baby warteten. Werdende Mütter, die in der Klinik als Frauen fortgeschrittenen Alters eingeordnet wurden.«

In einer Kinderwunschklinik in Südkorea lernen sich sechs Frauen kennen, sie alle eint der bisher unerfüllte Wunsch nach einem Baby. Als die Älteste unter ihnen entgegen aller Wahrscheinlichkeit ein Baby bekommt, ist die Freude groß, es gibt aber auch ein bisschen Neid. Die Frauen ahnen nicht, welchen Weg die frischgebackene Mutter beschritten hat.

Dem Nachwort zufolge hat die Autorin eigene Erfahrungen im Buch verarbeitet, sie weiß also gut, worüber sie schreibt. Ihre Figuren wünschen sich alle ein Baby, die Gründe dafür sind vielfältig und jede Frau begründet dies ausführlich. Ich war erstaunt darüber, was diese Frauen bereit sind, dafür zu tun, um Mutter zu werden, und zwar um jeden Preis. Schmerzhafte Eingriffe werden vorgenommen, Rückschläge mental nicht verarbeitet und Fehlgeburten schnell hinter sich gelassen, denn die Uhr tickt gnadenlos. Es gibt einen kleinen Einblick in die südkoreanische Gesellschaft, der Druck von außen auf die Frauen ist groß, der Zuspruch seitens der Familie dafür leider klein. Da tut es gut, Gleichgesinnte zu finden, um nicht ganz allein zu sein.

Mir hat der Einblick in eine mir völlig unbekannte Welt gut gefallen, es gab einige emotionale Momente und ich konnte mich in die ein oder andere Person gut hineinversetzen, auch wenn ich nicht weiß, wie es ist, wenn die Sehnsucht nach einem Kind so groß ist und sich nicht erfüllt. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

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Veröffentlicht am 10.12.2025

in dubio pro reo

Angeklagt! Schuldig oder nicht?
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»Jeder der hier geschilderten Fälle zeigt auf verstörende Weise, wie fragil das Konzept von Wahrheit ist - und wie trügerisch unsere Vorstellung von Gerechtigkeit sein kann. Was als Fakt gilt, ist oft ...

»Jeder der hier geschilderten Fälle zeigt auf verstörende Weise, wie fragil das Konzept von Wahrheit ist - und wie trügerisch unsere Vorstellung von Gerechtigkeit sein kann. Was als Fakt gilt, ist oft nur das Ergebnis einer Kette von Zufällen, falschen Einschätzungen oder schlichtweg der lautesten Erzählung.« (Seite 215)

Im vorliegenden Buch haben der Strafverteidiger Dr. Alexander Stevens sowie Constantin Schreiber, der frühere Nachrichtensprecher der Tagesschau, der mittlerweile als Journalist und Autor tätig ist, insgesamt sieben spektakuläre Kriminalfälle versammelt und kommentiert. Obwohl ich als True Crime-Fan alle Fälle aus Presse und/oder einschlägigen Zeitschriften sowie anderen Medien kannte, empfand ich die Sammlung perfekt zusammengestellt und die ausführlichen Erklärungen hierzu äußerst interessant, um nicht zu sagen informativ und lehrreich. Den Zusatz auf dem Cover, der »spektakuläre Fälle zum Mitermitteln« verspricht, darf man hierbei nicht zu wörtlich nehmen, denn natürlich sind die Fälle insgesamt aufgeklärt, wenn auch nicht alle juristisch abgeschlossen sind. Und damit komme ich zum einzigen Kritikpunkt des ansonsten großartigen Sachbuches: die Fragen der Autoren empfand ich stellenweise zu suggestiv und zu aufdringlich, ich hätte mir gerne eine eigene Meinung gebildet, ohne alle Fragen vorgesetzt zu bekommen. Dies ist mein persönliches Empfinden, das überwiegend dem Umstand geschuldet ist, dass ich juristisch und auch hobbytechnisch vorbelastet bin. Für Fans von True Crime insgesamt ein kleiner Leckerbissen.

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Veröffentlicht am 06.12.2025

Mensch sein und bleiben

Noch einmal ...
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»Wir nehmen uns, was wir wollen, wann wir wollen. Sind Könige in unseren Schlössern, auf unseren einsamen Inseln, bewundert von Fremden (und sicher vor ihnen). Aber nicht vergessen: in einer Welt voller ...

»Wir nehmen uns, was wir wollen, wann wir wollen. Sind Könige in unseren Schlössern, auf unseren einsamen Inseln, bewundert von Fremden (und sicher vor ihnen). Aber nicht vergessen: in einer Welt voller Fremder kommen wir alle von irgendwoher.«

Der aus Belfast in Nordirland stammende Autor ist Designer, Illustrator, Maler und »Bilderbuchmacher«. Eigenen Worten zufolge wollte er die beiden kreativen Welten zusammenbringen, die ihm am Herzen liegen: visualisierte Geschichten für Kinder sowie beobachtende Kunst für Erwachsene. Dies ist ihm mit dem vorliegenden Bildband wunderbar gelungen. Wo kommen wir her, wo wollen wir hin und ist es nicht besser, dies gemeinsam zu tun? Dieser und einigen anderen Fragen widmet er sich in dem wunderschön illustrierten Buch, das sich auch zum Vorlesen für Kinder eignet meiner Meinung nach.

Der neugegründete Verlag DRESSLERillustro steht für sorgfältig kuratierte Geschenkbücher mit einzigartigen Bildern und Texten. Diese zeichnen sich für mich durch eine hohe Qualität aus und machen sich auch wunderbar als Blickfang im heimischen Bücherregal. Als ich das neue Programm gesehen habe, hätte ich am liebsten jedes der vorgestellten Bücher sofort gelesen, so großartig war es! Dieser Band eignet sich zum Lesen und Vorlesen, ist perfekt zum Verschenken, vor allem aber regt er an zum Nachdenken. Insbesondere das Nachwort hat mich tief beeindruckt.

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Veröffentlicht am 03.12.2025

Das Herz so schwer

Sanna und Lia
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»Sie stoßen sich an ihrer Unfähigkeit, alle Kinder zu retten, die Vorgänge zu stoppen, aus denen resultierend zu viele Kinder geboren werden, dort geboren werden, wo man sie nicht gebrauchen kann. Deshalb ...

»Sie stoßen sich an ihrer Unfähigkeit, alle Kinder zu retten, die Vorgänge zu stoppen, aus denen resultierend zu viele Kinder geboren werden, dort geboren werden, wo man sie nicht gebrauchen kann. Deshalb schweigen die Erzieher, Direktoren und Lehrer und schauen uns nicht oft in die Augen. Sie seufzen nur.« (Seite 42)

Sanna verbringt ihre Kindheit in einem lettischen Kinderheim, es sind die 1980er Jahre. Dort freundet sie sich mit Andrejs an, einem älteren Roma-Jungen, der jedoch eines Tages verschwunden ist. Sanna verliert kurz darauf den Halt und stürzt ab, der Alkohol wird zur Gefahr, als Andrejs plötzlich wieder in ihr Leben zurückkehrt. Erst mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Lia kehrt Normalität ein, bis das Schicksal erneut zuschlägt.

Der Mediathoughts Verlag hat mit dem vorliegenden Buch aus der Reihe Literatura Baltica, die Literatur aus Estland, Lettland und Litauen enthält, ein Werk herausgebracht, das für mich zu den Highlights dieses Jahr zählt. Der zweite Band, mit dem der Verlag eigenen Worten zufolge die Reise durch die baltische Literatur fortsetzt, überrascht mit einer schönen Sprache, Sätzen, die ins Herz treffen, sowie einer Geschichte, die sehr berührend ist und zum Nachdenken anregt. Es geht um Fragen nach der Herkunft und der Zugehörigkeit, um die Suche nach der eigenen Identität, aber auch darum, was Familie ist und wer dazu zählt. Können wir unserer Bestimmung entkommen und wenn ja, was macht das mit uns?

»Unsere Erzieherin Lelde schweigt, aber in ihren Augen sehe ich den Schmerz. Vielleicht sind ihre Augen Spiegel und das ist mein Schmerz. Wenn die Spiegel weinen könnten, würden sie den Schmerz vielleicht wegspülen, aber die Spiegel haben sich geschworen, dass sie nicht weinen werden und dass sie nie wieder hierher zurückkehren.« (Seite 51)

Dieses Buch zog mich in die Geschichte rein und ließ mich bis zur letzten Seite nicht mehr los. Ich habe Sanna und Lia begleitet, ihnen zur Seite gestanden, ihre Fehler gesehen, hab mit ihnen gelacht und geweint, habe mich über sie geärgert, aber auch manches mal mit ihnen gefreut. Tief berührt legte ich das Buch zur Seite und hatte das Gefühl, ein ganzes Leben hinter mir zu lassen, obwohl es doch gerade erst begonnen hat. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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