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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

spannendes Jugendbuch aber stellenweise auch sehr brutal

Pheromon 1: Pheromon
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"Pheromon - Sie riechen Dich" ist ein spannender aber teilweise schonungslos brutaler Thriller für eine jugendliche Zielgruppe und der Auftakt einer geplanten Trilogie.
Die Handlung spielt in zwei Zeitsträngen, ...

"Pheromon - Sie riechen Dich" ist ein spannender aber teilweise schonungslos brutaler Thriller für eine jugendliche Zielgruppe und der Auftakt einer geplanten Trilogie.
Die Handlung spielt in zwei Zeitsträngen, die sich kapitelweise abwechseln, die Überschriften zeigen jeweils an, in welcher Zeitschiene es gerade weiter geht.
In der Gegenwart, im Jahr 2018, steht der 17-jährige Jake im Mittelpunkt. Er ist ein ganz normaler Jugendlicher aus Vernon in Illinois, allerdings stellt er eines Tages fest, dass sich sein Geruchssinn radikal verändert hat. Er reagiert nicht nur deutlich empfindlicher auf Gerüche aller Art sondern kann plötzlich sogar die Gefühle anderer Menschen riechen, seine Brille braucht er ebenfalls nicht nicht mehr. Außerdem stellt er fest, dass einige Jugendliche in der Gegend sich neuerdings seltsam verhalten. Er bekommt den Verdacht, dass das mit einer neuen Schülerin und einem Jugendclub in der Stadt zusammen hängen könnte, versucht mehr heraus zu finden und gerät in ein gefährliches Abenteuer.
Der zweite Handlungsstrang spielt hundert Jahre später im New York des Jahres 2118.
Hier kommt der 68-jährige Medizintechniker Travis Jelen durch den zufälligen Kontakt mit einer Gruppe Jugendlicher einer Verschwörung auf die Spur, die das Leben der gesamten Menschheit bedroht.
Beide Handlungsstränge sind lebendig erzählt, wobei mir die Zeitschiene in der Zukunft besser gefallen hat, bei Jake und seinen Freunden erschienen mir die Gedanken und Dialoge und oft eher steif und nicht wirklich realistisch.
Die Idee hinter der Geschichte ist ungewöhnlich und interessant, manche Entwicklungen und Entdeckungen wirken etwas konstruiert, aber bei Science-Fiktion muss auch nicht alles logisch erklärbar sein und würde sicher den Rahmen sprengen, wenn man die Theorien weiter vertieft. Der Spannungsbogen ist durchweg hoch, im Verlauf wird der Bezug der Handlungsstränge zueinander immer deutlicher. Das Ende wirkt etwas surreal, bildet aber einen guten Abschluss und zugleich Übergang zu einer Fortsetzung der Reihe.
Der Verlag empfiehlt das Buch für Leser ab einem Alter von 14 Jahren, entsprechend bleibt das Buch bei technischen und wissenschaftlichen Hintergründen eher an der Oberfläche. Aufgrund einiger sehr brutaler Szenen wird das Buch nicht für jeden Leser dieses Alters die geeignete Wahl sein.

Veröffentlicht am 17.01.2018

ein komplexer und spannender neuer Band mit aktuellem Bezug

N.N., Band 10, Fjällbacka-Serie
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„Die Eishexe“ ist der 10.Krimi Camilla Läckbergs aus der Falck-Hedström-Reihe und steht seinen Vorgängern in Sachen Spannung nichts nach. Auch dieser Band enthält eine in sich abgeschlossene Geschichte, ...

„Die Eishexe“ ist der 10.Krimi Camilla Läckbergs aus der Falck-Hedström-Reihe und steht seinen Vorgängern in Sachen Spannung nichts nach. Auch dieser Band enthält eine in sich abgeschlossene Geschichte, da Camilla Läckberg jedoch ihren Hauptfiguren viel Raum für ihre persönliche Geschichte einräumt, wird man deren Charaktere deutlich besser verstehen, wenn man im Verlauf der Reihe ihre persönliche Entwicklung nachvollziehen kann.
Der Krimi vereinigt mehrere Handlungsstränge, unter anderem geht es um den 30 Jahre zurückliegenden Mord an einem kleinen Mädchen. Erica Falck recherchiert zu diesem Fall für ihr neues Buchprojekt, als eine der damals tatverdächtigen Teenagermädchen, Marie Wall, als inzwischen berühmt gewordene Schauspielerin für ihr aktuelles Filmprojekt nach Fjällbacka zurückkehrt. Als dann auch noch auf demselben Hof wie damals ein kleines Mädchen vermisst wird, weckt das unliebsame Erinnerungen aber auch eine große Hilfsbereitschaft unter der Bevölkerung Fjällbackas. Es schwelen andererseits jedoch auch Vorurteile und Misstrauen. Neben Helen, dem zweiten der verdächtigten Mädchen, geraten die in Fjälbacka untergebrachten Flüchtlinge ins Visier der Anwohner und spalten die Sympathien. Im Zusammenhang mit Rückblenden zu den Ermittlungen in dem alten Fall „Stella“ wird auch in der Gegenwart das Thema Mobbing und Diskriminierung unter Jugendlichen aufgegriffen. Eng verflochten sind diese Themen mit einer Legende aus dem 17.Jahrhundert, die in ganz eigener und der Zeit angepasster Sprache und Stil die Geschichte der sogenannten „Eishexe“ erzählt, auch dort spielen Misstrauen und Vorurteile eine große Rolle.
Obwohl das Buch sich um viele Protagonisten dreht und zwischen den Handlungssträngen springt, habe ich beim Lesen immer den Überblick behalten. Trotz des stolzen Umfangs von 750 Seiten und konkreter Ahnungen über den Tathergang ab etwa Mitte der Erzählung, habe ich den Spannungsbogen als durchgehend hoch empfunden und mochte das Buch kaum aus der Hand legen.
Man muss es mögen, dass die privaten Geschichten der Hauptfiguren eine vergleichsweise große Rolle spielen, da ich alle Bände der Reihe kenne, konnte ich ihre persönlichen Schicklsale mitverfolgen. Mir gefällt die Mischung des Buches, ich habe sie als ausgewogener empfunden als einige der Vorgänger, insbesondere das Thema der Flüchtlingssituation finde ich hier sensibel umgesetzt. Einen Stern Abzug gibt es für das Ende, das zwar in sich stimmig ist aber im Gegensatz zum übrigen Buch sehr knapp und kurz abgehandelt wurde.

Veröffentlicht am 04.01.2018

solider Krimi aber nicht mein Fall

Das Recht zu strafen
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„Das Recht zu strafen“ von Ingo Bott ist ein spannender und sprachlich gut geschriebener Krimi, der allerdings bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Er wird als Thriller eingeordnet, dafür ...

„Das Recht zu strafen“ von Ingo Bott ist ein spannender und sprachlich gut geschriebener Krimi, der allerdings bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Er wird als Thriller eingeordnet, dafür gibt es meiner Meinung nach aber zu viele Längen und ist die Auflösung zu früh vorhersehbar.
Hauptfiguren des Buchs sind die Berliner Staatsanwältin Anna Sanchez-Amann und der Strafverteidiger Max Faber. Den Klappentext habe ich als etwas irreführend empfunden, die Zusammenarbeit der beiden Juristen nimmt nur einen sehr kleinen Teil ein, und als Figur im Mittelpunkt sehe ich eher Anna Sanchez-Amann.
Ihr erster Fall als leitende Staatsanwältin ist brisant, der sogenannte „Philosophenmörder“ stellt sie und die Polizei vor einige Herausforderungen. Die Taten sind sorgfältig geplant, der Täter hinterlässt keine Spuren und scheint mit den Ermittlern eine Art Spiel zu spielen. Die Taten sind analog zu philosophischen Zitaten inszeniert und die Opfer entsprechend sorgfältig drapiert. Die lähmende Hitze, die zur Zeit der Morde über der Stadt liegt, setzt das Ermitteln zusätzlich zu und dämpft ihre Energie, so dass sie kaum Fortschritte zu verzeichnen haben.
In der ersten Hälfte des Buches überwiegen Wiederholungen und leere Worthülsen, die vielen Sprünge in den Handlungssträngen und Zeitschienen verwirren eher, als dass sie zum Spannungsaufbau beitragen. Die Idee hinter dem Buch und die Verknüpfung mit Philosophie ist interessant und gut umgesetzt.
Ich hatte mit dem Buch in erster Linie Probleme, weil ich mit den Hauptfiguren nicht warm werden konnte. Sowohl Anna Sanchez-Amann als auch Max Faber sind mir als Persönlichkeiten sehr unsympathisch und zu oberflächlich, so dass ich auch mit keinem von ihnen mitfühlen konnte, als sie in brenzliche Situationen geraten sind.

Veröffentlicht am 04.01.2018

spannend, atmosphärisch erzählt und überraschend anders als erwartet

Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
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Mit „Into the water“ hat Paula Hawkins meiner Meinung nach erneut einen spannenden und faszinierenden Roman verfasst. Auch wenn es hier um einen, oder auch mehrere Todesfälle geht, sehe ich in diesem Buch ...

Mit „Into the water“ hat Paula Hawkins meiner Meinung nach erneut einen spannenden und faszinierenden Roman verfasst. Auch wenn es hier um einen, oder auch mehrere Todesfälle geht, sehe ich in diesem Buch keinen Krimi sondern eher eine feinsinnige Gesellschaftsstudie über die Rolle der Frauen heute und in früheren Zeiten, aber auch über Freundschaft, Loyalität und Vertrauen.

Angesiedelt ist die Geschichte in der englischen Stadt Bedford, in der ein Großteil des Lebens sich rund um den Fluss abzuspielen scheint, der diesen Ort umrahmt. Dieser Fluss hat schon vielen Menschen das Leben gekostet, in früheren Zeiten unter anderem als Schauplatz für Hexenproben, aber auch als Ziel einiger Selbstmörder. Zuletzt ist im sogenannten „Drowning Pool“ Nel Abbott tot gefunden wurden, die seit ihrer Jugend von dem Fluss fasziniert war und an einem Buch über die Geschichten der Menschen gearbeitet hat, die in ihm ihr Leben lassen mussten.

Während Nels 15-jährige Tochter Lena von einem Selbstmord ihrer Mutter überzeugt ist, glaubt Nels Schwester Julia, dass diese auf gar keinen Fall gesprungen sein kann. Aber wie gut kennt Julia ihre Schwester noch nach all diesen Jahren? Seit einigen Vorfällen in ihrer Jugend lehnt Julia den Kontakt zu Nel ab und hat deren Nachrichten, in denen sie um Hilfe angefleht wird, ignoriert.

Der Roman spielt geschickt damit, dass Wahrheiten und Erinnerungen sich im Laufe der Zeit verändern können. Was ist wirklich passiert? Was glauben wir, dass passiert sein könnte? Was haben andere uns erzählt, dass unsere Erinnerung beeinflusst?

In wechselnden Perspektiven erzählen unterschiedliche Protagonisten aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit ihre Sichtweise der Ereignisse. Dabei geht es nicht nur um Nels Tod, sondern auch um frühere Todesfälle und ihre Beziehung dazu. Nel hat mit ihren Nachforschungen über die Historie des Drowning Pools einige alte Wunden aufgerissen und sich mit ihren Spekulationen im Ort nicht beliebt gemacht.

Im Hörbuch lassen drei verschiedene Sprecher die Figuren lebendig werden, jeder muss mehreren Personen seine Stimme leihen, was alle drei über Nuancierungen der Erzählweise wunderbar zu verdeutlichen wissen. Außerdem wird über die Kapitelüberschriften jeweils klar, wer gerade aus welcher Zeit erzählt, so dass man beim Hören nicht den Überblick verliert.

Die Schilderungen der unterschiedlichen Charaktere passen nicht immer zusammen, viele Andeutungen säen beim Lesen beziehungsweise Hören Zweifel an der Darstellung einiger Ereignisse und lassen über die tatsächlichen Abläufe und Hintergründe spekulieren. Einiges war vorhersehbar, andere Wendungen kamen überraschend, insgesamt hat mir das Hörbuch einige unterhaltsame Stunden beschert.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Zwei Männer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Mensch, Rüdiger!
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„Mensch, Rüdiger“ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres, Sven Stricker hat sich hier mit viel Feingefühl aber auch Witz dem sensiblen Thema Depressionen gewidmet.

Rüdiger ist Lehrer, Vater von zwei ...

„Mensch, Rüdiger“ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres, Sven Stricker hat sich hier mit viel Feingefühl aber auch Witz dem sensiblen Thema Depressionen gewidmet.

Rüdiger ist Lehrer, Vater von zwei Kindern und ansonsten eher unscheinbar. Als selbst sein 40.Geburtstag von niemandem beachtet wird, reicht es ihm, mitten im Unterricht verlässt er die Schule - einfach so.

Tom hat vor einigen Jahren mit einem Buch einen Bestseller gelandet, Glück hat es ihm nicht gebracht, in seinem Leben ist im Gegenteil so einiges schief gegangen, aufgrund seiner Schreibblockade bestreitet er nun mit einem Job an der Supermarktkasse seinen Lebensunterhalt. Auch er hat eines Tages genug, und so sitzen Rüdiger und Tom plötzlich nebeneinander auf der Lembachtalbrücke, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten.

Sie kommen ins Gespräch und zu dem Schluss, sich noch 5 Tage Aufschub zu geben um herauszufinden, ob sie ihren Leben vielleicht doch noch einen Sinn geben können. Ein paar folgenschwere Erlebnisse und Ereignisse stürzen in diesen Tagen Rüdiger und Tom in ein Wechselbad der Gefühle. Sie treffen in diesen Situationen immer wieder auf Menschen, denen das Schicksal auf unterschiedliche Weise über mitgespielt hat, und die ganz unterschiedliche Wege gefunden haben, damit umzugehen.

Eine Stärke des Buchs liegt für mich darin, dass es beides kann, witzig und ernst sein. Es gibt viele komische bis hin zu an Slapstick erinnernde Szenen und Dialoge voller Wortwitz, auf der anderen Seite aber auch tragische und nachdenklich stimmende Momente, ernste Dialoge über den Sinn und Ziele des Lebens, Szenen die zu Tränen rühren. Diese Gefühlsschwankungen passen zu der depressiven Grundstimmung der Hauptfiguren. Einiges ist sehr überspitzt dargestellt, aber gerade das lässt den Leser auf den realen Kern der Dinge schauen. Mit viel Liebe zum Detail schildert Sven Stricker die kleinen Widrigkeiten des Alltags, blickt seinen Figuren in die Seele, lässt sie mal stark sein, mal schwach.

Das Buch spiegelt glaubhaft die Facetten dieser Krankheit, dieses Gemütszustands wieder und gibt einen kleinen Anstoss, nicht aufzugeben sondern an dem möglicherweise dünn gewordenen Faden des Lebens festzuhalten und den Mut aufzubringen zu Veränderungen.