Freundlichkeit, Lebensweisheiten und eine gute Portion Spiritualität
Kleine Wunder in der MitternachtskonditoreiIch habe bereits einige vergleichbare Bücher aus Japan gelesen und erkenne bei diesem koreanischen Roman viele Elemente wieder. Bei dieser Art Literatur geht es weniger um vielschichtige, tiefgründige ...
Ich habe bereits einige vergleichbare Bücher aus Japan gelesen und erkenne bei diesem koreanischen Roman viele Elemente wieder. Bei dieser Art Literatur geht es weniger um vielschichtige, tiefgründige Protagonist:innen und vielmehr um Weisheiten für das eigene Leben, die selbst interpretiert werden können. Das hat immer etwas Philosophisches, in diesem Fall spielt auch Spiritualität eine größere Rolle. Das muss mensch sich vorher schon bewusst machen, um nicht mit den falschen Erwartungen in die Lektüre zu starten.
Ab und zu finde ich solche Romane wirklich sehr nett. „Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei“ ist meiner Meinung nach eines der besseren Werke dieser speziellen Sparte. Zum einen finde ich es originell, die Geschichten der Verstorbenen ausgehend von einem Gebäck kennenzulernen und damit auch gleich einen Exkurs in die koreanische Küche zu haben. Außerdem mochte ich den Ansatz der Autorin, verschiedenen Formen von Liebe Raum zu geben. Diese lässt sich eben nicht nur in romantischen Beziehungen finden, sondern auch zwischen Geschwistern oder Freund:innen. Nach dem Verlust eines gebliebten Menschen tut es immer gleich weh - ganz egal, um welche Beziehung es sich nun genau gehandelt hat.
Gut zu wissen ist sicherlich auch, dass wir hier vielmehr eine Sammlung in sich abgeschlossener Lebensgeschichten haben, die über das Setting und die Protagonistin Yeonhwa sacht miteinander verbunden sind. Ich fand das sehr in Ordnung, aber es lässt sich darüber natürlich auch keine tiefe Verbundenheit zu den Figuren herstellen. Die Kapitel sind kurzweilig und da wir alle wissen, dass es auf eine noch zu identifizierende Art nicht gut ausgeht, entsteht eine angenehme, nicht angespannte Spannung beim Lesen. Ein wiederkehrendes Problem ist auf jeden Fall mangelnde Kommunikation.
Buddhismus und damit Spiritualität spielen schon eine wirklich große Rolle und ich bin davon ehrlicherweise gar kein großer Fan. Irgendwie war es hier aber sympathisch umgesetzt und ich kann es als einen Teil der Lebensrealität vieler Menschen so hinnehmen. Yeonhwa bleibt beim Lesen wie erwartet eher distanziert - das mag auch einfach an kulturellen Unterschieden liegen. Am Ende bekommen wir aber immerhin einen genaueren Einblick in ihr Schicksal, das hat mir gut gefallen, wenn es auch alles etwas arg schnell ging. Ein paar mehr Seiten und ein wenig mehr Tiefe hätten hier nicht geschadet.
Enttäuscht war ich von der Rolle der Katze - hier habe ich mir einfach mehr erhofft. Und so komplett rund war die Erzählung für mich am Ende auch nicht, obwohl die Autorin überraschend viele Stränge noch zusammengeführt hat.
Alles in allem ein wirklich kurzweiliger und netter Read, aus dem sich sicherlich einige Menschen etwas mitnehmen können. Gerade für Trauernde kann das Buch vielleicht auch eine heilsame Erfahrung sein. Literarisch ist es nun wahrlich kein Meisterinnenwerk, aber das muss ja auch nicht immer der Fall sein. Mit meinen aus Erfahrung stammenden angepassten Erwartungen habe ich das Buch recht gern gelesen.